Donnerstag, 28. November 2024

Stefan von der Lahr: Hochamt in Neapel (Rezension)

Während in den Armenvierteln von Neapel ein stiller Tod seine unschuldigen Opfer sucht, geschehen in Rom brutale Morde. Der römische Comissario Bariello muss feststellen, dass er gegen die Verantwortlichen und ihre Netzwerke kaum ankommt. Erst als er dem neapolitanischen Weihbischof Montebello begegnet, der einer archäologischen Sensation und einem kirchengeschichtlichen Skandal auf der Spur ist, lichtet sich der Nebel. Doch je klarer sie beide sehen, umso apokalyptischer erscheint das Ausmaß der Bedrohung.
Ein tödlicher Verkehrsunfall in Rom ruft Commissario Bariello auf den Plan, und ein geheimnisvoller Brief im Bistumsarchiv von Neapel lässt Weihbischof Montebello eine archäologische Sensation und einen kirchlichen Skandal erahnen. Die Spuren, die sie verfolgen, führen sie auf die dunkelsten Seiten Italiens. Sie müssen erkennen, dass sie die Interessen ebenso mächtiger wie skrupelloser Kreise gewaltig stören. Als sich ihre Wege kreuzen und sie zusammenarbeiten, stoßen sie auf eine Verschwörung aus Camorra, Kirche und Kapital. Die meisten Opfer finden sich in den Armenvierteln Neapels, wo in unmittelbarer Nähe zu Kunst, Schönheit und tiefer Frömmigkeit brutale Verbrechen geschehen. Doch dann erkennen Bariello und Montebello, dass die wahre Apokalypse erst noch bevorsteht. So beginnt, noch ehe die Neapolitaner das Blutwunder ihres Stadtheiligen San Gennaro erflehen können, das Blut ganz anderer zu fließen.

Mittwoch, 27. November 2024

Jo Callaghan: Die Schuld des Vergessens (Rezension)

Als die gekreuzigte Leiche eines Mannes aufgefunden wird, beginnen DCS Kat Frank und ihr Team umgehend mit den Ermittlungen. Besonders makaber: Dem Opfer wurden nachträglich die Ohren abgeschnitten. Handelt es sich etwa um einen Ritualmord? Auch die Presse ist sofort an dem Fall interessiert – nicht zuletzt, weil der erste KI-Ermittler der Welt Teil des Teams ist. Doch wie soll ein Computer menschliche Verbrechen nachvollziehen? Durch die Entdeckung einer zweiten gekreuzigten Leiche, ebenfalls ein Mann, werden weitere Opfer immer wahrscheinlicher. Der Druck auf das ungewöhnliche Team wächst ...
DIE SCHULD DES VERGESSENS ist der zweite Fall für DCS Kat Frank und AIDE Lock. Mir ist das erst später klar geworden, aber ich hatte nie den Eindruck, dass ich den ersten Fall kennen müsste, auch wenn ich jetzt Lust darauf habe ihn zu lesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er schlechter als DIE SCHULD DES VERGESSENS ist und die Hinweise in diesem Roman sind schon vielversprechend. Der Krimi selbst kann aber auch überzeugen. Er ist spannend, technisch weit fortgeschritten, aber auch sozialkritisch (und das bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit einer KI).
Das Buch ist leicht und flüssig lesen. Erzählt wird meist in der dritten Person aus den Perspektiven von Kat und ihrem Team. Kursive Textteile zeigen eine andere Sichtweise an. Dann kommt emand anderes zu Wort, in der ersten Person. Das hätte es nicht gebraucht, ich kann inzwischen in diesem literarischen Hilfsmittel keinen Mehrwert mehr erkennen, zumal es am Anfang doch sehr umständlich umschrieben ist und eine Verwirrung auslöst, auf die man verzichten könnte. Aber darüber kann man hinweg sehen. Die Geschichte ist spannend und, bedingt u. a. auch durch die Direktheit und Grenzen der KI, höchst amüsant. DCS Frank und AIDE Lock sind ein Team, das aufgrund ihrer Unterschiede sehr gut funktioniert und das wird auch beim Leser vermittelt. Manchmal vergisst man, dass Lock eine KI ist, aber dann gibt es wieder Szenen, die das sehr deutlich machen.
DIE SCHULD DES VERGESSENS weist durchaus zahlreiche lustige Momente auf, wird aber nie albern und verliert auch nie die Ermittlungsarbeit aus den Augen. Erfrischend anders ... aber nicht zu technisch. Also, ein Krimi, der trotz modernster Technik für alle Krimifans geschrieben wurde.

