Mittwoch, 31. Juli 2024

C. J. Knittel: Die Hinrichtung des Zweihundertjährigen (Rezension)

Deutschland in der Zukunft:
Der 200jährige Paul Krasinski steht wenige Tage vor seiner Verabschiedung, dem gesetzlich vorgeschriebenen Ende seines Lebens. Doch nach dem Tod seines besten Freundes überkommen ihn Zweifel und er flieht. Während seiner Flucht begegnet Paul einer Gruppe von Menschen, die noch deutlich älter sind als er. Ihnen ist es gelungen eine Schattengesellschaft von Unsterblichen zu gründen. Doch auch hier, ist nicht alles, wie es scheint.
 
Tiefgründig und philosophisch, ohne großes Technikgelaber oder ausufernde Actionszenen erzählt C. J. Knittel in DIE HINRICHTUNG DES ZWEIHUNDERTJÄHRIGE eine ruhige Geschichte, die zum Nachdenken anregt, ohne den Unterhaltungswert aus den Augen zu verlieren. Die Geschichte überzeugt nicht durch technische Errungenschaften, Weltraumschlachten und fremden Planeten. Der Tod und der Umgang damit steht im Vordergrund. Und so denkt nicht nur Paul über seine Entscheidung nach, auch der Leser wird aufgefordert sich Gedanken über das menschliche Dasein und sein Ende zu machen. Und ja, auch das kann überzeugen, zumal die Charaktere in ihren Ansichten durchaus glaubwürdig dargestellt werden.
Kurzweilige SF, die durch ihre ruhige Erzählweise fasziniert.

Dienstag, 30. Juli 2024

Papst Franziskus: Leben - Mein Leben in der Geschichte (Rezension)

Zum ersten Mal erzählt Papst Franziskus die Geschichte seines Lebens anhand der Ereignisse, die die Menschheit in den letzten achtzig Jahren geprägt haben.
Und er teilt mit uns die Ursprünge seiner Ideen, die sein Pontifikat auszeichnen und die viele als gewagt ansehen: seine Appelle gegen Armut und Umweltzerstörung, seine Ermahnungen führender Politiker, in Fragen der Völkerverständigung, der Ungleichheit und der Rüstungspolitik einen Kurswechsel einzuschlagen.
Vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939, als der zukünftige Papst knapp drei Jahre alt war, bis zum heutigen Tag nimmt Jorge Mario Bergoglio uns an die Hand und führt uns anhand seiner Erinnerungen durch die wichtigsten historischen Ereignisse unserer Zeit. Die Stimme des Papstes wechselt sich ab mit der eines Erzählers, der Momente aus dem Alltag des zukünftigen Papstes schildert und in den jeweiligen historischen Kontext einbettet.
Mit den Worten des Papstes: »LEBEN möchte Hoffnung schenken, damit die Menschen, vor allem die jüngeren, die Stimme eines älteren Menschen hören und darüber nachdenken können, was unser Planet durchgemacht hat, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Wenn wir ein gewisses Alter erreicht haben, ist es wichtig, das Buch der Erinnerungen von Zeit zu Zeit wieder aufzuschlagen: um uns an die schlechten Dinge zu erinnern, an die toxischen, die wir erlebt haben, an die Sünden, die wir begangen haben, aber auch an all das Gute, das Gott uns geschenkt hat. Das ist eine Übung, der wir uns alle widmen sollten, bevor es zu spät ist!«

Montag, 29. Juli 2024

Katherine Webb: Die Morde von Salisbury (Rezension)

Ein nie aufgeklärter Mord rührt an alte Wunden
Es ist ein unerträglich heißer Sommer in der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands. In einem ausgetrockneten Flussbett wird die Leiche des vor Jahren verschwundenen Lee Geary gefunden. Sein Schicksal war 2011 eng mit dem Fall der zwanzigjährigen Holly Gilbert verflochten, die damals von einer Brücke stürzte. Ihr Tod war ein Medienmagnet, die Leute wollten Gerechtigkeit für Holly, sie wollten einen Schuldigen. Rasch wurden drei Verdächtige festgenommen, und Geary war einer davon. Alle drei starben damals innerhalb weniger Monate nach Holly. In der sengenden Hitze versuchen Inspector Matthew Lockyer und Constable Gemma Broad einen kühlen Kopf zu bewahren und die Fäden der Cold Cases zu entwirren. Dabei graben sie alte Geheimnisse aus, die viele lieber unentdeckt gelassen hätten.

