Dienstag, 26. Oktober 2021

Thomas Kowa: Engelsstille (Rezension)

Erik Lindberg und sein Team wundern sich über einen kuriosen Leichenfund: eine seit zwei Tagen vermisste Frau wurde mit einer Feder auf ihren Lippen bestattet aufgefunden. Die Umstände scheinen auf einen religiösen Tathintergrund zu deuten. Als weitere Frauen ermordet und mit Federn auf den Lippen aufgefunden werden, will Lindberg einen bekannten Sektenführer vernehmen, der bereits öffentlich mit dem Jüngsten Gericht gedroht hat. Doch dem Kommissar werden weitere Ermittlungen in diese Richtung von ganz oben untersagt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der St. Martins Tag steht kurz bevor – traditionell der Tag der Abrechnung …
Nach Seelenschlaf ist das der zweite Fall von Eric Lindberg und seinem Team und wie auch bei Seelenschlaf handelt es sich bei Engelsstille um eine überarbeitete Neuauflage des Buchs Erwache nie.
Ich kann nicht sagen welcher der beiden Teile besser ist, denn beide haben auf ihre Art und Weise ihre Stärken und sind dabei sehr unterschiedlich, was die Spannung betrifft. Nach Seelenschlaf war ich mir auch sicher ob ein eventueller Nachfolger die Spannung halten kann, aber ich wurde angenehm überrascht. Engelsstille ist kein Abklatsch des Vorgängers und spannend bis zur letzten Minute. Überraschende Wendungen und falsche Fährten erhöhen das Lesevergnügen. Allerdings ist es hilfreich Seelenschlaf zu kennen, da man dann mehr über Eric Lindbergs Vorgeschichte erfährt.
Religiöser Fanatismus, der zeigt, dass auch Christen nicht immer die Guten sind, Weltuntergangsprophezeihungen und biologische "Kriegsführung" (im Namen Gottes) all das erwartet den Leser in Engelsstille. Zusammen mit sympathischen Ermittlern.
Und wenn man das Buch aus der Hand gelegt hat (bzw. aus der Hand legen muss) stellt man fest, dass es zu Ende ist.
Ein Thriller, der die Bezeichnung auch verdient hat.

Samstag, 23. Oktober 2021

Natasha Pulley: Der Uhrmacher in der Filigree Street (Rezension)

London, Oktober 1883. Eines Abends kehrt Thaniel Steepleton, ein einfacher Angestellter im Innenministerium, in seine winzige Londoner Mietwohnung heim. Da findet er auf seinem Kopfkissen eine goldene Taschenuhr. Es ist ihm ein Rätsel, was es mit ihr auf sich hat. Sechs Monate später explodiert im Gebäude von Scotland Yard eine Bombe. Steepleton wurde gerade rechtzeitig gewarnt, weil seine Uhr ein Alarmsignal gab. Nun macht er sich auf die Suche nach dem Uhrmacher und findet Keita Mori, einen freundlichen, aber einsamen Mann aus Japan. So harmlos Mori auch scheint, eine Kette von unheimlichen Ereignissen deutet schon bald darauf hin, dass er etwas zu verbergen hat...
Der Uhrmacher in der Filigree Street ist ein schwer einzuordnender Roman. Thriller? Fantasy? Historisch? Irgendwie bietet Nathasa Pulley alles davon ohne sich festlegen zu wollen. Das macht vielleicht auch den Reiz des Romans aus, der sich mehreren Genres zuordnet, aber keinem vollständig, so dass der Leser immer wieder Überraschungen erlebt. Natürlich kann man davon ausgehen, einen historischen Roman vor sich zu haben und der phantastische Teil ist oft so subtil, dass er sich perfekt in die Zeit einpasst. Niemand schleudert Feuerbälle und Drachen tauchen auch nicht auf, aber hier und da merkt man doch, dass es nicht ganz ohne Fantasy geht.

Freitag, 22. Oktober 2021

Simon Farnaby: Merdyns magische Missgeschicke – Zaubern will gelernt sein! (Rezension)

