Dienstag, 31. Januar 2023

Rhys Bowen: Tödliche Melodie (Rezension)

Ein freudiges Ereignis, mysteriöse Botschaften und ein grausames Spiel …
Der neunte Fall von Constable Evans vor der idyllischen Kulisse Wales
Nur noch zwei Wochen, dann darf Evan seine Bronwen endlich heiraten. Doch die einst so unkomplizierte Beziehung steht vor einer schweren Probe und das angespannte Verhältnis zwischen Evans Mutter und seiner Verlobten macht die Sache nicht besser. Dann trifft Evan auch noch auf einen Wanderer, der berichtet, seine Freundin auf der Wandertour verloren zu haben. Sofort wird ein Trupp zusammengestellt und die Suche nach dem Mädchen aufgenommen – leider ergebnislos. Als Evan mysteriöse Botschaften erreichen, deren Lösung ihn zu dem Mädchen führen soll, nimmt der Fall eine neue Wendung an, die Evan und seiner Verlobten zum Verhängnis werden könnte …

Tödliche Melodie ähnelt ein bisschen an Cottage mit Mord, dem achten Evan Evans-Fall ist aber angenehm anders. Auch wenn man anhand des Klappentextes und der bevorstehenden Hochzeit eher einen gewissen Kitschfaktor denken muss, aber davon ist der Roman weit entfernt. Llanfairs Bewohner spielen nach wie vor nur eine geringe Bedeutung und wirken mehr wie Stichwortgeber in den kurzen Momenten ihres Auftauchens. Auf der anderen Seite geht Evan allen Hochzeitsvorbereitungen aus dem Weg, so dass auch der Leser davon verschont bleibt. Wovon man auch gerne verschont geblieben wäre, sind die zahlreichen Grammatikfehler bei der Übersetzung. Das liest sich manchmal schon sehr seltsam. Und dabei gehöre ich zu denjenigen, die über so etwas hinwegsehen können ... wenn es nicht zu viele Fehler sind, so dass es auffällt.
Das ist schade, denn eigentlich wird ein interessanter Fall geboten, der sich mit der Entwicklung Zeit lässt, aber trotzdem spannend wird. Viel will ich nicht verraten, aber es bleibt, trotz der Toten, die ein Krimi manchmal mit sich bringt, angenehm unblutig und erstaunlich actionarm, obwohl man nicht sagen kann, dass es nicht Spannend wird. Vor allem als ... (das behalte ich für mich).
Es hätte ein gutes Buch aus der Reihe sein können, und vermutlich ist es das auch, wenn man sich das Original zu Gemüte führt. Auch wenn Llanfair eine geringe Rolle spielt, bietet auch Tödliche Melodie das, was man von anderen Evan Evans Büchern kennt: Walisisches Lokalkolorit, schrullige Charaktere, vorhersehbare Situationen aber auch die eine oder andere Überraschung.
Sieht man über die Fehler hinweg und lässt sich auf den flüssiger Stil ein, wird man gut unterhalten.
Und vielleicht ist auch die Lösung der verschwundenen Wanderin enttäuschend.

Donnerstag, 26. Januar 2023

Akiz: Die Königin der Frösche (Rezension)

Das Tier im Mensch und der Mensch im Tier
Das beliebteste Märchen neu erzählt – rauschhaft und bildgewaltig
Die junge Herzogstochter Ragna soll mit dem Jagdfürsten Waidhofenstein vermählt werden. Doch anstatt sich ihm und dem affektierten Gehabe am Hof unterzuordnen, entfesselt der Kuss mit einer Kröte eine Verwandlung, deren Wucht der gesamte Hofstaat kaum in den Griff zu bekommen scheint.
Akiz' Roman führt in die dunkelsten Tiefen der deutschen Wälder. Wuchtig, wahrhaftig und zärtlich zugleich erzählt er vom Fluch und Segen, ein Mensch zu sein – und von der Liebe zwischen zweien, die kompromisslos um die eigene Freiheit ringen.

Akiz, geboren 1969, lebt als Regisseur, Künstler und Drehbuchautor in Berlin. Bekannt wurde er durch Filme wie Der Nachtmahr und Das wilde Leben. Sein Debütroman Der Hund (hanserblau 2020) stand mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde mit dem Silberschwein-Preis der lit.Cologne ausgezeichnet. Irgendwie ist mir der Autor bisher entgangen, aber trotz preisgekrönter Bücher wundert mich das nach der Lektüre DIE KÖNIGIN DER FRÖSCHE nicht mehr.
Froschkönig ist ja eigentlich ein sehr unterhaltsames (und natürlich brutales) Märchen (von wegen KÜSS den Frosch!), das mir eigentlich sehr gefällt. Und auch der Klappentext von DIE KÖNIGIN DER FRÖSCHE klingt nach Unterhaltung und einer witzigen Umsetzung des Märchens.
Aber mit Märchenadaptionen ist das so eine Sache. ich würde sie gerne mögen und manchmal ist auch eine gute dabei nur ... die meisten treffen meinen Geschmack einfach nicht. Und das ist auch bei DIE KÖNIGIN DER FRÖSCHE.
Die Geschichte wird aus der Sichtweise drei verschiedener Personen erzählt und verleiht der Handlung durchaus Tiefe und verschiedene Blickwinkel. Aber mir gelang es nicht Zugang zur Geschichte zu bekommen. Es las sich ganz nett, aber nicht so, dass ich mich unterhalten fühlte. Und auch den erhofften Humor habe ich vermisst.
Die Idee hinter der Geschichte gefällt mir, mit der Umsetzung aber konnte ich nichts anfangen. Am Anfang musste ich mich erst auf die unterschiedliche Sichtweise der Protagonisten einlassen, und es war schwer zu erkennen, wer wann was sagte, wenn man die Zusammenhänge nicht erkannte. Aber auch nachdem ich die Personen zuordnen konnte ... diese Neuinterpretation des Märchens ist nicht nach meinem Geschmack, zu wenig Gefühl, zu viel verschwendetes Potential. 

