Dienstag, 29. Oktober 2024

Timo Parvela: Schatten - Der Pakt (Rezension)

Ein Junge verkauft seinen Schatten …
Der 13-jährige Pete ist verzweifelt. Seine beste Freundin Sara ist unheilbar krank. Als letzten Ausweg flüstert Pete dem Weihnachtsmann im Kaufhaus seinen sehnlichsten Wunsch ins Ohr. Er erhält das Versprechen, dass Sara geheilt wird, aber unter einer Bedingung: Pete muss seinen Schatten hergeben. Pete zögert keine Sekunde. Wer braucht schon einen Schatten? Der Plan geht auf und Sara wird über Nacht gesund. Aber bald stellt Pete fest, dass er nicht nur seinen Schatten verloren hat, und dass ein Mensch ohne Schatten kein richtiger Mensch mehr ist. Pete und Sara schmieden einen Plan, wie sie die Schatten zurückerobern können. Aber ihr Gegner ist eine sehr, sehr dunkle Macht ...

Weihnachten mal etwas düsterer ... Timo Parvela und Illustrator Pasi Pitkänen schaffen eine düstere Stimmung, die Weihnachten all den Zauber nimmt, den der Kitsch des Konsums heraufzubeschwören scheint. Ein tragischer Beginn und eine Handlung, die vielversprechend ist.
Was mir gefallen hat: Die düstere Stimmung in Text und Bild.
Was mir nicht gefallen hat: Die Handlung. 192 Seiten, die zwar nicht unbedingt langweilig sind, aber auch nicht unbedingt actionreich. Und da Saras Krankheit auch nur Anfangs eine Rolle spielt wirkt alles dann doch zu oberflächlich, auch wenn es einige Überraschungen gibt, die mich auch dazu veranlassen werden, weiter zu lesen.
Aber so ganz begeistern konnte mich die Story nicht, da habe ich mehr erwartet und ich erwarte mehr von dem was noch kommt. Potential ist vorhanden und ich bin auf die Gesamtkomposition gespannt. DER PAKT ist kein fulminanter Auftakt der SCHATTEN-Trilogie, aber auch kein ganzer Reinfall. Ich bin gespannt wie es weiter geht, und das ist schon etwas, von einem Buch, das mich eher mäßig begeistern konnte.

Montag, 28. Oktober 2024

Amy Achterop: Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben (Rezension)

Der alte Onno hat gleich zwei Probleme: In seinem Wohnzimmer sitzt ein toter Mann, an seiner Wand fehlt ein Bild. Den Mann kennt er nicht, aber das Bild ist die selbst angefertigte Kopie eines verschollenen Gemäldes. Da Onno nicht will, dass die Polizei von seiner kurzen und wenig erfolgreichen Zeit als Kunstfälscher erfährt, wendet er sich an die Hausboot-Detektei. Die Ermittlungen führen Arie, Maddie, Jan und Elin auf eine wilde Schatzsuche quer durch Amsterdam, und sie müssen feststellen, dass es Menschen gibt, die für Kunst über Leichen gehen …
TÖDLICHE FARBEN ist der vierte Band und damit der vierte Fall für die Hausboot-Detektive. Und man muss die Gruppe um Arie und Maddie einfach gern haben. Neben viel Zwischenmenschlichem und amüsanten Gesprächen und Mahlzeiten auf dem Hausboot wird eigentlich immer ein interessanter, ungewöhnlicher Fall geboten. Und so wirklich weiß man nie, was auf einen zukommt, außer, dass man am Ende gut unterhalten wird. Sei es nun auf die etwas gemütliche Art oder die spannende. Geboten wird immer etwas. Und so geht es hier um Gemälde, was zu Amsterdam und seinen alten Künstlern durchaus passt. Vermeer spielt eine größere Rolle, aber welche(r) ist ungeklärt. Zumindest geht es um ein weniger bekanntes Bild von ihm (das vielleicht auch nicht von ihm ist). Und so stürzen sich die Hausbootdetektive in eine unterhaltsame Schatzsuche nach einem Gemälde und/oder seiner Fälschung, die mal rasant, mal gemütlich ist. So wie man es von der Reihe erwarten darf. Leicht und flüssig zu lesen, in jeder Hinsicht unterhaltsam, nicht nur für CosyCrime-Freunde.

