Freitag, 22. Dezember 2023

Ulrike Hanna: Rastlose Seelen - Die Magie der Runen (Rezension)

»Menschen bummelten auf der Suche nach einem Platz durch die Straße oder standen an den Stehtischen, redeten und lachten und tranken Bier. Sie ahnten nicht, wie gefährlich ihnen die herannahende Dunkelheit werden könnte.«
Für die Jungmagierin Tessa wird es spannend: Sie arbeitet für eine Agentur, die gefährliche Geister und andere paranormale Wesen austreibt, und bekommt ihren ersten Auftrag zugeteilt. Dieser führt sie nach Düsseldorf, wo in einer Kunstgalerie seltsame Dinge vor sich gehen. Obwohl ihr Partner nicht erscheint und Tessa auf sich gestellt ist, geht zunächst alles gut. Doch dann stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen einzelnen Geist handelt, sondern um eine ganze Flut paranormaler Wesen. Zum Glück findet Tessa Unterstützung in dem mysteriösen Ilham – aber kann sie ihm trauen?

RASTLOSE SEELEN klingt unterhaltsam und nach guter Unterhaltung. Vergleiche mit den Ghostbustern und C. K. McDonnell werden gezogen, aber was man davon zu halten hat weiß man ja ... und manchmal ist das mit Vorsicht zu genießen. Gut, ich gebe zu, dass der Vergleich mit Ghostbusters schon etwas zutrifft. Es werden Geister gejagt ... aber so ganz unfähig oder chaotisch wie die GBs sind Tessa und Ilham nicht. Mit C. K. McDonnell würde ich Ulrike Hanna aber nicht vergleichen, da liegen Welten dazwischen, aber oft sind es auch Geschmäcker (oder Marketingstrategien) welche Vergleiche wie diesen zustande bringen.
Ganz überzeugt hat mich die Geschichte nicht. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und scheint nicht so ganz in die moderne Zeit zu passen, was man teilweise auch von den Protagonisten behaupten kann. Andererseits wird dadurch auch ein gewisser Charme versprüht, der die Geschichte unterhaltsam macht, auch wenn die Handlung nicht zu Begeisterungsstürmen führt. Geradlinig mit wenigen wirklichen Überraschungen werden Charaktere und Leser durch die Geisterjagd geführt und auch wenn ich Potential für eine interessante Serie sehe ... die Begeisterung hält sich in Grenzen. Immerhin: Kurzweilig erscheint die Geschichte und ich werde versuchen der Reihe zu folgen, wer weiß wie es sich noch entwickelt.
Für einen Anfang ganz okay, aber nichts herausragendes. Aber ... das Potential für große Unterhaltung ist gegeben und vielleicht hinkt dann der Vergleich zu C. K. McDonnell nicht mehr. 

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Nicholas Blake: Das Geheimnis der Silvesternacht (Rezension)

»Frohes neues Jahr und eine gute Jagd«
Der legendäre Privatdetektiv Nigel Strangeways verbringt die Silvesternacht in einem stattlichen Herrenhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert im ländlichen England. Doch während überall im Land die Menschen das neue Jahr einläuten, läuft ihm die Zeit davon – denn das Leben eines Kindes steht auf dem Spiel.
Nigel Strangeways reist auf Bitte der britischen Regierung über die Weihnachtsferien ins verschneite Südengland, um den Professor Alfred Wragby und seine Familie zu schützen. Dem Physiker ist ein bedeutender wissenschaftlicher Durchbruch gelungen, und jemand ist hinter diesem streng geheimen Wissen her. Als Wragbys achtjährige Tochter Lucy auf ihrem morgendlichen Weg vom Gästehaus zum Briefkasten von russischen Agenten entführt wird, die den Professor erpressen wollen, findet sich Nigel in einem Wettlauf gegen die Zeit wieder, um das Mädchen zu finden und eine Tragödie zu verhindern.

DAS GEHEIMNIS DER SILVESTERNACHT ist der zweite Roman, den ich von Nicholas Blake mit Nigel Strangeways gelesen habe. DAS GEHEIMNIS DES SCHNEEMANNS war noch sehr amüsant und auch wenn ich gerne weitere Bücher des Autors (wobei Nicholas Blake nur das Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis ist) gelesen hätte, hat sich das bis jetzt nicht ergeben. Es wird kalt und der Krimifreund wird verleitet sich mit diesem Buch in die warme Wohnung zu verziehen und ein paar amüsante Lesestunden zu erleben. Aber so ganz wurde ich mit dem Buch nicht warm. Die Charaktere sind interessant mit durchaus unterhaltsamen Macken, das Szenario wird gut genutzt, aber ... die Handlung an sich war nicht ganz überzeugend, beziehungsweise nett und vorhersehbar. Der amüsante Teil waren die Gespräche der Herrenhausbewohner bzw. -gäste. Die Entführung und das was danach passierte, einschließlich dem Entführungsende war ... sehr sehr cosy, bzw. nicht spannend. Man hat es halt gelesen. Irgendwie schade.