Dienstag, 26. November 2024

Timo Parvela: Schatten - Die Macht des Lichts (Rezension)

Pete und Sara kehren aus Auroria in die Menschenwelt zurück. Dort hat sich alles verändert. Fast alle Menschen haben ihre Schatten verkauft. Aber ein Mensch ohne Schatten hat auch seine Seele verloren. Die Welt ist zu einem Ort geworden, an dem sich jeder nur um sich selbst kümmert. Krampus, der Herr der Finsternis, schürt dort Hass und Wut. Doch Pete und Sara geben die Hoffnung nicht auf. Sie wollen nicht nur ihre eigene Welt, sondern auch das Königreich Auroria retten. Doch welche Gestalt hat Krampus in der Menschenwelt angenommen und wie kann er besiegt werden?
DIE MACHT DES LICHTS ist der Abschluss der Schatten-Trilogie von Timo Parvela (und Illustrator Pasi Pitkänen). Und was soll ich sagen. Das Ende zeigt wie die Trilogie hätte sein können: Actionreich, spannend und sehr wendungsreich. Die Geschichte hat Zeit gebraucht sich zu entwickeln, nachdem der Beginn mich nicht überzeugt hat und es mit Teil zwei dann erst so richtig interessant wurde, aber das Ende ... nun, das war der Kracher. Das hat mich echt überrascht und ich finde es schade, dass der Autor erst gegen Ende sein Können zeigte und davor eher zurückhaltend war, obwohl er es viel viel besser hätte machen können. Vielleicht hätte man es dann aber vor Spannung nicht bis zum Ende ausgehalten. Vielleicht mag das Buch (bzww, die ganze Reihe) für manche etwas düster sein (Parental Guidance wäre nicht schlecht, bei sensiblen Kindern), auf der anderen Seite ist es auch eine unübliche Weihnachtsgeschichte, wenn man das überhaupt sagen kann, denn trotz einiger weihnachtlicher Motive ist das Buch (und die Vorgänger) ganzjährig lesbar, ohne dass es komisch wirkt.
Vielleicht nicht jedermanns Sache und vielleicht für ein Kinderbuch sehr düster, aber das Ende entschädigt für alles. Und wenn man es sich genau überlegt, trotz all der Düsternis die Text und Bilder suggerieren ... es wird nie brutal oder grausam. Und es wird zum Nachdenken angeregt, nicht nur bei den Kindern, für die dieses Buch geschrieben wurde.

Montag, 25. November 2024

Rolf Sakulowski: Jägerstein (Rezension)

Ein alter Aberglaube – ein junger Historiker. Und ein geheimnisvoller Schütze, der nie danebenschießt. Packend und bildgewaltig Im Thüringer Wald wird ein Erfurter Investor Opfer eines Heckenschützen. Als sich herausstellt, dass die tödliche Kugel aus dem Blei eines gestohlenen Kirchenkreuzes gegossen wurde, ist der junge Historiker Jonas Wiesenburg gefragt. Denn die Indizien erinnern an die jahrhundertealte Legende von den sogenannten Freikugeln, die um Mitternacht im Pakt mit dem Teufel gegossen werden und die ihr Ziel niemals verfehlen. Doch die Zeit drängt: Der Täter schlägt erneut zu, und schnell wird klar, dass niemand vor ihm sicher ist …
JÄGERSTEIN ist der "zweite" Fall des sympathischen Historikers Jonas Wiesenburg, der erneut für die Polizei bei der Lösung eines aktuellen Falles hilft. Und dabei wird es mystisch ... gibt es diese Freikugeln, oder gibt es sie nicht?
Der Aufbau von JÄGERSTEIN ist ähnlich wie bei der Gloriosa-Verschwörung: Aktuelle Ermittlungen wechseln sich ab mit der Schilderung historischer Ereignisse. Das macht für mich wohl den Reiz dieser Krimiserie aus, abgesehen natürlich von sympathischen Protagonisten und einer spannenden Handlung. Auch die Gegend um Erfurt wird gut beschrieben, da bekommt man Lust sie sich genauer anzusehen (Nicht, dass ich noch nie in Thüringen war ...).
Man mag kaum glauben, dass ein Historiker in einen Kriminalfall verwickelt werden kann (zumindest war das mein Eindruck beim Entdecken der Reihe und ich dachte es wäre eine Serie, wie man sie gewohnt ist: Eine Person, die mit Mord nichts zu tun hat versucht mit der Polizei zusammenzuarbeiten, obwohl diese das nicht will ... meist spielt dabei dann auch noch die Liebe eine Rolle .... SuperRTL lässt grüßen), aber es funktioniert auf angenehme Weise.
Informativ, abwechslungsreich, spannend, mit sehr viel Lokalkolorit. Was will der Krimifan mehr? Und weil die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt, wird dem ganzen noch eine besondere Note aufgesetzt.
Freikugeln sind übrigens keine Erfindung des Autors, bereits in Carl Maria Webers DER FREISCHÜTZ finden sie Erwähnung, wobei der Mythos noch älter ist. 