Rosie träumt davon, eine berühmte Sängerin zu werden – leider fehlt ihr jegliches Talent dafür. Als Rosie Merdyn trifft, der behauptet, ein berühmter Hexenmeister aus dem Mittelalter zu sein, scheint ihr Traum endlich wahr zu werden – immerhin kann Merdyn zaubern! Doch so einfach ist es nicht, im trubeligen London der Neuzeit einen Mann zu verstecken, der durch sein seltsames Verhalten für eine Menge Aufsehen sorgt. Zum Beispiel, wenn er Pupsie, Rosies geliebtes Meerschweinchen, auf dem Feuer braten und verspeisen will! Und als ihre Mutter glaubt, Merdyn sei der lange verschollene Onkel Martin, wird die Sache richtig kompliziert …
Merdyns magische Missgeschicke – Zaubern will gelernt sein! hat durchaus seine witzigen Momente, aber so ganz überzeugt hat es mich nicht. Die Handlung an sich ist ganz nett, aber eben nur nett und irgendwie vorhersehbar. Einige gute Ideen sind hier und da eingestreut und man kann durchaus sagen, dass einer der Pluspunkte der Geschichte die Personen sind, die alle auf irgendeine Art und Weise sympathisch (oder bemitleidenswert) sind, aber mir war das zu wenig, Nicht schlecht, aber nich gut genug. Ein bisschen zu bunt, ein bisschen zu viel fürchterliches Gereime ... da hilft auch der spannende Showdown nicht.
Ich habe mehr Witz erwartet, oder bin mit anderen Erwartungen an das Buch heran gegangen. Andererseits bietet die Ausgangssituation doch genug Potential für einige lustige Szenen, die dann aber doch sehr zahm und ein bisschen abgebremst beschrieben wurden. Kein Brüller, aber ganz nett... ein magisches Abenteuer der Kategorie "kann man lesen, muss man aber nicht",
Merdyn ist ein fähiger Zauberer auch wenn man das anhand des Titels und des Covers nicht erwarten würde ... er ist nur in der falschen Zeit gestrandet.

Donnerstag, 21. Oktober 2021

Nadine Buranaseda: Seelengrab (Rezension)

Kriminalhauptkommissar Lutz Hirschfeld ließ sich gerade erst von Berlin nach Bonn versetzen, doch bevor der junge Beamte seine Koffer ausgepackt hat, wird am Rheinufer die unbekleidete Leiche einer jungen Frau entdeckt. Die erste äußere Inspektion der Toten ergibt keinerlei Hinweis auf die Todesursache. Zusammen mit seinem neuen, wenig gesprächigen Partner Peter Kirchhoff nimmt Hirschfeld die Ermittlungen auf. Ein weiterer Knochenfund bringt die Mordkommission schließlich auf die Spur eines grausamen Serientäters, der seine Opfer nach ganz bestimmten Kriterien auszuwählen scheint: jung und weiblich. Als eine weitere Frau verschwindet, beginnt für das ungleiche Ermittlerduo ein gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit ...
Nun ja ... es fällt nicht leicht etwas über SEELENGRAB zu schreiben, ohne ein gewisses Wort zu erwähnen. Und ebenso fällt es schwer, etwas Positives zu schreiben, sieht man vielleicht davon ab, dass die Autorin der deutschen Sprache mächtig ist. Klingt hart? Nun ja, tatsächlich ist SEELENGRAB eine Aneinanderreihung von Worten und Sätzen, die durchaus Sinn ergeben, nur ... für einen Krimi ist das zu wenig. Tatsächlich ist das Buch regelrecht langweilig und auch wenn das in seiner Unschuld ein böses Wort ist, war es das was ich empfunden habe: Langeweile.
Zu detailverliebt kommt das Buch daher, zu viele unwichtige Dinge finden Erwähnung und helfen dem Fall, der am Anfang eher im Hintergrund steht, nicht weiter. Dadurch gewinnt der Fall leider auch nicht a Spannung und am Ende hat man das Gefühl, dass die Autorin zu schnell zum Ende wollte. Die Protagonisten bleiben farblos, trotz zahlreicher eingebauter Details, die aber kaum helfen einen Charakter besser einzuschätzen und vieles wirkt dadurch oberflächlich.
Die Handlung: Vorhersehbar und durch die Details einlullend. Wenn das Ende überraschend sein sollte, so hat es bei mir keine weiteren Emotionen außer einem (gelangweilten) Aha hervorgerufen.
Wie gesagt, es fällt mir wirklich schwer etwas Positives über das Buch zu sagen. Wer Krimis mit Serienmördern mag sollte sich anderweitig umsehen.

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Liza Grimm: Talus (Hörbuch)(Rezension)

Eine skeptische Studentin, die plötzlich einem echten Geist gegenübersteht.
Ein begabter Tarotleger, der sich vor der Zukunft fürchtet.
Eine junge Hexe, die ihre Begabung verflucht.
Ein stolzer Wasserhexer, der die Wahrheit sucht.
Sie alle haben einen Herzenswunsch - und als das sagenumwobenene Artefakt Talus auftaucht, scheint die Erfüllung ihrer größten Träume zum Greifen nah. Aber ein so mächtiger Gegenstand ruft auch böse Mächte auf den Plan. Und je näher sie Talus kommen, desto dunkler werden die Geheimnisse, die das Artefakt enthüllt.
Ein Magiekonzept, das ebenso unwiderstehlich ist wie der Zirkel junger Magier: Lassen Sie sich von den Hexen von Edinburgh verzaubern!