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Annette Marie; Dunkle Künste und ein Daiquiri (Rezension)

Als ich mich plötzlich dem gruseligsten Schwarzmagier der Stadt gegenübersehe und ihn praktisch herausfordere, mich zu entführen, frage ich mich schon, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
Alles begann damit, dass ich versehentlich einen Job als Barkeeperin ergatterte – allerdings nicht in einer Bar, sondern bei einer Gilde voller Magier, Zauberer, Alchemisten, Hexen und Medien. Einem schnöden Menschen fordert das ganz schön viel Anpassungswillen ab.
Dann baten mich meine Lieblingsmitglieder – drei sexy, mächtige und gelegentlich charmante Magier – um Hilfe. Ging es um mein enzyklopädisches Fachwissen über Cocktails? Ach wo. Ich sollte lediglich den Lockvogel für einen mordlustigen Abtrünnigen spielen und ihn so aus der Deckung locken.
Also haben wir das gemacht. Allerdings hat sich unser großartiger Plan zur sicheren Ergreifung des Kriminellen vor etwa zwei Minuten zerschlagen. Und nun?

Montag, 21. Oktober 2024

M. C. Beaton: Hamish Macbeth macht sich die Finger schmutzig (Rezension)

Wenn der Müllmann ins Gras beißt ...
Als Fergus Macleod, der schnell beleidigte und oft betrunkene Müllmann von Lochdubh, zum Leiter des örtlichen Recyclingzentrums und zum Umweltbeauftragten ernannt wird, wittert der schottische Dorfpolizist Hamish Macbeth bereits Ärger. Fergus wird durch seine neuen Befugnisse tatsächlich zu einem Tyrannen, und als seine Leiche in einer Mülltonne gefunden wird, tut es niemandem leid - noch nicht einmal seiner Familie ... An Verdächtigen mangelt es also nicht. Als der Täter ein zweites Mal zuschlägt, muss der schlaksige Gesetzeshüter schnell den Schuldigen ausfindig machen - bevor der Mörder sich aus dem Staub machen kann!

HAMISH MACBETH MACHT SICH DIE FINGER SCHMUTZIG ist der 16. Fall des sympathischen Polizisten. Nach dem etwas gewöhnungsbedürftigen und ungewöhnlichen 15. Fall ist wieder alles so wie man es kennt und eigentlich auch haben will (nachdem HAMISH FÄNGT EINEN DICKEN FISCH gezeigt hat, wie man Hamish nicht haben will, weil es zum Charakter nicht passt). Vielleicht ist die Thematik der häuslichen Gewalt etwas unsensibel bzw. oberflächlich umgesetzt worden, und wirkt etwas deplaziert. Ansonsten bekommt man das was man kennt: einen brillanten Highlandpolizisten, überforderte Großstadtpolizisten, skurrile Charaktere, unglaubwürdige Charakterprofile (so, wie sie bei CosyCrimes immer vorkommen und man sich daran auch nicht stört, sofern sie nicht zu übertrieben sind) und eine interessante Krimihandlung. Souverän ermittelt sich Hamish durch Lochdubh, während eine aufstrebende Politikerin versucht das Dorf als grünes Musterbeispiel zu etablieren. Nun ja, witzige Szenen sind vorprogrammiert.
Nette Unterhaltung für zwischendurch wird geboten, wenn man über kleine Schwächen hinweg sieht. Wobei ... die Stärke der CosyCrimes ist es wohl auch, ein bisschen realitätsfern zu sein. Also ... lesen und genießen! Kurzweiliges Lesevergnügen garantiert.