Mittwoch, 20. Dezember 2023

Jim Butcher: Weiße Nächte (Rezension)

Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin der mächtigste Magier Chicagos. Als solcher sehe ich es als meine Pflicht an, schwächere magische Talente zu beschützen. Besonders als irgendjemand – oder etwas – anfing, Jagd auf sie zu machen. Irgendwie war der Weiße Hof der Vampire in diesen Fall verstrickt. Aber warum sollten Gefühlssauger, die sich von Sex ernähren, Menschen ermorden? Wie wenig ich doch wusste …
WEISSE NÄCHTE, der neunte Teil der dunklen Fälle des Harry Dresden, ist vielleicht nicht einer der besten Romane der Reihe, aber schlecht ist er nicht. Im Großen und Ganzen bekommt der Fan/Leser das was er zu erwarten hat: Actionreiche, humorvolle und spannende Urban Fantasy. Allerdings hat sich der Anfang etwas gezogen und es dauerte bis die Handlung an Fahrt zunahm. Aber dann ... wird man mit einem unterhaltsamen Gemetzel belohnt in dem sich Harry und Murphy unter Vampire (des Weißen Hofs) und Ghule werfen dürfen. Andere bekannte Personen der Harry Dresden Romane spielen ebenfalls eine Rolle und ich gebe zu, dass das Ende doch sehr überraschend war. Wenn man sich den Klappentext anschaut, kann man auch nicht wirklich viel erwarten, jedenfalls ging mir das so, und so kann ich zumindest sagen, dass der Autor doch mit einem unterhaltsamen Roman aufwarten konnte. Nicht einer der Besten, wie gesagt, aber ... weit davon entfernt misslungen zu sein. Und natürlich muss man die Vorgänger kennen sonst ist man in dem ganzen Chaos ganz auf sich allein gestellt, denn Harry Dresden ist Chaos, anders kann man es nicht beschreiben. Aber bisher sind die neun bisher von mir gelesenen Teile sehr kreativ, wenn auch etwas blutrünstig, aber irgendwie verspüre ich nach wie vor die Lust weiter zu lesen.
Leider ist die Qualität der Bücher mehr oder weniger gleich, so dass ich eigentlich immer nur widerkäuen kann, was ich sonst auch sage. Aber ich kann zufrieden damit sein, denn der Unterhaltungswert ist nach wie vor hoch, auch wenn dieser Band schwächer anfängt und man erst einmal eine kleine Durststrecke zurücklegen muss, bevor es wirklich zur Sache geht ...
Und am Ende wird man mit einer höchst unerwarteten, höchst amüsanten Szene belohnt (und das wirft ein ganz anderes Bild auf die Vampire des Weißen Hofs) ...

Dienstag, 19. Dezember 2023

Natasha Pulley: Die verlorene Zukunft der Pepperharrow (Rezension)

»Hellseher haben eine besondere Begabung im Umgang mit der Zeit ― daher war es mehr als plausibel, dass Keita Mori ausgerechnet als Uhrmacher tätig war.« Leserinnen und Leser werden in »Die verlorene Zukunft von Pepperharrow« ins Japan der 1880er Jahre entführt, wo der Nationalismus auf dem Vormarsch ist und Geister durch die Straßen streifen.
Fünf Jahre, nachdem sich Thaniel Steepleton und Keita Mori in London kennengelernt haben, reisen sie, ein unscheinbarer Übersetzer, und ein Uhrmacher, der sich an die Zukunft erinnert, nach Japan, denn in Tokio gehen seltsame Dinge vor sich. Während Krieg mit Russland droht, tritt das Personal der britischen Gesandtschaft in den Streik, weil in ihrem Gebäude Geister ihr Unwesen treiben. Thaniel soll herausfinden, was hinter dem Spuk steckt. Doch dann beginnt er selbst, Geister zu sehen. Mori fürchtet sich, will – oder kann – die Gründe dafür aber nicht nennen. Und dann verschwindet er spurlos. Thaniel ist überzeugt, dass die magischen Dinge, die im ganzen Land vorgehen, etwas mit Moris Verschwinden zu tun haben - und dass Mori in großer Gefahr ist. So wird er mit der erschreckenden Offenbarung konfrontiert, dass die Zeit des Uhrmachers abgelaufen sein könnte.