Mittwoch, 25. Januar 2023

Fredrik P. Winter: Moosgrab

Suchtrupps durchkämmen die Wälder am Fuße des gigantischen Wasserfalls von Trollhättan nach der kleinen Mira. Plötzlich blitzt ihre rote Jacke durch die Bäume. Doch statt Mira finden sie eine fast verrottete Kinderleiche, eingehüllt in das Kleidungsstück.
Fünfundzwanzig Jahre zuvor ist an dieser Stelle schon mal ein Kind verschwunden. Die zwölfjährige Anna sei in den Fluss gestürzt und ertrunken, so berichteten ihre Schulfreunde. Nun erweist sich diese Aussage als Lüge. Und aus den Kindern von damals sind Verdächtige geworden, die sich immer unerbittlicher gegenseitig die Schuld zuschieben.

MOOSGRAB - Ein interessantes, gut erzähltes Buch ... nur ... kein Thriller, jedenfalls nicht aus meiner Sicht, dazu war mir die Geschichte dann doch zu spannungsarm und vorhersehbar.
Das Buch ist in mehrere Abschnitte eingeteilt, die Tage die seit Miras Verschwinden vergangen sind. Diese sind in kurze (teilweise zu kurze) Kapitel eingeteilt, die aus der Sicht der vier Protagonisten erzählt werden. Allerdings wirkt (durch die kurzen Kapitel) die Erzählweise sehr hektisch und das, ohne wirklich Spannung aufzubauen. Und zudem sind sie so geschrieben, dass schnell ersichtlich wird, wer hinter der Entführung steckt. Die Protagonisten selbst haben alle ihre Fehler und wirken auf der einen Seite durchaus authentisch, allerdings hätte sich der Autor auch mehr Zeit mit der Charakterentwicklung lassen können, und auch auf die eine oder andere Szene zugunsten einer anderen verzichten können. Vor allem Eriks Vergangenheit spielt in der Gegenwart eine zu große Bedeutung, ohne dass mir der Mehrgewinn zur Story oder dem Charakter geläufig war.
Die Ereignisse der Vergangenheit bleiben nebulös und waren wenig greifbar, zumal sich die Geschichte irgendwie im Kreis drehte ohne dass ein Vorankommen bemerkt wurde. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell ... Ende der Geschichte.
Kurzweilig ist der Roman, und in Ansätzen auch interessant, aber durch die Erzählweise geht viel verloren, vor allem Spannung, da helfen auch einige überraschende Szenen nicht weiter. Längere Kapitel mit einer größeren Fokussierung auf die Protagonisten wäre wünschenswert gewesen, auch wären Rückblenden hilfreich gewesen, die zum Verständnis mancher Handlungsweisen beigetragen hätten.
MOOSGRAB nennt sich Thriller, ist aber keiner, vielleicht ein Krimi, aber aus Skandinavien kennt man Besseres. Fredrik P. Winter wurde in Trollhättan geboren und kennt zumindest seinen Schauplatz (auch wenn ich nicht den Eindruck habe, dass sich MOOSGRAB durch besonderes Lokalkolorit auszeichnet. 

Dienstag, 24. Januar 2023

Richard Adams: Maia (Rezension)

Bekannt wurde Richard Adams wohl durch seinen Klassiker UNTEN AM FLUSS (WATERSHIP DOWN), der als Film und TV-Serie ebenfalls gut in Erinnerung blieb. Aber Adams hat einiges mehr geschrieben und ich habe ihn als Jugendlicher wirklich gerne gelesen, wobei WATERSHIP DOWN nie zu meinen Favoriten zählte. Vielleicht wäre das heute anders, denn mein damaliges Lieblingsbuch DAS MÄDCHEN AUF DER SCHAUKEL entpuppte sich beim erneuten Lesen, Jahrzehnte später als Enttäuschung. Ein anderes Buch, das ich gerne gelesen habe war MAIA, auch wenn es dabei um ein über 1000seitiges Machwerk handelt. Aber ... ich habe es früher gerne gelesen und war gespannt, wie ich es heute empfinden würde. Und auch wenn die Gefühle von damals andere waren, so hatte ich doch auch Jahrzehnte später immer noch Spaß das Buch zu lesen, auch wenn ich mich dabei immer wieder fragte, ob man heutzutage ein Buch dieser Art noch schreiben könnte.

Montag, 23. Januar 2023

Fred Ink: Kriechzeug (Rezension)

Leichen werden auf dem Friedhof von Arkham geraubt. Beängstigende Geräusche begleiten diese Beutezüge und in den nächtlichen Schatten huschen geduckte Schemen umher.
Privatschnüffler Walter Dekker nimmt die Ermittlungen auf und entdeckt rätselhafte Tunnel, die sich unter den geöffneten Gräbern erstrecken. Wer oder was hat die Ruhe der Toten gestört und die Leichen zu sich geholt? Als Dekker einem apokalyptischen Kult auf die Spur kommt, eskaliert die Lage. Eine gewaltige Bedrohung sucht die Stadt heim, in den Tiefen des Alls beginnt sich etwas Unaussprechliches zu regen.
Während Dekker und seine Gefährten den Kult zu stoppen versuchen, brechen blutige Stunden über sie herein, die ihnen alles abverlangen und Arkham für immer verändern werden.