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Serena Valentino: Das Herz so kalt (Rezension)

Gräfin Tremaine, verwitwet und allein erziehend mit zwei eigenwilligen Mädchen, verliebt sich in einen schneidigen Ritter aus einem fernen Land, der eine Stiefmutter für seine eigene junge Tochter sucht. Aber Stiefmütter in fremden Königreichen haben es nicht leicht ... und Lady Tremaine steht ein weniger glückliches Leben bevor, als sie es sich erhofft hat.
DAS HERZ SO KALT ist der achte Band der DISNEY VILLAINS. Eigentlich bin ich ja kein Fan der Reihe und man mag zu Recht hinterfragen warum ich sie überhaupt lese (und ich weiß nicht ob es ein Argument ist, dass mir die Bücher geliehen werden und sie schnell gelesen sind). Es gibt weniger gute Bücher und schlechte innerhalb der Reihe, aber wenn man das als Standard nimmt, was es vorher gab (meist Belangloses bis Liebloses über Charaktere, die es eigentlich anders verdient hätten, wobei ich Ausnahmen, welche die Regel bestätigt, nicht ausschließe). so stellt die Geschichte von Cinderellas Stiefmutter ein Highlight darstellt. Circe und ihre Schwestern sind wieder da, ebenso wie die Nanny und die gute Fee. Und die Geschichte der Stiefmutter ist tatsächlich eine traurige mit einem sehr tragischen Ende der Gräfin (was mich darauf gebracht hat, dass ich gar nicht weiß, welches Schicksal die Stiefmutter und ihre Töchter im Märchen haben ... aber es ist schon soooo lange her, dass ich es gelesen habe, vielleicht sollte ich das wieder in Angriff nehmen, die Grimmschen Märchen so zu lesen wie sie wirklich gedacht waren, nicht durch den Disney-Weichspüler aufgeweicht ... aber ich schweife ab). Das Cover wird der Tragik nicht gerecht und man geht mit Vorurteilen an die Geschichte heran. Das sollte man nicht tun, denn alles ist anders als gedacht (und auch Cinderella bekommt ein eher unangenehmes Facelifting, das erklärt, warum sie so behandelt wird wie sie wird).
DAS HERZ SO KALT liest sich schnell (und hätte durchaus mehr Tiefe und mehr Seiten verdient), bietet dabei viel Unterhaltung und einige Überraschungen, die auch zum Schmunzeln verleiten. Man muss die Serie nicht unbedingt lesen, aber wenn man mit einem Buch anfangen will, dann am Besten mit diesem (den Rest kann man sich dann sparen, wobei ich bisher auch nur die ersten acht Bände kennen).
Wird es in diesem Stil weiter gehen Ich hoffe es, aber ich bin mir sicher, dass meine Hoffnungen nicht erfüllt werden. Leider. Denn hier zeigt Serena Valentino, dass sie auch gute Geschichten schreiben kann.

Dienstag, 15. Oktober 2024

Chris Colfer: Land of Stories 6 - Der Kampf der Welten (Rezension)

Das große Finale: Auf der Suche nach seiner entführten Schwester reist Conner mit seinen Freunden durch die Anderswelt, um Alex‘ Spur aufzunehmen. Tatsächlich haben auch ihre Feinde die Märchenwelt verlassen – und für ihren Kampf um die Herrschaft aller Welten haben sie ausgerechnet New York City als Schauplatz gewählt! Können Conner und Alex den erbitterten Kampf gewinnen und die Ordnung zwischen der Welt der Menschen und der Magie wiederherstellen?
Im letzten Abenteuer der Bestseller-Serie kommt es zum Showdown, und die magischen Helden treten den finstersten Schurken aus den magischen Geschichten gegenüber: Verlieren sie den Kampf, versinkt die Welt im Chaos!

