Montag, 30. August 2021

Katharina M. Mylius: Die Toten vom Magdalen-College (Rezension)

Bei einem Alumni-Dinner im Magdalen College der Universität Oxford bricht ein wichtiger Lokalpolitiker tot zusammen. Er wurde vergiftet, doch keiner der Gäste an seinem Tisch will etwas gesehen haben.
Und auch bei ihren weiteren Nachforschungen stoßen Inspector Heidi Green und ihr neuer Kollege Frederick Collins von der Thames Valley Police auf eisernes Schweigen. Nur eins steht fest: Ein paar der Ehemaligen hüten ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit. Bald gibt es eine zweite Leiche …
Die Toten vom Magdalen-College startet hochspannend: ein Mann bricht tot, augenscheinlich vergiftet, auf einem Alumnidinner im ehrwürdigen Magdalen-College zusammen. Ein klassischer englischer Krimi eben. Und klassisch geht es auch weiter. Heidi Green und Frederik Collins (und ihr Kollege Simmons, der mir eigentlich am besten gefällt und der auch etwas Humor in die Geschichte bringt) tappen im Dunkeln und das sehr sehr lang, obwohl es an Verdächtigen nicht fehlt. Aber immer wieder gibt es neue Erkenntnisse, neue Wendungen, so dass die beiden (oder die drei) immer wieder von vorne beginnen müssen und wie der Leser lange im Dunklen tappen.
Die Spannung lässt zwar nach der Anfangsszene etwas nach, aber es bleibt interessant und da die Ermittler sehr sympathisch, die Verdächtigen sehr ... verdächtig sind, bekommt man einen (fast) unblutigen Kriminalfall, der trotz allem unterhaltsam bis zum Schluss bleibt. Das Ende mag unerwartet sein, oder auch nicht, aber ich hatte wie die Ermittler selbst mehrere Verdächtige, die nach und nach ausgeschlossen werden konnten (und ich hatte auch Verdächtige, die den Ermittlern gar nicht in den Sinn kamen ... liegt wohl daran, dass ich viele Krimis lese). Wer einen Thriller erwartet wird enttäuscht sein. Geboten wird eher ein Krimi in der Art von Agatha Christie und Konsorten. Ein Buch, das man abends vor dem Schlafengehen gut lesen kann.

Samstag, 28. August 2021

H. G. Wells: Die Zeitmaschine (Hörbuch)(Rezension)

H. G. Wells‘ Roman Die Zeitmaschine gilt als Pionierwerk der Science Fiction und ist gleichzeitig eine der ersten literarischen Dystopien. Die fesselnde Geschichte eines unverstandenen Wissenschaftlers führt ins ferne Jahr 802.701. Gesellschaftliche Nöte und Konflikte scheinen dort überwunden zu sein. Doch ist die neue Welt wirklich so paradiesisch, wie sie auf den ersten Blick anmutet? Dominic Raacke leiht dem Zeitreisende seine Stimme, während Stefan Weinzierl den passgenauen Soundtrack liefert.
Die Zeitmaschine ist wirklich ein Klassiker und vermutlich hat jeder die eine oder andere Verfilmung davon gesehen. Gelesen haben aber wohl die wenigsten das Buch und leider habe ich den Eindruck, dass zahlreiche Autoren der klassischen PHANTASTIK oder des Abenteuerromans in letzte Zeit sehr in Vergessenheit geraten, wenn es nicht eine neue Verfilmung des Stoffs gibt.
Deswegen freue ich mich immer wenn es eine Neuauflage der Klassiker gibt, selbst wenn es "nur" ein Hörbuch ist. Aber Dominic Raake scheint der perfekte Erzähler der Geschichte zu sein. Glaubhaft schildert er seine Erlebnisse wenn er in die Zukunft reist (damals reiste man lieber in die Zukunft, während man heutzutage in Romanen lieber in die Vergangenheit reist).