Teil zwei der Akte Arkham ... und eigentlich sehr vielversprechend. Ich kenne den Vorgänger nicht, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich ihn kennen müsste. Die actionreiche Geschichte konnte ich lesen, ohne mir mehr Gedanken über das zu machen was im Vorgänger passierte, zumal ich anhand von Fußnoten gut vorbereitet und informiert wurde.

Sonntag, 22. Januar 2023

Veronika Stöhr: Der letzte Bote (Rezension)

Auf der Suche nach seinem verschwundenen Bruder entdeckt Journalist Noah eine verschlüsselte Nachricht, deren Bedeutung er nicht versteht. Mithilfe von Übersetzerin Catalina geht er dem Ursprung der Botschaft nach und entziffert sie Schritt für Schritt. Dabei stößt er nicht nur auf eine Taschenuhr, deren Besitzer immer wieder auf unerklärliche Weise gestorben sind, sondern erkennt auch, dass er und Catalina nicht die Einzigen sind, die danach suchen. Als sie endlich erfahren, was mit Noahs Bruder geschehen ist, hat der Wettlauf gegen die Zeit bereits begonnen …
DER LETZTE BOTE ist ein sehr seltsamer Thriller, der viel verspricht und einiges bietet, am Ende dann aber doch enttäuscht, da die größte aller Frage zu keinem wirklichen Abschluss kommt: WARUM? WAS SOLL DAS GANZE? Dabei klingt der Klappentext nach einer Geschichte, die mich interessieren könnte. Und tatsächlich gelingt es der Autorin auch mich sofort in ihren Bann zu ziehen. Es ist auf eine gewisse Art unterhaltsam wie Personen eingeführt werden und wie sich das Zusammenspiel entwickelt. Zwei Parteien sind auf der Suche nach einer geheimnisvollen Uhr und dabei wird auch vor Leichen nicht zurück geschreckt. Eine Schatzsuche moderner Art in einer Weltstadt, die ihre eigenen Geheimnisse hat (auch wenn diese der Fantasie von Veronika Stöhr entspringen).
Ben und Catalina sind sympathische Protagonisten und auch einige der Nebendarsteller werden gut und glaubwürdig skizziert. Auch die Antagonisten sind authentisch und auch wenn es so aussieht als wären sie den Helden immer einen Schritt voraus zeigt sich immer wieder, dass sie auch nur fehlbare Menschen sind.
Diesen Aspekt des Romans hat mir gefallen, ich mochte diese Schatzsuche sehr. Nur gegen Ende geht der Geschichte die Luft raus und es wird eher banal und teilweise auch nicht mehr nachvollziehbar. SO war das Ende etwas unbefriedigend, da hätte ich durchaus etwas Spektakuläreres erwartet.
DER LETZTE BOTE bietet viel ungenutztes Potential und interessante Charaktere und Schauplätze, aber ... am Ende ist der streckenweise spannende Thriller nicht überzeugend.

Samstag, 21. Januar 2023

Camilla Läckberg: Der Prediger von Fjällbacka (Rezension)

Mitten in der Urlaubssaison wird im mondänen Badeort Fjällbacka eine deutsche Urlauberin tot aufgefunden. In ihrer Nähe tauchen die Skelette zweier vor Jahrzehnten verschwundener Frauen auf. Zum Entsetzen der Tourismusindustrie wird kurz darauf eine weitere Frau entführt. In ihrem zweiten Fall kämpfen Erica Falck und Patrik Hedström mit sommerlicher Hitze und religiösem Fanatismus. Die hochschwangere Schriftstellerin und der Kommissar, mit dem sie inzwischen zusammenlebt, ermitteln unter Hochdruck. In ihr Visier rückt schon bald die zerrüttete Familie des freikirchlichen Predigers Ephraim Hult, dessen Söhne Johannes und Gabriel in der Vergangenheit blutige Schuld auf sich geladen haben. Es ist nicht der Gott der Versöhnung, dem die Hults dienen. Es ist der Gott der Rache.
Der Prediger von Fjällbacka ist der zweite Fall den Ericka Falck und Patrick Hedström lösen müssen, wobei ... Erickas Rolle ist in diesem Buch eher gering, da sie mit ihrer Schwangerschaft zu kämpfen hat und so mehr im Hintergrund bleibt. Die eigentliche Ermittlungsarbeit bleibt tatsächlich der Polizei überlassen. Irgendwie schade, dass Ericka hier nur eine Randfigur spielt. Aber ... nach wie vor habe ich ein Ericka/Patrick-Gespann wie aus der Fernsehserie vor Augen und das sehe ich in den Büchern leider nicht. Oft werden Verfilmungen den Vorlagen ja nicht gerecht, aber es gibt Ausnahmen, bei denen diese besser als die Romane sind. Bei den Fjällbacka-Romanen/Filmen ist das der Fall.