Freitag, 22. November 2024

Josef Rohrer: Cold Case Ötzi (Rezension)

Mordsache Ötzi: Warum wurde er umgebracht? Lässt sich das nach 5200 Jahren noch klären?
Ein Profiler, ein Rechtsmediziner, ein Spezialist für hochalpine Archäologie und ein Autor ziehen sich in eine abgeschiedene Selbstversorgerhütte in den Bergen zurück. Drei Tage lang rollen sie aus der Perspektive von Archäologie, Forensik und Kriminalistik den Fall Ötzi neu auf und analysieren die Todesumstände des Mannes aus dem Eis: Der Autor befeuert die Diskussion mit Fragen, ermöglicht uns, den Experten beim überraschenden Kombinieren zuzusehen, und führt erstmals alle Indizien rund um diesen weltbekannten True-Crime-Fall sowie sämtliche Spuren am »Tatort« zusammen.

Ein Buch wie eine TV-Doku (und ja, das soll nicht negativ klingen, ich bin ein Fan davon und weil es viele True Crime Dokus gibt kann man auch den COLD CASE ÖTZI dazu zählen, auch wenn das nur ein Buch ist und meines Wissens keine Verfilmung" davon gibt ... obwohl das sicher sehr interessant wäre. Josef Rohrer, geboren 1955, lebt als Buchautor und Kurator von Ausstellungen in Meran.
Alexander Horn, geboren 1973, Deutschlands wohl bekanntester Profiler
Oliver Peschel, geboren 1964, Rechtsmediziner
Andreas Putzer, geboren 1970, arbeitet in Ötzis aktueller Residenz, dem Südtiroler Archäologiemuseum, Spezialist für hochalpine Archäologie. Kennt Fundort und Schnalstal wie seine Westentasche.
Informativ, kurzweilig, aber auch amüsant mit dem gewissen Augenzwinkern wird der Cold Case Ötzi aufgerollt und sowohl die Mumie selbst, der Fundort und die Lebensumstände genauer unter die Lupe genommen. Die zahlreichen Fotos und Abbildungen helfen zusätzlich sich bestimmte Zusammenhänge zu vergegenwärtigen und veranschaulichen die Situation (damals und heute) sehr gut. Allerdings ... und das mag kein Spoiler sein, sofern man ein Sachbuch überhaupt spoilern kann ... der Cold Case wird auch hier nicht gelöst.
Aber zumindest ist man als Leser schlauer als vorher, vor allem wenn man sich noch daran erinnert, wie Ötzi damals gefunden wurde... Es bleibt noch viel Platz für Spekulation und es ist fraglich ob die Umstände, die zu Ötzis Tod geführt haben, jemals ans Tageslicht kommen.
Lesenswert!!!