Mit DER KAMPF DER WELTEN findet Chris Colfers märchenhafte Fantasysaga nun eine Ende. Schade, da man sich jetzt von liebgewonnenen Charakteren verabschieden muss und andere Charaktere, die erst seit Kurzem zwischen den Seiten auftauchen keine Zeit haben ihr volles Potential zu entfalten (was vor allem für Conners Figuren zutrifft).
So ganz begeistern konnte mich der letzte Land of Stories-Band nicht und auch wenn nicht jeder Band ein Highlight darstellte so ist der Abschluss wohl der Tiefpunkt. Aber man muss das im Zusammenhang zur Rest der Serie sehen und dann bietet der 6. Band noch genügend Unterhaltung und Freude am Lesen, da haben andere Autoren schon schlechteres geschrieben.
Aber ... für das Ende einer Serie darf man mehr erwarten. So wirklich fulminant und actionreich war das Ende nicht, eher sanft und viele Begegnungen verlaufen eher spannungsarm und Eines letzten Bandes nicht würdig. Anfangs wird der Leser in eine andere Zeit versetzt, Connor als alter Mann, was eine gute Idee ist um eine Zusammenfassung der vorangegangenen Bände zu zeigen. Nur ... manche Ereignisse werden mehrmals im Laufe der vorangehenden Handlung wiedergegeben und nerven etwas. Ja, es gibt einige kreative Ideen (mir hat zum Beispiel das Einbinden der Autoren von Peter Pan, Der Zauberer von Oz und Alice im Wunderland gefallen, auch wenn das dann doch zu kurz kam und man sich mehr gewünscht hätte ... was den Rahmen des Buchs und der Serie wohl gesprengt hätte).
Ich habe mir mehr erwartet, vor allem nachdem DIE MACHT DER GESCHICHTEN am Ende sehr vielversprechend war und ein wirklich actiongeladenes Finale versprach. Nun ja, kann man lesen und zum Abschluss der Reihe muss man das natürlich auch, und es ist schön zu lesen welches Schicksal die Protagonisten erfüllen werden. Aber ... so ganz zufrieden bin ich nicht. Da wäre mehr gegangen.

Montag, 14. Oktober 2024

Audrey Niffenegger: Die Zwillinge von Highgate (Rezension)

Elspeth war Roberts große Liebe. Jetzt liegt sie auf Highgate, dem romantisch verwildertem Friedhof Londons. Doch Elspeth scheint lebendiger als je zuvor, denn die Erinnerungen sind stärker als der Tod. Robert riecht sie, spürt sie, spricht mit ihr. Es ist als lebe sie weiter und als sei ihr Tod nur ein böser Traum. Alle, die ihr nahestanden, geraten in ihren Bann. Bis ihre Nichten, die Zwillinge Valentina und Julia eine fatale Wette mit ihr eingehen. Vor der Kulisse des pulsierenden Londons erzählt Audrey Niffenegger aufwühlend, in zarten und manchmal dunklen Tönen, von der unstillbaren Sehnsucht, dem anderen ewig nahe zu sein.
DIE ZWILLINGE VON HIGHGATE ist der zweite Roman von Audrey Niffenegger, nach DIE FRAU DES ZEITREISENDEN. Diesen Roman kenne ich noch nicht, aber es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis ich mir diesen vornehme. Serie und Film waren ja schon vielversprechend. Und auch wenn es um eine andere Thematik geht (was ja auch sein soll, man muss ja nicht immer das Rad neu erfinden), so war ich doch sehr gespannt auf die Zwillinge. Ich habe eine sanfte Geistergeschichte erwartet, ohne großen Horror. Und ja, irgendwie habe ich das auch bekommen und auch wenn mir der Schreibstil der Autorin zusagt (und ich jetzt erst recht auf die Zeitreisegeschichte gespannt bin), so konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Ja, ich wurde eingelullt, aber leider passiert nicht wirklich viel. Und wenn etwas passiert ist es so nebensächlich wie jeder andere Satz und verpufft in Belanglosem. Was schade ist, denn es gibt doch Vielversprechendes, das aber dann doch nur angesprochen wird. Die Familiengeschichte der Zwillinge zum Beispiel hätte etwas Interessanter präsentiert werden können und auch das Thema Tod wird am Rande behandelt, obwohl es vor allem gegen Ende des Buchs eine große Rolle spielt. Nicht hilfreich zum Verständnis der Handlung ist die Motivation der Protagonistinnen, die nicht wirklich nachvollziehbar sind. Auch etwas undurchsichtig waren für mich die Charaktere Martin und Marijke. Sie nahmen etwas viel Platz ein und waren doch nicht wirklich wichtig.
DIE ZWILLINGE VON HIGHGATE hat das Potential für eine interessante Geister/Familingeschichte nicht genutzt. Ganz nett, aber dann doch etwas banal, bedenkt man was möglich wäre (und die Geschichte der Zwillinge Edie und Elspeth hätte viel mehr Platz einnehmen können/dürfen)