Freitag, 27. August 2021

Siegfried G. Schäfer: Die Dosis macht das Gift (Rezension)

„Die Dosis macht das Gift“. Diese Erkenntnis des Theophrastus Bombast von Hohenheim, besser bekannt unter dem Namen „Paracelsus“, führte im 16. Jahrhundert zu tiefgreifenden Veränderungen in der Medizin, da man seinerzeit auf den Einsatz von Naturstoffen – überwiegend auf pflanzlicher Basis – angewiesen war. Und bis heute lässt sich die Frage: „Welche Pflanze ist eine Heilpflanze und welche ist giftig?“ nicht immer leicht und eindeutig beantworten. Genau dort setzt Siegfried G. Schäfer, promovierter Pharmakologe und Toxikologe, mit diesem Buch an: Angereichert mit zahlreichen Anekdoten, nimmt er vom „Alpenveilchen“ bis zur „Zaunrübe“ 31 Pflanzen genau unter die Lupe, beschreibt sie mit allen Inhaltsstoffen und deren Wirkung und lässt die Leserschaft an vielfältigen historischen Beobachtungen teilhaben. Ein wichtiges Buch also, welches die heutigen Perspektiven der Pflanzenmedizin auf der Grundlage ihrer jahrhundertealten Geschichte aufzeigt und unverzichtbare Hintergrundinformationen für diejenigen bereithält, die sich aufgrund ihrer Ausbildung, der beruflichen Praxis oder aus persönlichem Interesse heraus intensiv mit Natur- und Pflanzenheilkunde beschäftigen.
Wer sich für Heilpflanzen interessiert, der wird an diesem Buch nicht vorbeikommen. Vor allem weil es sich bei DIE DOSIS MACHT DAS GIFT nicht um ein Buch handelt, das lieblos Heilpflanze über Heilpflanze und ihre Wirkungsweise auflistet. Es geht weit darüber hinaus. 31 Pflanzen (und Pilze) werden nach dem gleichen Schema vorgestellt: Einer kleinen Einleitung in der der Pflanzenname erklärt wird und auch einige regionale Namen genannt werden folgt eine Auswahl an historischen Belegen (die manchmal durchaus erheiternd sind) und natürlich wird auch auf Inhaltsstoffe und Wirkungsweise eingegangen. Und man mag es nicht glauben, aber es ist ein leicht verständliches Buch, das zudem auch historische Abbildungen aufweist.
Adressen von deutschen Vergiftungszentralen, sowie die von Wien und Zürich fehlen nicht (man weiß ja nie).
DIE DOSIS MACHT DAS GIFT erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es ist auch kein medizinisches Buch mit Rezepten zur Selbstmedikation.
Für Interessenten von Heil- und Giftpflanzen ist das Buch ans Herz gelegt. Ich mag die Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und althergebrachtem Wissen (und Aberglaube), sowie den Mix aus historischen Abbildungen und Fotografien.

Ich habe viel gelernt und sehe jetzt auch die Alraune mit anderen Augen. Ich habe noch nie Blüten gesehen (abgesehen davon, dass ich auch noch nie eine Alraune in natura gesehen habe), aber dank dieses Buchs weiß ich wie hübsch sie sind.

