Donnerstag, 30. Juni 2022

Tharah Meester: Colfax (Rezension)

Seit nunmehr acht Monaten beugt Albertien de Medici sich pflichtbewusst dem Willen seines Vaters und des Königs, indem er der Öffentlichkeit eine glückliche Ehe vorspielt, obwohl seine Liebe einem anderen Mann gebührt. Nach einer verhängnisvollen Nacht, die für Dante und ihn im Desaster endet, lassen sich jedoch all die sorgsam unterdrückten Gefühle nicht länger seiner eisern geglaubten Selbstbeherrschung unterwerfen. Während Bertie beginnt, gegen die Gitterstäbe seines goldenen Käfigs zu hämmern, bröckelt auch die mühsam aufrechterhaltene Fassade des legendärsten Dandys der Stadt. Kein Wunder, wo sie doch gewaltsam mit Hammer und Meißel bearbeitet wird. Irgendwann ist sogar die Engelsgeduld des Teufels erschöpft.
COLFAX ist der dritte von vier Teilen der Cœur Trouvé à Venice-Reihe. Es ist hilfreich auf jeden Fall St. Sycamore gelesen zu haben und ein Bonus auch St. Garner zu kennen, aber letzter ist nicht so bedeutungsvoll, zumal wichtige Ereignisse daraus immer wieder erklärt werden, so dass man nicht das Gefühl hat etwas zu verpassen (abgesehen von einer guten Geschichte, die meiner Meinung nach immer noch die beste der vier Teile darstellt). Wer die Reihe kennt (was ja Voraussetzung ist) weiß, was ihn erwartet und tatsächlich unterscheidet sich COLFAX nicht von seinen Vorgängern: Eine kitschige Liebesgeschichte mit allen üblichen Auf und Abs ... eine Geschichte voller Missverständnisse. Erzählt in einer ruhigen Art, die trotz der sich scheinbar wiederholenden Folgen von Verfehlungen, die nicht unbedingt als solche gelten können, nie langweilig wird.
Normalerweise lese ich diese Art von Geschichten nicht (aus dem einfachen grund, weil ich sie langweilig finde), aber die Cœur Trouvé à Venice-Reihe hat mich in ihren Bann geschlagen. Ja, es gibt sehr viel Romantik ... zu viel um realistisch zu sein und doch ist es genau diese Art von Kitsch, die zur Welt, zu den Charakteren und irgendwie auch zur Autorin passen (wobei man das nicht allzu ernst nehmen sollte).
Eine schöne Welt (die allerdings fast im Hintergrund bleibt, wie auch viele der Charaktere, die man von den beiden Vorgänger-Bänden kennt. Dies ist fast ein Alleingang für Bertie und Jackie, was auch ein bisschen schade ist. Dass Frauen kaum eine Rolle spielen (und man manchmal tatsächlich überrascht ist wenn doch mal eine auftaucht ...), ist man allerdings schon gewohnt.
Was mich dann auch etwas verwundert hat: Das Ende. Ja, es gibt einen Cliffhanger, aber dabei stellte sich mir die Frage: Was soll jetzt noch kommen? Eigentlich hätte man ein passendes Ende finden können, dass dabei nicht einmal überraschend gekommen wäre. Aber so ... auf jeden Fall macht es neugierig auf den nächsten und letzten Teil.

Mittwoch, 29. Juni 2022

Mikael Lundt: Aeterna (Rezension)