Donnerstag, 21. November 2024

C.H.B. Kitchin: Das Geheimnis der Weihnachtstage (Rezension)

»Mörder, so sagt man, sind oft die charmantesten Charaktere.«
Es weihnachtet sehr in der Beresford Lodge in Hampstead, unweit von Londons Zentrum. Malcom Warren, ein Börsenmakler, wird von einem seiner Klienten zu einer Weihnachtsparty eingeladen. Eine Gruppe von Bekannten und die einigermaßen komplizierte Familie des Klienten kommt zusammen, feiert ausgelassen, spielt Spiele. Doch als Warren am Weihnachtsmorgen im Gästezimmer aufwacht, findet er eine Leiche.
Die Gesellschaft steht unter Schock. Handelt es sich um einen Unfall? Der Hang zum Schlafwandeln der zu Tode gekommenen Frau legt dies erst einmal nahe. Als aber ein zweiter Mord geschieht, wird die Unfalltheorie sehr schnell ausgeschlossen. Der Mörder muss einer der Bewohner oder der Gäste des großen Hauses sein – aber wer? Wer hat ein Motiv an Weihnachten zu morden? Malcolm Warren, so scheint es, soll alles in die Schuhe geschoben werden. Und so wird er gezwungenermaßen selbst zum Ermittler. Kann er den Fall lösen, bevor Weihnachten vorbei ist?

Mittwoch, 20. November 2024

Andrea Penrose: Der Tod kommt zum King's Crossing (Rezension)

Londons Unterwelt wirft ihre Schatten voraus …
Der nächste spannende Fall für Wrexford und Sloane im vikorianischen England
Auf dem Landsitz von Wrexford und Charlotte ist einiges los, denn sie richten die Hochzeit ihrer Freunde Christopher Sheffield und Lady Cordelia Mansfield aus. Doch am Nachmittag der Hochzeit werden die Feierlichkeiten unterbrochen, als die örtlichen Behörden mit der Nachricht eintreffen, dass ein ermordeter Mann auf der Brücke über King's Crossing gefunden wurde, der eine Einladung zur Hochzeit auf dem Landsitz in der Tasche hatte. Die Tatsache, dass er die Einladung für Lady Cordelias Cousin Oliver hatte, der nie zur Hochzeit erschienen ist, wirft eine Reihe beunruhigender Fragen auf.
Wrexford und Charlotte hatten sich auf ein friedliches Intermezzo auf dem Lande gefreut, aber als Lady Cordelia beschließt, das Geheimnis zu lüften, bieten sie ihre Hilfe an. Und schon bald sind sie alle in einem verräterischen Netz aus Gier, Ehrgeiz und gefährlichen Geheimnissen gefangen. Als die Spuren eine schockierende Wendung nehmen, müssen Wrexford und Charlotte entscheiden, welche Risiken sie bereit sind einzugehen …

Dienstag, 19. November 2024

Tom Hillenbrand: Qube (Rezension)

London, 2091.
Investigativjournalist Calvary Doyle wird auf offener Straße niedergeschossen. Zuvor hatte der Reporter zum Thema Künstliche Intelligenz recherchiert. Die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin Fran Bittner beginnt in dem Fall zu ermitteln.
Der Journalist besaß anscheinend neue, beunruhigende Informationen über den berüchtigten Turing-Zwischenfall, bei dem die Menschheit die Kontrolle über eine KI verlor. Die KI befand sich seinerzeit in einem Quantencomputer, einem sogenannten Qube. Gibt es womöglich noch einen solchen Würfel, mit einer weiteren digitalen Superintelligenz darin? Und kann Fran Bittner den zweiten Qube finden, bevor jemand auf die Idee kommt, ihn zu aktivieren?

Hologrammatica hat mich überrascht und es hat mir Spaß gemacht mich von Tom Hillenbrand in seine Zukunftsversion entführen zu lassen. Qube ist der zweite Teil aus Hillenbrands Hologrammatica-Universum aber man muss den Vorgänger nicht kennen. Es sind eigenständige Geschichten und auch wenn auf Ereignisse im Vorgänger eingegangen wird, hatte ich nicht den Eindruck, Hologrammatica gelesen haben zu müssen. Im Nachhinein wünschte ich mir aber auch, Qube nicht gelesen zu haben. Ich habe zum Buch keinen Zugang gefunden. Zu viele Charaktere, eine Handlung, die mir nicht schlüssig war und sehr verwirrend war, ganz abgesehen davon, dass es mir teilweise zu technisch und streckenweise langatmig war ... das Buch war für mich eine Enttäuschung. Und aufgrund der mich störenden Faktoren kann ich auch nicht sagen, dass ich so etwas wie Spannung empfunden habe. Wie gesagt, mir ist der Einstieg nicht gelungen. Und seit Hologrammatica waren die Ideen nicht unbedingt neu und wurden auch nicht wirklich weiter geführt. Was den ersten Teil so besonders gemacht hat wird als gegeben hingenommen, die interessante Welt wird nur spärlich weiter ausgebaut und nicht wirklich vertieft. Und die Handlung ... ehrlich gesagt fand ich das Escape/Rollenspielelement hier überflüssig.
Da habe ich vom Autor wohl zu viel erwartet, obwohl ich weiß, dass er es besser kann.