Freitag, 11. Oktober 2024

Michael Weithmann: Xanthippe und Sokrates (Rezension)

»Xanthippe war ein böses Weib, haut Sokrates zum Zeitvertreib« –Mythos und Wahrheit über eine weithin bekannte Gestalt.
Der Vers aus einem Studentenlied der letzten Jahrhundertwende zeigt, wie dauerhaft Klatsch sein kann. Noch heute gilt die Frau des großen Philosophen als zänkisches Weib par excellence. Die einzige zeitgenössische Quelle für diese Diffarmierung geht auf den griechischen Geschichtsschreiber Xenophon zurück, demzufolge ein Diskussionsgegner des Sokrates Xanthippe die »Unverträgliche« genannt haben soll.
Doch schon in der antiken Literatur wurde eifrig am Xanthippe-Mythos gesponnen, und jede Epoche der Kulturgeschichte trug das Ihre bei – mit unterschiedlichem Tenor, wie Michael Weithmann nachweist. Seine historiographische Annäherung an die reale Xanthippe entwirft ein Bild der weiblichen Welt in der männerdominierten Gesellschaft der athenischen Demokratie sowie eine Vorstellung davon, wie das zwölfjährige Eheleben von Xanthippe und Sokrates ausgesehen haben kann.

Ich gebe zu, dass mein Wissen über Sokrates und Xanthippe sehr beschränkt war und ich bis zum Lesen des Buchs XANTHIPPE UND SOKRATES nicht wusste (oder verdrängt habe) wer Xanthippe eigentlich war. Für mich war das ein Name mit X. Außer der Frau des Sokrates gibt es noch zwei bekannte Xanthippen aus der griechischen Mythologie (eine Tochter des Doros und eine Tochter des Mykon). Nun, weiß ich jetzt mehr über Xanthippe und Sokrates? Nein. Gut, etwas mehr als am Anfang der Lektüre weiß ich schon, aber etwas mehr habe ich mir dann doch erwartet.
Weithmann rekonstruiert anhand "historischer" Quellen (deren Fragwürdigkeit er selbst auch in Frage stellt) die Biographien von Sokrates und Xanthippe, wobei der Philosoph eine bedeutendere Rolle spielt als seine Frau. Allerdings verständlich, sind über ihn mehr Quellen bekannt. Xanthippes Ruf einer furchtbaren Ehefrau wird jedoch widerlegt.
Ein Beitrag zu höherem historischem Klatsch, wie es der Untertitel verspricht wird nicht geboten. Eher kühle Fakten, die verhindern, dass aus Sokrates Leben eine spannende Nacherzählung mit kriminalistischem Einschlag wird... Wikipedia bietet mehr.

Mittwoch, 9. Oktober 2024

Claude Dominicy: Die Knuedler-Verschwörung (Rezension)

Eine Mordserie erschüttert Luxemburg. Die drei Opfer scheint nur eines zu verbinden: Sie waren in der Politik tätig. Kriminalkommissarin Dany Kerner nimmt die Ermittlungen im politischen Milieu auf und stößt auf Ungereimtheiten. Haben die Opfer ihre Ämter missbraucht, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen? Und welche Rolle spielt der Suizid eines Kommunalpolitikers? Als Dany bei der Verfolgung dieser Spur auf eine undurchdringliche Mauer des Schweigens stößt, ahnt sie, dass der Selbstmord viel mehr verbirgt …
Luxemburg ist nicht nur Regierungssitz des Großherzogtums, es ist auch Verwaltungssitz der Europäischen Union, was das kleine Land auch über die Landesgrenzen bekannt macht (und Luxemburg, das Land, besteht auch mehr als nur Luxemburg, die Stadt). Bei all der vertretenden Politik bietet sich ein Krimi in diesem Umfeld regelrecht an. Der Place Guillaume II (deutsch Wilhelmsplatz) ist ein zentraler Platz der Stadt Luxemburg. Er ist nach Wilhelm II., König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg benannt. Nach dem Knoten des Gürtels der Mönche, auf Luxemburgisch „de Knued“, wird der Platz im Volksmund auch „Knuedler“ genannt. Das Rathaus befindet sich auch am Knuedler.