Seit Äonen schlummerte es im Verborgenen – nun droht seine finstere Macht alles zu verschlingen!
Noch hat er keine Ahnung, dass die Quelle der mysteriösen Teilchen mächtige Beschützer hat: AETERNA – eine verschworene Gemeinschaft, die seit Jahrtausenden das Geheimnis der schwarzen Flamme bewacht. Nun, da die Kräfte des Artefakts entfesselt wurden, kann AETERNA nicht länger im Verborgenen agieren.
Nicht nur Dr. Slovak spürt den Hinweisen auf das drohende Unheil nach, auch die Interpol-Sektenjägerin Isabella Cassini nimmt die Fährte des geheimen Zirkels auf. Bald finden sich Slovak und Cassini im Herzen einer düsteren Verschwörung wieder – und müssen sich gegen Widersacher behaupten, die keine Skrupel kennen. Es beginnt ein Kampf gegen die Zeit und gegen die Besessenheit eines Kultes, der bereit ist, für seine unheiligen Ziele alles Leben auf Erden zu riskieren.
Ich mag den Stil von Mikael Lundt, und auch wenn ich von Rekursion etwas enttäuscht war, so hat mich Aeterna wieder entschädigt, denn ich habe all das bekommen, was mir an dem Autor gefällt: Eine abstruse Geschichte mit wissenschaftlichem Hintergrund (von dem ich allerdings nicht sagen kann wie gut er recherchiert ist ... für mich klingt es stimmig und selbst wenn dabei sehr viel künstlerische Freiheiten dabei sein sollten, und das sind sie auf jeden fall, sogar für einen Laien wie mich erkenntlich, dann wurde ich gut unterhalten), interessante Charaktere (darunter natürlich auch einige skurrile Nebenfiguren) und eine spannende Handlung, die nicht sofort offenbart wohin sie führen wird. Und natürlich gibt es einige Überraschungen.
Im Unterschied zu REKURSION langweilte mich das wissenschaftliche "Gelaber" aber nicht, zumal es sich gut in die Geschichte einfügte. Die Handlung konnte überzeugen und Lundt schafft es immer wieder mich zu überraschen (auch wenn ich damit rechnen muss, aber wenn man denkt, man weiß worauf der Autor hinaus will, kommt noch eine ganz andere Wendung).
Und das Ende ist durchaus Popcorn-Kino.
Mikael Lundt bietet mit Aeterna einen kreativen, pseudoreligiösen Science-Thriller mit gut ausgearbeitetem Hintergrund, überzeugenden Charakteren und viel Wissenschaft für Nerds (aber nicht so viel, dass jeder Nichtwissenschaftsodertechnikfan dabei aussteigen würde).
 
In meinen Augen handelt es sich hier um einen Autor, der mehr Beachtung verdienen würde (das muss auch einmal gesagt werden)

Sonntag, 26. Juni 2022

Susanne Gerdom: Für König und Vaterland - Der Wechselbalg (Rezension)

London im Jahr 1815 - England erfährt eine Atempause im Krieg gegen Napoleon, aber die englischen Vampire, Werwölfe und Elfen müssen sich immer noch gegen die Dämonenjäger des Vatikans zur Wehr setzen. Das »Liederliche Quartett«, eine Freundesgruppe tollkühner junger Adliger, steht im Dienste des Innenministers, um eine Verschwörung gegen das Königshaus aufzudecken. Idris Hathaway, Marquess of Auden, der »Wechselbalg«, soll in eine Gruppe von Hochverrätern eingeschleust werden. Doch dann wird seine Mätresse ermordet und er als Mörder verdächtigt, während ihm selbst ein Attentäter auf den Fersen ist. Wie nahe steht Idris der Verräter, nach dem das Quartett sucht? Und welches Geheimnis verbirgt die verruchte Lady Falconer? Idris gerät in Lebensgefahr, und nur die Elfen von London können ihn retten …
Der Wechselbalg ist ein Roman, der ein alternatives England vorstellt und so als historische Urban Fantasy gelten kann. Schauplatz, Atmosphäre, geschichtlicher Hintergrund und die Charaktere (sowohl die Protagonisten als auch die Antagonisten) sorgen für eine stimmige Geschichte, die allerdings auch ihre Schwächen hat, über die man an sich auch hinwegsehen könnte ... wenn es nicht so schade wäre.
Was ich damit meine? Der Wechselbalg ist der erste Teil einer Reihe, die (meines Wissens) nicht fortgesetzt wurde (der Roman stammt aus dem Jahr 2015, aber es gibt keine weitere Folge aus der Serie "Für König und Vaterland") und leider merkt man das. Der Klappentext verspricht viel, aber der Inhalt von Der Wechselbalg ist dann doch ein anderer, denn der Vatikan spielt nur eine untergeordnete Rolle, ebenso die Verschwörung gegen den König und seine Angehörigen. Das ist schade, denn Idris und das restliche liederliche Quartett sind eine Gruppe von der man gerne mehr lesen würde. Es gibt ein paar Sidhe (Elfen), Vampire und Werwölfe, aber die persönlichen Probleme (von denen im Klappentext keine Rede sind) von Idris Hathaway stellen die Hauptstory dar. Der Rest ist Hintergrund über den man gerne mehr lesen würde.
Schade, dass diese vielversprechende Story nie fortgesetzt wurde.

