Freitag, 28. November 2025

Krystal Sutherland; House of Hollow (Hörbuch)(Rezension)

Als Iris und ihre älteren Schwestern Vivi und Grey noch Kinder waren, ist ihnen etwas zugestoßen, an das sie sich nicht erinnern können. Sie verschwanden einen ganzen Monat lang.
Danach veränderten sie sich: Zuerst wurden ihre dunklen Haare weiß, dann färbten sich ihre blauen Augen langsam schwarz …
Die Menschen finden die Hollow-Mädchen beunruhigend schön und irgendwie gefährlich.
Iris ist inzwischen 17. Sie hat versucht, die dunklen Erinnerungen zu verdrängen, die in ihr lauern wie klebriger Teer. Doch als Grey spurlos verschwindet, erwacht die Wahrheit und Iris begreift: Grey hat all die Jahre vor ihren jüngeren Schwestern ein schauriges Geheimnis verschwiegen.

Donnerstag, 27. November 2025

Jason Arnopp: Die letzten Tage des Jack Sparks (Rezension)

Wenn es das Übersinnliche wirklich gäbe, gäbe es auch Beweise auf YouTube! Der erfolgreiche Sachbuchautor Jack Sparks will Geister und Dämonen ein für alle Mal als Hirngespinste entlarven. Den Exorzismus in Rom, an dem er teilnimmt, verbucht er als gelungenen Einsatz von Special Effects. Doch dann erscheint ihm das besessene Mädchen immer häufiger im Traum, sein Dolmetscher begeht Selbstmord und ruft ihn anschließend an, und auf YouTube taucht ein absolut echt aussehendes Geistervideo auf, augenscheinlich von Jack selbst gepostet. Denn das Übersinnliche ist verdammt real – und macht sich auf, Jack zu holen!
Jack Sparks ist narzisstisch, zynisch und absolut davon überzeugt, dass nichts Übernatürliches existiert. Doch je weiter das Buch voranschreitet, desto mehr zweifelt er (und der Leser) an ihm (selbst). Arnopp nutzt hervorragend den Stil eines gefundenen Manuskripts, inklusive E-Mails, Interviews, Notizen und Kommentaren von Jack selbst, um ein intensives Psychogramm aufzubauen.

Mittwoch, 26. November 2025

Valentina Morelli: Kloster, Mord und Dolce Vita - Fünf Schafe und ein Mord (Hörbuch)(Rezension)

Das Kloster hat fünf Schafe und ein Hängebauchschwein für den Streichelzoo geerbt. Isabella und Immaculata wollen aus der Schafsmilch den traditionellen Pecorino-Käse herstellen. Doch der regionale Käse-Erzeuger Ernesto erklärt ihnen, dass man mit fünf Schafen nicht genug Käse produzieren kann. Aber er lädt sie ein, dabei zuzuschauen, wie er den Käse zubereitet. Er führt sie in eine Höhle, in der der Pecorino reift. Dort liegt Ernestos engster Mitarbeiter, der junge und überaus talentierte Käsemeister Tommaso ... tot!
Inzwischen ist das schon der 31. Teil der (normalerweise) sehr amüsanten CosyCrime Reihe KLOSTER,MORD UND DOLCE VITA. Und natürlich ist Vera Teltz wie immer in Hochform. Die Story selbst zündet aber nicht so wirklich und ist doch eher geradlinig und eher minder spannend. Aber deswegen ist das Buch keine verschwendete Hörzeit, denn auch wenn der Mord (der nur am Rande etwas mit den Schafen zu tun hat), bzw. deren Aufklärung den roten Faden darstellt und kaum Überraschungen aufweist, so gibt es ein Thema in Santa Caterina, welches die gesamte Bevölkerung in Atem hält: Die Bürgermeisterwahl. Und damit endet das Buch auch mit einem Cliffhanger, der einen dazu verleitet weiterzulesen, bzw. zu hören (wobei ich natürlich letzteres empfehle).
Kein Highlight der Reihe, aber hoffentlich auch nicht der Beginn des Absturz. Aber alleine wegen der Bürgermeisterwahl muss man praktisch weiter hören. Ich hoffe aber, dass die nächsten Bände wieder interessantere (oder zumindest weniger lieblos präsentierte) Verbrechen zeigen.

