Jack Sparks ist narzisstisch, zynisch und absolut davon überzeugt, dass nichts Übernatürliches existiert. Doch je weiter das Buch voranschreitet, desto mehr zweifelt er (und der Leser) an ihm (selbst). Arnopp nutzt hervorragend den Stil eines gefundenen Manuskripts, inklusive E-Mails, Interviews, Notizen und Kommentaren von Jack selbst, um ein intensives Psychogramm aufzubauen. Langsam entwickelt sich der Spannungsbogen, und hinterlässt einen leichten Schauer auf der Haut des Lesers. Ich gebe zu, dass mich bereits das Vorwort (von Jacks Bruder Alistair geschrieben) in den Bann gezogen hat. Man erfährt (wenn man die Hinweise im Titel ignoriert), dass Jack Sparks sterben wird... man weiß nur nicht wie ... das entwickelt sich erst im Laufe des Romans, der Geschichte, des Manuskripts. Der Leser selbst wird im Unklaren gleassen, ob es das Unerklärliche gibt, oder nicht (wobei, wenn man das Buch liest weiß man, dass es das Paranormale geben muss). Anfangs ist Jack noch bei scheinbar geistiger Gesundheit und all seine Erklärungen sind durchaus plausibel. Nur, das ändert sich im Laufe des Buchs. Jack Sparks ist kein Held, kein Protagonisten, mit dem man mitfiebert. Es ist das Umfeld, das Übernatürliche (oder das vermeintlich übernatürliche) welches das Interesse des Lesers weckt, für Spannung sorgt und dafür sorgt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will. Man fühlt sich an Akte X, Blairwitch Projetct, Paranormal Activities ... erinnert. Auf gewisse Weise mag DIE LETZTEN TAGE DES JACK SPARKS an klassische Horrorgeschichten erinnern (natürlich fühlt man sich schnell an der EXORZIST erinnert), aber das Einbinden der modernen Welt (aka Social Media) sorgen dafür, dass der vermeintlich klassische Touch auch in der gegenwart funktioniert (unter anderem auch deshalb, weil neue Ängste geschürt werden).
Arnopp schreibt temporeich, mit schwarzem Humor und vielen popkulturellen Anspielungen. Die Spannung baut sich langsam, aber stetig auf, bis die letzten Kapitel nahezu atemlos werden. Besonders gelungen ist, wie der Ton sich wandelt: Was als scheinbar sachliches Buchprojekt beginnt, endet in einer beklemmenden, fast klaustrophobischen Horrorwelt. Leider ist das Ende (wenn man das Nachwort von Alistair ausklammert, aber dazu komme ich noch) in meinen Augen der Schwachpunkt des Romans. Man bekommt zwar eine guten Einblick in die Psyche des Protagonisten, aber der unvermeidliche Absturz wird schon fast zelebriert und es wir sehr chaotisch. Das geht leider auch zu Lasten der Spannung und ich war tatsächlich froh, als ich das Ende hinter mich gebracht habe. Das Nachwort (von Alistair) dagegen entschädigt schon fast für die abstrusen Seiten davor. Hier wird klar und deutlich Stellung dazu genommen, was passiert ist (bzw. was man glaubt das passiert ist).
Im Großen und Ganzen ist DIE LETZTEN TAGE DES JACK SPARKS ein spannender Horrorroman, der vor allem für Freunde klassischen Horrors (Exorzismus, Horrorhäuser, Seancen) eine Bereicherung darstellen dürfte. Das Ende muss man hinnehmen, aber vielleicht erfreuen sich andere an der chaotischen Weise, wie Jack Sparks Verfall zu seinem Ende führt. Dieses wird, wie man sich denken kann, allerdings ein Geheimnis bleiben... denn Tote können nicht mehr schreiben (normalerweise jedenfalls nicht)
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