Mittwoch, 19. November 2025

Molly Thynne: Eingeschneit mit einem Mörder (Rezension)

Der junge Bestsellerautor Angus Stuart ist auf dem Weg an die südenglische Küste, wo er seinen wohlverdienten Weihnachtsurlaub verbringen möchte. Doch ein Wintereinbruch macht die Straßen unpassierbar, und Angus quartiert sich notgedrungen in einem Dorfgasthaus ein. Bald hat sich ein illustres Grüppchen gestrandeter Reisender dort versammelt – und es schneit immer weiter. Zunächst ist die Bereitschaft groß, das Beste aus der Situation zu machen, die Reisenden freunden sich ungeachtet aller gesellschaftlichen Unterschiede miteinander an. Aber dann werden kostbare Juwelen gestohlen – und der aufdringliche, trinkfreudige Major Carew liegt ermordet in seinem Zimmer.
Angesichts dieses Doppelverbrechens ist der einzige Polizist des eingeschneiten Dorfes überfordert, und unter den Gästen wächst die Angst vor dem nächsten Mord. Also nehmen der prominente Schachexperte Dr Constantine und Angus mit einem weiteren Gast die Ermittlungen selbst in die Hand. Eine ebenso spannende wie aberwitzige Verbrecherjagd beginnt.

Molly Thynne (a881 - 1950) war eine britische Autorin der klassischen Kriminalliteratur und gehört zum Umfeld des sogenannten „Golden Age of Detective Fiction“ – also der Zeit, in der auch Agatha Christie und Dorothy L. Sayers schrieben. Thynne schrieb nur wenige Romane, aber diese fügen sich perfekt in das klassische englische Detektivgenre ein: begrenzte Schauplätze, raffinierte Rätsel, elegante Sprache.
EINGESCHNEIT MIT EINEM MÖRDER schreit schon so richtig nach Winterkrimi, den man bei Kälte, Kerzenlicht und Glühwein genießen kann. Ein eingeschneites Landhaus, eine begrenzte Zahl Verdächtiger – und ein Mörder, der sich mitten unter ihnen befindet. Typisch Whodunit. Und es könnte auch unterhaltsam sein, nur ... die Protagonisten wirken als wären sie Teil eines Laienschauspiels und nehmen die Sache nicht wirklich ernst. Vor allem Dr. Constantine und Stuart scheinen allen anderen immer eine Nasenlänge voraus zu sein, wobei sich die beiden auch scheinbar in einem Wettkampf befinden, wer den Mörder/Täter zuerst findet. Und nebenbei hat man das Gefühl, dass sich die Charaktere ständig durchs Haus und die Umgebung bewegen und niemand je da ist wo er vermutet wird, oder sein sollte. Als Krimikomödie funktioniert die Geschichte gut, ernst nehmen kann man das Geschehen aber eher nicht. Thynne verzichtet auf reißerische Action und setzt stattdessen auf raffinierte Beobachtung, Dialoge und psychologische Feinheiten ... alles durchzogen mit Schmunzeleien und Augenzwinkern.
Atmosphärisch ist die Geschichte stimmig, das passt. Die Geschichte selbst ... ist zwar ganz amüsant, zieht sich aber etwas (vor allem der Mord lässt etwas auf sich warten) und die Auflösung ist auch eher unbefriedigend. Immerhin stellt der Mörder eine Überraschung dar.
Ich mag ja eigentlich Krimis mit Schnee und Eis, aber diesen kann ich mir als unterhaltsame Krimikomödie oder auf der Theaterbühne gut vorstellen. Beim Lesen jedoch wollte sich weder Spannung noch Wohlgefühl einnisten. Es gibt bessere Winterkrimis.

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