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Dienstag, 25. November 2025

Agatha Christie: Hercules Poirots Weihnachten (Rezension)

Simeon Lee ist ein richtiger Familien-Tyrann. Umso überraschender ist es, dass er seine gesamte Verwandtschaft an Weihnachten zu sich einlädt. Doch wie immer beginnt er sofort damit, alle zu beleidigen und zu provozieren - und wird schon bald tot aufgefunden. Wer aber hat ihm die Kehle durchgeschnitten? Als Hercule Poirot zur Hilfe gerufen wird, muss er erkennen, dass jedes der Familienmitglieder genügend Gründe hatte, den alten Mann zu hassen.
Weihnachten ... nun ja, nicht einmal vier Wochen und es ist soweit... Weihnachtsmärkte haben geöffnet, Weihnachtsdeko ist überall, in den Supermärkten und Kaufhäusern gibt es Weihnachtsschnickschnack jeder Art (Lebkuchen und Konsorten kann man teilweise seit Ende August kaufen), im TV werden die ersten Weihnachtsfilme gezeigt (auch den Klassiker DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEl konnte man schon sehen, auch wenn das eigentlich kein Weihnachtsfilm ist, aber wer will den schon im Sommer sehen) und natürlich kann man schon seit einiger Zeit Bücher mit Weihnachtsthematik kaufen. In letzter Zeit habe ich zwei davon gelesen (Eingeschneit mit einem Mörder, Das Geheimnis der Weißen Weihnacht), Bei beiden handelte es sich um Krimis, und beide stammten von Zeitgenössinnen Agatha Christies ... also lag der Griff in mein Agatha Christie Regal nahe um einen Christie-Weihnachtskrimi zu lesen.

Montag, 24. November 2025

Fritzi von Wahl: Sisi ermittelt - Die Diamanten der Kaiserin (Rezension)

Sisi hat es satt: Der Wiener Hof mit seinem strengen Zeremoniell, die Bankette und Bälle – sie will endlich frei sein! Da kommt ihr die Einladung zu einer Jagdpartie auf Schloss Windsor gerade recht. Als Sisi nach einem Tag voller Ausritte abends zu Ehren Queen Victorias ihr berühmtes Sternendiadem anlegen möchte, fällt ihr auf, dass ein Diamant verschwunden ist. Ihre Neugier ist geweckt. Ehe sie es sich versieht, steckt sie mitten in ihrer ersten Ermittlung, bei der sie nicht nur ein wohlgehütetes Geheimnis des Hofjuweliers aufdeckt, sondern auch bald mit dem ersten Toten konfrontiert wird.
Elisabeth von Österreich, auch bekannt (oder besser bekannt) als Sisi (oder Sissi in den Romy Schneider-Filmen) ist nach wie vor eine der bekanntesten und schillerndsten Gestalten des europäischen Adels. Neben diversen Filmen und Serien gibt es auch ein Musical und jetzt darf die Kaiserin auch ermitteln. Klingt ziemlich unterhaltsam, aber so ganz zündet die Idee nicht. Natürlich hat man ein bestimmtes Bild von Sisi, und zumindest diesem wird sie in DIE DIAMANTEN DER KAISERIN gerecht, aber so ganz will der Funke nicht überspringen und trotz einiger Stärken bleibt der Krimiaspekt eher bedeutungslos.