Samstag, 25. Juni 2022

Anton Serkalow: Vakkerville Mysteries - Dämmergrau

Von Serkalows VAKKERVILLE MYSTERIES habe ich schon viel gehört, durchgehend positivs, und Serkalows NIGHTHUNTER hat mir sehr gut gefallen. Lange waren die VAKKERVILLE MYSTERIES auf meiner Wunschliste, und dank Petra von den Fantastischen Fluchten bin ich nun auch in das Vergnügen gekommen, die Bücher zu lesen (wer weiß, wie lange sie sonst noch auf meiner Wunschliste versauert wären.

Freitag, 24. Juni 2022

A. Kaiden: Teirish Dominion (Rezension)

Im Traum begegnet Melisse der Göttin Kiandra aus einer anderen Welt. Kiandra bittet die Jugendliche darum, den Frieden in ihrer Welt zu bewahren. Dafür muss Melisse auf die Teirish Dominion, ein Luxusschiff der Anderwelt, das droht, durch eine Bombe eines Unbekannten in die Luft zu fliegen. Voller Tatendrang und mit dem Willen, unzählige Leben zu retten, sagt Melisse zu. Wird sich die Jugendliche in der anderen Welt zurechtfinden und vor allen Dingen: Kann sie das Unglück verhindern?
Teirish Dominion verspricht Fantasy der eher ungewöhnlichen Art, da Uboote eher selten als Schauplatz in der Literatur (und vor allem der Fantasyliteratur) zu finden sind. Der Aufhänger ist an sich ein sehr interessanter und die Handlung sit vielversprechend. Doch ich habe mit der Geschichte ein kleines Problem. Der Anfang wirkt sehr konstruiert und ich kann Melisses Beweggründe nicht nachvollziehen, sich auf Kiandras Welt einzulassen. Es ist ein Traum und Melisse hat eigentlich keinen Grund sich darauf einzulassen. Von daher bleibt sie von Anfang an eine eher unglaubwürdige Person, mit der ich während der ganzen Geschichte nicht warm geworden bin. Ihr Bruder Tailor schien anfangs ganz anders, glaubwürdig und charakterfest. Leider änderte sich das sobald er auf der Teirish Dominion erscheint und er entwickelt einen krankhaften Beschützerinstinkt, der ihn für mich mehr zum hassenswerten Psychopathen machte, als zum Helden. Auch er verlor hier seine Glaubwürdigkeit. Tatsächlich lebt die Geschichte von den Nebenpersonen, die sich den beiden Protagonisten anschließen, nur leider wiegt das nicht die Schwäche der Hauptcharaktere auf, die teilweise doch sehr nervig sind.

Das Ende ist dann auch eher unbefriedigend und kommt sehr schnell.
Ganz konnte mich Teirish Dominion nicht überzeugen und ich werde auch die weiteren Teile nicht lesen. Es gibt interessante Ansätze und entsprechendes Potential, doch leider nützt all das nicht, wenn die Protagoniten nicht überzeugend sind. Und mit ihnen habe ich ein echtes Problem, was sich dadurch auch auf die Spannung auswirkt, die in diesem Fall nicht vorhanden war.

Freitag, 10. Juni 2022

Ivy Paul: Mörderische Teatime (Rezension)