Freitag, 26. Juli 2024

Jim Butcher: Titanenkampf (Rezension)

Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und als Magier habe ich bereits gegen die schlimmsten Gegner gekämpft: den Roten Hof der Vampire, die gefallenen Engel des schwarzen Denar, die Außenweltler. Doch diesmal war es anders. Ethniu war so uralt und mächtig, dass selbst die Unsterblichen vor ihr erzitterten. Jetzt hatte sie Chicago den Krieg erklärt. Ihre Armee war bislang unbesiegt, und ihre zerstörerische Macht übertraf die von Göttern. Sie war die letzte der Titanen – und ich sollte sie aufhalten … 
TITANENKAMPF ist der 17. Teil der DUNKLEN FÄLLE DES HARRY DRESDEN und ein echter Pageturner. Nach den eher ruhigen Friedensgesprächen geht es heftig zur Sache, heftiger als man es von früheren Bänden kennt und ... der Harry Dresden-Fan muss stark sein, denn es wird ihm viel abverlangt. Aber es lohnt sich das Buch zu lesen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber TITANENKAMPF ist ein echtes Highlight (und bisher der letzte Band der Reihe). Werfen wir Charakterentwicklung über Bord und wenden wir uns der Action zu. Denn an Action mangelt es nicht. Und dabei stellt man sich die Frage: Kann man auf über 500 Seiten ein Gemetzel fabrizieren, das so abwechslungsreich ist, dass man das Buch kaum aus den Händen legen mag.
Jim Butcher kann das. Und so bekommt der Leser ein Gemetzel, das sich sehen bzw. lesen lassen kann. Ein Wunder, dass es bei all der Tragik und Brutalität noch Zeit für Humor und echt heldenhafte Szenen gibt. Ich kann nur sagen: WOW.
Und zum Abschluss, dann, passend zur Jahreszeit ein niedliche (und wirklich nette) Harry Dresden-Weihnachtsgeschichte ...

Donnerstag, 25. Juli 2024

Ulrike Rylance: Dead Girls don't talk (Rezension)

Ein Sommer auf dem abgelegenen Hausboot von ihrer Tante – darauf freuen sich Clara und ihre beste Freundin Melli schon seit Wochen. Doch aus dem erhofften Traumurlaub wird rasch ein wahr gewordener Albtraum: Das Hausboot entpuppt sich als verfallen, die Nachbarn sind sonderbar und nervige Moskitos belagern jeden Winkel. Als plötzlich die Leiche eines Mädchens im stillen Gewässer des Sees auftaucht und Melli kurz darauf spurlos verschwindet, geraten die Ereignisse außer Kontrolle. Clara steht auf einmal alleine da und muss herausfinden, was hinter all den furchteinflößenden Vorfällen steckt. Doch in den leisen Gewässern lauern dunkle Geheimnisse, die besser unentdeckt geblieben wären...
DEAD GIRLS DON'T TALK ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits erschienenen Titels Todesblüten. Ulrike Rylance bietet einen Jugendthriller, der geradlinig erzählt wird, aber doch zu unterhalten weiß. Es wird nicht kompliziert, man kann das Buch gut bei warmen Temperaturen lesen und sich auf kurzweilige Unterhaltung freuen. Und obwohl die Geschichte einfach ist (in gewisser Weise vielleicht auch vorhersehbar), so bleibt auch die Spannung nicht auf der Strecke. Die Protagonisten sind gut charakterisiert, teilweise etwas klischeehaft, was aber durchaus zur Stimmung des Buchs passt, das nicht nur durch den englischen Titel an Amerika erinnert, obwohl der Schauplatz in Deutschland ist. Vielleicht wirkt es dadurch auch etwas merkwürdig und unglaubwürdig, aber ... wenn man reinen Realismus will liest man Tageszeitungen.
DEAD GIRLS DON'T TALK bietet kurzweilige, spannende Unterhaltung, nicht nur für Jugendliche. Einen ausgefeilten Plot darf man nicht erwarten, aber für zwischendurch stellt das Buch keine Enttäuschung dar. Und auch wenn es ein Thriller für Jugendliche ist ... man muss sich nicht schämen wenn man der Zielgruppe entwachsen ist.

