Der feurige Engel (russisch Огненный ангел, wiss. Transliteration Ognennyj Angel) ist ein 1908 erschienener historischer Roman des russischen symbolistischen Dichters Waleri Jakowlewitsch Brjussow. Er thematisiert Magie und Hexenglauben im Zeitalter der Reformation. Da die Realität der geschilderten Ereignisse absichtlich im Unklaren gelassen wird, ist der Roman dem Bereich der Phantastik zuzuordnen; gleichzeitig wird er aber auch als Schlüsselroman über die Dreiecksbeziehung zwischen Brjussow, Andrei Bely und der Dichterin Nina Petrowskaja gedeutet.
Sergei Prokofjew verarbeitete den Stoff zu seiner 1927 vollendeten Oper Der feurige Engel, die jedoch erst nach seinem Tod 1954 uraufgeführt wurde. Viele der Themen und Motive dieser Oper gingen in seine kurz danach entstandene 3. Sinfonie ein.
Ich kenne die Oper nicht und das Buch selbst hätte ich vermutlich niemals kennen gelernt, wenn ich es nicht am Straßenrand (zusammen mit anderen Büchern aus DuMonts Bibliothek des Phantastischen) gesehen hätte ... und einfach mal zugegriffen habe.
Die elaborierte, im Stile des 16. Jahrhunderts gehaltene Titulatur bereitet den Leser vor auf das, was ihn erwartet:
„Der feurige Engel oder eine wahrhaftige Erzählung, in welcher berichtet wird vom Teufel, der mehr denn einmal einer Jungfrau in Gestalt eines lichten Geistes erschien und sie zu mannigfachen sündhaften Handlungen verleitete, von der gottwidrigen Beschäftigung mit der Magie, der Astrologie, der Kabbalistik und Nekromantie, von der Verurteilung jener Jungfrau unter dem Vorsitze seiner Eminenz des Erzbischofs von Trier, gleicherweise von den Begegnungen und Gesprächen mit dem Ritter und dreifachen Doktor Agrippa von Nettesheim und mit dem Doktor Faust; verfaßt von einem Augenzeugen“
Ruprecht, ein aus dem moselfränkischen Losheim stammender einstiger Student der Universität zu Köln, kehrt im Jahre 1534 aus Amerika nach Deutschland zurück, nachdem er die letzten zehn Jahre als Landsknecht und Abenteurer verbracht hat. In einer Herberge trifft er auf eine junge Frau namens Renata, die anscheinend an Besessenheit leidet. Renata erzählt Ruprecht von ihrer visionären Jugendliebe, einem Engel namens Madiel. Dieser ließ Renata im Stich, nachdem sie versucht hatte, ihn zu verführen, kündigte ihr aber an, ihr in fleischlicher Gestalt zu begegnen. Diese glaubte Renata in einem Grafen Heinrich zu erkennen, auf dessen Schloss sie zog und mit dem sie zwei Jahre lang zusammenlebte. Dann aber verschwand Heinrich spurlos, und seitdem irrt Renata auf der Suche nach ihm umher. Ruprecht, der sich augenblicklich in Renata verliebt, bietet ihr seine Hilfe an... und so begeben sich die beiden auf die Suche und erleben das eine oder andere Abenteuer, wobei Heinrich und Renata des Öfteren auch getrennt von einander reisen und sich die Geschichte zu einer Tragödie ausweitet. So sehr Rupprecht eine Liebesgeschichte mit Renata sehen möchte, und vermutlich der eine oder andere Leser auch, so bleibt ihm diese verwehrt.
Brjussow erzählt eine verwirrende Geschichte über eine gläubige Frau, die dem Himmlischen hinterher jagt und dabei das Irdische vernachlässigt. Ihr Begleiter Rupprecht wird wie Dreck behandelt, es sei denn er ist ihr nützlich und wenn sie einen Fehler macht (und sich vielleicht einmal nicht an Gottes gebote hält), dann ist es Rupprecht, dessen Schuld es ist. Langweilig ist der Roman bei weitem nicht, aber vielleicht aus heutiger Sicht schwer zu lesen und ... auch etwas unverständlich. Nicht abzustreiten ist das Genre: Nicht Fantasy, aber mit dem Übersinnlichen gewürt und einer Menge Dämonen, die mal mehr, mal weniger deutlich in Erscheinung treten und ihr Unwesen treiben. Die Handlung spielt während der Reformation und bietet dem geschichtlich interessierten, die eine oder andere interessante Anekdote der Personen dieser Zeit, aber ... der Fantasyverwöhnte Leser wird vermutlich zu wenig PHantastik entdecken, woran auch Dr Faust und Mephistopheles nicht unbedingt etwas ändern, wobei ich das Auftreten der beiden, welche als kurzweilige Reisebegleitung Rupperts dienen, als den amüsantesten Teil des Romans empfinde.
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