Anne Cleary, Moderatorin der berühmten Vorabendshow „Teatime with Annie“, wird bei der Vorbereitung der Dreharbeiten im B&B „Tae agus Ceapaire“ ermordet. Am Abend zuvor hatte sie sich mit ihrer Jugendfreundin Mae Pennywether gestritten, worauf diese ihr wutentbrannt einen qualvollen Tod gewünscht hatte. Mae gerät daher unter Tatverdacht und beginnt zu ermitteln, um den wahren Täter zu finden.
Als kurz darauf jemand versucht, Annes Co-Moderator zu vergiften, verdichten sich die Hinweise, dass die Tearoom-Besitzerin Clarissa Nelson nicht nur Gelegenheit, sondern auch Motive für beide Verbrechen hatte. Schließlich kannte auch sie Anne aus Jugendtagen und war von ihr für eine Karriere beim Fernsehen aufs Übelste im Stich gelassen worden.
Doch wie soll Mae Clarissas und ihre eigene Unschuld beweisen?
Es gibt gute Cosy Krimis und es gibt schlechte und ich muss gestehen, dass Mörderische Teatime in die letzte Kategorie gehört, auch wenn ich ungern ein Buch als schlecht oder mies bezeichnen möchte. Zumindest kann ich den Schreibstil loben, der die Geschichte zumindest kurzweilig erscheinen lässt. Aber leider war das schon das netteste was ich sagen kann, denn: Die Handlung plätschert etwas vor sich hin, es kommt keine Spannung auf und selbst die Charaktere sind farblos und wirken austauschbar.
Auch nimmt Tee eine fast schon übermächtige Rolle ein und der Leser wird in die Geheimnisse zahlreicher Teesorten eingeführt ... allerdings ist das nichts, was für die Story an sich von Bedeutung ist und etwas zu viel Platz in Anspruch nimmt.
Was die Handlung selbst anbelangt, so ist diese vorhersehbar und nicht sonderlich kreativ. Ich weiß, dass Autoren ihr Herzblut in ihre Geschichten stecken, doch davon ist hier leider nichts zu spüren. Es gibt weitaus Besseres, wobei man schon sagen kann, dass die Latte ziemlich niedrig liegt, aber auch wenn ich schon den einen oder anderen belanglosen Cosy Krimi gelesen (oder gehört) habe, so fand sich doch immer etwas, das man positiv hervorheben kann. Bei Mörderische Teatime fällt das wirklich schwer, es ist ein Krimi den man nicht lesen muss.

Donnerstag, 9. Juni 2022

Rhys Bowen: Cottage mit Mord (Rezension)

Als Constable Evan Evans in den Bergen von Llanfair, Wales, ein wunderschönes Hirtenhaus entdeckt, sind er und seine Verlobte begeistert. Es dauert nur noch wenige Monate bis zu ihrer Hochzeit und sie können es kaum erwarten, ihr neues Leben zusammen zu beginnen. Das Cottage ist renovierungsbedürftig, sodass Evan keine Zeit verschwendet, bevor er mit den dringend benötigten Reparaturen beginnt. Doch Evans Entdeckung geht weit über die Schönheit eines Berggipfels und eines gemütlichen Traumhauses hinaus ...
Als Evan das Skelett eines Kindes im Vorgarten begraben findet, will er nicht ruhen bis er dessen Identität aufdeckt hat. Das Skelett ist Jahrzehnte alt, aber sein Fund fällt auf unheimliche Weise mit dem aktuellen Fall eines vermissten Mädchens zusammen. Obwohl er von seinen Detektivkollegen entmutigt wird, taucht Evan in das Geheimnis der beiden vermissten Kinder ein. Und er merkt schnell, dass die Lösung des vergangenen Falls möglicherweise einen entscheidenden Einblick in den Aufenthaltsort jenes Kindes gibt, das heute vermisst wird ...

Mittwoch, 8. Juni 2022

Konrad K. L. Rippmann: Poppy Dayton und das Rätsel um Arwen Island (Rezension)

Als Poppy Dayton von einem einflussreichen Londoner Galeristen gebeten wird, ein Kunst-Retreat auf einer abgelegenen Insel vor Cornwall zu leiten, kann sie einfach nicht nein sagen. Doch schon bald wird ihr klar, dass ihr Aufenthalt auf Arwen Island alles andere als ein entspannter Ferienjob wird. Die Kursteilnehmer sind exzentrisch und streitsüchtig und sogar die Insel selbst scheint sich gegen die Besucher zu wehren. Als nach mehreren seltsamen Ereignissen eine der Künstlerinnen tot und in ein Fischernetz gewickelt aufgefunden wird, bleibt Poppy nichts anderes übrig, als wieder zu ermitteln. Schafft sie es, herauszufinden, ob sie und ihre Künstler mit einem Mörder auf der Insel festsitzen … oder ist er gar einer von ihnen? 
Poppy Daytons zweiter Fall kommt mit weniger geisterhaften aus als der Vorgänger, aber ganz muss der Leser nicht auf geisterhafte Erscheinungen warten, diesmal in Gestalt eines sündigen Mönchs. ich bin mir auch nicht sicher, ob POPPY DAYTON UND DAS RÄTSEL UM ARWEN ISLAND besser oder schlechter als der Vorgänger ist: Spannende Unterhaltung auf einer geheimnisvollen Insel wird auf jeden Fall geboten. Man kann sich zurücklehnen und genießen und problemlos den Ermittlungen der sympathischen Poppy folgen, die natürlich der weniger gut dargestellten Polizei immer eine Nasenlänge voraus ist. Und da sich dieser Roman im Künstlermilieu ereignet gibt es auch einige skurrile oder exzentrische Künstler/Verdächtige. Kleine Fehler und Schwächen finden sich auch, daran merkt man dass ein Ausländer versucht einen englischen Krimi zu schreiben, aber darüber kann man hinwegsehen und storyrelevant sind sie auch nicht. Es sind nur eine Handvoll Personen, die eine Rolle spielen, so dass die Charakterisierung derselben besser gelungen ist als beim Vorgängerband, der Cornwallflair bleibt mit detaillverliebten Beschreibungen bestehen (vielleicht ist es manchmal auch ein bisschen zu viel des guten, aber auf der anderen Seite glaubt man fast selbst vor Ort zu sein) Sympathische Ermittler, kurzweilige Unterhaltung und ein problemloses Abtauchen in ein anderes Land. Ein gelungener Cosy Crime, der Lust auf mehr macht. Und ich hoffe dass es mehr Fälle mit Poppy und ihrer SHINING-Fähigkeit geben wird. Vielleicht ist es genau das, was diesen Krimi ausmacht.