Mittwoch, 24. Juli 2024

Chris Colfer: Land of Stories 4 - Ein Königreich in Gefahr (Rezension)

Alarm im magischen Land: Der Maskierte Mann ist auf freiem Fuß und rekrutiert die dunkelsten Verbündeten, um das Märchenreich vollständig zu zerstören! Für Alex und Conner beginnt ein Wettlauf durch die phantastischen Länder ihrer liebsten Geschichten. Können die Zwillinge den Maskierten Mann einholen, oder ist er ihnen so lange einen Schritt voraus, bis alles zu spät ist?
Captain Hook, die Herzkönigin und die böse Hexe des Westens: Im vierten Abenteuer der Bestseller-Serie müssen die Zwillinge weit über die Grenzen des magischen Königreichs hinausreisen und sich gegen die mächtigsten Schurken sämtlicher Geschichten stellen.

Es ist etwas her, dass ich den dritten Band der Reihe gelesen habe, aber es fiel nicht schwer mich wieder in die Geschichte um Alex und Conner hineinzufühlen. Schnell hatte mich EIN KÖNIGREICH IN GEFAHR ins einen Bann gezogen und es ist sehr unterhaltsam wie die Märchenwelt um die Geschichten von Peter Pan, Robin Hood und anderen erweitert wird. Chris Colfer erzählt eine spannende Geschichte, die mit einigen Überraschungen aufwarten kann (und man von dem einen oder anderen Charakter ein ganz anderes Bild bekommt). Es fängt vielversprechend an, aber irgendwann stellt man fest, dass die Geschichte nicht zu Ende erzählt werden kann und die Gefahr nicht abgewendet wird. Soviel erlaube ich mir zu spoilern. Denn das ist auch etwas die Schwäche des Buchs. So unterhaltsam manche neuen Charaktere sind und so unterhaltsam auch Rotkäppchen ist, die eigentliche Handlung zieht sich etwas in die Länge und auch wenn der Spannungsbogen aufrecht gehalten wird ... es fehlt die Erlösung, das richtige Ende und so muss man weiter lesen.
Der vierte Teil der Land of Stories ist kein Highlight, trotz einiger guter Ideen, aber auch kein Tiefpunkt wie der Vorgänger. Und man mag gespannt auf das sein, was noch kommen mag.
Freunde von Märchengestalten und Fans der Reihe kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Donnerstag, 18. Juli 2024

Jane E. James: Der fremde Ehemann (Rezension)

Linda hatte das perfekte Leben: ein wunderschönes Haus, einen treuen Ehemann, zwei liebevolle Töchter. Doch sie wollte mehr. Die Scheidung von Jim und eine aufregende Reise führten sie zu Marcus – und in ihr Verderben.
Zwei Jahre später ist Linda allein, mittellos und lebt in einer schäbigen Mietwohnung. Sie hat nichts mehr zu verlieren und meldet sich bei einer Dating-App an. Doch der einzige Mann, der auf ihr Profil antwortet, ist Tony Fortin – und Linda erkennt ihn sofort wieder. Es ist Marcus, ihr zweiter Ehemann. Aber das ist unmöglich. Marcus ist vor acht Monaten auf Korfu ertrunken. Ihre Welt gerät aus den Fugen, als dann auch noch ihre beste Freundin Gail verschwindet. Als Linda tiefer gräbt, findet sie heraus, dass der Mann, den sie geheiratet hat, Geheimnisse vor ihr hatte. Sehr dunkle Geheimnisse. Und die einzige Person, die ihr helfen kann, hat allen Grund sich nicht einzumischen: ihrem ersten Ehemann. Während sie gemeinsam nach der Wahrheit suchen, wird Linda an die Liebe erinnert, die sie und Jim einst teilten. Doch in diesem gefährlichen Spiel ist niemand, wer er zu sein scheint …