Montag, 18. Dezember 2023

Helena Marchmont: Falsche Wahrheiten (Rezension)

Große Aufregung in Bunburry - denn das Dorf feiert sein 500-jähriges Bestehen! Die Vorbereitungen für die Party halten die Bewohner ziemlich auf Trab, und auch der Selfmade-Millionär und Hobbydetektiv Alfie McAlister ist aufgeregt, schließlich soll er dort eine Rede vor großem Publikum halten. Doch dann geschieht etwas vollkommen Unerwartetes: Das Denkmal zu Ehren des ersten Bürgermeisters, welches an diesem Tag enthüllt werden soll, ist verschwunden! Und nicht nur das: Auch die Postbotin Dorothy ist wie vom Erdboden verschluckt. Da geht doch irgendwas nicht mit rechten Dingen zu...
Falsche Wahrheiten ist der 16. Fall des Bunburry-Trios (oder der Serie "EIN IDYLL ZUM STERBEN") und nachdem ich bisher alle erschienen Teile gelesen habe kann ich nur sagen: Der Leser bekommt was er erwartet. Sympathische, leicht skurrile Charaktere, ein Dorf zum Liebhaben, an den Haaren herbeigezogene Situationen und eine liebenswerte, aber irgendwie belanglose, wenn auch unterhaltsame Krimihandlung. Vielleicht läuft alles etwas zu geradlinig ab und vielleicht ist das Thema Sklaverei etwas ungeeignet für einen Cosykrimi, zumal sie nur am Rande erwähnt wird und fast schon untergeht im ganzen restlichen Drumherum wenn sich Polizisten schlagen, Statuen vertauscht, Bücher verschwinden und Postbotinnen entführt werden. Es ist viel los in Bunburry, aber hin und wieder schadet so eine süße Belanglosigkeit nicht und wer des unblutig und kurz mag: Auf nach Bunburry (zumindest literarisch)

Freitag, 15. Dezember 2023

Rachel Joyce: Die erstaunliche Entdeckungsreise der Maureen Fry (Rezension)

Vor zehn Jahren machte sich Harold Fry zu Fuß auf seine große Reise, um eine Freundin zu retten. Doch die Geschichte ist noch nicht vorbei. Denn jetzt erhält seine Frau Maureen eine unerwartete Nachricht, die sie um ihre Ruhe bringt. Und dieses Mal ist sie an der Reihe, ihre eigene Reise anzutreten.
Aber Maureen ist nicht wie Harold. Sie fährt mit ihrem Wagen los. Es fällt ihr nicht leicht, sich fremden Menschen zu öffnen. Sie hat keine Vorstellung davon, was sie am Ende der Straße finden wird. Sie weiß nur, dass sie dort ankommen muss.

DIE ERSTAUNLICHE PILGERREISE DER MAUREEN FRY ist der dritte Teil der Geschichte um die Frys (Maureen, Harold, David) und um einiges kürzer als die Vorgänger (Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry, Das Geheimnis der Queenie Hennessy). Harold Frys Geschichte war überraschend und rührend, ein wahrer Lesegenuß, während mich die Geschichte von Queenie nicht begeistern konnte. Zu lang empfand ich die Geschichte und dementsprechend gering waren meine Erwartungen auf die Geschichte von Maureen Fry. Aber die Kürze tut dem Buch gut und auch wenn es kein Harold Fry ist so kann auch Maureens Geschichte in kleinerem Maße begeistern (zumal sie nicht so eine weite Pilgerreise auf sich nimmt wie ihr Mann). Der Roman ist anrührend, aber auch bedrückend. Man muss aber die beiden Vorgänger kennen um die Geschichte zu verstehen, da Teile der Vorgänge (Personen und Orte) vorkommen, die nicht weiter erklärt werden. Maureens Geschichte ist kein Auf und Ab es ist ein Mittelweg, der durch die Durchschnittlichkeit und dem Fehlen jeglicher Art von Besonderheit, doch irgendwie hängen bleibt. Es ist kein großer Reisebericht, denn Maureen begibt sich nur auf eine kurze Reise (oder Autofahrt), da bleibt kaum Zeit sich zu verändern, aber sowohl sie, als auch der Leser bekommen weitere Einblicke in die traurige Geschichte welche Queenie, Maureen und Harold verbinden.
Ein Buch das trotz oder gerade wegen seiner Schlichtheit, nahegeht.