Freitag, 3. Juni 2022

Richard Adams: Das Mädchen auf der Schaukel (Rezension)

Alan Desland, in eine englischen Kleinstadt zu Hause, verliebt sich auf einer Geschäftsreise i eine junge Deutsche und heiratet sie Hals über Kopf. Karin ist nicht nur bezaubernd schön und klug, sondern auch in der Liebe ein unerschöpflicher Quell. Das Glück der jungen Menschen scheint vollkommen, bis Karins Vergangenheit sie einzuholen beginnt ...

Es ist inzwischen Jahrzehnte her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Damals (ich war noch jung) gehörte es sogar zu meinen Lieblingsbüchern ... jedenfalls solange bis ich die Verfilmung gesehen habe ... Diese fand ich so furchtbar dass mir auch die Lust am Buch genommen wurde und ich jahrelang einen Bogen darum gemacht habe, obwohl ich es damals wirklich oft und gerne gelesen hatte.
Jetzt habe ich mich wieder an das Buch gewagt und kann tatsächlich nicht verstehen, warum ich es damals so gemocht habe (aber wenn ich an meine Jugend zurückdenke habe ich meinem Alter entsprechend eher ungewöhnliche Bücher gelesen und seit dem hat sich mein Geschmack wohl auch verändert). DAS MÄDCHEN AUF DER SCHAUKEL ist ein wenig bekannter Roman von Richard Adams, der sich vor allem mit Watership Down einen Namen gemacht hat. Es wird oft als Erotic-Thriller bezeichnet, aber meiner Meinung nach ist das etwas übertrieben, denn ich empfand die Geschichte als nicht sonderlich erotisch (auch wenn Sex durchaus die eine oder andere Rolle spielt). Die Geschichte ist ganz nett, aber langatmig und die hin und wieder auftauchenden Visionen lassen Übernatürliches erwarten, doch auch das bleibt eher subtil. Subtilität zieht sich durch den gesamten Roman, der teilweise auch, was die zwischenmenschlichen Beziehungen sehr kitschig erzählt wird, so dass man das Gefühl bekommt, dass die Spannung mit Weichzeichner entfernt wurde. Denn ... spannend wird es erst kurz am Schluss ... und dann ist die Geschichte auch schon beendet.
Auch wenn ich den Film ebenso lange nicht mehr gesehen habe wie das Buch, bekomme ich den Eindruck, dass die Verfilmung (die ich als langweilig empfand) dem Buch durchaus gerecht wird und das Buch tatsächlich nicht so besonders ist wie ich es in Erinnerung hatte. Eine langsame Erzählweise lässt den Leser lange im Dunklen über die Geschehnisse der Vergangenheit, die zumindest für Karin von Bedeutung sind, aber Spannung kommt dabei nicht auf.
Erotisch bleibt es auch eher uninspiriert. Das Buch wurde gelesen, aber es hat es nicht geschafft den Ruf als Lieblingsbuch wieder herzustellen. Ein Thriller sollte anders sein ... und selbst wenn man es als Familiendrama betrachtet ... ändert das nichts an der Tatsache, dass ich bessere Bücher von Richard Adams kenne (und hoffe, dass ich mich dahingehend nicht auch täusche)

Donnerstag, 2. Juni 2022

Chevy Stevens: Tief in den Wäldern (Hörbuch) (Rezension)