Donnerstag, 26. August 2021

Christian Huyeng: Wahre Schönheit - Die Reise zum Schwarzen Turm

Eigentlich wollte sich der Held Ilian alsbald zur Ruhe setzen. Aber sein Assistent Milo kann ihn zu einem letzten, glorreichen Auftrag überreden: Der Magier Uzan hat allen Männern des Dorfes Linderhof ihre Schönheit gestohlen und die entsetzten Ehefrauen suchen Hilfe bei dem alternden Helden. Zusammen mit den drei Freunden Janosch, Pieter und Franjo machen sich Ilian und Milo auf eine gefährliche Reise zum Schwarzen Turm der Zauberer. Unterwegs lauern schreckliche Gefahren und magische Wesen. Können die fünf ungleichen Reisegenossen ihr Ziel erreichen? Und welches dunkle Geheimnis aus der Vergangenheit bindet Ilian an den bösen Zauberer Uzan?
Es war einmal eine Stadt, das war so wunderschön und so zuckersüß, da konnte keine Boshaftigkeit oder Hässlichkeit existieren. Wenn ... wenn da nicht die bösen Zauberer wären, die neidisch und hasszerfressen der Schönheit hinterherjagen würden und so die Stadt in Dunkelheit stoßen würden.
So ähnlich könnte man WAHRE SCHÖNHEIT umschreiben, aber es ist noch viel Schlimmer. In den ersten kapiteln wird man von Schönheit schon sehr erschlagen und alles wirkt so zuckersüß, dass einem wirklich schlecht wird. Wenn die Geschichte sich in diesem Stil weitergeführt hätte, hätte ich vielleicht kotzen müssen. Aber es kam natürlich ganz anders und so entwickelt sich aus der schmerzhaften Geschichte ein sehr unterhaltsames Abenteuer das so mit Klischees spielt, dass es sehr schade ist, wenn sich alles dem Ende nähert.
Frauen, die auf die Schönheit ihrer Männer achten; Helden, die keine Ahnung haben und erst erschlagen und dann ... keine Fragen mehr stellen müssen; Monster, die so ganz anders sind als man es erwartet und die man nicht als Monster bezeichnen kann; Äußere oberflächliche Schönheit und innere Werte (und Schönheit) ... all das wird in diesem spaßigen Abenteuer geboten. Und doch regt es auch zum Nachdenken an, wird doch gezeigt, wie Menschen sich von Vorurteilen und Oberflächlichkeiten leiten lassen.
Aber da WAHRE SCHÖNHEIT auch ein Märchen ist, bekommt am Ende jeder das, was er verdient.
WAHRE SCHÖNHEIT ist leicht geschrieben, humorvoll mit ernsten Untertönen, mit liebenswerten Protagonisten (mehr oder weniger) und hassenswerte Antagonisten (und ich meine nicht die "Monster"). Fantasy- und Märchenfreunde, die dem Humor nicht abgeneigt sind, kommen sehr auf ihre Kosten zumal es auch Anspielungen auf diverse andere literarische Werke gibt (manche Leser mögen das und ich schließe mich da nicht aus)

Dienstag, 24. August 2021

Tessa Jones/Jojo Vieira: Die Hand des Anubis (Rezension)

ber dem beschaulichen Städtchen Londonderry liegt ein drohender Schatten. Mehr als ein Dutzend Bewohner sind spurlos verschwunden, die örtliche Polizei schließt ein Verbrechen aber aus. Nur der aus New York strafversetzte Detective Taylor Scott vermutet Schlimmeres hinter den Ereignissen und nimmt die Ermittlungen auf.
Ihm zur Seite steht das Kleinstadtmedium Vidya McMurran. Sie bringt ihn durch ihre Visionen auf die Fährte eines brutalen Serienkillers, wie ihn selbst der abgebrühte Großstadtpolizist bisher nicht erlebt hat. Die Beweise an den vom ägyptischen Totengericht inspirierten Tatorten führen das ungleiche Ermittlerduo zu mehr als nur einem Verdächtigen. Doch kaum glauben die beiden, eine heiße Spur zu haben, taucht bereits die nächste Leiche auf. Und dann scheint der Killer auch noch eine offene Rechnung mit Vidya zu haben. Getrieben durch seinen ausgeprägten Beschützerinstinkt beginnt für Taylor ein Wettlauf gegen die Zeit …

Die Hand des Anubis ist ein ungewöhnlicher Thriller, der spannende, kurzweilige Unterhaltung bietet. Leider ist das kurzweilig auch das Problem, denn etwas mehr Seiten hätten der Handlung in vielen Dingen gut getan. Denn so spannend (und manchmal auch blutrünstig) die Geschichte auch ist, manchmal bleiben die Nebendarsteller doch etwas blass (auch der Antagonist hätte durchaus einige bessere Szenen verdient, denn das Ende kam dann doch sehr unerwartet und auch irgendwie enttäuschend) und auch die Protagonisten hätten mehr Tiefe verdient (wobei sie als Ermittlerteam durchaus perfekt sind und ich zwar auf Charakterentwicklung poche, ich der sich entwickelnde Liebesbeziehung weniger Platz eingeräumt hätte, zumal es gegen Ende für meine Bedürfnisse doch etwas zu schnell geht).
Die Geschichte an sich ist jedoch gut konstruiert und spannend, nur nicht unbedingt für zartbesaitete geeignet (andererseits: Wer es nicht verkraftet liest keine Thriller), es geht wirklich heftig zur Sache. Aber irgendwie passt das zum Setting.
Es gibt schlechtere Thriller und weitaus seitenstärkere. Und vielleicht mag es auch zu einfach sein, wie sich Vidya in die Ermittlungen einschleust. Aber trotz einiger Schwächen wird gute Unterhaltung geboten. Durch das Happy End der beiden Hauptdarsteller (zu denen dadurch alles gesagt wurde) wird es schwer eine Fortsetzung zu schreiben, was ich persönlich schade finde, da die beiden sehr gut harmonieren und in vieler Hinsicht einzigartig sind. Aber so werden sie es vielleicht auch bleiben.