Donnerstag, 19. Januar 2023

Nica Stevens/Andreas Suchanek: Rachejagd 2 - Verraten (Rezension)

Das Grauen ist noch lange nicht vorbei ...
Anna und Nick haben gerade erst verarbeitet, dass sie beinahe einem perfiden Mörder zum Opfer gefallen wären, und wollen eigentlich ihre wiedergefundene Zweisamkeit genießen. Da treffen sie bei einer Hochzeit auf ihren alten Freund Roger Beckett. Er bittet sie um Hilfe bei der Aufklärung eines mysteriösen Todesfalls. In dem Forschungslabor, in dem Roger arbeitet, ist ein Kollege ums Leben gekommen. Eigentlich unmöglich bei den strengen Sicherheitskontrollen. Als Roger in seinem Haus attackiert wird, forschen Anna und Nick nach und machen eine unfassbare Entdeckung: Der Unbekannte, der ihr Leben in Chicago zur Hölle gemacht hat, treibt weiterhin ein böses Spiel mit ihnen. Sein Racheplan ist noch umfassender und grausamer als geahnt. Ein tödliches Rennen gegen die Zeit beginnt.

VERRATEN, der zweite Teil der Rachejagd-Trilogie von Stevens/Suchanek ist vergleichbar mit dem ersten Teil, fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd, Adrenalin pur und schwer, das Buch beiseite zu legen. Leider lässt es sich auch schnell lesen, oder sollte ich sagen verschlingen ... Irgendwie schade, da hatte ich vom Hörbuch von Gequält irgendwie mehr, auch wenn das jetzt anders klingt, als es klingen soll. Denn auch selbst gelesen ist RACHEJAGD ein Vergnügen. Die Protagonisten sind sympathisch und glaubwürdig, aber auch die Nebencharaktere wirken auf mich authentisch und sehr lebendig (vielleicht auch ein Grund warum das Ende so hassenswert ist ... mehr verrate ich nicht).
VERRATEN ist actionreich, abwechslungsreich und auch wenn es ein bisschen an der Realität vorbei schrammt, so ist das Lesevergnügen und der Nervenkitzel beachtlich. Und am Ende ... wartet man auf die Fortsetzung, denn so spannend VERRATEN auch war ... der Drahtzieher bleibt immer noch im Dunklen.
In letzter Zeit habe ich einige Thriller gelesen, die den Namen nicht verdienen, aber bei RACHEJAGD ist das definitiv nicht der Fall. Die beiden Autoren verstehen ihr Handwerk und wissen wie sie ihre Leser bei der Stange halten können. 
Und wie der Titel es verrät: RACHEJAGD ist eine Art Katz und Maus-Spiel ... nicht ganz realistisch, aber ... das muss nicht immer sein, denn ... der hohe Unterhaltungswert macht das wett ... (auch wenn ich mir gerne ein anderes Ende gewünscht hätte, das war dann doch etwas unerwartet und ...)

Mittwoch, 18. Januar 2023

Antonia Richter: Ich sehe was du tust (Rezension)

Hazel Karelius ist seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr dieselbe. Albträume und Migräneattacken quälen sie, und sie fühlt sich dem ständigen Neid und Konkurrenzdruck in ihrem Traumjob schutzlos ausgeliefert. Plötzlich werden ihr bei der Arbeit bedrohliche Botschaften zugespielt, die immer schrecklicher werden. Jeder in ihrem Umfeld beginnt, sich verdächtig zu verhalten und Hazel bekommt es langsam mit der Angst zu tun. Wem kann sie jetzt noch trauen? Die Situation spitzt sich zu, als Hazel erkennt, dass jemand während ihrer Abwesenheit immer wieder in ihre privatesten Räumlichkeiten eingedrungen ist. Dieser Jemand hat grausame Geschenke für Hazel deponiert und wartet nur auf sie …
Manchmal verspricht ein Werbetext mehr als das Produkt leistet... das kennt man ja zu genüge und ist nichts, was nicht auch für die Buchbranche gelten würde.
Ein düster-beklemmender Psychothriller mit Gänsehautgarantie ... nun ja, das ist ICH SEHE WAS DU TUST nicht. Antonia Richter schafft es zwar auf sehr subtile Weise eine beklemmende Stimmung aufzubauen, aber ... mehr nicht. Jedenfalls hatte ich während des ganzen Romans keinerlei Gänsehautfeeling. Anfangs war ich angespannt, weil ich darauf wartete, dass etwas Aufregendes passiert, und zumindest dieses Gefühl blieb fast bis zum Schluss. Was allerdings auch bedeutet: Es passiert nichts. Es bleibt subtil beklemmend, hin und wieder gibt es kleine Hinweise darauf, dass es einen Stalker gibt, aber Hazel geht diesen nicht nach und selbst dem offensichtlichen Verdächtigen bleibt sie freundlich gegenüber. So ganz konnte ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen. Auch die anderen Charaktere (mit Ausnahme vielleicht von Elliot) bleiben eher blass und farblos, oder wirken (wie in Pias Fall) stark übertrieben und dadurch nicht sehr glaubwürdig, bzw. authentisch.
Interessant fand ich die Stimmung und die Einblicke im Theaterleben, das war zumindest soweit "spannend", dass ich das Buch nicht gleich zur Seite gelegt habe. Aber wirklich spannend wurde es nicht, und das Ende, wenn sich dann der Stalker offenbart war für mich nicht nachvollziehbar. Ich will nicht viel verraten, aber zum einen hätte ich mit diesem "Verdächtigen" nie gerechnet, zum andern war die "Präsentation" dann doch etwas an den Haaren herbeigezogen, wie das Ende des Romans an sich.
ICH SEHE WAS DU TUST war für mich von der ersten Seite bis zum Schluss kein Thriller. Aber ich wüsste auch nicht, als was ich ihn sonst bezeichnen würde (es sei denn ich würde einige weniger nette Worte benutzen, die jedoch kein Genre der Literatur betreffen ...). Muss man nicht lesen.