Dienstag, 19. Oktober 2021

Bruno Preisendörfer: Als Deutschland erstmals einig wurde (Rezension)

Als sich Wilhelm I. – von Bismarck dazu gedrängt – 1871 zum Kaiser krönen ließ, war ›sein‹ Berlin noch »die einzige europäische Großstadt, in welcher wir tagtäglich an den Ufern stinkender Rinnsteine wandeln« – Kanalisation gab es nicht. Als 1890 Bismarck ging, waren 144 Kilometer an Kanälen gebaut und 584 Kilometer an Rohrleitungen verlegt.
Was das für die Nasen der Bewohner und die Bewegungsfreiheit des Verkehrs bedeutete, kann man in Bruno Preisendörfers Buch nachlesen.
Ähnlich ging es überall. In unglaublicher Geschwindigkeit wurden Tausende Kilometer Eisenbahnlinien, Strom- und Telegraphenleitungen verlegt, Fabriken gebaut, die Bevölkerung vervielfachte sich. Das Gefälle zwischen Reich und Arm wuchs enorm, alte Arbeits- und Familienstrukturen sowie Wertesysteme zerbrachen. In Bruno Preisendörfers Zeitreise spazieren wir durch die Wilhelmstraße und lernen Haus für Haus ihre Bewohner kennen, besuchen Cafés, Ateliers und Tanzpaläste genauso wie Fabriken, Amtsstuben und Hinterhöfe. Wir zuckeln mit der Bahn in 16 Stunden von Berlin nach Köln, erleben, wie die ersten sechs Mädchen zum Abitur zugelassen werden und wie mit Franziska Tiburtius die erste Ärztin eine Praxis aufmacht. Wir tafeln mit Fontane, gehen mit Ferdinand Lasalle zum Duell, mit Marx zur Arbeiterversammlung, mit Bismarck in den Krieg und mit dem Kaiser zur Krönung.

Montag, 18. Oktober 2021

Michael Palin: Erebus (Rezension)

Michael Palin dürfte vielen noch als Mitglied von Monty Python in Erinnerung sein. Neben dem Geblödel war er aber auch als Schauspieler (auch außerhalb von Monty Python) und Reisejournalist tätig. Palin schrieb mit Hemingway’s Chair (1995) und The Truth (2012) zwei Romane. Außerdem entstanden für die BBC mehrere Reisedokumentationen. Von 2009 bis 2012 war Palin Präsident der Royal Geographical Society, der er bereits zuvor über viele Jahre in verschiedenen Funktionen verbunden gewesen war.
2019 schrieb er einen Reisebericht über die HMS Erebus.
Die HMS Erebus war ein Kriegs- und Forschungsschiff der Royal Navy im 19. Jahrhundert. Die Erebus gehörte der Hecla-Klasse der Bombarden (bomb vessels) an. Dies waren Schiffe zum Beschuss der Küste mit schweren Mörsern. Sie wurde nach Erebos (latinisiert Erebus) benannt, dem Gott der Finsternis in der griechischen Mythologie.
Bekannt wurde das Schiff für seine Beteiligung an den Expeditionen von James Clark Ross in der Antarktis sowie der letzten Expedition von John Franklin in der kanadischen Arktis. Dort, so dachte man bislang, wurde das Schiff im Jahre 1848 von seiner Mannschaft aufgegeben. Die vermutete Untergangsstelle des Schiffes und des anderen Schiffes der Expedition, der HMS Terror, vor King William Island wurde bereits 1992 von Kanada zu einem Ort von nationaler Bedeutung, zu einer National Historic Site of Canada, erklärt. Das Wrack des Schiffs wurde im September 2014 mehr als 100 km südlich in der Wilmot and Crampton Bay vor der Adelaide-Halbinsel gefunden.

Sonntag, 17. Oktober 2021

Nicholas Blake: Das Geheimnis des Schneemanns (Rezension)

Im ehrwürdigen Easterham Manor gehen sonderbare Dinge vor sich. Zu Heiligabend haben sich Familie und Freunde versammelt, um zu ergründen, was es mit einer alten Spuklegende auf sich hat. Und tatsächlich scheint zumindest die Katze Gespenster zu sehen. Doch dann geschieht ein Mord, und nichts ist mehr, wie es war...
Als Privatdetektiv Nigel Strangeways gemeinsam mit seiner Frau Georgia zu einer Tante nach Essex reist, glaubt er noch, er sei nur eingeladen worden, um das rätselhafte Verhalten einer Katze aufzuklären. Doch schnell wird klar, dass der Geist, der offenbar seit Heiligabend in Easterham Manor sein Unwesen treibt, es nicht auf Katzen abgesehen hat, sondern auf sehr reale Menschen. Als ein Mitglied der Familie Restorick in Easterham zu Tode kommt, erwacht der Spürsinn des Detektivs. Welche Geheimnisse birgt das alte Gemäuer, in dem es angeblich spukt? Und welche Absichten verbergen die Gäste der Restoricks?

