Montag, 11. Dezember 2023

Volker Dützer: Seelensammler (Rezension)

Die neurotische Jule Rahn lebt in einem Käfig aus Angst und Zwangshandlungen, ihre Wohnung verlässt sie nur auf zuvor exakt festgelegten Wegen. Als sie Zeugin eines Mordes wird, gerät ihr streng geregeltes Leben aus den Fugen und sie ist fortan auf der Flucht. Denn der Täter lässt nichts unversucht, um sie zum Schweigen zu bringen. Doch der Mann mit der Narbe ist nicht Jules einziges Problem. Bald wird ihr klar, dass in ihrem Umfeld Menschen spurlos verschwinden. Als sie den Mordermittler Lucas Prinz um Hilfe bittet, schenkt dieser ihrer Geschichte keinen Glauben, denn nach seinen Erkenntnissen starb das Mordopfer bereits vor einem halben Jahr …
SEELENSAMMLER ist die (überarbeitete) Neuauflage des 2019 erschienenen Buches "Das Ambrosia Experiment". Dützer ist ein spannender Thriller gelungen, aber ich muss zugeben, dass ich auch nichts anderes erwartet habe, da ich die Bücher, die ich bisher von ihm kenne, durchaus gut unterhalten haben. SEELENSAMMLER ist sehr actionreich und hat auch mit Prinz (der Vorname wird meist ignoriert) einen interessanten Charakter, der durchaus die Stärke des Romans darstellt. Die Nebenfiguren mögen übertrieben wirken, aber dadurch wird dem Thriller das Flair eines amerikanischen Actionthrillers verliehen, was aber tatsächlich auch auf deutsche Schrottplätze passt. Für Spannung ist gesorgt, die Handlung ist vielschichtig und sehr wendungsreich, so dass man aus dem Staunen nicht herauskommt, zumal die Richtung anfangs eher unerwartet kommt und leichte Anklänge in die ScienceFiction hat. Aber ganz abstrus ist der Thriller nicht. Wie gesagt: Gute Unterhaltung und Freunde des Thrillers könnten auf ihre Kosten kommen.
Nur mit Jule Rahn hatte ich einige Probleme... Ihre Neurosen lösten sich zu schnell in Luft aus und man mag das als künstlerische Freiheit sehen, und in Thrillern von Realismus zu reden fällt auch manchmal schwer, aber durch die zu schnelle fast vollständige "Heilung" wird die Protagonistin sehr unglaubwürdig und man mag sich fast schon fragen, ob alles nichts anderes als Show ist ... aber darauf wird nicht näher eingegangen. Man muss vielleicht eventuelles medizinisches/psychologisches Wissen verabschieden und die Charaktere und die Handlung so nehmen wie es ist ... dann wird ein unterhaltsamer Thriller geboten.

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