Freitag, 21. November 2025

Erin A. Craig: Das dreizehnte Kind (Hörbuch)(Rezension)

Wenn der Tod ruft, muss sie gehorchen
Hazel Trépas ist kein gewöhnliches Mädchen. Als dreizehntes Kind wurde sie einem Gott versprochen: dem Tod persönlich. Von ihm erhielt sie eine Gabe, die sie zu einer der größten Heilerinnen des Königreichs machen sollte: Hazel erkennt auf einen Blick, wie jede Krankheit geheilt werden kann. Doch jede Gabe hat ihren Preis. Hazel sieht auch, wenn das Schicksal eines Menschen besiegelt ist. Geplagt von den Geistern jener, deren Leiden sie beenden musste, sehnt Hazel sich nach Freiheit. Als der König tödlich erkrankt und das Reich vor dem Zerfall steht, wird Hazel an den Hof gerufen. Dort begegnet sie Prinz Leo, einem charmanten Thronfolger, der ebenso rebellisch ist wie Hazel selbst. Kann Hazel den Tod überlisten, um den König zu retten? Und zu welchem Preis?

Donnerstag, 20. November 2025

Andreas Gruber: Der Judas-Schrein (Rezension)

In dem abgeschiedenen Dorf Grein am Gebirge, eingeschlossen zwischen den Bergen und einem Fluss, wird eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt, der mehrere Rückenwirbel fehlen. Als Kommissar Alex Körner und sein Team mehrere Exhumierungen anordnen, nehmen die Ermittlungen eine ungeahnte Wendung.
Zudem spitzt sich die Lage zu, als der vom Dauerregen stark angeschwollene Fluss über die Ufer tritt. Vom Hochwasser eingeschlossen und von der Außenwelt abgeschnitten, kommt eine schreckliche Wahrheit ans Licht und die grausamen Morde gehen weiter...

DER JUDAS-SCHREIN ist, nach DAS EULENTOR, der zweite "LOVECRAFT"-Roman den ich von Andreas Gruber gelesen habe. Nachdem mich DAS EULENTOR etwas enttäuscht hatte, bin ich, nachdem ich viele positive Meinungen gehört und gelesen habe, tatsächlich unvoreingenommen an den Judas-Schrein herangegangen. Vielleicht habe ich mich auch ein bisschen gefreut, denn das Cover ist ja schon einmal vielversprechend (aber das war es beim Eulentor auch). Und vorweg gesagt: Für Zartbesaitete ist das nichts. Es beginnt wie ein abartiger Krimi, und erst nach und nach entwickelt sich eine beklemmende Atmosphäre, die dadurch bedingt ist, dass man zwar nach Grein am Gebirge und Umgebung hinein kommt, aber dann, aufgrund der Wetterlage nicht mehr hinaus. Und so baut sich langsam der Spannungsbogen auf. Vielleicht ein bisschen zu langsam, da sich der Anfang zwar kurzzeitig als interessant herausstellt, dann aber etwas zäh voran schreitet. Das Szenario ist gut konstruiert: Die düstere Atmosphäre in den alten Häusern, die ständige Bedrohung durch das Unwetter und vor allem der Schauplatz des von der Umwelt abgeschnittenen Dorfes ... und dann kommt das Monster. Nun, ganz so schlimm ist es nicht, da kann man Gruber zu Gute halten, dass er es dabei wie Lovecraft handhabt: Sehr subtil... und doch Gänsehauterzeugend.
Mein Problem mit der Story: Ich fand es etwas unausgegoren und stark konzentriert. Als Krimi hätte es gut funktioniert, als Thriller auch, selbst ohne cthullhuiden Gezüchte. Gruber vermischt Krimi mit Cthulhumythos, was durchaus funktionieren könnte, aber leider gibt es ein paar Schwächen, die mir den Lesespaß etwas genommen haben. Nicht ganz unschuldig war dabei ein Tagebuch, das für sich gesehen zwar interessant war, aber teilweise etwas unpassend in die Geschichte eingebunden wurde.
Ich kann sagen, dass der JESUS-SCHREIN besser war als das EULENTOR, aber so ganz bin ich von den lovecraftschen Ausflügen Grubers nicht überzeugt. Von seinen Fähigkeiten als Krimi/Thriller-Autor muss ich mir noch ein Bild machen.