Samstag, 16. Oktober 2021

Kathrin Tordasi: Nachtschattenwald - Auf den Spuren des Mondwandlers (Rezension)

Niemand weiß besser als Finn, wie gefährlich es ist, den Nachtschattenwald zu betreten. Der gefürchtete Mondwandler holt alle, die nach Sonnenuntergang dort unterwegs sind – behaupten die Erwachsenen. Und seit seine Schwester Hannah nicht aus dem Wald zurückgekehrt ist, scheint der Beweis erbracht. Trotzdem nagen Zweifel an Finn: Was, wenn die Geschichten über den Mondwandler nicht wahr sind? Tief im Nachtschattenwald macht Finn eine Entdeckung, die viel größer ist als das Geheimnis um Hannahs Verschwinden ...
Nachtschattenwald wirkte auf den ersten Blick und nach dem Lesen der ersten Seiten wie eine Art ScienceFiction mit Magie. Die Natur hatte sich die Welt zurückerobert, Menschen gab es wenige und auch wenn man die Erinnerung an eine vergangene Zeit in großen Städten mit vielen technischen Hilfsmitteln hatte, so war dies Vergangenheit und vieles, was für uns normal ist, funktioniert nicht mehr. Aber Märchen oder Spukgeschichten existieren nach wie vor. Eine davon ist die Geschichte vom Mondwandler, doch bald erkennen Finn und seine Freunde, dass hinter dem Mondwandler mehr steckt, als es die Geschichten behaupten.
Ich bin kein Fan von Dystopien, und hätte ich gewusst, dass es sich hierbei um eine solche handelt, hätte ich sie vielleicht auch nicht gelesen. Manchmal bin ich aber etwas unaufmerksam und lese ein Buch, das mir sonst entgangen wäre. In diesem Fall war der Griff zum Buch kein Fehlgriff.

Aus der ScienceFiction mit Magieeinfluß entwickelt sich ein ernstes Buch, das den jungen Leser auf unterhaltsame und sehr spannende Art und Weise auf das menschliche Fehlverhalten der Gegenwart aufmerksam macht und den Leser vielleicht auch zum Umdenken anleitet.
Die Geschichte hat mich überrascht, denn das Ende, bzw. die Herkunft des Mondwandlers war anders, als erwartet. Nachtschattenwald ist eine geradlinige Erzählung, mit überraschenden Offenbarungen, sympathischen Helden (und Heldinnen) und alles so fesselnd verpackt, das es auch dem älteren Leser (jenseits der 10Jahre... wie es für das Buch empfohlen wird) nie langweilig wird.
Kathrin Tordasi verpackt ein ernstes Thema in eine locker erzählte Handlung, die zum Nachdenken anregt, ohne mit den erhobenen Zeigefinger zu drohen.

Freitag, 15. Oktober 2021

Kim Rabe: Berlin Monster - Nachts sind alle Mörder grau (Rezension)

Privatdetektivin Lucy hat sich auf übernatürliche Fälle spezialisiert. Und von denen gibt es so einige in Berlin, wo es von übersinnlichen Phänomenen nur so wimmelt. Denn vor dreißig Jahren ließ die Strahlung einer Bombe den Aberglauben der Menschen lebendig werden. Heute brüten Dschinns in Kreuzberger Shisha-Cafés, Feen tanzen in Friedrichshainer Clubs, und Hipster-Kobolde sind die Herren der Kneipen von Neukölln. Während Lucy eine Fee aufspüren soll, erschüttert eine Mordserie die Stadt. Hat ihr Verschwinden etwas damit zu tun? Immer tiefer taucht Lucy in den Fall ein, und bald schwebt nicht nur sie in Gefahr, sondern auch jene, die ihr am nächsten stehen ...
Berlin Monster - Nachts sind alle Mörder grau ist eine interessante Mischung aus Krimi und Urban Fantasy. Am Anfang fand ich es etwas gewöhnungsbedürftig, was die Herkunft der "Monster" anbelangte, aber nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, war es nicht schwer sich auf diese alternative Berlin-Version einzulassen.
Die Spannung baut sich langsam auf, vielleicht ein bisschen zu langsam, aber vielleicht ist das auch genau das richtige Tempo um den Leser mit der Welt vertraut zu machen. Und dann bekommt man mehr als einen gewöhnlichen Kriminalfall mit übernatürlichen Wesen. Kim Rabe verpackt in ihre spannende Geschichte auch aktuelle Themen wie etwa Rassismus und Abgrenzung.
Kim Rabe schafft eine scheinbar bekannte und doch unbekannte Welt, kreiert interessante, leicht anrüchige oder gefährliche Schauplätze und platziert mehr oder weniger undurchsichtige Charaktere. Monster lauern überall, aber der Leser bekommt die Geschichte auch aus der Sicht eines Menschen präsentiert.
Ich hoffe wirklich, dass dies der Auftakt einer Reihe ist und es noch weitere Bände geben wird, denn dieses Berlin ist ein Pflaster, das noch viele Geschichten erzählen könnte.