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Gunnar Schwarz: Tote Mädchen schweigen ewig (Rezension)

Schweig! Oder du musst sterben...
Was zunächst wie ein tragischer Unfall aussieht, entpuppt sich während der Obduktion schnell als brutaler Mord. Denn der Frau, die aus einem Fluss gezogen wurde, fehlt die Zunge, und ihre Arme wurden zerschnitten – eine Warnung? Aber an wen?
Der Ehemann wird festgenommen und gesteht. Spezialermittlerin Charlotte Bekker glaubt jedoch an seine Unschuld und sucht zusammen mit ihrer neuen Kollegin Stella Meislow nach Beweisen, die belegen, dass er den Mord nicht begangen haben kann.
Damit tritt das Frauenduo eine grauenvolle Mordserie los, die abstoßende Geheimnisse und menschliche Abgründe aus einem ganz speziellen Milieu ans Tageslicht bringt. Es beginnt die fieberhafte Suche nach einem Killer, der seine weiblichen Opfer offensichtlich endgültig zum Schweigen bringen will. Doch warum und was verbergen all die Frauen?

Ein neuer Gunnar Schwarz nach üblichem Schema mit einem neuen Ermittlerteam. Neben den Ermittlungen der beiden Ermittlerinnen bekommt der Leser auch Einblicke in die Sichtweise des Täters, aber wie auch schon in den letzten Thrillern des Autors geben mir diese nicht viel. Sie sind teilweise sehr brutal beschrieben, was an sich kein Problem darstellt, aber dem Spannungsbogen und der Handlung selbst nicht viel Mehrwert verleiht. Keine Frage, der Autor weiß seine Leser zu fesseln, und schafft es auch hier wieder von Anfang bis zum Ende, aber sein bekanntes immer wieder verwendetes Schema nudelt sich immer mehr ab. Wobei ich tatsächlich mal wieder einen guten Thriller präsentiert bekam, der einen überraschenden unerwarteten Täter mit irgendwie schon nachvollziehbaren Motiv bot. Die Frage aber bleibt warum man es schon wieder mit einem neuen Ermittlerteam zu tun bekommt, das wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Aber so darf man gespannt sein, was Gunnar Schwarz uns in seinem nächsten Buch präsentiert: Neue oder alte Ermittler.
Thriller- und Gunnar Schwarz-Fans kommen auf ihre Kosten und bekommen kurzweilige Spannungsliteratur präsentiert. Besser als einige seiner anderen Werke, aber nicht sein Bestes. Er kann das besser.

Mittwoch, 13. Dezember 2023

David Safier: Miss Merkel - Mord auf hoher See (Hörbuch)(Rezension)

Seit über einem Jahr gibt es in dem beschaulichen Klein-Freudenstadt keine ungeklärten Todesfälle mehr. Eigentlich eine gute Nachricht für alle Bewohner des Örtchen in der Uckermark, nur für Angela Merkel nicht. Sie sehnt sich nach dem Thrill der Ermittlung, denn nichts hatte der Rentnerin so viel Freude bereitet wie die Detektivarbeit. In ihrer Verzweiflung hat sich Angela ein neues Hobby gesucht, von dem sie allerdings noch nicht einmal ihrem Ehemann Achim erzählt hat. Die gebuchte Ostsee-Kreuzfahrt soll etwas Abwechslung verschaffen – und ganz nebenbei Erkenntnisse für ihr neues Hobby liefern. Denn Angela und ihre Begleiter machen nicht irgendeine Kreuzfahrt, sondern eine Krimi-Kreuzfahrt. Dementsprechend sind neben der Ex-Kanzlerin, Achim und dem geliebten Mops auch diverse Krimiautoren unterschiedlichster Couleur mit an Bord. Als jedoch kurz nach dem Auslaufen der Megastar des deutschen Thrillers unerwartet zu Tode kommt, läuft Angela zu neuer Höchstform auf.

Dienstag, 12. Dezember 2023

Jim Butcher: Schuldig (Rezension)

Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin jetzt ein Hüter des weißen Rates der Magier. Das macht mich zum wichtigsten Beschützer Chicagos gegen schwarze Magie. Und das Unheil brach auch gleich aus, kaum dass ich das Amt übernommen hatte. Ausgerechnet bei einem Horrorfilm-Festival stiegen die Monster aus der Leinwand. Schnell wurde mir klar, dass ein Schwarzmagier am Werk sein musste. Und langsam dämmerte mir, dass ich als Wächter nicht nur Beschützer war, sondern auch Richter – und Henker …
SCHULDIG ist der achte Teil der Reihe um Magier Harry Dresden und auch wenn es bessere Teile der Serie gibt wird doch das geboten was man von Jim Butcher/Harry Dresden erwartet: Actionreiche, humorvolle und spannende Urban Fantasy. Fans der Reihe bekommen was sie erwarten auch wenn ich zugeben muss, dass ich ein bisschen enttäuscht war. Nein, das Buch ist gut, ich bekomme was ich will und es ist ein tatsächlich sehr düsteres Kapitel in der Buchreihe, aber ... anhand des Klappentextes hätte ich mir mehr von der Con erwartet, vor allem Humor. Nicht, dass der auf der Strecke bleibt, aber ... irgendwie hätte ich es witziger erwartet. Aber ... ich will nicht meckern, nur weil das Buch meinen Erwartungen nicht entsprochen hat wurde ich gut unterhalten. Die Mischung aus schwarzem Humor, zynischen und sarkastischen Wortgefechten, zahlreicher alter und neuer Bekannter und einer fesselnden Handlung (mit der einen oder anderen Überraschung bzw. unerwarteten Enthüllung).
Nach wie vor kann ich diese Reihe dem Fan von Urban Fantasy ans Herz legen. Und ich hoffe, dass die Nachfolgebände nicht von ihrer Faszination verlieren. 

Montag, 11. Dezember 2023

Volker Dützer: Seelensammler (Rezension)

Die neurotische Jule Rahn lebt in einem Käfig aus Angst und Zwangshandlungen, ihre Wohnung verlässt sie nur auf zuvor exakt festgelegten Wegen. Als sie Zeugin eines Mordes wird, gerät ihr streng geregeltes Leben aus den Fugen und sie ist fortan auf der Flucht. Denn der Täter lässt nichts unversucht, um sie zum Schweigen zu bringen. Doch der Mann mit der Narbe ist nicht Jules einziges Problem. Bald wird ihr klar, dass in ihrem Umfeld Menschen spurlos verschwinden. Als sie den Mordermittler Lucas Prinz um Hilfe bittet, schenkt dieser ihrer Geschichte keinen Glauben, denn nach seinen Erkenntnissen starb das Mordopfer bereits vor einem halben Jahr …
SEELENSAMMLER ist die (überarbeitete) Neuauflage des 2019 erschienenen Buches "Das Ambrosia Experiment". Dützer ist ein spannender Thriller gelungen, aber ich muss zugeben, dass ich auch nichts anderes erwartet habe, da ich die Bücher, die ich bisher von ihm kenne, durchaus gut unterhalten haben. SEELENSAMMLER ist sehr actionreich und hat auch mit Prinz (der Vorname wird meist ignoriert) einen interessanten Charakter, der durchaus die Stärke des Romans darstellt. Die Nebenfiguren mögen übertrieben wirken, aber dadurch wird dem Thriller das Flair eines amerikanischen Actionthrillers verliehen, was aber tatsächlich auch auf deutsche Schrottplätze passt. Für Spannung ist gesorgt, die Handlung ist vielschichtig und sehr wendungsreich, so dass man aus dem Staunen nicht herauskommt, zumal die Richtung anfangs eher unerwartet kommt und leichte Anklänge in die ScienceFiction hat. Aber ganz abstrus ist der Thriller nicht. Wie gesagt: Gute Unterhaltung und Freunde des Thrillers könnten auf ihre Kosten kommen.
Nur mit Jule Rahn hatte ich einige Probleme... Ihre Neurosen lösten sich zu schnell in Luft aus und man mag das als künstlerische Freiheit sehen, und in Thrillern von Realismus zu reden fällt auch manchmal schwer, aber durch die zu schnelle fast vollständige "Heilung" wird die Protagonistin sehr unglaubwürdig und man mag sich fast schon fragen, ob alles nichts anderes als Show ist ... aber darauf wird nicht näher eingegangen. Man muss vielleicht eventuelles medizinisches/psychologisches Wissen verabschieden und die Charaktere und die Handlung so nehmen wie es ist ... dann wird ein unterhaltsamer Thriller geboten.