Dienstag, 8. Oktober 2024

Olaf Kanter: Binnenmeer (Rezension)

Sie ist ein kleines Meer. Ist die Ostsee denn ein richtiges Meer? Ist sie gar wild und gefährlich? Ja. Olaf Kanter hat sie mit einem kleinen Segelboot erkundet. Er berichtet von einem einst und neu geteilten Meer. Von einem reichen Meer. Die kurzen Wege von Küste zu Küste wurden und werden für den Handel und Austausch intensiv genutzt. Er beschreibt ein in Teilen totes Meer.
Die Ostsee, international Baltisches Meer (von lateinisch Mare Balticum, auch Baltische See genannt), ist ein Binnenmeer des Atlantiks in Europa und im Unterschied zur Nordsee kein Randmeer dieses Ozeans. Sie ist überwiegend ein Brackwasser-Meer, wobei in der westlichen Ostsee aufgrund des Wasseraustausches mit Atlantik und Nordsee ein höherer Salz- und Sauerstoffgehalt beobachtet werden kann.
Die Anrainerstaaten der Ostsee sind (im Uhrzeigersinn): Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen.
Die Ostsee trennt die Skandinavische Halbinsel von den zusammenhängenden Festländern Nord-, Nordost- und Mitteleuropas.
Die westlichste Stelle der Ostsee liegt am Westende der Flensburger Förde bei der Stadt Flensburg, der nördlichste Punkt befindet sich am Bottnischen Meerbusen bei Töre in der Gemeinde Kalix in Schweden, dort liegt die Posttonne von Törehamn. Die östlichste Stelle der Ostsee befindet sich beim russischen Sankt Petersburg, ihr südlichster Punkt am Südende des Stettiner Haffs bei Stettin.
412 60 Quadratkilometer ist sie groß und maximal 459 m  tief.

Montag, 7. Oktober 2024

Luci van Org: Wir Fünf und ich und die Toten (Rezension)

In Luci van Orgs stark biographisch gefärbter Novelle wird die Hauptfigur Vera nach dem Fund dreier Leichen in einem Spind in zahlreiche Ungereimtheiten und Wirklichkeitsverschiebungen verstrickt. Vera wird des Mordes verdächtigt, aber sie kann sich an nichts erinnern. Als sie selbst nach der Wahrheit zu suchen beginnt, begegnet sie einem ganzen Reigen seltsamer Charaktere, der Stalkerin mit dem Kindergesicht, dem evangelikalen Punkermädchen, dem feuerphobischen Mörderkind mit der Eisenstange, der Frau mit dem Muttersack... Wie sehr sie dabei immer mehr in Gefahr gerät, bemerkt Vera erst, als es fast zu spät ist. Nur der Friedensschluss mit sich selbst kann sie jetzt noch retten, aber der ist viel schwerer als gedacht. Denn Vera ist tatsächlich eine Mörderin - und das ist auch verdammt gut so. Ein Buch für alle von schlechten Eltern - und für alle, die sie überlebt haben.

Freitag, 4. Oktober 2024

Jóhanna Katrín Friðriksdóttir: Walküren - Frauen in der Welt der Wikinger (Rezension)