Dienstag, 17. Januar 2023

Ophelia Coith: Die falsche Magierin (Rezension)

Die 15-jährige Ara würde alles tun, um ihren kleinen Bruder Nuel zu beschützen. Er ist eines der verhassten Wechselbälger, die von Menschen gnadenlos verfolgt und getötet werden. Sie muss ihn unter Deck eines Piratenschiffs verstecken, während sie sich selbst als Schiffsjunge ausgibt, um in der von Magiern beherrschten Stadt Blessam Zuflucht zu finden. Als sie auf dem Schiff ein geheimnisvolles, magisches Amulett findet, scheint es perfekt, um ihren Neubeginn zu finanzieren. Doch mit dem Diebstahl entfesselt Ara nicht nur düstere Mächte, denn kurz darauf schwebt auch das Leben ihres Bruders in Gefahr. Es gibt nur eins, das sie beide retten kann: ein Pakt mit dem Teufel Dravras, der ihr ungeahnte Fähigkeiten verleiht. Aber welche Pläne hat Dravras mit ihr? Und welche Rolle spielt das mystische Obsidian-Amulett in diesem rätselhaften Bündnis?
Ich weiß nicht was mein Problem war, bzw. ist. Aus mir nicht ersichtlichen Gründen konnte mich die Geschichte nicht überzeugen und auch mit den Charakteren bin ich nicht warm geworden. Dabei bietet Ophelia Coith einen angenehmen Schreibstil und auch die Handlung an sich ist nachvollziehbar und interessant nur ... nicht spannend. Ein bisschen wirkte das auf mich wie eine Mischung aus Dämonen-, Piraten- und Magieschulenpottpourri, das vielleicht auch funktionieren könnte, aber mir in diesem Fall zu viel war. Und das, obwohl ich mir bei manchen Szenen durchaus mehr erhofft hatte und für mich die 300 Seiten zwar leicht zu lesen waren, aber ... mehr hätten es gerne sein können, damit die Geschichte soweit auch die Möglichkeit gehabt hätte sich richtig zu entfalten und dadurch auch den Charakteren die Gelegenheit gegeben hätte ihre Persönlichkeiten zu entwickeln. Das fehlte mir größtenteils und auch wenn man die Liebe der Autorin zu einigen der Nebendarsteller bemerkt, die Hauptakteure blieben für mich austauschbar und farblos.
DIE FALSCHE MAGIERIN ist der Beginn einer Fantasyreihe, so dass gegen Ende einige Fragen offen bleiben, aber mich konnte die Geschichte nicht überzeugen und mein Interesse ist nicht groß genug, um weiteren Bänden zu folgen. Das war mir zu viel Handlung auf zu wenigen Seiten ...

Samstag, 14. Januar 2023

Fritz Reinert: Der Hexenschäfer von Rothenburg (Rezension)

Rothenburg ob der Tauber dürfte wohl eine der berühmteste Kleinstadt Deutschlands sein ... Gut erhalten, inklusive begehbarer Stadtmauer bietet und war die Stadt Kulisse für zahlreiche Filme, aus Deutschland, England und den USA. In der heutigen Zeit kommen zahreiche Touristen aus aller Welt in das idyllische Städtchen (und ja, ich war auch schon dort). Einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadt war wohl Heinrich Toppler. Unter seiner Führung erwarb die Stadt zahlreiche Burgen und Landgüter in ihrem Umfeld und stieg zu einer wichtigen Regionalmacht in Süddeutschland auf.
Parallel zu dem Ausbau des reichsstädtischen Territoriums erlangte er auch persönlich einen umfangreichen Grundbesitz, der ihn zu einem der reichsten Bürger Rothenburgs werden ließ. Im Taubertal, außerhalb der Stadtmauern, ließ er sich einen repräsentativen Wohnturm errichten, das sogenannte Topplerschlösschen. Zum Verhängnis wurde Toppler schließlich eine Auseinandersetzung mit König Rupprecht und den Nürnberger Burggrafen. In seiner militärischen Bedrängnis wandte sich Toppler dem abgesetzten König Wenzel zu. Nachdem diesbezüglich Briefe Wenzels an die Stadt Rothenburg abgefangen worden waren, leitete Rupprecht einen Hochverratsprozess gegen Toppler ein. Daraufhin wurde er 1408 in das Verlies des Rathauses eingesperrt und verstarb wenige Monate später unter bis heute ungeklärten Umständen.