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Bernhard Kegel: Wenzels Pilz (Rezension)

Eines Nachts wird der Gentechnologe Dr. Kurt Wenzel zu einer Notsitzung gerufen. Um die von Umweltverschmutzung zerstörten Wälder Norwegens wieder aufzuforsten, hatte man säureresistente Bäume entwickelt, die als Symbiosepartner einen Pilz benötigen - dieser von Dr. Wenzel kreierte Pilz wird jedoch plötzlich überdimensional groß.. 
Wenzels Pilz erschien bereits 1993 hat aber nichts an seiner Aktualität verloren. Irgendwann in der nahen Zukunft zeigt Bernhard Kegel wie sich das Eingreifen des Menschen auf die Natur auswirkt. Dabei mag seine Geschichte etwas überspitzt klingen, aber (ScienceFiction hin oder her) an den Haaren herbeigezogen ist die Geschichte nicht. Seit den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Biotechnologie weiterentwickelt und der Mensch werkelt fröhlich am Genom von Pflanzen, Tiere und anderen "Lebewesen" herum. Und das kann Auswirkungen auf seine Umwelt haben, wenn man an etwas herumwerkelt, das man nicht vollständig versteht. Ein beliebtes Thema in der SF und doch so realitätsnah.
WENZELS PILZ ist ein spannender Roman über die Unzulänglichkeiten des Menschen und einer der besten Romane, die ich von Bernhard Kegel gelesen habe, auch wenn er, was den Spannungsbogen anbelangt, am Ende etwas schwächelt.
Lesenswert für jeden, der sehen will, wie sich der Forscherdrang des Menschen auf seine Umwelt auswirken kann. 

Mittwoch, 13. Oktober 2021

C. S. Harris: Die Gräber von Tanfield Hill (Rezension)

London, 1812: Als der umstrittene Bischof von London erschlagen in einer alten Krypta neben der verwesten Leiche eines unbekannten Mannes gefunden wird, bittet der Erzbischof von Canterbury den jungen Adligen Sebastian St. Cyr um Hilfe. Dieser hat mittlerweile in den höchsten Kreisen Englands den Ruf eines verwegenen Ermittlers. Außerdem kennt er die Person, die den Bischof als letztes gesehen hat … Es ist ausgerechnet Miss Hero Jarvis, Tochter des gefährlichen Vetter des Prinzregenten, zu der Sebastian ein sehr angespanntes Verhältnis pflegt. Seine Suche nach dem Mörder führt ihn von den hintersten Winkeln Smithfields bis in die Machtkorridore von Whitehall und zwingt ihn, sich den gut gehüteten Geheimnissen der Vergangenheit seiner eigenen Familie zu stellen …

Dienstag, 12. Oktober 2021

Holly Black/Cassandra Clare: Magisterium 2 - Der kupferne Handschuh (Rezension)