Montag, 18. November 2024

Valentina Morelli: Kloster, Mord & Dolce Vita - Der Tote in der Krippe (Hörbuch)(Rezension)

Santa Caterina in der Vorweihnachtszeit: Das ganze Dorf ist außer sich, weil es geschneit hat. Ausgerechnet an dem Tag, an dem auf dem Dorfplatz das lebende Krippenspiel vorgeführt wird! Matteo, Isabella und die Schwestern sind in weihnachtlicher Stimmung und genießen das Krippenspiel. Doch dann der Schreck: einer der heiligen drei Könige bricht während der Aufführung zusammen - Mord! Der tote Darsteller war einst Bürgermeister von Santa Caterina - und der aktuelle Bürgermeister, Duccio Lenzi, befürchtet Schlimmes...
Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?
Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Donnerstag, 14. November 2024

Timo Parvela: Schatten - Das Portal (Rezension)

Auf der Suche nach dem verschwundenen Schatten …
Stell dir ein Wichteldorf vor. Hübsche kleine Häuschen mit hell erleuchteten Fenstern. Rentiere, die an Leckereien knabbern, rotbackige Elfen und das Klingeln von Glöckchen. Und jetzt vergiss das alles wieder. Es ist nur ein Märchen.
Pete und seine Freundin Sara sind in die Welt des Weihnachtsmanns gereist. Sie sind auf der Suche nach den Schatten, die auf der Erde verschwunden sind. Doch die Wesen in dieser Welt – Wichtel, Elfen, Trolle und andere – sind verfeindet. Wem können Freunde vertrauen in einem Land, in dem jeder dem anderen misstraut? Und welche dunklen Geheimnisse wird das alte Notizbuch des Weihnachtsmanns preisgeben?

Passend zu Weihnachten? Nun, wenn man es etwas düster, aber immer noch kindgerecht möchte, dann ist die Schattentrilogie von Timo Parvela vielleicht genau das richtige. Ich fand den Anfang ja nicht unbedingt weltbewegend (siehe hier), aber langsam macht sich die Geschichte (wobei sie auch nur in drei Bänden erzählt wird... vielleicht wäre ein Buch besser ...) und wird wirklich spannend und interessant. Vor allem die Zusammenhänge zwischen Weihnachtsmann und Krampus, der hier auch eine Rolle spielt, sind aus meiner Sicht ungewöhnlich (aber ich habe mich auch noch nie wirklich mit Krampus auseinandergesetzt ... vielleicht sollte ich das mal tun). Natürlich muss ich die Illustrationen von Pasi Pitkänen hervorheben, die durchaus als Highlight der Buchreihe gelten können. Der Schreibstil ist locker und gut verständlich. DAS PORTAL ist in meinen Augen besser gelungen, da sich der Autor mehr auf seine Charaktere konzentriert und diese nie aus den Augen verliert. Von der Oberflächlichkeit des ersten Teils ist nichts mehr zu spüren und man bekommt auf weniger Seiten (im Vergleich zum Vorgänger) mehr geboten: Sympathische Charaktere, viel Hintergrund, ein spannendes Abenteuer ... und man ist gespannt auf das Ende.
Und auch wenn es vielleicht nicht nötig ist: Wer DER PAKT nicht kennt wird in DAS PORTAL verloren sein.