Freitag, 13. Januar 2023

Martin Krüger: Wintersterben (Hörbuch)(Rezension)

In den Walliser Alpen wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Da sich der Tote als ehemaliger deutscher BKA-Beamter erweist, schaltet sich Interpol ein und schickt ihre beste Ermittlerin: Valeria Ravelli. In der eisigen Abgeschiedenheit der Berge stößt sie bei ihren Nachforschungen auf eine Mauer aus Schweigen. Ein mächtiges Areal der Wälder rund um das Dorf Steinberg ist abgeschottet und dient als privates Winterquartier für eine Gruppe schwerreicher Geschäftsleute. Gemeinsam mit einem neuen Kollegen folgt Valeria den weit verzweigten Spuren eines wahnhaften Mörders, dessen Taten zurück in die Vergangenheit reichen. Doch was sie nicht ahnt: Sie selbst ist längst in sein Visier geraten.
WINTERSTERBEN ist der zweite Fall mit Valeria Ravelli, kann aber auch unabhängig von WALDESKÄLTE gelesen werden, jedenfalls habe ich das so gemacht und ich wusste am Anfang nicht, dass es einen Vorgänger gibt. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass ich Lücken hatte.
Die Story ist zu großen Teilen spannend mit einem sehr schnellen Tempo erzählt. Trotzdem lässt sich der Autor auch Zeit für die Beschreibung/Entwicklung seiner Charaktere und erschafft so teilweise sehr skurrile, leicht klischeehafte Charaktere, die auf eine gewisse Weise glaubhaft sind. Und wenn ich ehrlich sein muss: Erwartet man nicht den einen oder anderen Stereotyp in einem einsamen Bergdorf? Warum mir WINTERSTERBEN trotzdem nicht gefallen hat? Nun, die Charaktere wurden gut dargestellt, an ihnen lag es nicht. Auch die Atmosphäre hatte etwas leicht gruselig/mystisches und auch das hat mir gefallen. Am Anfang der Geschichte hatte ich ständig den Eindruck, dass im Hintergrund etwas Gefährliches/Bedrohliches lauert. Die Erzählweise zu beginn ist eher wenig actionreich, lässt aber keine Spannung vermissen. Erst gegen Ende wird es actionreich, was für Spannung sorgen sollte, aber ich hatte das Gefühl, dass das, was sich dann abzeichnete, doch sehr vorhersehbar war. Dass Gefährliche/bedrohliche im Hintergrund, was für eine gewisse Stimmung sorgte war dahin, und selbst wenn die Szenen spannend geschrieben wurden, konnte sich dieses Gefühl bei mir nicht durchsetzen. Und so ist WINTERSTERBEN ein Thriller, der vielversprechend beginnt, aber dann zum belanglosen Popcornkino verkommt.
Mala Sommer macht trotzdem einen guten Job. Durch ihre Stimme und Betonung wird der Thriller noch etwas aufgewertet, so dass das Hören zumindest nicht als Zeitverschwendung gelten kann. 

Donnerstag, 12. Januar 2023

Robert Bryndza: Seelendunkel (Rezension)

Kurz nachdem die Ex-Polizistin Kate Marshall und ihr Partner Tristan Harper ihre eigene Detektei gegründet haben, fordert ein Cold Case ihre ganze Aufmerksamkeit: Vor zwölf Jahren verschwand die junge Journalistin Joanna Duncan aus einem Parkhaus in der Nähe ihres Arbeitsplatzes und wurde anschließend nie wieder gesehen. In ihren Aufzeichnungen stoßen die beiden Detektive auf die Namen zweier junger Männer, die wie Joanna eines Tages ganz plötzlich verschwanden. Ihre Spur führt zu einer rätselhaften Kommune - und zu einem Serienkiller, der seine Opfer auf brillante Weise täuscht und mit akribischer Perfektion tötet ...
SEELENDUNKEL ist der dritte Teil der Kate Marshall-Reihe von Robert Bryndza. Es ist mein erstes Buch des Autors, ich wusste nicht, dass ich nicht den ersten Band in Händen hatte, aber ... es wäre mir auch nicht aufgefallen. Es gibt Hinweise auf die Vergangenheit der Protagonisten, aber ich hatte nicht das Gefühl Lücken zu haben. Und was die Protagonisten Kate und Tristan anbelangen ... beide sind sehr sympathisch, harmonieren gut (was ich durchaus als angenehm empfinde, es müssen nicht immer Partner zusammenarbeiten, die sich erst zusammenraufen müssen ... aber vielleicht mussten sie das ja auch ... aber egal, mir haben die beiden gefallen).
SEELENDUNKEL ist ein angenehm zu lesender Cold Case. Der Schreibstil ist flüssig und auch wenn es wenig actionreich ist, so sind die Ermittlungen höchst spannend geschrieben. Langeweile taucht niemals auf, was aber sicher auch an den Charakteren liegt. Hin und wieder gibt es überraschende Wendungen und Stolpersteine, so wie man es von einem guten Krimi auch erwartet und so kann ich sagen: Ich wurde sehr gut unterhalten, und ich werde sicher noch mehr von Kate und Tristan lesen. Für Freunde etwas ruhiger und doch spannender Krimis empfehlenswert.

Mittwoch, 11. Januar 2023

Andreas Schröfl: Hopfenkiller (Rezension)