Donnerstag, 11. Juli 2024

A. J. Sherwood: Die Wurzeln des Problems (Rezension)

Es ist wie die Gruselversion von Stille Post:
Grant findet einen ermordeten Teenager in McMinnville. Er ruft Jon an.
Jon findet das Geistermädchen. Er ruft Mack an.
Mack spricht mit dem Geist, der sie zu weiteren Geistern führt. Die sie wiederum zu noch mehr Geistern führen.Und warum liegen alle Mordopfer unter Bäumen begraben?
DIE WURZELN DES PROBLEMS ist ein Crossover zwischen den »Jons übernatürliche Fälle« (Teil 5)und »Macks geisterhafte Erscheinungen«, (Teil 4) in dem vor allem für Donovans Geschmack viel zu viele Geister vorkommen. »Macks geisterhafte Erscheinungen« kenne ich nicht, aber vielleicht werde ich das nachholen. Wobei ich mir da nicht so sicher bin. Bisher haben mir die ersten vier Bände der Reihe gut gefallen (wenn ich den Nachsatz der Autorin verstanden habe wird es noch jeweils ein Buch aus jeder Reihe geben, das aber nur am Rande) aber das kann ich leider hier nicht sagen.

Mittwoch, 10. Juli 2024

Annette Marie: Drei Magier und eine Margarita (Rezension)

Gefeuert, pleite, mit einem Bein in der Obdachlosigkeit – ich bin offiziell verzweifelt genug, um auf die Stellenanzeige für einen dubios klingenden Barkeeperjob zu antworten.
Die Gäste in diesem Pub sind irgendwie … speziell, und meine Probeschicht geht vom ersten Moment an den Bach runter. Doch statt mich hochkant rauszuschmeißen, bieten sie mir den Job an.
Wie sich herausstellt, ist der Pub eine Gilde. Und die drei attraktiven Typen, die ich mit einer Margarita überschüttet habe? Das sind Magier. Offenbar ist eine Barkeeperin, die sich nichts bieten lässt, genau das, was diese Gilde braucht – oder es hat seine Gründe, dass niemand sonst hier arbeiten will. Für jemanden, der Magie bis eben für nicht existent gehalten hat, stecke ich plötzlich ganz schön tief drin ...

DREI MAGIER UND EINE MARGARITA ist humorvoller Urban-Fantasy-Spaß für die Freunde von Helen Harper, der JEZEBEL-Files oder den Wächtern von Magow. Annette Marie bietet in ihrem Auftakt ihrer Guild Codex-Reihe locker, leichte Unterhaltung, bei dem auch die Spannung nicht zu kurz kommt. In Liebesdingen könnte es auch interessant sein, aber im ersten Band hält sich die Autorin (und ihre Protagonisten) noch sehr bedeckt. Aber wenn man kein Freund von Romantasy ist dann wird man gut bedient.
Der Schreibstil ist angenehm und fast schon so fließend, dass man kaum merkt wie schnell die Seiten dahinfliegen. Die Protagonisten werden gut charakterisiert, liebenswert und glaubwürdig (sieht man von der Magie ab, und dass die drei Magier auf ihre Weise doch sehr gut aussehen ...), die Handlung an sich ist schlüssig. DREI MAGIER UND EINE MARGARITA bietet vieles, was man am URBAN FANTASY-Genre schätzt und verbreitet ein angenehmes Gefühl. Es gibt ein Happy End, aber es bleiben auch viele Fragen offen, die neugierig auf die Fortsetzung machen.

Dienstag, 9. Juli 2024

Tom Hillenbrand: Hologrammatica (Rezension)

Ende des 21. Jahrhunderts arbeitet der Londoner Galahad Singh als Quästor. Sein Job ist es, verschwundene Personen wiederzufinden. Davon gibt es viele, denn der Klimawandel hat eine Völkerwanderung ausgelöst, neuartige Techniken wie Holonet und Mind Uploading ermöglichen es, die eigene Identität zu wechseln wie ein paar Schuhe. Singh wird beauftragt, die Computerexpertin Juliette Perotte aufzuspüren, die Verschlüsselungen für sogenannte Cogits entwickelte – digitale Gehirne, mithilfe derer man sich in andere Körper hochladen kann. Bald stellt sich heraus, dass Perotte Kontakt zu einem brillanten Programmierer hatte. Gemeinsam waren sie einem großen Geheimnis auf der Spur. Der Programmierer scheint Perotte gekidnappt zu haben. Je tiefer Singh in die Geschichte eintaucht, umso mehr zweifelt er daran, dass sein Gegenspieler ein Mensch ist ...