Mittwoch, 13. November 2024

Rolf Sakulowski: Die Gloriosa-Verschwörung (Rezension)

Das Rätsel der größten frei schwingenden mittelalterlichen Glocke der Welt. Unter dem Erfurter Domberg wird bei Bauarbeiten eine verborgene Grotte entdeckt. Um eine steinerne Tafel sitzen zwölf Mumien in jahrhundertealten Roben, die alle ein mysteriöses Zeichen tragen: eine Glocke, aus der sich eine Schlange windet. Und noch etwas ist äußerst rätselhaft: Eine der Leichen ist erst wenige Jahre alt. Historiker Jonas Wiesenburg wird vom LKA als Fachberater verpflichtet. Er ahnt nicht, dass er dabei einem gefährlichen Geheimnis um die berühmte Glocke Gloriosa und einem perfiden Racheplan auf die Spur kommt. 
Die Gloriosa, lat. die Ruhmreiche oder die Glorreiche, ist die größte Glocke im Mittelturm des Erfurter Domes. Sie wurde von Gerhard van Wou in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1497 gegossen und wiegt 11,45 Tonnen bei 2,62 Meter Höhe und einem Durchmesser von 2,56 Meter. Damit ist sie die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Außerdem zählt sie zu den klangschönsten Glocken der Welt. Gelegentlich wird sie daher „Königin aller Glocken“ (omnium campanarum regina) genannt. Gesehen oder gehört habe ich sie noch nicht, obwohl ich oft in Erfurt bin und zumindest auf dem Domberg schon war. Aber DIE GLORIOSA-VERSCHWÖRUNG hat mein Interesse erneut entfacht und neben der Glocke auch die Glockenstadt Apolda zu besuchen. Dort bin ich bisher nur vorbeigefahren und kenne die Stadt nur von den braunen Autobahnschildern, die auf die Stadt und ihre Bedeutung hinweisen. Von daher kann man zumindest sagen, dass DIE GLORIOSA-VERSCHWÖRUNG Lust auf Erfurt und Umgebung macht. Abgesehen davon dass Rolf Sakulowksi eine spannende, informative und durchaus ungewöhnliche Krimireihe erschaffen hat. 
Auch wenn dies nicht der erste Fall von Jonas Wiesenburg ist. Der junge Historiker war bereits Protagonist in DAS FEENGROTTENGEHEIMNIS. Ich kenne das Buch nicht, denke auch, dass man es nicht kennen muss (aber ich werde es bestimmt lesen), aber es ist zumindest gut zu wissen, dass es vorhanden ist, da es den einen oder anderen Bezug zum Buch auch in DIE GLORIOSA-VERSCHWÖRUNG gibt.
Jonas Wiesenburg ist ein sympathischer Protagonist, der selbst langweilige Recherchen interessant gestaltet. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen, Gegenwart und Vergangenheit und das Spiel mit dem mystischen, ungreifbaren gibt der Geschichte den zusätzlichen Kick. Langweilig wird es nie, die Verbindung von Historie und Krimi ist gut gelungen und auch das Lokalkolorit trägt seinen Teil dazu bei dass Sakulowski eine lebendige Handlung geschaffen hat, deren mystische Atmosphäre noch zusätzlich für Spannung sorgt. Nur der Papstbesuch ist ein bisschen sehr hoch gegriffen, da hätte es wohl auch ein weniger hoher Würdenträger der katholische Kirche getan.
DIE GLORIOSA-VERSCHWÖRUNG ist für Krimi- und Historienfans gleichermaßen geeignet, ebenso für Thüringer und Nicht-Thüringer. Für jeden ist etwas dabei.

Dienstag, 12. November 2024

Mithu Sanyal: Antichristie (Rezension)

London 2022, die Königin ist tot! An den Trauernden vorbei rennt Durga: internationale Drehbuchautorin, Tochter eines Inders und einer Deutschen, und voller Appetit auf Rebellion und Halluzinationen. Erzählte Mithu Sanyals gefeiertes Debüt „Identitti“ von Identitätspolitik, fragt „Antichristie“ nach dem Kolonialismus und der Gewalt in uns allen. Durga soll an einer Verfilmung der überbritischen Agatha-Christie-Krimis mitarbeiten. Doch auf einmal ist es 1906, und sie trifft indische Revolutionäre, die keineswegs gewaltfrei wie Gandhi kämpfen. Und dann explodiert die erste Bombe. Was wäre richtiger Widerstand in einer falschen Welt? Niemand schreibt so aberwitzig, klug und liebend wie Mithu Sanyal. „Antichristie“ bringt die ganze Welt in die deutschsprachige Literatur.