Montag, 23. August 2021

R. M. Amerein: Sternenglut (Rezension)

Ein Kapitän ohne Mannschaft findet in einem Weltraum-Wrack eine hilflose Frau oder vielleicht das gefährlichste Wesen der Galaxie. Ein arktischer Wolf zieht seine Bahnen durch das All und sucht nach Antworten. Ein Cocktail-Schirmchen spiegelt sich im Visier einer Künstlichen Intelligenz. Aber warum?
Zwischen den Sternen gibt es viele Geschichten. Sieben davon haben wir aus den Tiefen des Weltalls für euch zusammengetragen. Sie stecken voller Gefahren, Geheimnisse, Romantik und Fantasie. Kommt mit uns auf Entdeckungsreise und erforscht die abenteuerlichen Welten von sieben deutschsprachigen Science-Fiction Autor*innen!
Hier erwarten euch interdimensionale Space-Tavernen, Ozeanplaneten mit Tiefe, mutige Frauen und schöne Männer, Weltraumgefechte, knallharte Verhandlungen, buntgefiederte Flughörnchen und Künstliche Intelligenzen, die unangenehme Fragen stellen.

Donnerstag, 19. August 2021

Vlastimil Vondruska: Das Bestiarium von Mähren (Rezension)

Mähren im 13. Jahrhundert: Im Wald nahe des Dörfchens Schoschuwka wird eine Tote mit aufgerissener Kehle gefunden, und sie ist nicht die erste. Die Dorfbewohner sind überzeugt, dass einer unter ihnen sich des Nachts in einen Werwolf verwandelt und arglose Frauen tötet. Bald wird der Müller Heralt verdächtigt und von einem aufgebrachten Mob gelyncht. Doch das Morden nimmt kein Ende - bis der königliche Prokurator Ulrich von Kulm sich auf die Jagd nach der Bestie begibt ...
Das Bestiarium von Mähren ist bereits der dritte Teil der Erlebnisse des königlichen Prokurators Ulrich von Kulm, aber das ist mir anscheinend entgangen. Da hat der Gedanke an einen historischen Werwolfroman weitere Gedanken aussetzen lassen. Allerdings war mir bewusst, dass es nicht um echte Werwölfe geht und ich hoffe, damit niemandem eine Illusion genommen zu haben ... andererseits, wer sich eher für Horrorwerwölfe interessiert liegt bei diesem Buch sowieso falsch.
Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass ich die ersten beiden Teile kennen muss (aber irgendwann werde ich das nachholen ...), man findet auch so ohne Probleme in die Handlung. Und diese ist durchaus interessant zu nennen. Ulrich, sein Schreiber Wolfgang und sein Knappe Otto sind drei unterhaltsame Genossen, die einen Diebstahl in Mähren aufklären müssen. Neben diversen Anfeindungen zwischen Adel und Kirche und mehr oder weniger schönen Frauen, die sich Otto an den Hals werfen, gibt es Hexenverbrennungen, Gelage, Burgen keine (Wer)Wölfe, und viel Witz und überraschende Wendungen. Manchmal wirken mir die Protagonisten zu modern, die Antagonisten zu althergebracht, aber am Ende passen diese Unterschiede doch zusammen. 
Das Bestiarium von Mähren bietet kurzweilige Spannung, das sich nicht in endlosen historischen Erklärungen ergießt. Und ... Mähren ist auch einmal ein durchaus exotischer Schauplatz, der mir eher selten untergekommen ist.

Freunde des historischen Abenteuerromans (es ist mehr Abenteuer als Krimi und weniger seitenstark als so manch andere Roman der sich als historisch bezeichnet) werden ihre Freude daran haben. 