Callum hat am Ende des ersten Schuljahrs die erste Pforte durchschritten: Nun kann ihm niemand mehr seine Zauberkräfte nehmen. Das zweite Schuljahr steht an, doch schon wieder liegt das größte Abenteuer für Call außerhalb des Magisteriums. Er muss herausfinden, welche Rolle sein Vater Alastair bei all dem gespielt hat, was kurz nach Calls Geburt beim Eismassaker passiert ist. Kann es sein, dass Alastair ein Verbündeter des Feindes ist? Was bedeutet das für Callum? Und wem kann er jetzt überhaupt noch vertrauen?
So ganz überzeugen konnte mich der erste Teil der Magisterium-Reihe ja nicht (siehe hier), aber ich habe der Serie noch eine Chance gegeben und mir auch Teil zwei, Der Kupferne Handschuh, zu Gemüte geführt. Und was soll ich sagen ... der zweite Teil ist ganz nett, aber es fehlt etwas; der Kick, das Besondere. Es gibt so viele Fantasyserien für jüngere Leser (die auch für altere Leser geeignet sind), da sollte man meinen, dass es zwei angeblich großartige Autorinnen schaffen sollten, etwas Ungewöhnliches zu schaffen. Und genau das vermisse ich. Der zweite Teil der Magisterium-Reihe liest sich so, als ob man das irgendwo schon einmal gelesen hätte. Es ist ganz nett und leidlich spannend, aber ... der Funke fehlt.
Zumindest von Holly Black bin ich besseres gewöhnt (zu Cassandra Clare kann ich mich nicht äußern, ich habe noch keinen ihrer Romane gelesen, vielleicht sollte ich das aber mal tun um einen Vergleich zu haben).Der erste Teil hatte seine Schwächen, war aber im Großen und Ganzen etwas interessanter. Es gab wenige Szenen, die mir im zweiten Teil gefallen haben.
Das Ende kann man durchaus auch als Ende der Reihe sehen, auch wenn es Potential gibt, wie es weiter gehen könnte. Aber ... mir reichen die beiden Teile, die ich kenne. Ich muss mich nicht weiter mit Jugendlichen herumschlagen, die teilweise blass oder nervig sind und zu denen ich keinen Zugang habe. Ganz nett die Kriegstreiber-Liste, ganz nett Alastairs und Master Josephs Ziele, aber manchmal muss man sagen: Nett ist einfach nicht gut genug.

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Eva-Maria Silber: Kaltes Vergessen (Rezension)

Fünf Teenager zelten am Karfreitag 1984 am Totenmaar. Am nächsten Morgen sind drei von ihnen tot – sie wurden auf grausame Art und Weise ermordet. Die anderen beiden überleben schwer verletzt. Sebastian behauptet, nichts gesehen zu haben und Katharina hat durch das Trauma ihr Gedächtnis verloren. Der Täter wurde nie gefunden.
30 Jahre später werden die Morde von Ermittlerin Janna Habena als „cold cases“ wiederaufgenommen. Bei der erneuten Befragung trifft Katharina nach all den Jahren wieder auf Sebastian und die beiden verlieben sich ineinander. Doch kann sie ihm wirklich vertrauen? Spielt Sebastian ihr nur etwas vor, weil er Angst hat, dass sie sich erinnert? Und weiß er mehr als er zugibt?

Dieser True Crime Thriller basiert auf einem ungelösten Mordfall in Finnland und erschien bereits unter dem Titel "Forgotten Girl".
Kaltes Vergessen beginnt interessant. Natürlich will der Leser wissen was passiert ist, ebenso wie die Polizei. Diese tappt allerdings lange im Dunkeln und so wird der Fall dreißig Jahre später wieder aufgerollt. und langsam kommt Licht ins Dunkel. Der Anfang ist wirklich spannend, allerdings ist es auch verwirrend dass sich zwei verschiedene Sichtweisen abwechseln: Zum einen die sehr persönliche von Katharina, zum anderen die etwas objektivere der Polizei. Aber irgendwann hat man sich daran gewöhnt.
Die Ausgangsposition ist eine interessante, doch nach und nach verliert sich die Spannung etwas. Nicht unbedingt hilfreich sind die wenig sympathischen Charaktere. Man empfindet kein Mitleid mit den Opfern und die "Liebesgeschichte" von Sebastian und Katharina wirkt von Anfang an zu kühl und lieblos um glaubhaft zu sein. Kaltes Vergessen liest sich ganz nett, aber mir war es irgendwann egal, wer der Täter war, es hätte problemlos auch Janna sein können (auch wenn das an den Haaren herbeigezogen ist, aber ich will damit deutlich machen, dass bei der Tätersuche, die Spannung etwas auf der Strecke bleibt).
Kann man lesen, muss man aber nicht. Vielleicht hätte es geholfen den Original-Schauplatz beizubehalten und statt eines deutschen Pseudo-True Crime einen echten finnischen True-Crime zu machen. Die Gegenwart konnte nicht überzeugen, aber 1984 war interessant und teilweise auch sehr emotional geschrieben. Die Gegenwart dagegen war dann etwas zu kühl.