Donnerstag, 7. Dezember 2023

Robert C. Marley: Inspector Swanson und das Haus der verlorenen Kinder (Rezension)

London 1896 – Bei Bauarbeiten am neuen U-Bahn System stoßen Arbeiter auf den in Badetücher gewickelten Leichnam eines Mannes. Sämtliche Spuren führen in ein Dorf bei Edinburgh. Chief Inspector Donald Swanson sieht sich gezwungen, den Zug zu besteigen und gemeinsam mit Sergeant Phelps in seine schottische Heimat zu reisen.
Dort versucht Frederick Greenland, der reiche Lebemann aus Bloomsbury, derweil mehr über die Herkunft seines Ziehsohnes in Erfahrung zu bringen. Das gefällt offenbar nicht jedem. Ein paar Mal entgeht er nur um Haaresbreite dem sicheren Tod.
Wer steckt hinter den Anschlägen? Und welche Rolle spielt der Fremde, der ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen scheint? Schützenhilfe bekommt Frederick von Arthur Conan Doyle, der dort gerade seinen alten Professor besucht. Doch als ein weiterer Mord geschieht, überschlagen sich die Ereignisse. Selbst Swanson muss sich eingestehen, dass ein perfider Mörder sie an der Nase herumführt …

Inspector Swanson und das Haus der verlorenen Kinder ist nicht ganz so gut wie der Vorgänger, aber für Freunde des viktorianischen Krimis kommen voll auf ihre Kosten ... und Arthur Conan Doyle taucht auf (was ich als Fan desselben natürlich meistens als Pluspunkt sehe). Die Handlung ist gut inszeniert und beide Handlungsstränge (den um Inspector Swanson und den mit Badger und Frederick Greenland.
Inspector Swanson und das Haus der verlorenen Kinder ist der zehnte Fall von Inspector Swanson. 
Es ist aber nicht nötig, die vorangegangenen Bände zu kennen, eventuell benötigte Vorkenntnisse werden in wenigen Sätzen geklärt, sind aber nur bedingt für die Handlung vonnöten (wobei es natürlich interessant ist Badgers bisherigen Werdegang besser zu kennen).
Marley hat zwei spannende Handlungsstränge geschaffen, die hin und wieder Berührungspunkte aufweisen. Die Ermittlungsarbeit des Inspectors ist spannend und auch der Handlungsstrang um Badger hält den Leser bei der Stange... und das Ende ist ein sehr vielversprechender und etwas unerwarteter Cliffhanger, der das Warten auf den nächsten Band fast schon unerträglich macht.
Auch wenn ich noch nicht alle Teile der Reihe kenne so bietet Inspector Swanson auch hier wieder unterhaltsamen Lesespaß, der durch diverse Cameoauftritte realer Personen (und mit Augenzwinkern auch Sherlock Holmes, was sich wohl nicht vermeiden lässt wenn Arthur Conan Doyle auftaucht) durchaus eine Aufwertung zu bieten hat.

Dienstag, 5. Dezember 2023

Christian Handel/Andreas Suchanek: Spiegelstadt - Tränen aus Gold und Silber (Rezension)

»Babylon Berlin« goes Fantasy:
In den Schatten unserer Welt existiert eine andere Wirklichkeit: die Spiegelstadt, ein magisches Berlin, erstarrt in den glamourösen 1920er-Jahren und bewohnt von vielgestaltigen Feen-Wesen. Reisen zwischen den Welten sind streng verboten und nur mithilfe magischer goldener Tränen möglich.
Auf einer wilden Party in Berlin, die ganz im Motto der 20er-Jahre steht, begegnet Max dem ebenso attraktiven wie geheimnisvollen Lenyo – und gerät damit mitten hinein in einen blutigen Konflikt um die Herrschaft in der Feen-Welt. Verfolgt von gnadenlosen Kreaturen und gefangen in einem Netz aus Intrigen und Machtgier, ahnt keiner von ihnen, dass sie längst zum Spielball einer gefährlichen Macht geworden sind, die die Barriere zwischen den Welten bedroht …