Montag, 11. November 2024

Ivy Compton-Burnett: Ein Haus und seine Hüter (Hörbuch) (Rezension)

Ein Weihnachtstag im Haus der viktorianischen Familie Edgeworth 1885. Der Patriarch Duncan lässt keinen Zweifel daran, dass er der Herr im Haus ist, gegenüber seiner Familie verhält er sich anmaßend und tyrannisch. Als seine Frau stirbt, wird sie kurzerhand durch eine andere ersetzt, kaum älter als seine Töchter. Von dem Moment an, in dem die erste Teetasse umgestoßen wird, braut sich ein Sturm zusammen.
Ich weiß nicht was ich von EIN HAUS UND SEINE HÜTER halten soll, aber ich weiß auch nicht was ich erwartet habe. 
Ich weiß auch nicht, wie es mir gefallen hätte, wenn ich es selber gelesen hätte und ich weiß nicht in wieweit der Sprecher dieses Hörbuchs, Sebastian Walch, mich beeinflusst hat. Denn ... wenn man darüber nachdenkt passiert zwar ziemlich viel, nur ... wirklich interessant ist es nicht. Andererseits, betrachtet man das, was Jane Austen geschrieben hat, so passiert dort genauso wenig beziehungsweise viel und man muss sich an Klatsch und Tratsch erfreuen können um wirklich Spaß an den Romanen zu haben. und ja.... EIN HAUS UND SEINE HÜTER trieft nur so von Klatsch und Tratsch und auch wenn es ein paar Tote gibt, so sind es die Skandale und Skandälchen und die Charaktere, die sie verursachen, welche eine Freude sind darüber zu lesen, oder, wie in diesem Fall zu hören.
Ivy Compton-Burnett entwirft eine tugendhafte, fast schon heile Welt, die man bewundern kann, bis sie, nur wenige Augenblicke später bis aufs Stärkste verhöhnt wird. Die Autorin lässt ihre Charaktere zu Wort kommen, sie sind es, welche die Handlung tragen, und die sind es, an deren Schicksal der Leser/Hörer teilnehmen kann und muss und irgendwann... auch will.
Es mag erstaunlich wirken, dass ein Mann als Sprecher fungiert, sind doch die meisten der Protagonisten Frauen, aber ... Sebastian Walch ist eine gute Wahl.. glaube ich, denn seine Interpretation ist eine sarkastische, sehr ironische, die teilweise nur so von Freundlichkeit trieft, dass man nicht glauben kann, dass das ernst gemeint sein soll.
Ich weiß nicht wie das Buch als Leseexemplar auf mich gewirkt hat, aber das Hörbuch ist einfach nur köstlich. Man erfreut sich an den Gesprächen und den Ansichten der Protagonisten, schüttelt den Kopf und lacht gleichzeitig weil alles so übertrieben wirkt und doch den Kern der Wahrheit nicht verschleiert. Ein köstliches Hörvergnügen für Freundes des Klatsches und des Tratsches, der so skurril daherkommt, dass man wirklich nicht weiß wie die Autorin das gemeint hat, bzw. ob der Hörbuchsprecher nicht vielleicht doch etwas in seiner Darstellung übertreibt. Andererseits: Genau das ist der Reiz des Zuhörens. Irgendwie eine Mischung aus Jane Austen und Tom Sharpe.

Freitag, 8. November 2024

David Mack: Picard - Fenris Ranger (Rezension)

Ein spannendes Prequel-Abenteuer, das auf der von Fans gefeierten TV-Serie „Star Trek: Picard“ basiert! Zwei Jahre nach der Rückkehr der U.S.S. Voyager aus dem Delta-Quadranten wird Seven of Nine für einen Posten in der Sternenflotte abgelehnt … und findet stattdessen eine neue Heimat bei der interstellaren, abtrünnigen Strafverfolgungseinheit, den Fenris-Rangern. Die Ranger scheinen ideal für Seven zu sein – aber um sich dieser neuen Bestimmung zu stellen, muss sie alles zurücklassen, was sie bisher kannte, und riskiert, das Wichtigste in ihrem Leben zu verlieren: ihre Freundschaft mit Admiral Kathryn Janeway.
Star Trek: Picard erschien mit 30 Folgen in drei Staffeln von 2020 bis 2023 erschien. Als ich das erste Buch zur Serie las (Die letzte und einzige Hoffnung) hatte ich nur die erste Staffel gesehen (es gab a noch nicht viel mehr). Inzwischen kenne ich die ganze Serie, und nicht alles hat mir gefallen. Aber man ist a neugierig. Inzwischen gibt es auch bereits fünf in deutscher Übersetzung vorliegende Bücher, aber FENRIS RANGER ist erst mein zweites. Die Reihenfolge der Bücher spielt aber keine Rolle, da sie alle eigenständige Geschichten erzählen und auch nicht unbedingt chronologisch eine sinnvolle Reihenfolge ergeben. 