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Konrad K. L. Rippmann: Poppy Dayton und das Geheimnis von Wythcombe Manor (Rezension)

Nach arbeitsreichen Jahren im Antiquariat machen Poppy und ihr Mann Barney endlich einmal Urlaub, und zwar in Wythcombe Manor, dem Hotel ihrer Freundin an der Küste Cornwalls. Als Barney etwas vor ihr zu verbergen scheint und plötzlich der Führer der Wandergruppe einen tödlichen Unfall erleidet, merkt Poppy, dass sie hier wohl doch nicht die wohlverdiente Erholung erwartet. Poppy ist entschlossen herauszufinden, was auf Wythcombe Manor wirklich vor sich geht. Vielleicht können ihr die seltsamen Träume dabei helfen, die sie seit ihrer Ankunft begleiten ...
Cornwall ... wunderschöne Landschaften, wunderschöne Landsitze, Landadel ... und dazwischen, wie könnte es anders sein, wenn man nicht gerade einen Rosamunde Pilcher-Roman vor sich hat, ein Mord. In Konrad K. L. Rippmanns Poppy Dayton und das Geheimnis von Wythcombe Manor fällt es nicht schwer sich in der Landschaft zu verlieren und leicht verliert man das Verbrechen aus dem auge. Aber da es sich um einen Cosy Krimi handelt ist das nicht weiter dramatisch, denn auch wenn man geradlinig zum Höhepunkt hingeführt wird, natürlich mit kleinen überraschenden Seitenwegen, ist das nicht weiter dramatisch. Man kann sich zurücklehnen und genießen.
Poppy Dayton ist eine sympathische Ermittlerin, die auch für Krimis ungewöhnliche Fähigkeiten an den Tag legt und das Buch aus der Masse den merkt überschwemmenden ähnlicher Romane hervorhebt.
Natürlich gibt es kleine Fehler, bzw. Schwächen, über die man aber problemlos hinweglesen kann. Im Großen und Ganzen bekommt man leichte, aber gute Unterhaltung.
Vielleicht sind es ein paar zu viele potentielle Verdächtige, vielleicht bleiben diese größtenteils etwas blass und charakterlos, vielleicht ist es ein bisschen zu viel Cornwallflair, was zulasten der Charakterbeschreibungen geht, aber für mich überwiegen die Schwächen.
Sympathische Ermittler, kurzweilige Unterhaltung und ein problemloses Abtauchen in ein anderes Land. Ein gelungener Cosy Crime, der Lust auf mehr macht.

Montag, 4. Oktober 2021

Bryan Camp: Der Straßenmagier - Die Götter von New York (Rezension)

Jude findet Dinge. Nicht wie ein Detektiv, auch wenn manche das glauben, sondern mit seiner einzigartigen magischen Gabe. Zumindest war es früher so, bevor der Hurrikan Katrina nicht nur in der Welt der Sterblichen entsetzliches Leid verursacht hat, sondern auch das magische Gefüge von New Orleans zerstörte. Seitdem blufft sich Jude durchs Leben und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Da wird der Schutzgott der Stadt ermordet, und Jude ist der Hauptverdächtige. Ob mit oder ohne seine Gabe: Er muss den wahren Mörder finden, um seine Weste wieder reinzuwaschen. Dabei tritt Jude Engeln, Vampiren, Göttern und Magiern auf die Füße – und entdeckt eine monströse Verschwörung, die New Orleans für immer verändern wird …
New Orleans ... ich war zwar noch nie dort, aber die Stadt fasziniert mich. Und die Anwesenheit des Voodoo an sich verleitet schon dazu einen Urban fantasy Roman zu schreiben. Der Straßenmagier hat auch sofort mein Interesse geweckt. Der Klappentext machte neugierig und natürlich hatte ich auch eine gewisse Vorstellung.
Trotzdem bin ich enttäuscht worden. Vielleicht war es das Zuviel an Kreativität ... zuviele Götter, zuviele Namen und manchmal fällt es schwer einzelne Personen auseinander zu halten, ganz zu schweigen von dem Wechsel der Geschlechter, den ich zwar auf der einen Seite sehr unterhaltsam fand, allerdings hätte ich ihn anders umgesetzt. Ich gebe zu, dass ich manchmal leicht verwirrt war. Jude, die Hauptperson ist zwar ein interessanter Charakter, aber erst am Ende habe ich Zugang zu ihm gefunden. Davor war er ganz nett und im Zwischenteil wusste ich gar nichts mit ihm anzufangen (und das lag nicht unbedingt am Geschlechtswechsel).
Die Geschichte ist rasant, actionreich, manchmal auch witzig, aber manchmal ging es mir zu schnell und oft ließ mich die Geschichte auch ratlos zurück.
Gegen Ende zieht sich die Handlung etwas, so als ob es noch viel zu erklären gegeben hätte, aber den Eindruck hatte ich nicht. Man muss nicht alles bis ins kleinste Detail beschreiben und dadurch das Ende in die Länge ziehen, was sich dann auch nicht unbedingt als positiv herausstellt. Ich habe deutlich gespürt, dass dem Autor der Hurrikan Katrina und seine Auswirkungen auf New Orleans sehr beschäftigt haben.
Es gab viele gute Ansätze, aber das vorhandene Potential wurde nicht ganz genutzt.

Der Straßenmagier ist ein Buch, das viel verspricht, aber nicht überzeugen kann. Schade. 