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Mittwoch, 19. November 2025

Molly Thynne: Eingeschneit mit einem Mörder (Rezension)

Der junge Bestsellerautor Angus Stuart ist auf dem Weg an die südenglische Küste, wo er seinen wohlverdienten Weihnachtsurlaub verbringen möchte. Doch ein Wintereinbruch macht die Straßen unpassierbar, und Angus quartiert sich notgedrungen in einem Dorfgasthaus ein. Bald hat sich ein illustres Grüppchen gestrandeter Reisender dort versammelt – und es schneit immer weiter. Zunächst ist die Bereitschaft groß, das Beste aus der Situation zu machen, die Reisenden freunden sich ungeachtet aller gesellschaftlichen Unterschiede miteinander an. Aber dann werden kostbare Juwelen gestohlen – und der aufdringliche, trinkfreudige Major Carew liegt ermordet in seinem Zimmer.
Angesichts dieses Doppelverbrechens ist der einzige Polizist des eingeschneiten Dorfes überfordert, und unter den Gästen wächst die Angst vor dem nächsten Mord. Also nehmen der prominente Schachexperte Dr Constantine und Angus mit einem weiteren Gast die Ermittlungen selbst in die Hand. Eine ebenso spannende wie aberwitzige Verbrecherjagd beginnt.

Dienstag, 18. November 2025

Gladys Mitchell: Das Geheimnis der Weißen Weihnacht (Rezension)

Mrs. Bradley, scharfsinnige Detektivin und gefeierte Psychiaterin, hat beschlossen, Weihnachten mit ihrem Neffen in dessen idyllischem Haus in den Cotswolds zu verbringen. Doch mit den Weihachtsgästen treten auch böse Gerüchte und seltsame Vorfälle auf. Ein bezaubernder Weihnachtskrimi aus einer Zeit, in der selbst Mord noch mit schelmischer Unschuld gespickt war.
Über die Weihnachtsfeiertage kehrt die Psychologin und Ermittlerin Beatrice Adela Bradley ihrer Heimatstadt London den Rücken zu und besucht ihren frisch vermählten Neffen. In seinem Haus in den malerischen Cotswolds versammeln sich schon die Weihnachtsgäste, doch in die gelöste Stimmung mischen sich böse Gerüchte: nacheinander erhalten die Dorfbewohner aus unbekannter Quelle Drohbriefe, während sich im nahegelegenen Wald seltsame Vorfälle ereignen. Dann fallen die Temperaturen, über die Hügel legt sich der Schnee – und eine Leiche wird entdeckt. Mrs. Bradley übernimmt den Fall, aber sie muss einen raffinierten Plan aushecken, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und den Schuldigen zu finden...

Montag, 17. November 2025

Aidan Dubh: Scenes of Evergreen (Rezension)

Mehr über den Autor, das Buch und einen Vorgeschmack auf SCENES OF EVERGREEN (als Hörspiel und Musicfile) findet man hier.
Auf einem fernen Planeten, wo saurer Regen unaufhörlich fällt, kämpfen die Bewohner einer verfallenen Stadt ums Überleben. Unter ihnen werden sechs Menschen ausgewählt und erhalten eine geheimnisvolle goldene Visitenkarte: Sie sollen sich in der legendären Alias Star Bar im 13. Distrikt treffen. Was als Einladung beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Spiel um Leben und Tod.
Sie treffen auf Thomas Peterson, der fast sein ganzes Leben einen Kampf führt, von dem niemand in der Welt Kenntnis hat – und doch alle etwas angeht. „Scenes of Evergreen“ ist eine düstere Science-Fiction-Geschichte über Überleben, Macht und die verzweifelte Suche nach Hoffnung in einer Welt voller dunkler Geheimnisse.

Science Fiction kann manchmal schwere Kost sein, manchmal leichtfüßig wie eine Brise im Frühling. SF ist nicht mein bevorzugtes Genre, aber hin und wieder gebe ich mich in die Tiefen des Alls oder in die Zukunft... das Genre bietet viele Möglichkeiten. Dystopien sind ein Subgenre, mit dem ich mich nicht ganz anfreunden kann, meist mache ich einen Bogen darum, aber manchmal habe ich doch Interesse. Warum also SCENES OF EVERGREEN (abgesehen davon, dass mich der Autor angesprochen hat)? 
Der Klappentext hat mich angesprochen. Über das Musikstück äußere ich mich nicht, das ist Geschmackssache, passt aber gut zum Buch. Das HÖRSPIEL ist kurz und gibt das Buch selbst nur auszugsweise wieder, man kann das als eine Art von Leseprobe sehen. Und vielleicht hört man es sich an, um zu sehen in wie weit das Buch taugt. Nicht, dass ich mich an meinen Rat gehalten habe...