Christian Handel und Andreas Suchanek sind mir als Autoren bekannt, die den Leser (also mich) schnell in ihre Handlung einführen können und mich dann auch soweit fesseln, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen lassen will (Ausnahmen bestätigen die Regel, aber groß enttäuscht haben mich beide Autoren noch nicht). So hatte ich entsprechende Erwartungen an SPIEGELSTADT und war gleichzeitig gespannt welche Früchte die Zusammenarbeit beider Autoren tragen würde... und was soll ich sagen: Die Zusammenarbeit der beiden preisgekrönten deutschen Fantasy-Autoren Christian Handel und Andreas Suchanek ist ein echter Glücksfall für alle Urban-Fantasy-Fans. Den beiden Autoren gelingt es sofort, den Leser zu fesseln und ihn in eine fremde und doch irgendwie vertraute Welt zu entführen. Also habe ich bekommen was zu erwarten war. Die Charaktere sind interessant und vielschichtig gestaltet und sorgen durchaus für die eine oder andere Überraschung, so dass auch die Handlung wendungsreich bleibt. Im Nachhinein glaubt man Anzeichen für die eine oder andere Überraschung gesehen zu haben, aber wenn ich ehrlich bin .... einiges war wirklich unerwartet.
Mit dem Werk von Christian Handel bin ich (noch) nicht so vertraut, aber ich kann zumindest Anzeichen von Suchaneks Kreativität entdecken: Eine Gruppe von Freunden erlebt ein Abenteuer und der obligatorische Cliffhanger fehlt natürlich auch nicht. Spannend, action- und wendungsreich, mit interessanten, sich weiter entwickelnden Charakteren in einem verzaubernden Setting ... fast perfektes Lesevergnügen.
Nur die Liebesgeschichte entwickelt sich etwas zu schnell und mehr nach der Art Liebe auf den ersten Blick .... muss man mögen, aber positiv ist auch hervorzuheben, dass diese eher ein Nebenstrang ist und den Hauptstrang nicht weiter belastet. Wer also einen Liebesroman erwartet (weil ja ständig auf diese queere Liebesgeschichte hingewiesen wird) wird vielleicht enttäuscht werden, Urban Fantasy Fans dagegen werden ihre Freude haben. Nun heißt es warten auf die Fortsetzung ...

Montag, 4. Dezember 2023

Ursula Poznanski: Erebos (Rezension)

In einer Londoner Schule wird ein Computerspiel herumgereicht - Erebos. Als Raubkopie geht es von Hand zu Hand und wer es spielt, kommt nicht mehr davon los. Dabei sind die Spielregeln äußerst streng: Jeder hat nur eine Chance, Erebos zu spielen. Er darf mit niemandem darüber reden und muss immer allein spielen. Und - wer gegen die Spielregeln verstößt oder seine Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und kann das Spiel auch nicht mehr starten. Merkwürdig ist aber, dass die Aufgaben, die Erebos stellt, nicht in der Welt von Erebos, sondern in der Wirklichkeit ausgeführt werden müssen. Die Fiktion des Spiels und die Realität verschwimmen auf irritierende Weise.
Auch Nick ist süchtig nach Erebos, bis das Spiel ihm befiehlt, einen Menschen umzubringen. Natürlich führt er diesen Auftrag nicht aus und wird prompt vom Spiel ausgeschlossen. Als auch noch sein bester Freund Jamie schwer verunglückt, begreift Nick: Erebos ist weitaus mehr als nur ein harmloses Computerspiel!

Sonntag, 3. Dezember 2023

Gaston Leroux: Das Geheimnis des Gelben Zimmers (Rezension)

Die französische Presse berichtet von einem unfassbaren Mordversuch: Die Tochter des Wissenschaftlers Stangerson wäre beinahe in ihrem Zimmer ermordet worden. Wie kam der Täter in das Zimmer, und vor allem: Wie konnte er unbemerkt fliehen?
Alle Zeichen deuten darauf hin, dass der Täter plant, seine Tat zu Ende zu bringen. Das Schloss des Professors entpuppt sich als ein wahres Labyrinth aus Liebesaffären und Doppelleben. Einer der Schlossbewohner muss der Täter sein. Es beginnt eine spannende Mörderhatz, die mit einem für alle überraschenden Finale aufwartet.

Gaston Leroux (* 6. Mai 1868 in Paris; † 15. April 1927 in Nizza) war ein französischer Journalist und Schriftsteller. Weltbekannt ist er vor allem durch seinen Roman „Das Phantom der Oper“, der heute vor allem durch das Andrew Lloyd Webber Musical noch sehr populär ist. 1907 erschien sein Kriminal-Roman Le Mystère de la Chambre Jaune, der für viele als einer der besten Kriminalromane gilt und ein hervorragendes Beispiel für einen Mord im geschlossenen Raum darstellt.
2003 erschien eine Verfilmung, die in Frankreich sehr erfolgreich wurde. Die deutsche Übersetzung des Romans erfolgte erst 1978. Der junge Reporter Joseph Josephin, genannt Joseph Rouletabille, der "Held" in DAS GEHEIMNIS DES GELBEN ZIMMERS war noch Protagonist von weiteren Romanen, von denen aber (noch) nicht alle ins deutsche übersetzt wurden.
Der Roman selbst mag in gewisser Weise antiquiert wirken, aber wenn man sich in eine vergangene Zeit versetzen will wird man einen wunderbaren nostalgischen Krimi zu lesen bekommen. Und es bleibt unbestritten, dass der Fall gut und spannend konstruiert ist und die Auflösung durchaus noch überraschen kann. Die Protagonisten und der Schauplatz sind interessant und damit der Leser nicht überfordert wird gibt es Skizzen der entsprechenden Orte. Wirklich hilfreich beim Miträtseln sind sie aber nicht.
Auch wenn es eine große Anzahl an neuen Kriminalromanen gibt so schadet es nicht, hin und wieder auch zu einem älteren Werk zu greifen. Und DAS GEHEIMNIS DES GELBEN ZIMMERS ist auf jeden Fall empfehlenswert, nicht nur für Freunde von Morden in geschlossenen Räumen.