Garreth Vane, amerikanische Craftbier-Ikone, eröffnet in München seine erste Brauerei. Den konventionellen Bierherstellern sowie dem Reinheitsgebot sagt er den Kampf an. Bald darauf werden der Besitzer der größten Craftbier-Brauerei Münchens tot in der Isar aufgefunden, sein Konkurrent erschlagen auf dem Brauereihof entdeckt und im Münchner Bier unerlaubte Zutaten nachgewiesen. Steckt Vane hinter den Taten? Kommissar Bichlmaier bittet Alfred Sanktjohanser um Unterstützung. Ein Fall, der den Sanktus an seine Grenzen bringt.
HOPFENKILLER ist der vierte Band der Münchner Bierkrimi-Reihe DER SANKTUS MUSS ERMITTELN. Für mich war es der erste Band den ich gelesen habe und vermutlich wird er auch der letzte sein. Ich hatte mir einen amüsanten Münchner Bierkrimi erwartet und irgendwie war er das auch, aber auf der anderen Seite war es schon sehr anstrengend zu lesen. Die Münchner Brauereiszene wird unterhaltsam dargestellt und durch des Sanktus' Ermittlungen erhält man den Eindruck, München wäre ein Dorf (was wohl auch zu recht immer wieder behauptet wird). Der Sanktus und seine Freunde wirken sympathisch und doch sehr bayrisch/münchnerisch, manchmal aber auch sehr klischeehaft. Die Formulierungen wiederholen sich, der Satzbau ist über weite Strecken gleichartig, der Leser wird wenig gefordert, stellenweise ist es auch durch die Wiederholungen sehr ermüdend. Spannend wird es zum Schluss, aber so ganz hat mich dieser Krimi nicht überzeugt. Da helfen auch nicht geschichtliche "Ausflüge" zum Terroranschlag auf das Olympia-Einkaufszentrum, vor allem da mir dazu der Bezug zur eigentlichen Handlung nicht ersichtlich war. Man kann München auch beschreiben ohne auf diese Art von "historischem" Flair einzugehen, da die Handlung des "Hopfenkillers" in keinem Zusammenhang mit dem Amoklauf steht und dieser auch nur sehr am Rande von Bedeutung ist.
Aber ... sieht man von allen Schwächen der Handlung ab ... ich habe München gut wiedererkennen können und das ist auch etwas, das für einen Lokalkrimi wichtig ist (und manchmal auch vergessen wird). Vielleicht werden biertrinkende Krimifans am Sanktus seine Freude haben. Ich hatte übrigens auch kein Problem damit direkt in das Geschehen einzutauchen ... Vorkenntnisse der ersten Bände sind nicht nötig.

Dienstag, 10. Januar 2023

Helen Hawk: Die Erben der Nornen (Rezension)

Das Ende der Welt steht bevor. Was, wenn du es aufhalten könntest?
Kara ist eine Nachfahrin der Walküren – eine Schicksalslenkerin. Der Haken? Sie weiß es nicht. Innerhalb kürzester Zeit erfährt sie, dass ihre Familie seit Jahrtausenden an der Seite von Riesen lebt. Ausgerechnet ihr bester Freund Lukas ist einer von ihnen und ein unsichtbares Band verbindet sie. Er hat eine besondere Gabe. Durch das Werfen von Runen kann er die Zukunft voraussagen. Als er das Ende der Welt sieht, bricht er auf, um Ragnarök zu verhindern. Kara folgt ihm. Sie taucht in eine alte Welt voller Mythen ein, die nicht nur in alten Erzählungen überlebt haben.
Werden sie das Ende der Welt verhindern können?
DIE ERBEN DER NORNEN ... ein Buch das für jeden der sich für die nordische Mythologie interessiert und sich wünscht, diese auch in der modernen Welt zu erleben, höher schlagen lässt und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Und wie so oft denke ich mir dann im Nachhinein: Vielleicht einfach keine Erwartungen haben und ich einfach auf die Geschichte einlassen. Schon so oft wurde ich enttäuscht.
und so ist es hier nicht anders. Die Idee klingt interessant und hin und wieder wird es auch spannend, aber irgendwie ist die gesamte Geschichte zu flach.

Montag, 9. Januar 2023

Christian Handel: Schattengold - Ach wie gut, dass niemand weiß ... (Rezension)

Drei Dinge muss Farah ihren Eltern versprechen: Iss nie etwas, das dir Feen anbieten. Verrate ihnen nicht deinen Namen. Und am wichtigsten: Lass dich unter keinen Umständen auf einen Handel mit dem Dunklen Volk ein. In diesem Sommer wird Farah jedes einzelne dieser Versprechen brechen.
Mit der düster-atmosphärischen Neuerzählung des Märchens »Rumpelstilzchen« entführt Christian Handel in ein Königreich voller finsterer Feenwesen und Dämonen. Furchteinflößend, schauerlich und wunderschön zugleich!

Märchenadaptionen erfreuen sich ja großer Beliebtheit und ich selbst kann mich den Reiz dieser Neuinterpretationen nicht entziehen, auch wenn ich meistens enttäuscht werde oder das Werk nicht meinen Erwartungen entspricht. Dennoch ... es zieht mich immer wieder zu ihnen hin und nachdem ich bisher nichts Schlechtes von Christian Handel gelesen habe, war ich guter Dinge. Nun ... SCHATTENGOLD war nicht das, was ich erwartet habe, aber ich muss zugeben, dass ich deswegen nicht enttäuscht wurde. SCHATTENGOLD ist kein Abklatsch eines bekannten Märchens und vielleicht verrate ich zu viel, vielleicht auch nicht, aber ... das Wort Rumpelstilzchen kommt überhaupt nicht vor und doch ist es eine Geschichte, die an das bekannte Märchen erinnert, aber doch auf angenehme (etwas düstere Weise) seinen eigenen Weg geht.
Man findet schnell in die Geschichte hinein, in der es Magie und Feen gibt und nicht alles bunt und märchenhaft ist. In Anleihen erkennt man das Ursprungs-Märchen, aber die Geschichte ist weiter gesponnen und verleiht den Protagonisten eine Tiefe, die sie glaubwürdig erscheinen lässt, auch wenn ich zugebe, dass ich Magnus, also den Prinzen, etwas farblos finde und sich die Entwicklung der Beziehung zu Farah angenehm langsam und eher am Rande entwickelt und nicht als Holzhammermethode im Vordergrund steht. Auch die Antagonisten sind glaubwürdig und gut ausgearbeitet. Das trifft übrigens auch für die Nebendarsteller in diesem kleinen, aber feinen Drama auf, das anfangs langsam und gemütlich ... und auch ein bisschen märchenhaft beginnt, aber dann düstere Töne anschlägt und sich in einem spannenden Finale entlädt. Rumpelstilzchen ist dagegen ja noch brav.
Dank Disney werden Märchen ja oft weichgespült und die ursprünglichen Fassungen geraten in Vergessenheit. Dabei sind diese auch nichts für zarte Seelchen und so ist es schön, dass sich Autoren wie Christian Handel mit ihren Märchenadaptionen auch der dunklen Seite erinnern.