Freitag, 14. November 2025

M. C. Beaton: Hamish Macbeth geht den Dingen auf den Grund (Rezension)

Im abgelegenen schottischen Fischerdorf Stoyre ist etwas im Gange. Die Einwohner verhalten sich irgendwie äußerst ... merkwürdig. Bei einem Routinebesuch findet Dorfpolizist Hamish Macbeth den Pub leer vor, während die Kirche unerwartet voll ist - und die Atmosphäre durchdrungen von Angst. Dann wird ein Ferienhaus durch eine Explosion dem Erdboden gleichgemacht, was die Einheimischen als »höhere Gewalt« bezeichnen. Hamish hat da allerdings eine andere Theorie. Mit Hilfe der scharfsinnigen Journalistin Elspeth Grant gibt er alles, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Können die beiden den merkwürdigen Vorkommnissen auf den Grund gehen und herausfinden, was in Stoyre wirklich los ist?
Hamish Macbeth geht den Dingen auf den Grund ist der 18. Fall des schottischen Constables und in meinen Augen (oder dem Erinnerungsvermögen nach) ungewöhnlichster. Es geht tatsächlich zur Sache und so cosy, wie die anderen Teile der Serie daherkommen ist es diesmal nicht. Zumal Hamish richtig aufdreht und mehr als einen Fall zu lösen hat ... und dann sind natürlich auch noch die Frauen, die ihm das Leben schwer machen, warum auch immer. Dabei könnte ja alles so schön sein. Aber die Autorin übernimmt sich nicht, sie bleibt dem Krimigenre treu, obwohl man manchmal das Gefühl bekommt, dass sich die Handlung eher in Richtung Thriller entwickeln soll. Aber trotz ernster Themen (häusliche Gewalt, religiöser Fanatismus) bleibt alles doch eher beschaulich und trotz vieler unterschiedlicher Handlungsstränge typisch Hamish Macbeth. Nur eben nicht ganz so cosy. Und dadurch ein wirklich spannendes Buch.

Donnerstag, 13. November 2025

Bora Chung: Dein Utopia (Rezension)

»Technologie trifft auf die Absurdität der menschlichen Existenz – und wie von Bora Chung gewohnt, tut sie das auf die erstaunlichste Art und Weise.« Book Riot
Was bedeutet es, Mensch zu sein, in einer zunehmend von Technologie durchdrungenen Welt? In »Dein Utopia« versammelt Bora Chung eindringliche, verstörend schöne Geschichten über eine Zukunft, die längst begonnen hat, erzählt von KI-gesteuerten Autos und empfindsamen Aufzügen, von utopischen Heilsversprechen und Bürokratien, die sogar die Unsterblichkeit verwalten.
Mit düsterem Witz und scharfem Blick lotet die preisgekrönte Autorin von »Der Fluch des Hasen« aus, was sein könnte, spielt mit unseren Erwartungen an das Morgen und beleuchtet dabei immer auch die Ängste, Absurditäten und Widersprüche unserer Zeit – überraschend, visionär und voller erzählerischer Kraft.

