Weihnachten ... nun ja, nicht einmal vier Wochen und es ist soweit... Weihnachtsmärkte haben geöffnet, Weihnachtsdeko ist überall, in den Supermärkten und Kaufhäusern gibt es Weihnachtsschnickschnack jeder Art (Lebkuchen und Konsorten kann man teilweise seit Ende August kaufen), im TV werden die ersten Weihnachtsfilme gezeigt (auch den Klassiker DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEl konnte man schon sehen, auch wenn das eigentlich kein Weihnachtsfilm ist, aber wer will den schon im Sommer sehen) und natürlich kann man schon seit einiger Zeit Bücher mit Weihnachtsthematik kaufen. In letzter Zeit habe ich zwei davon gelesen (Eingeschneit mit einem Mörder, Das Geheimnis der Weißen Weihnacht), Bei beiden handelte es sich um Krimis, und beide stammten von Zeitgenössinnen Agatha Christies ... also lag der Griff in mein Agatha Christie Regal nahe um einen Christie-Weihnachtskrimi zu lesen.
HERCULES POIROTS WEIHNACHTEN ist ein klassischer Christie. Die Autorin nutzt die warme Atmosphäre des Weihnachtsfestes und einen kaltblütigen Mord. Agatha Christie schafft es meisterhaft, um Spannung aufzubauen und die menschlichen Abgründe hinter familiärer Fassade sichtbar zu machen. Allerdings muss ich auch sagen, dass echte Weihnachtsstimmung nicht auftreten mag. Ja, das Fest ist der Grund für ein Familientreffen, aber durch den Mord wird jegliche Weihnachtsstimmung zerstört. Nicht nur bei den Protagonisten dieses Whodunit, auch beim Leser. Aber abgesehen davon liefert Christie einen gewohnt gelungenen, überraschenden Krimi ab, der sich langsam entwickelt (auch Poirot ist erst später involviert). Wer Christie kennt, wird Christie bekommen: Die Stimmung ist typisch für einen Christie-Roman, ein eingeschneites Landhaus, eine Familie voller Geheimnisse und ein Detektiv (in diesem Fall Poirot), der mit psychologischem Scharfsinn nach der Wahrheit sucht. Dabei erscheint jede Figur verdächtig, jeder hat etwas zu verbergen, wobei Christie auch Sympathien schafft: Mit den scheinbar Außenstehenden Pilar und Stephen. Für den Clan der Lees jedoch ist Weihnachten eine Bühne der Vergeltung.
Poirot agiert hier weniger physisch, dafür umso analytischer. Seine Methode, Motive und Emotionen zu entwirren, führt zu einem überraschenden und dennoch logischen Finale. Christie lässt sich Zeit, bietet dem Leser dann eine teilweise auch als amüsante zu bezeichnende Familiengeschichte, mit zahlreichen Verwirrrungen und Überraschungen. Und ja, das Ende mag überraschen, aber ... wer Christie kennt muss mit allem rechnen (ich erinnere gerne an ALIBI und MORD IM ORIENT EXPRESS ... es ist nicht immer leicht Christies Täter zu entlarven, aber an den Haaren herbeigezogen sind sie nie).
Als Weihnachtskrimi mag HERCULES POIROTS WEIHNACHTEN vielleicht versagen, aber abgesehen davon: Atmosphärisch dicht, perfekt konstruiert und voller psychologischer Spannung ist der Krimi für alle Freunde klassischer Whodunits eine Lesevergnügen und man muss durchaus zugeben, dass hier nichts angestaubt wirkt.
HERCULES POIROTS WEIHNACHTEN erschien zuerst im Vereinigten Königreich am 19. Dezember 1938 im Collins Crime Club (obwohl das Copyright der Erstausgabe auf 1939 datiert).In den Vereinigten Staaten erschien der Roman bei Dodd, Mead and Company im Februar 1939 unter dem Titel Murder for Christmas. Die deutsche Erstausgabe wurde 1961 im Scherz Verlag in der veröffentlicht. Die aktuelle Übersetzung stammt aus dem Jahr 2015, was zeigt, wie aktuell und beliebt Agatha Christie immer noch ist.
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