Montag, 10. November 2025

Judi Dench: Shakespeare. Der Mann, der die Miete zahlt (Rezension)

Wohl keine Schauspielerin kennt Shakespeares Dramen so gut wie Judi Dench, die seit sieben Jahrzehnten auf der Theaterbühne steht und Teil der Royal Shakespeare Company war. Mit einem Augenzwinkern, aber auch viel Liebe zur Literatur erzählt sie ihrem Gesprächspartner Brendan O’Hea von ihren Erfahrungen auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Sie führt uns aber auch ein in den Zauber der shakespeareschen Welten, in die Geheimnisse der Theaterszene und nicht zuletzt die praktischen Seiten des Bühnenlebens. Ein wunderbares, ebenso lehrreiches wie amüsantes Buch, das seine Leserschaft zugleich ganz nah an eine der faszinierendsten Schauspielerinnen unserer Zeit heranlässt.
SHAKESPEARE. DER MANN DER DIE MIETE ZAHLT ist ein Interview, welches Kollege Brendan O'Hea mit Judi dench führt. Dabei geht es tatsächlich um Shakespeare, seine Werke und Judi Denchs Erfahrungen auf der Leinwand und der Theaterbühne (mit den diversen Rollen, die sie spielen durfte). Hier liefert Judi Dench ein ebenso charmantes wie scharfzüngiges Buch, das weit mehr ist als eine Sammlung von Anekdoten aus ihrem Schauspielerleben. Es ist eine warmherzige Hommage an den Dramatiker, der ihre Karriere geprägt hat – und gleichzeitig eine augenzwinkernde Abrechnung mit all den Herausforderungen, die seine Stücke bis heute mit sich bringen und vermutlich noch lange bringen werden. Und teilweise ist dieses Interview sehr amüsant. Es zeigt wie Judi und ihre Kollegen und Kolleginnen über den großen Dramatiker uns seine Figuren dachten und was hin und wieder auch nicht ganz rund läuft. Ich hätte mir das Interview aber lieber als Film gewünscht, nicht als Buch. Manche Szenen hätte man lieber gesehen als sie nur als Beschreibung vor Augen zu haben. Natürlich ist mir klar, dass vieles von dem. was Dame Judi Dench hier erzählt nicht vor laufender Kamera passierte, aber ... manches hätte dadurch an Witz gewonnen. Aber man muss zufrieden sein mit dem was man bekommt ... aber das bin ich nicht. Tatsächlich fand ich das Interview schnell ermüdend, so unterhaltsam es auch geschrieben (und übersetzt) wurde. Außerdem muss man Shakespeare kennen ... wirklich kennen um zu verstehen, worüber die beiden reden. ROMEO UND JULIA schön und gut, aber da gibt es noch mehr zwischen Himmel und Erden, was dem Normalsterblichen nicht unbedingt geläufig ist. Andererseits habe ich fast den Eindruck, danach mehr über Shakespeares Werke zu wissen als vorher.
Dench gelingt es zwar, zwischen humorvoller Selbstironie und echter Ehrfurcht vor Shakespeare zu balancieren. Sie erzählt von legendären Inszenierungen, Pannen hinter der Bühne und Momenten, in denen Shakespeare sie – im übertragenen Sinn – „über Wasser gehalten“ hat. Direkt, lebhaft, britisch-witzig und gelegentlich rührend ehrlich. Etwas, das man tatsächlich lieber sehen als lesen will. Reizvoll sind die kleinen Einblicke in Probenprozesse und Ensemble-Dynamiken, die Dench mit liebevoller Detailfülle beschreibt. Man spürt, wie tief sie in Shakespeares Sprache verwurzelt ist, und wie sehr sie dessen Figuren nicht nur spielt, sondern lebt. Das Buch ist eine sehr persönliche Reise durch ein Schauspielerleben voller Leidenschaft, Respekt und pragmatischem Humor. Und trotzdem, irgendwann erreicht man aals Leser (jedenfalls ging es mir so) den Punkt, wo er nur noch die lustigen Momente des Theaterlebens herauspicken möchte und die Analysen zu Shakespears Rollen am Liebsten überspringen will. Für Kenner des englischen Theaters ebenso empfehlenswert wie für alle, die eine originelle, kluge und herzerwärmende Perspektive auf den berühmtesten Dramatiker der Welt suchen.
Vielleicht muss man süchtig nach Shakespeare sein um jedes einzelne Wort Denchs herauszufiltern und jede Zeile einatmen. Ich habe festgestellt, dass, so sehr ich sowohl Shakespeare als auch Judi Dench mag, ich dem Medium, in dem dieses Buch erschienen ist (also in gedruckter Form) wenig abgewinnen kann und ich mir eher eine Dokumentation in Filmform gewünscht hätte. Aber wie gesagt... man kann nicht alles haben. Und so mag der eine über das geschriebene Wort in Lobhudeleien verfallen ... ich kann mich dem nicht anschließen. Trotz all des britischen Humors, den das Buch zeigt.

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