Mittwoch, 18. August 2021

Andrea Penrose: Der Mörder am Half Moon Gate (Rezension)

Als der angesehene Wissenschaftler Lord Wrexford die Leiche eines begabten Erfinders in einer dunklen Londoner Gasse entdeckt, alarmiert er sofort die Behörden. Doch schon bald wird Wrexford in die Mordermittlungen hineingezogen, denn die Witwe des Erfinders teilt ihm mit, dass das Verbrechen kein zufälliger Raubüberfall war. Die Entwürfe ihres Mannes für eine neue dampfgetriebene Maschine sind in der Nacht seines Todes verschwunden. Die Pläne sind ein Vermögen wert … und könnten in den falschen Händen sehr gefährlich sein. Bei seinen Ermittlungen wird Lord Wrexford von Charlotte Sloane unterstützt, die unter dem Pseudonym A. J. Quill bissige politische Karikaturen veröffentlicht. Ihr umfangreiches Netzwerk von Informanten ist entscheidend für ihre Arbeit – und für das Aufspüren des Mörders. Als ein weiteres Opfer fällt, wissen Wrexford und Sloane, dass sie einem gerissenen und tödlichen Feind auf der Spur sind, der ihnen selbst zum Verhängnis werden könnte.

Dienstag, 17. August 2021

Markus Heitz: Collector (Rezension)

Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen und große, multinationale Konzerne treiben mit Macht und viel Geld die Eroberung der Galaxis voran – bis man auf eine geheimnisvolle außerirdische Spezies trifft: die Collectors. Eine Spezies, der selbst die härteste Spezialeinheit der Konzerne, die Justifiers, scheinbar machtlos gegenübersteht. Ein atemloser Wettlauf mit der Zeit beginnt …
Der Sammelband enthält die beiden Romane "Justifiers" und "Vade Retro" und eine "Kurzgeschichte", die man aufgrund der Länge auch als Novelle bezeichnen könnte. Letztere hätte man sich aber auch sparen können, überzeugt hat sie mich nicht und Neues zum Thema Collectors konnte sie auch nicht hinzufügen.

Samstag, 14. August 2021

Wolf Wondratschek: Dante, Homer und die Köchin (Rezension)

Schon der erste Satz in Wolf Wondratscheks neuem Buch widerlegt die Annahme, beide Dichter seien tot. Sind sie nicht! Sie leben, und das auf dem Land irgendwo in Italien, im Haus einer Frau, die weder lesen noch schreiben, dafür aber sehr gut kochen kann. Endlich Ruhe! Endlich ein Leben ohne Ruhm, allem Denken und Erklären entkommen! Bis sie eines Tages auffliegen, festgenommen und verhört werden. Die Nachricht schlägt weltweit ein wie eine Bombe. Mit angeblich Toten aber ist nicht zu spaßen. Soll die Welt sehen, wie sie mit Wundern klarkommt. Homer und Dante, die Jahrhunderte auf dem Buckel haben, nehmen alles gelassen. Sie telefonieren mit Shakespeare, werfen Katzen in die Luft, spielen Klavier und bauen weiter an ihrem Vermächtnis, dem "Haus des Schweigens".
Unsterblichkeit ist auch keine Lösung ...
Dante und Homer philosophieren über alles, über Gott und die Welt könnte man sagen. Dabei wechseln sie, wie man es von Gesprächen kennt, von einem Thema zum anderen und der Leser bekommt das Gefühl direkt dabei zu sein.

Freitag, 13. August 2021

C. S. Harris: Das Schweigen von Mayfair (Rezension)

London, 1812: Das brutale Massaker an acht jungen Prostituierten in einem Zufluchtshaus hinterlässt nur eine Überlebende – und damit eine Zeugin: Hero Jarvis, die aufgeschlossene Tochter des Vetters des Prinzregenten, Lord Jarvis. Als der Machthaber jede offizielle Untersuchung unterdrückt, die die unerhörte Anwesenheit seiner Tochter an diesem Ort aufdecken könnte, beginnt Hero eine eigene Untersuchung und bittet Sebastian St. Cyr, Viscount Devlin, um Hilfe.
In dieser Allianz auf Zeit folgen Hero und Sebastian einer Spur, die von den zwielichtigen Bordellen und Hafenvierteln des Londoner East Ends zu den Villen einer Adelsfamilie in Mayfair führt, die dunkle Geheimnisse zu verbergen hat. Die beiden riskieren ihr Leben sowie ihren guten Ruf und müssen einen Wettlauf gegen die Zeit gewinnen, um einen Killer zu stoppen, dessen ominöser Plan die Nation in ihren Grundfesten zu erschüttern droht …