Schon DER FLUCH DES HASEN hat mich für die Autorin begeistern können, und so musste ich zugreifen sobald ich den Namen Bora Chung gelesen habe. Und auch, wenn mich nicht alle Geschichten überzeugen konnten (mit der Titelstory DEIN UTOPIA konnte ich am allerwenigsten anfangen), so war dieser Band doch ein Lesegenuß, der zwar nicht leicht zu verdauen war, aber doch eine interessante Bandbreite aufweist. Und dabei spielt es keine Rolle, dass sich eine Koreanerin an das Thema heranwagt, verständlich ist es auch für den ahnungslosen Westeuropäer. Und wer SF mag, der wird auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Irgendetwas kann man immer aus den Geschichten ziehen.
KI und Unsterblichkeit sind Themen, die aufgegriffen werden, mal technisch, mal weniger. Die menschliche Seite mag man vermissen, aber auch dafür findet sich etwas ... dann wenn es um Außerirdische geht. Dabei sind die Geschichten an sich alle durchaus als anspruchslos zu bezeichnen, die Autorin versteckt sich nicht hinter unverständlichem, fragwürdigen Technikblabla. Statt dessen hinterfragt sie die Technik und stellt Fragen, die unsere Existenz in Frage stellen.
"Können Maschinen eine Seele haben?" "Wie lange will der Mensch leben und zu welchem Preis?" "Wie weit soll KI unser leben bestimmen?"
Fragen, auf welche die Autorin keine Antworten gibt, aber Denkanstöße. Und auch der Kampf Natur Mensch wird interessant in Szene gesetzt.
DEIN UTOPIA - ein Buch für jeden SF-Liebhaber, der sich gerne von kurzen (intelligenten) Geschichten zum Nachdenken anregen lässt.

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Mittwoch, 12. November 2025

Dolores Redondo: Die vergessenen Kinder (Rezension)

Der Mörder und Vergewaltiger Jasón Medina steht in Pamplona vor Gericht. Doch plötzlich bricht der Richter die Verhandlung ab, denn der Angeklagte hat sich auf der Toilette im Gerichtsgebäude die Pulsadern aufgeschlitzt. Er hinterlässt eine rätselhafte Nachricht an Inspectora Amaia Salazar, die nur ein einziges Wort enthält: "Tarttalo" - den Namen eines einäugigen Ungeheuers aus der baskischen Mythologie. Wer verbirgt sich dahinter? Und was hat Amaia Salazar damit zu tun?
DIE VERGESSENEN KINDER stellt den zweiten Teil der Baztán-Trilogie um Inspectora Amaia Salazar dar, und auch wenn es schon lange her ist, dass ich den ersten Teil gelesen habe (siehe hier), hatte ich nicht den Eindruck, dass meiner Erinnerung etwas gefehlt hat. Man kann den teil also auch ohne Vorkenntnisse lesen. Tatsächlich fand ich diesen teil sogar besser als den Vorgänger, auch wenn ich das am Anfang nicht absehen konnte. Es beginnt spannend, aber dann scheint erst einmal Amaias Schwangerschaft/Geburt im Vordergrund zu stehen. Und auch wenn diese durchaus wichtig für den Verlauf der Geschichte ist ... so wurde ich den Gedanken nicht los, dass das dann doch etwas zu sehr cosy ist. Aber nach der anfänglichen Durststrecke wurde es alles andere als cosy und durchaus spannend. Aber bis es soweit ist ... nun ja, das hätte man etwas kürzen können, zumal ja danach nicht gerade wenig passiert und die wirkliche Handlung sich dann auf wenige 100 Seiten beschränkt. Die hat es aber in sich und Redondo packt hinein, was man nur hinein packen kann: Das Böse, die Kirche, Exorzismen, kranke Persönlichkeiten (geistig gesehen...), ein Familiengeheimnis (die Familie Salazar hat es durchaus in sich) ... da kann man nur sagen: WOW. Und es ist erstaunlich, dass sich die Autorin nicht übernommen hat. Wie gesagt, nach der Schwangerschaft wird es interessant, und dann entwickelt sich das Buch zum Pageturner, den man nicht mehr weglegen möchte ... und sieht man von der Handlung ab, so weckt Redondo auch die Sehnsucht nach Navarra...