Seit Jahren verschwinden junge Frauen vom einsamen Cold Creek Highway im Nordwesten von Kanada.Das letzte Opfer ist noch nicht lange tot, der Mörder wurde nie gefunden. Nun geraten zwei gegensätzliche Frauen in sein Visier: Die toughe Hailey kennt die Wälder um Cold Creek wie ihre Westentasche. Als sie ein dunkles Geheimnis entdeckt, trifft sie eine unheilvolle Entscheidung. Ein Jahr später kommt Beth, ein Großstadtkind, nach Cold Creek – auf einer persönlichen Suche, die immer gefährlicher wird.
"
Spannung aus Kanada", so wird Tief in den Wäldern beworben und der Klappentext lässt einen spannenden Thriller erwarten. Leider hatte ich Probleme mich in das Buch hineinzufinden und das ist nicht die Schuld der Sprecherin Christiane Marx. Ich habe eine spannende Geschichte erwartet, war mir aber nicht sicher, welchem Genre ich sie zuordnen sollte, was an sich keine große Rolle spielt, wenn der Unterhaltungswert vorhanden ist. Nur ... ich habe mich tatsächlich gefragt ob es sich um ein Familiendrama oder einen Thriller handeln sollte, oder einfach nur um eine Geschichte über einen Frauenmörder. Was ich vermisst habe: Spannung. Was mir auch gefehlt hat: Interessante Charaktere, denn die Protagonisten und Antagonisten (sofern man diese als solche bezeichnen kann) wirken alle sehr klischeebeladen oder farblos (oder wie Abziehbilder bekannter Klischees). Es gibt ein paar Überraschungen, aber im Großen und Ganzen konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Falls das ein Thriller sein sollte, so konnte er mich nicht fesseln, teilweise war ich von den Charakteren auch genervt.

Mittwoch, 1. Juni 2022

Patricia Walters: Schwarzer Abgrund (Rezension)

Die 17-jährige Lara will zusammen mit ihrem Bruder und drei Freunden die Ferien auf einer einsamen Berghütte verbringen. Doch auf dem Weg dorthin verirren sie sich und müssen die Nacht im Wald ausharren. Am nächsten Morgen wird einer von Laras Freunden ermordet aufgefunden. Geschockt machen sie sich auf den Rückweg und müssen feststellen, dass die Brücke, die ins Tal führt, eingestürzt ist. Abgeschnitten von der Außenwelt wird ihnen schnell klar: Ein Mörder hat es auf sie abgesehen. Oder ist es einer von ihnen?
SCHWARZER ABGRUND hat zwei Probleme. Das erste: Es ist kein Thriller. Das zweite; Es ist zu kurz. Und vielleicht ist das dritte Problem einfach die Nettigkeit der Geschichte, die gerne ein Thriller wäre, aber als solcher nicht die Spannung aufbauen kann, die man erwartet.
Der Aufhänger ist vielversprechend, aber so ganz kommt die Handlung nicht in die Pötte, was dann wieder das zweite Problem war: Hätte sich die Autorin mehr Zeit gelassen ihre Geschichte zu erzählen, wäre SCHWARZER ABGRUND vielleicht wirklich ein Thriller geworden. Die Erzählerin wirkt sympathisch, stellt aber auch ein kleines Problem dar, was allerdings zu verschmerzen ist, da es bei Büchern, die nur aus einer Perspektive erzählt werden, wohl nicht zu verhindern ist: Die anderen Charaktere bleiben farblos und die potentiellen Verdächtigen werden zwar nach und nach vorgestellt, bleiben aber nur Schemen oder entsprechen zu sehr einem Klischee um glaubhaft zu wirken. 
Ich gebe zu dass der Anfang noch sehr passabel ist und sehr vielversprechend, Doch nachdem der Mord geschehen ist scheint auch die Luft aus der Geschichte zu sein. Alles wirkt wie das Davonlaufen vor einem unsichtbaren, ungreifbaren Gegner. Das Ende kommt dann auch etwas schnell, zwar durchaus mit einer Überraschung, aber mehr als einen Aha-Effekt gibt es nicht, dazu fehlt davor die Spannung.
Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte interessant, so dass man sich nicht langweilt. Nur ... es fehlt etwas um überzeugen zu können.
Was bleibt ist eine nette, gut erzählte Abenteuergeschichte mit Leiche ... 

Lesemonat Mai

Rezensionen auf dem Beutelwolf-Blog