Donnerstag, 7. November 2024

Colleen Cambridge: Der Cocktailmörderclub (Rezension)

Irgendwie hat sich gerade sehr viel Agatha Christie (oder sowas ähnliches) in meinen Bücherstapel eingeschlichen. Erst kürzlich habe ich Miss Marple-Geschichten gelesen, nun geht es um die Haushälterin der Autorin ... beides nicht von Christie, aber mehr oder weniger unterhaltsam auf jeden Fall. Und ... es kommt noch mehr .... von Antichristie über Miss Merkel oder dem dritten Teil von Phyllida Bright, was den Kreis wieder schließt... Aber das dann erst einmal nur als Blick in die Zukunft ... ich lese aber auch noch anders, nicht nur Agatha Christie oder von ihr inspirierte Werke. Das Übliche Allerelei ... aber nun zum eigentlichen Thema: DER COCKTAILMÖRDERCLUB.

Dienstag, 5. November 2024

Agatha Christie: Miss Marple (Rezension)

Sie ist jedem ein Begriff: Miss Marple, die alte Dame aus St. Mary Mead, besitzt die geradezu unheimliche Fähigkeit, noch den verwickeltsten Fall in kürzester Zeit bei einer Tasse Tee zu lösen. Hier kehrt sie knapp fünfzig Jahre nach ihrem letzten Auftritt („Ruhe unsanft“) zurück auf die Bühne. Ob sie in den zwielichtigen Ecken des Broadway oder in einem besonders mysteriösen Todesfall in Hong Kong ermittelt: Die erfolgreichste und beliebteste weibliche Detektivfigur aller Zeiten ist, von zwölf internationalen Bestsellerautorinnen mit frischem Abenteuer- und Ermittlersinn ausgestattet, ganz die alte unbestechliche Spürnase. Ein kongeniales Buch, das eine einmalige Figur und ihre Autorin aufs Unterhaltsamste feiert.
12 Bestseller-Autorinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Miss Marple zum Leben zu erwecken, obwohl .... so ganz abwesend ist die alte Dame ja nicht. Man muss nur das TV-Programm ansehen oder das Programm diverser Krimitheater. Miss Marple und ihre Schöpferin Agatha Christie sind unsterblich...

Montag, 4. November 2024

David Safier: Plötzlich Shakespeare (Rezension)

Das Liebesleben der Grundschullehrerin Rosa gibt Anlass zu Klagegebeten. Bei einem Zirkusbesuch erklärt ihr ein Hypnotiseur, dass die Lösung ihrer Probleme in einem früheren Leben zu finden ist. Noch bevor Rosa «Veralbern kann ich mich alleine» sagen kann, wird sie per Hypnose in ein solches Leben zurückgeschleudert. In das Jahr 1594. In den Körper eines Mannes. Der sich gerade duelliert. Und der William Shakespeare heißt! Mit einem Male muss sich Rosa im London des 16. Jahrhunderts nicht nur mit Shakespeares Feinden herumschlagen, sie wird als Mann auch noch mit völlig neuen Fragen konfrontiert. Unter anderem: «Wie hält man sich liebestolle Verehrerinnen vom Leib?» oder «Wie geht man als Mann eigentlich auf Toilette?» Und dann gibt es da ja auch noch Shakespeare, dessen Geist in seinem Körper gefangen ist. Und so quasselt er Rosa bei ihrem Versuch, das Leben zu meistern, ständig verärgert dazwischen. Denn von der Tatsache, dass Rosa seinen Körper kontrolliert, ist er «not at all amused».