Montag, 10. November 2025

Judi Dench: Shakespeare. Der Mann, der die Miete zahlt (Rezension)

Wohl keine Schauspielerin kennt Shakespeares Dramen so gut wie Judi Dench, die seit sieben Jahrzehnten auf der Theaterbühne steht und Teil der Royal Shakespeare Company war. Mit einem Augenzwinkern, aber auch viel Liebe zur Literatur erzählt sie ihrem Gesprächspartner Brendan O’Hea von ihren Erfahrungen auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Sie führt uns aber auch ein in den Zauber der shakespeareschen Welten, in die Geheimnisse der Theaterszene und nicht zuletzt die praktischen Seiten des Bühnenlebens. Ein wunderbares, ebenso lehrreiches wie amüsantes Buch, das seine Leserschaft zugleich ganz nah an eine der faszinierendsten Schauspielerinnen unserer Zeit heranlässt.
SHAKESPEARE. DER MANN DER DIE MIETE ZAHLT ist ein Interview, welches Kollege Brendan O'Hea mit Judi dench führt. Dabei geht es tatsächlich um Shakespeare, seine Werke und Judi Denchs Erfahrungen auf der Leinwand und der Theaterbühne (mit den diversen Rollen, die sie spielen durfte).

Freitag, 7. November 2025

Kate Fagan: Die drei Leben der Cate Kay (Rezension)

Cate Kay ist ein Phänomen: Ihre Romantrilogie wurde zum internationalen Bestseller und gefeierten Hollywood-Film. Doch ihre wahre Identität ist ein gut gehütetes Geheimnis. Was niemand ahnt: Hinter Cate verbirgt sich Cass Ford, und hinter Cass verbirgt sich Annie, ein Mädchen aus der Kleinstadt mit einem tragischen Geheimnis. Jetzt, in ihrer Villa in den Hollywood Hills, schreibt sie ihre Memoiren. Zum ersten Mal erzählt sie, was damals wirklich geschah - und setzt damit nicht nur ihre Anonymität, sondern auch ihre Existenz aufs Spiel.
Der Klappentext hat mich sofort gefangen genommen, ich wollte dieses Buch lesen, und als ich angefangen habe ... wollte ich nicht mehr aufhören. Aber jetzt bin ich fertig und muss sagen, dass ich eigentlich keine Ahnung habe was ich da gelesen habe. Die Handlung, bzw. Cate Kays Biografie las sich wie die Biografie einer realen Person, und nie wusste man, was als nächstes passiert, wobei ... passiert ist nicht viel.

Donnerstag, 6. November 2025

Cornelia Kiener: Kampf um München (Rezension)

Selbst in München kommt Nadine nicht zur Ruhe. Amelia Johnson, Herrscherin über München, bittet die Jäger um Hilfe. Ein gefährlicher russischer Vampirclan will ihr die Macht streitig machen. Als die Jäger von einem missglückten Anschlag auf Amelia erfahren, vermuten sie einen Verräter in Amelias engstem Kreis. Während die Jäger versuchen, einen Vampir-Krieg zu verhindern, kämpft Nadine gegen den wachsenden geistigen Einfluss von Julian. Als er sie anruft und um ein Treffen bittet, willigt sie nicht nur ein, sondern verschweigt dies vor Jiro und ihren Freunden. Nach einer überfälligen Aussprache kommt es zum Streit mit fatalen Folgen…
Nach langem nun die Fortsetzung der Reihe um Vampirjägerin Nadine Wolf, Teil drei, um genau zu sein. Der Titel mag etwas reißerisch sein, aber genau darum geht es ... ein Krieg der Vampire (und Jäger), der jedoch mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden muss. Aber die Blutsauger beschränken sich hier nicht auf das Spinnen von Intrigen...

Dienstag, 4. November 2025

Nancy Warren: Der Strickclub der Vampire (Rezension)