Die wahre Geschichte der Wikingerfrauen
Walküren entschieden in der nordischen Mythologie über das Geschick von Kämpfern auf dem Schlachtfeld. Auch andere Frauen treten in den isländischen Heldensagen als starke und einflussreiche Figuren auf, die eine bedeutende Rolle in den Machtkämpfen ihrer Gemeinwesen spielten. Aber wie sah die Wirklichkeit hinter den Sagen aus? Die Mediävistin Jóhanna Katrín Friðriksdóttir beschreibt auf Grundlage der neuesten historischen und archäologischen Forschungen die erstaunlichen und vielfältigen Lebenswelten der Wikingerinnen, die nicht nur als Ehefrauen, Mütter und Witwen, sondern auch als Dichterinnen, Mäzenatinnen und Herscherinnen bezeugt sind.
Die isländischen Sagas sind Geschichten von Krieg und Kampf, Treueschwüren und Verrat, Mord und Rache, Entbehrungen und Siegen. In dieser Literatur waren Frauen oftmals mit einer beträchtlichen Handlungsmacht ausgestattet und in verschiedenen Machtpositionen vertreten. In anderen Bereichen wurden sie jedoch systematisch unterdrückt und ausgeschlossen. Wir lesen von herzzerreißenden Schicksalen von Mädchen und Frauen, deren traumatische Erfahrungen auch heute noch tief berühren. Der Band bietet einen ausgewogenen Einblick in die Lebenswelten der Wikingerfrauen und zugleich eine Einführung in die dramatische und faszinierende Welt dieser mittelalterlichen Helden- und Heldinnengeschichten aus dem hohen Norden.

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Ellen Barksdale: Tee? Kaffee? Mord! - Miss Rittinghouse und die sprechenden Bücher (Hörbuch) (Rezension)

Davon stand nichts im Testament...
Im "Black Feather" erscheint ein seltener Gast: Joseph, der Butler des kürzlich verstorbenen Earl of Helliwell, dessen Anwesen in der Nähe von Earlsraven liegt. Joseph ist überzeugt, dass sein Tod kein Unfall war, sondern jemand nachgeholfen hat. Und dann sind da auch noch die letzten Worte des Earls: Kümmern Sie sich um die sprechenden Bücher! Nathalie, Louise und Constable Strutner sind ratlos, was damit gemeint sein könnte und bitten die Buchhändlerin Paige Rittinghouse um Hilfe. Diese entdeckt tatsächlich, was es mit der Bibliothek des Earls auf sich hat - doch damit gehen die Rätsel erst los!

Miss Rittinghouse und die sprechenden Bücher ist die 13. Folge der CosyCrime-Serie Tee? Kaffee? Mord!. Banal, Belanglos, Unrealistisch ... aber doch irgendwie unterhaltsam, dadurch zeichnet sich die Reihe aus, zumindest wenn man sie hört, gelesen von Vera Teltz, die den Charakteren Leben einhaucht und selbst aus der seichtesten Szene noch viel Unterhaltungswert herauszieht. Es macht wirklich Spaß ihr zuzuhören und es ist schade, dass ich zwischen Folge 12 und 13 so viel Zeit vergehen habe lassen.
Miss Rittinghouse und die sprechenden Bücher stellt, trotz einiger amüsanter Szenen, kein Highlight der Serie dar, da meiner Meinung nach der Cosyteil zu viel Platz einnimmt und der spannende Krimiteil (vor allem für Bücherfreunde) sehr zu kurz kommt, obwohl ich diesen sehr interessant fand (auf jeden Fall fesselnder als das Drumherum um Nathalie, ihren Eltern und Fred). Auch etwas nervend ist sie Pärchenbildung ... das Team um Natalie wird größer und größer und jeder scheint den perfekten Partner zu finden ... aber vielleicht muss das so sein, damit die Serie einen harmonischen Cosyteil beibehalten kann, der seicht vor sich dahinschippert. Wobei ... Thrillerelemente darf man sowieso nicht erwarten, eigentlich plätschert alles so dahin ... aber man kann sich auf unterhaltsame Weise auf das Plätschern einlassen und manchmal hilft es die Brutalität des Alltags mit einer belanglosen aber unterhaltenden Geschichte zu vergessen. Kurzweilig sind die Folgen auf jeden Fall, auch Folge 13, trotz aller Schwächen.
Lesen würde ich die Bücher aber nicht und vermutlich liegt es allein an Vera Teltz, dass ich die Serie höre.

