Du musst rennen. Du musst schneller sein als sie. Schneller und schlauer.
Hochspannend und dramatisch: Der neue Standalone-Thriller des Autorenduos Ulrike Gerold und Wolfram Hänel.
Junge Frauen verschwinden. In diesen magischen Nächten zwischen den Jahren. Nach zwölf Tagen kehren sie zurück, verwirrt und verstört. Zwei von ihnen haben es nicht mehr ausgehalten, sie gingen freiwillig in den Tod. Andere sind aus dem Tal weggezogen und nie wieder zurückgekehrt. Die wenigen, die geblieben sind, schweigen. Als Lisa an Weihnachten zu ihren Großeltern ins Tal fährt, ist wieder ein Mädchen verschwunden. Warum spricht niemand darüber?
Bei den Raunächten handelt es sich meist um die Zwölf Weihnachtstage vom Weihnachtstag (25. Dezember) bis zum HeiligeDreiKönigs-Tag (6. Januar), gelegentlich um andere Zeiträume. Nach dem Volksglauben zogen sich die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar zurück, „die Wilde Jagd“ begab sich am Ende der Raunächte zur Ruhe. Eine interessante Zeit, die zu unterschiedlichen und sehr beängstiegenden Bräuchen geführt haben.
Ungefähr zur Hälfte der Zeit, zu Silvester, soll die Wilde Jagd aufbrechen. In dieser Zeit stehe das Geisterreich offen und die Seelen der Verstorbenen sowie die Geister haben Ausgang. Dämonen können Umzüge veranstalten oder mit der Wilden Jagd durch die Lande ziehen. Bis in die jüngere Zeit war in weiten Teilen Europas der Glaube verbreitet, dass sich zauberkundige Menschen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten, zu dieser Zeit in Werwölfe verwandelten und in dieser Gestalt Mensch und Vieh bedrohten.
Diese Vorstellung spiegelt sich in den Perchtenläufen des Alpenraums wider. Eine andere Form der Perchten, aber regional davon getrennt und eigenständig sind die Glöckler. Auch der Brauch, zu Silvester Lärm zu erzeugen (Silvesterfeuerwerk), sollte die Unholde fernhalten, im Alpenraum wird in allen Raunächten auch geböllert.
Nun, die Raunächte spielen den mythischen, interessanten Hintergrund zu RAUHNÄCHTE - SIE WERDEN DICH JAGEN und der Schauplatz zu einem spannenden Krimi/Thriller ist geboten. Aber ... das gebotene Potential wurde nicht voll genutzt und so plätschert der Thriller, eher im Mittelmaß herum. Nette Unterhaltung mit einer sympathischen Protagonistin (wenn sie sich nicht gerade an den männlichen Protagonisten heranwirft), mehr nicht. Denn der Schauplatz, den man düster und voller Geheimnisse gestalten hätte können, wird größtenteils ignoriert oder ist so von Vorurteilen/Klischees durchzogen, dass man sich wundern kann, dass der Fortschritt in das kleine Alpenkaff Einzug gehalten hat, so stereotyp und hinterwäldlerisch wie die Ansichten einiger der Dorfbewohner sind. Und was die Ermittlungen anbelangt fehlt dort ebenso die Spannung auch wenn hin und wieder ein neues Geheimnis um die Verschwundenen Frauen auftaucht. Nur ... irgendetwas fehlt und am Ende ist es nicht verwunderlich, dass das Motiv nicht überzeugen kann. Oder anders gesagt: Es war an den Haaren herbeigezogen und konnte von mir nicht nachvollziehbar werden.
Irgendwie schade, denn wie gesagt, die Protagonistin ist durchaus eine Person, mit der man hätte mitfiebern können ... der Schauplatz hätte besser ausgearbeitet werden können und wenn man sich schon auf die Raunächte bezieht wäre eine stärkere Einbindung in den Volksglauben, der hier auf pure Angst und Stillschweigen basiert, wünschenswert gewesen.
Ein Thriller der viel verspricht, aber weit davon entfernt ist hochspannend und dramatisch zu sein. Und auch wenn ich mich wiederhole: Das Thema hätte mehr hergeben können ... viel mehr.
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