Strickende Vampire. Eine Hexe, die Unruhe stiftet. Wer hat Oma umgebracht – und ist sie auch wirklich tot?
Am Scheideweg zwischen einer schauerlichen Vergangenheit (mit Todd, dem Flop) und einer ungewissen Zukunft (sie ist nicht wirklich heimatlos, aber so gut wie), reist Lucy Swift nach Oxford um ihre Großmutter zu besuchen. Da sie auf Omas unsterbliche Liebe zählen kann und Cardinal Woolsey’s, Omas Strickladen, für Beschäftigung sorgt, will Lucy hier Atem schöpfen und sich überlegen, wie es für sie weitergehen soll.
Es stellt sich allerdings heraus, dass Oma diejenige ist, die unsterblich ist. Oder zumindest den Untoten zugeordnet werden kann. Es gibt jedoch einen Totenschein. Und ein Testament, das Lucy den Strickladen hinterlässt. Und eine Menge Leute, darunter auch ihre nach wie vor liebevolle Oma, die dort ein und aus gehen, ohne die Tür zu benutzen und gerne spät in der Nacht mit Warpgeschwindigkeit Pullover stricken. Was geht hier eigentlich vor?
Als Lucy herausfindet, dass Oma nicht sanft entschlummert ist, sondern ermordet wurde, sieht sie sich mit der Schwierigkeit konfrontiert, den Mörder der Justiz auszuliefern, ohne durchsickern zu lassen, dass es im Grab keine Leiche gibt. Von einem umwerfend aussehenden, 600 Jahre alten Vampir und einem attraktiven Detective Inspector flankiert, die beide ständig für sie da zu sein scheinen, hat Lucy das Gefühl, dass ihr Leben komplizierter wird als eine mit drei Fäden zu strickende Jacke.
Die Einzige, die zu wissen scheint, was hier eigentlich los ist, ist ihre Katze … oder … ihre Vertraute?

Montag, 3. November 2025

Ann Sei Lin. Rebel Fire - Tödliche Papiermagie (Rezension)

Kurara und ihre Freund:innen sind dem Angriff der Prinzessin entkommen, deren Wunsch, sie als ihre eigenen menschlichen Shikigami zu kontrollieren und zu befehligen, ein Schicksal schlimmer als der Tod wäre. Auf ihrer Reise durch die Wälder und über die Meere von Mikoshima erreichen sie schließlich den Großen Strom, wo ihr altes Luftschiff - und alte Feinde - auf sie warten. Beide Parteien suchen das größte Shikigami von allen: Suzaku, ein Papierphönix. Aber wird er gerettet - oder vernichtet?
REBEL FIRE ist eine gelungene Fortsetzung zu REBEL SKY. Beide Teile lassen sich nicht unabhängig voneinander lesen und wenn man mit REBEL FIRE beginnt, wird man sich schwer tun in die magische Welt von Ann Sei Lin einzutauchen. Kennt man den Vorgänger ist man sehr schnell wieder in der Handlung, denn REBEL FIRE beginnt, wo REBEL FIRE endet. Ann Sei Lin erweitert ihre originelle Fantasywelt und schafft es diese mit bildhaften Beschreibungen von Orten und Charakteren, diese dem Leser glaubhaft zu vermitteln. Und auch wenn man hin und wieder das Gefühl bekommt einen Reiseführer zu lesen, langweilig wird es nie und auch wenn die Handlung vorrangig und sehr spannend ist ... das Worldbuilding kann und will man nicht ignorieren und so will man mehr davon erfahren, ebenso wie über die Protagonisten und ihre Aufgaben. Kurara zeigt Wachstum, innere Konflikte und eine stärkere Position, einige Nebenfiguren (z. B. Himura) bekommen überraschend viel Raum, während andere (z. B,. Sayo und Tomoe) kaum mehr als Randbemerkungen sind. Prinzessin Tsukimi erhält zwar mehr Tiefe, wirkt aber manchmal doch etwas zu übertrieben und in ihrer Bösartigkeit nicht glaubwürdig. Trotzdem ist REBEL FIRE eine unterhaltsame Weiterführung der Geschichte. Allerdings bleibt das Gefühl, dass es noch viele lose Enden gibt und viele Fragen nach wie vor offen sind und Erklärung benötigen. Man kann nur hoffen, dass der Abschlussband dieser an sich innovativen Fantasytrilogie sich nicht übernimmt und zu sehr mit Erklärungen überfrachtet ist. Aber ... zurück zu Band zwei: Dieser macht auf jeden Fall Lust auf das Ende.

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