Samstag, 2. Dezember 2023

Rachel Joyce: Das Geheimnis der Queenie Hennessy (Rezension)

der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry...

Das Buch über die Frau, zu der Harold Fry 1.000 Kilometer weit läuft
Wenn dir nicht mehr viel Zeit bleibt, ist es Zeit für die ganze Wahrheit
Queenie ist die Frau, die rückwärts singen kann. Harold ist der Mann, der allein mit seinem Schatten im Schnee tanzt. Queenie und Harold sind erst Kollegen, dann Freunde, dann … geschieht ein schreckliches Unglück, und Queenie geht für immer. Als Harold viele Jahre später ihren Abschiedsbrief erhält, macht er sich auf den Weg zu ihr. Und Queenie erkennt, dass sie ihm endlich die Wahrheit gestehen muss.
Die Fortsetzung von DIE UNWAHRSCHEINLICHE PILGERREISE DES HAROLD FRY konnte mich nicht ganz überzeugen. Die Charaktere im Hospiz waren liebevoll gezeichnet und trotz des eigentlich trostlos erscheinenden Settings gab es hier und da humorvolle Einlagen, auch wenn man natürlich zum Nachdenken angeregt wird. Unterhaltsam war auch der Bezug zu Harolds Pilgerrreise (man muss das Buch auf jeden Fall gelesen haben, damit man DAS GEHEIMNIS DER QUEENIE HENNESSY versteht), aber Queenies Geschichte selbst war etwas langatmig und (sieht man von den Teilen mit Harolds Sohn ab) eher uninteressant. Da war das Buch länger geraten und lies auch den Charme der Pilgerreise vermissen. Fast bekommt man den Anschein als wolle man versuchen eine zweite Harold Fry-Geschichte zu schreiben. Ich will nicht sagen, dass dies einfach der zweite Versuch eines erfolgreichen Schemas ist, es ist einfach der Versuch einem erfolgreichen Buch eine Fortsetzung aufzudrängen. Es hätte funktionieren können, wenn man Queenies Geschichte weniger Raum einberaumt hätte (oder sie interessanter gestaltet hätte). Irgendwie schade, denn das Potential, das die Bewohner des Hospiz bieten wird nicht vollständig ausgenutzt. Dass es auch besser gehen könnte zeigt dann das ende des Romans. Dort zeigt Rachel Joyce, was sie vorher unterdrückt hat: Eine berührende, humorvolle Geschichte, die trotz unaufgeregter Erzählweise überzeugen kann. Bei QUEENIE HENNESSY ist das aber leider nur am Ende spürbar. Aber ... das Buch macht neugierig auf den dritten Teil, in der Hoffnung, dass man dann Davids Geschichte aus einer weiteren Sicht erfährt. 

Freitag, 1. Dezember 2023

Anders de la Motte: Stille Falle (Hörbuch)(Rezension)

Willkommen bei Schwedens Dezernat für die wirklich hoffnungslosen Fälle!
Eigentlich steht Kriminalinspektorin Leonore Asker – Tochter eines durchgeknallten Preppers und einer Überflieger-Rechtsanwältin – kurz vor der Beförderung: Die Leitung der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö ist ihr so gut wie sicher. Stattdessen wird sie noch während der Ermittlungen in einem spektakulären Entführungsfall in ein Dezernat versetzt, von dem sie noch nie gehört hat: Ihre neuen Kollegen, allesamt Außenseiter und Nerds, nennen es nur "Dezernat für hoffnungslose Fälle", denn hier landet, was bei der Polizei als unlösbar gilt.
Kurz darauf wird Leo ein Foto zugeschickt, das zwei Figuren in einer Modelleisenbahn-Landschaft zeigt. Das Bild ähnelt verblüffend dem letzten Instagram-Post der beiden entführten Teenager, von deren Fall Leo so abrupt abgezogen wurde. Weil ihre ehemalige Vorgesetzte nichts von Leos neuen Erkenntnissen wissen will, weiht sie ihren Kindheitsfreund Martin Hill ein, einen Experten für Lost Places. Sie ahnt nicht, dass sie ihn damit in größte Gefahr bringt...