Montag, 8. Juli 2024

Thomas Michael Glaw: Huldrychs Ende (Rezension)

In „Huldrychs Ende“ entführt Thomas Michael Glaw seine Leser:innen in eine Welt skurriler Figuren, mysteriöser Intrigen und schräger Wendungen. Am Morgen nach einem schillernden Fest auf Schloss Iringsburg, das die Eröffnung der 250. Buchhandlung des Librorius Imperiums feiert, erschüttert ein rätselhafter Todesfall die literarische Szene. Der Chef des Hauses wird leblos auf der Terrasse aufgefunden und Hauptkommissar Louis Lukaschonsky, wie immer in seinen unverkennbaren Trenchcoat gekleidet und begleitet von seinem treuen Dackel Waldemar, steht einem schier unlösbaren Rätsel gegenüber. Unterstützung findet er in der charmanten Kommissarin Jana Vecera, die ihren Chef nicht nur um Haupteslänge überragt, sondern auch mehr Grips besitzt als er und Waldemar zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Wahrheit hinter dem rätselhaften Tod des Buchhandlungsbesitzers.

Mittwoch, 3. Juli 2024

Jim Butcher: Friedensgespräche (Rezension)

Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin der Repräsentant des Weißen Rats der Magier in Chicago. Als solcher war ich natürlich skeptisch, als die Friedensgespräche mit den Fomori ausgerechnet in meiner Stadt stattfinden sollten. Nennen Sie mich zynisch, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Meereswesen an echtem Frieden interessiert waren. Und ich ahnte, dass auch jede der anderen Parteien ihr eigenes Süppchen kochte. Meine Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass wenigstens die Verhandlungen gesittet abliefen. Ich erwartete Intrigen, Verrat und brutale Gewalt. Dass aber ausgerechnet mein eigener Bruder dort eine Bombe zündete, überraschte mich schon …
FRIEDENSGESPRÄCHE ist der 16. Teil der Harry Dresden-Reihe. Augenscheinlich der kürzeste und irgendwie anders als die Vorgänger, da weniger actionreich, so wird zum einen geboten was der Titel verspricht, auf der anderen Seite wird der Harry Dresden-Fan nicht enttäuscht. Aber natürlich stellt sich eine berechtigte Frage: Ist die Person des Magiers überhaupt mit diplomatischen Missionen vereinbar, oder arten diese nicht sowieso in Gemetzel aus. Zumindest hier kann man sagen: Das gemetzel bleibt aus, aber da ich bereits den Nachfolger gelesen habe, bevor ich diese Rezension geschrieben habe, sei zumindest soviel verraten: FRIEDENSGESPRÄCHE ist nur die Ruhe vor dem Sturm.
Aber auch wenn das große Gefecht ausbleibt ist diese Vorbereitung auf eine wahrlich epische Schlacht (soviel erlaube ich mir zu spoilern) eine unterhaltsame, überraschende HD-Lektüre, bei der all das zu finden ist, was man von Jim Butcher bzw. Harry Dresden erwarten kann: Sarkasmus, witzige Wortgefechte, peinliche Szenen, Überraschungen und unerwartete Enthüllungen ...
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und muss fast sagen, dass Jim Butcher immer besser wird und jedem neuen Harry Dresden Band ein weiteres Highlight hinzufügt. Langweilig wird es nie und auch wenn die meisten Bücher doch sehr actionlastig sind ... die Charakterentwicklung kommt nicht zu kurz und manche Protagonisten, wie wichtig oder unwichtig sie auch sein mögen, wachsen einem doch ans Herz).
Auch nach dem 16. Band kann ich sagen. dass Harry Dresden zu den besten Reihen gehört, die das Urban Fantasy Genre zu bieten hat .... sofern man nicht auf Romantik steht.

Dienstag, 2. Juli 2024

Anthony Horowitz: Mord in Highgate (Rezension)

Ein elegantes Haus am Rande von Hampstead Heath. Ein toter Scheidungsanwalt. Eine rätselhafte Botschaft in grüner Farbe. Eine unglaublich teure Weinflasche als Tatwaffe… Zweifellos ein Fall für Daniel Hawthorne, Ex-Polizist und Privatdetektiv, und Scotland Yard immer einen Schritt voraus.
Als der smarte Prominentenanwalt Richard Pryce tot in seinem Haus gefunden wird, erschlagen mit einer Flasche 1982 Chateau Lafite Rothschild im Wert von 2000 £, scheint schnell klar, wer es war: Nur wenige Tage zuvor hat die berühmte feministische Autorin Akira Anno ihm genau diesen Tod angedroht – und ihm ein Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet. Aber ist es wirklich so einfach? Denn jeder hat hier Dreck am Stecken, und als ein weiterer Toter gefunden wird, muss Hawthorne gemeinsam mit seinem Assistenten und Stichwortgeber Anthony Horowitz tief in die Vergangenheit der Opfer eintauchen, um die Lösung des Rätsels zu finden.