Mittwoch, 4. Januar 2023

Tom Sharpe: Schwanenschmaus in Porterhouse (Rezension)

Der neue Rektor von Porterhouse College plant Ungeheuerliches: Porterhouse soll nicht nur wieder ein höheres Bildungsniveau erreichen, es sollen auch noch Studentinnen zugelassen werden. Doch erst die geplante Entlassung des Oberpförtners Skullion bricht dem Rektor das Genick, denn mit Skullion nahm es noch keiner auf.
Tom Sharpe zählte zu den erfolgreichsten zeitgenössischen Autoren Englands. Seine Romane sind von extremem, oft rabenschwarzem Humor geprägte Gesellschaftssatiren. Ich habe in meiner Jugend sein Werk regelrecht verschlungen und hatte dabei sehr viel Spaß. Sein bekanntestes Werk dürfte in Deutschland PUPPENMORD sein, welches auch verfilmt wurde.
In letzter Zeit laufen mir immer wieder seine Bücher über den Weg ... die Gelegenheit zu einem Re-Read und um zu sehen, ob mir seine Bücher immer noch gefallen.
Schwanenschmaus in Porterhouse machte den Anfang, wird aber nicht das letzte sein.
Würde man das Buch verfilmen würde vermutlich einer aberwitzige, aber sehr platte Komödie entstehen. Aber das Lesen stellt durchaus ein großes Vergnügen dar. Und auch wenn das Buch in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts geschrieben wurde wirkt es doch zeitlos. Sharpe erschafft die Atmosphäre eines verstaubten Colleges und es fällt nicht schwer sich in den Schauplatz hineinzuversetzen. Skurrile Charaktere und aberwitzige, unglaubliche und natürlich vollkommen überdrehte Situationen. Leider lässt der Lesespaß gegen Ende der Geschichte etwas nach und das Ende ist dann auch ein bisschen unbefriedigend, weil es dann doch wieder sehr normal ist und unpassend für ein Buch in dem es ansonsten sehr humorvoll zu geht. Aber ... Porterhouse ist ein College, das Spaß macht und das ohne Schülerstreiche auskommt, da die Lehrer eigene Probleme ganz anderer Art haben. 
Sharpe kann man auch heute noch lesen, zumindest soweit es SCHWANENSCHMAUS IN PORTERHOUSE betrifft.

Montag, 2. Januar 2023

Robert C. Marley: Inspector Swanson und die Hexe von Bray (Rezension)

London 1896 – Im Crystal Palace Park stirbt eine Frau unter den Rädern einer neuartigen Motordroschke – ein tragischer Unfall, wie es scheint. Doch Chief Inspector Swanson schöpft Verdacht, denn der Bruder der Toten ist kurz zuvor spurlos und unter mysteriösen Umständen aus dem Gefängnis in Wicklow verschwunden.
Als dann unweit der Haftanstalt – in dem kleinen irischen Küstenstädtchen Bray – die verstümmelte Leiche eines seit Monaten vermissten Mannes inmitten okkulter Symbole gefunden wird, haben selbst die irischen Behörden nur eine Erklärung: Die berüchtigte Hexe von Bray sucht sich nach zwanzig Jahren abermals ihre Opfer.
Inspector Swanson und sein Team werden nach Irland geschickt, um dem Spuk ein Ende zu bereiten ...

Sonntag, 1. Januar 2023

Ulrike Gerold/Wolfram Hänel: Rauhnächte - Sie werden dich jagen (Rezension

Du musst rennen. Du musst schneller sein als sie. Schneller und schlauer.
Hochspannend und dramatisch: Der neue Standalone-Thriller des Autorenduos Ulrike Gerold und Wolfram Hänel.
Junge Frauen verschwinden. In diesen magischen Nächten zwischen den Jahren. Nach zwölf Tagen kehren sie zurück, verwirrt und verstört. Zwei von ihnen haben es nicht mehr ausgehalten, sie gingen freiwillig in den Tod. Andere sind aus dem Tal weggezogen und nie wieder zurückgekehrt. Die wenigen, die geblieben sind, schweigen. Als Lisa an Weihnachten zu ihren Großeltern ins Tal fährt, ist wieder ein Mädchen verschwunden. Warum spricht niemand darüber?

Bei den Raunächten handelt es sich meist um die Zwölf Weihnachtstage vom Weihnachtstag (25. Dezember) bis zum HeiligeDreiKönigs-Tag (6. Januar), gelegentlich um andere Zeiträume. Nach dem Volksglauben zogen sich die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar zurück, „die Wilde Jagd“ begab sich am Ende der Raunächte zur Ruhe. Eine interessante Zeit, die zu unterschiedlichen und sehr beängstiegenden Bräuchen geführt haben.

Lesemonat Dezember

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