Dienstag, 3. August 2021

V. E. Schwab: Vier Farben der Magie (Rezension)

›Vier Farben der Magie‹ ist der erste Band von V. E. Schwabs großer Fantasy-Trilogie um den Magier und Weltenwanderer Kell und um Delilah Bard, ihres Zeichens Diebin und Trickbetrügerin. Es gibt vier Farben der Magie: Im roten London befindet sie sich im Gleichgewicht mit dem Leben. Im weißen London wird die Magie versklavt, kontrolliert, unterdrückt. Dem grauen London ist sie fast abhandengekommen. Und im schwarzen London hat sie das Leben selbst vertilgt.
Als einer der wenigen Antari springt Kell zwischen den verschiedenen Welten hin und her. Doch er führt ein Doppelleben: Er ist Botschafter der Könige, aber auch ein Schmuggler. Eines Tages wird ihm als Bezahlung für einen außergewöhnlichen Botengang ein schwarzer Stein zugesteckt. Dass es sich um ein mächtiges magisches Artefakt handelt, merkt er erst, als er sich von einem gefährlichen Feind verfolgt sieht, der ihm das gute Stück abjagen möchte und dabei vor keinem Mittel zurückschreckt.
Auf der Flucht trifft der Magier die gewitzte Diebin Delilah Bard, die Kell zunächst ausraubt, ihm dann aber hilft. Allerdings erwartet sie eine Gegenleistung von ihm ...

Montag, 2. August 2021

Jodi Taylor: Doktor Maxwells wunderliches Zeitversteck (Rezension)

Madeleine »Max« Maxwell freut sich auf ein friedvolles Leben an der Seite ihres geliebten Leon. Leider hält der Frieden nicht mal bis zum Mittagessen … Die Zeitpolizei taucht auf, um Max für ein Verbrechen zu verhaften, das sie nicht begangen hat – zumindest nicht in diesem Universum. Max und Leon bleibt nur die Flucht durch die Zeit, ein abenteurlicher Trip ins alte Ägypten, bis sie schließlich getrennt werden und Max sich allein den Schergen der Zeitpolizei stellen muss. Doch erst im St. Mary's Institut für historische Forschung, wo alles begann, wird die wilde Jagd durch die Zeit enden …
Doktor Maxwells wunderliches Zeitversteck ist der vierte Teil der amüsanten Zeitreiseabenteuer von Dr. Maxwell und ihren Freunden von St. Marys... wobei...seit Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass hat sich doch einiges geändert und fast scheint es so, als müssten die Karten neu gemischt werden. Zwar der vierte Teil einer Reihe lässt sich das Buch auch als Einzelband lesen, denn sowohl der Fan der Reihe als auch der Neueinsteiger werden mit derselben Verwirrung konfrontiert wie die Protagonistin, welche in eine neue,, aber doch irgendwie vertraute Welt gestoßen wurde und nun auf alte Bekannte trifft, die doch irgendwie fremd sind. Aber lange kann man sich nicht beschnuppern, denn schnell wird es rasant und am Ende wird der Leser mit einer richtigen Schlacht um das St. Mary's belohnt.
Es bleibt chaotisch wie man es gewohnt ist, es gibt neue und alte Gegner und man wird schnell von der Handlung gefesselt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen will. Da ist auch kein Platz für Liebeleien, was mir im letzten Teil zu viel war. Nun taucht es fast gar nicht auf.
Und trotz der Ernsthaftigkeit der Geschichte und der Brutalität mancher Ereignisse erscheint mir dieser Teil noch witziger als die Vorgänger.
Manche Reihen verlieren schnell ihren Reiz, aber ich habe den Eindruck, dass das bei Dr. Maxwell noch lange nicht der Fall ist. Wenn man denkt es könnte zu Ende gehen findet man immer noch ein interessantes Schlupfloch und Jodi Taylor überrascht mit einem Roman, der dem Thema Zeitreisen immer wieder neue Nuancen abringt.
Wer Zeitreisen mag muss Doktor Maxwell lieben...