MORD IN HIGHGATE ist der zweite Teil der HAWTHORNE ERMITTELT Reihe in der neben Detektiv Hawthorne auch Autor Horowitz selbst eine Rolle spielt. Und da beide sehr unterschiedliche (und nicht unbedingt sympathische) Charaktere sind wird ein unterhaltsamer Krimi geboten, der den Leser oft zum Schmunzeln animiert. Man muss den Vorgänger nicht kennen, aber es schadet nicht ein bisschen mit Horowitz' Werk vertraut zu sein, denn es gibt zahlreiche Anspielungen, die man auch als Werbung sehen könnte, aber ... wenn der Autor schon selbst eine Rolle spielt warum sollte er nicht auch Werbung für sich machen...
Das Buch macht mit diversen Plot-Twists und einer überraschenden Auflösung sehr viel Spaß. Man darf zwar nicht mit viel Action (eigentlich gar keiner) rechnen, aber den Reiz dieses Romans (und eigentlich der Reihe) ist die Ermittlerarbeit des Duos (wobei man wohl nicht zu viel verrät wenn man sagt: Hawthorne ermittelt und Horowitz liegt meistens falsch, hat aber einige lustige Ideen).
Amüsant und spannend ... ein Krimi, der nicht so ganz Cosy ist, aber bei weitem kein Thriller. Klassische Unterhaltung, die Spaß macht. Und Lust auf mehr (und das gab es ja dann auch).

Montag, 1. Juli 2024

Markus Heitz: Die Traumgänger - Aufbruch nach Deseo (Hörbuch) (Rezension)

Finn hat eine besondere Gabe: Er kann seine Träume beeinflussen. Doch eines Nachts taucht ein fremdes Mädchen in seinem Traum auf: Sanja. Sie sucht nach ihren Eltern. Vermutlich hält sie Mrak, der böse Herrscher des Albtraumlandes, gefangen. Ihre Suche führt Sanja und Finn ins Traumland Deseo. Dort stellt sich heraus, dass Sanja wegen mehrerer Diebstähle gesucht wird. Gehört sie zu den Bösen? Als Finns Gabe im Traumland versagt, kann er nicht mehr zurück – er ist gezwungen, Sanja zu vertrauen.
Dass Simon Jäger ein guter Hörbuchsprecher ist beweist er immer wieder und so kann ich auch an den ersten Teil der TRAUMGÄNGER-Reihe nichts an ihm aussetzen. Er haucht der Geschichte leben ein und es macht Spaß ihm zuzuhören. Dass Markus Heitz ein guter Autor ist, der seine Leser (unter anderem mich) immer wieder begeistern kann, ist nichts Neues. Neu hingegen ist wohl sein Ausflug in den Kinderbuchsektor. Zumindest war mir bisher kein Buch des Autors bekannt, das man in diesen Sektor stecken könnte. Aber manche Autoren, die gute Bücher für Erwachsene schreiben müssen nicht unbedingt ebenso gute Kinderbücher schreiben. Umgekehrt gilt das auch und natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. AUFBRUCH NACH DESEO hat durchaus interessante Ansätze und der Autor lässt seine Kreativität viel freien Raum. Nur ... dieser Auftakt wirkt etwas oberflächlich und ich erkenne wenig von dem was ich von Heitz kenne und liebe. Bei allen Ideen ... die Handlung ist nicht wirklich originell, die Protagonisten bleiben farblos. Da gibt es spannendere Reiheneinstiege. Aber vielleicht liegt das auch an der Kürze. Nicht einmal zweieinhalb Stunden dauert das Hörbuch. Da passt wirklich nicht viel hinein um die vielen Ideen etwas ausführlicher zu beschreiben.
Ich verbeuge mich vor dem Ideenreichtum des Autors, aber ich halte mich dann doch lieber an seine Erwachsenenbücher.
Ganz nett, aber begeistern kann mich das (Hör)Buch nicht. Ob ich der Reihe noch eine zweite Chance gebe? Ich weiß es nicht.