Sonntag, 3. Oktober 2021

Cecily von Hundt: Knochenkalt

Eine Reihe von grausamen Frauenmorden hält die Berliner Polizei in Atem. Die Opfer scheinen nichts gemeinsam zu haben und an den Leichen hinterlässt der Täter Botschaften an die Polizei. In seiner neusten fordert er, dass einzig die Journalistin Penny Kalunke über den Fall berichten darf. Stammt der Täter aus ihrem Bekanntenkreis? Obwohl Penny mit eigenen Problemen zu kämpfen hat, will sie helfen, den Fall aufzuklären. Doch der Mörder überwacht jeden ihrer Schritte …
Eine Reporterin mit bipolarer Störung und einem alkoholsüchtigen Vater und ein Mörder, der (alleinerziehende) Mütter tötet ... Nun ja, auf der einen Seite ist es gut, dass auf Menschen mit bipolaren Störungen hingewiesen wird (ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht immer leicht ist, diese zu erkennen und man am Anfang oft falsch reagiert, allerdings sollte das nicht Teil dieser Rezension sein), auf der anderen Seite fand ich die Darstellung derselben etwas misslungen. Oft wirkte Penny auf mich eher wie eine Irre als wie eine Manische. Und ihre Gedanken ... nun ja, das half leider nicht Sympathie für die Hauptperson zu wecken, nicht einmal Mitleid.
Und dann die Mord. Die Gedankengänge der Mordopfer kurz vor ihrer Ermordung half meiner Meinung der Story wenig und erwies sich als unwichtiges Wissen. Durch die vielen Einblicke in viele Personen half das der Geschichte nicht weiter.
Eine Protagonistin mit zu vielen Problemen, die sich zudem auch noch mit ihrem Vater auseinandersetzen musste, was auch nur die Geschichte bedingt weiterbrachte, und ein Serienmörder, der ebenfalls seine psychische Probleme hat, sorgen leider nicht für einen spannenden Thriller.
Die persönlichen/gesundheitlichen Schwierigkeiten der Hauptpersonen, die ablenkenden Gedanken der Mordopfer ... all das sorgt leider nicht für Spannung. Selbst am Ende, geht viel Potential verloren, da man nur eine Erzählung der Geschehnisse erfährt. Schade, wenigstens hier hätte man für Spannung sorgen können.

Samstag, 2. Oktober 2021

Valentina Morelli: Kloster, Mord & Dolce Vita 10 - Das Geheimnis des toten Malers (Hörbuch) (Rezension)

Das Kloster muss Geld verdienen! Nur so kann Isabella die Schließung verhindern. Daher will sie mit Matteos und Ninas Hilfe endlich die alten, hässlichen Gemälde verkaufen, die im Büro der Äbtissin hingen. Doch als sie die Galerie des Kunsthändlers betreten, finden sie ihn tot vor - ein Raubmord! Gestohlen wurden Bilder von Romeo Bassino, einem vor Jahren verstorbenen, toskanischen Maler. Warum sind dessen mittelmäßige Bilder in letzter Zeit so enorm im Wert gestiegen ? Isabella und Matteo ermitteln und decken ein langgehütetes Geheimnis auf...
Eigentlich ist alles wie immer und wer die Reihe mag, der wird auch am 10 Teil von Kloster, Mord & Dolce Vita viel Spaß haben. Aber in manchen Dingen ist Das Geheimnis des toten Malers doch anders. Natürlich führt Sprecherin Chris Nonnast wieder amüsant und locker flockig durch die Geschichte. ich will nicht sagen, dass sie es routiniert macht, das wäre fast schon abwertend. Es macht Spaß ihr zuzuhören und es fällt leicht sich nach Italien versetzen zu lassen,
Anders als im Vorgänger Verrat im Vatikan wird wieder im heimischen Kloster und der näheren Umgebung ermittelt.
Diesmal muss sich Äbtissin Isabella mit Kunst und der Mafia auseinandersetzen, aber auch wenn man es vermuten lässt, es bleibt unblutig, bzw. nicht blutiger als in den 10 Teilen davor. Aber immerhin werden einige Charaktere tiefer beleuchtet. Neben mehr oder weniger unerwarteten Enthüllungen kriselt es in Matteos Liebesleben und sein Schwiegervater in spe hat nichts zu melden (er taucht in persona erst gar nicht auf)
Wer sich gerne von leichtem italienischen Flair berieseln lassen möchte, liebenswerten Protagonisten durch einen durchaus als interessant und abwechslungsreichen Kriminalfall folgen möchte, der wird Freude am Geheimnis des toten Malers haben. Leichte Kost für dunkle Herbst- und Winterabende ... leider viel zu kurz.