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Mouhanad Khorchide: Ein Muslim auf dem Jakobsweg (Rezension)

Pilgern ist im Islam eine Selbstverständlichkeit. Mindestens einmal im Leben sollte jeder Muslim die Kaaba in Mekka umrundet haben. Doch wie sieht es eigentlich im Christentum aus? Um das herauszufinden, will Mouhanad Khorchide den Geheimnissen des Jakobswegs auf die Spur kommen. Er kauft sich ein Paar Wanderschuhe, setzt sich ins Flugzeug und macht erst einmal alles falsch. Denn das Pilgern nach Santiago de Compostela ist etwas ganz anderes als die Hadsch der Muslime. Humorvoll erzählt Mouhanad Khorchide von seinen Wegen und Irrwegen auf dem Camino, von Begegnungen und Gesprächen und davon, wie das Wandern auf dem Jakobsweg eine Reise ins eigene Ich wurde, die ihn nicht nur das Christentum, sondern auch den Islam noch einmal neu erleben ließ.
Ich bin katholisch erzogen (was in diesem Fall bedeutet, dass ich getauft bin und katholischen Religionsunterricht hatte), bin aber ein Mensch, der seinem eigenen Glauben anhängt (was auch immer das bedeuten mag) und sich keiner Religion zugehörig fühlt. Aber ich bin offen für vieles und die Weltreligionen gehören dazu, zumal man immer wieder sieht wie missverstanden sie werden und wie einfach, wenn man sich einfachen Gedanken und dem Friedensbedürfnis hingibt. In gewisser Weise schafft das Mouhanad Khorchide, der nicht nur Muslim ist sondern Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster und dort Leiter des Zentrums für Islamische Theologie. Jemand der den Islam also kennt. Und jemand, der sehr offen ist und sich auf den Jakobsweg begibt. Aber wer nun einen Selbstfindungstrip erwartet, eine Reise zu sich selbst, der wird eines anderen belehrt. Der Autor versucht die Faszination des Jakobsweges zu begreifen und führt mit Pilgern mehr oder weniger tiefgreifende interessante Gespräche. Es liegen Welten zwischen den Ritualen der Mekka-Reise und dem Jakobsweg, für den Autor ein kleiner Kulturschock. Aber auf unterhaltsame Weise lässt er den Leser an seinen Erfahrungen und Fehlern teilhaben und bietet Einblicke in den Islam und eine andere Sicht auf den Jakobsweg.
EIN MUSLIM AUF DEM JAKOBSWEG ist ein religiöses Buch, das Vergleiche zwischen Christentum und Islam anstellt, aber keine Wertung darstellt. Khorchide will nicht missionieren, weder während seiner Wanderung, noch durch das Buch und das macht das Lesen sehr angenehm. Es ist ein philosophisches Buch, das zum Nachdenken anregt (abseits jeglicher Religion), es ist ein theologisches Buch, aber es ist auch ein Buch, das zu unterhalten weiß.
Für all jene, die den Jakobsweg mit anderen Augen sehen möchten. 

Dienstag, 1. Oktober 2024

Sarah Beth Durst: Spellshop (Hörbuch) (Rezension)

Cosy Romantasy zum Wegträumen mit Marmelade, Magie & jeder Menge Zaubersprüchen.
Kiela hat es nicht so mit den Menschen – was als Bibliothekarin auch kein Riesenproblem ist. Doch als in der Hauptstadt des Reiches eine Revolution ausbricht und fast die gesamte Bibliothek den Flammen zum Opfer fällt, flieht sie auf eine entlegene Insel und beginnt noch einmal ganz von vorn. Sie bezieht ein kleines, gemütliches Cottage, kocht fantastische Marmelade und lernt ihre Nachbarn kennen. Mit dem durchaus attraktiven Seepferd-Züchter von nebenan bahnt sich sogar so etwas wie eine ... Geschichte an.
Doch auch auf der Insel werden Kiela und ihre sprechende Zimmerpflanze Caz mit Problemen konfrontiert. Zum Glück befinden sich in den Bücherkisten, die sie vor dem Feuer retten konnte, einige nützliche Zaubersprüche, mit denen sie die Dinge ins Lot bringen könnte. Wenn es nur nicht strengstens verboten wäre, sie anzuwenden.