Montag, 4. November 2024

David Safier: Plötzlich Shakespeare (Rezension)

Das Liebesleben der Grundschullehrerin Rosa gibt Anlass zu Klagegebeten. Bei einem Zirkusbesuch erklärt ihr ein Hypnotiseur, dass die Lösung ihrer Probleme in einem früheren Leben zu finden ist. Noch bevor Rosa «Veralbern kann ich mich alleine» sagen kann, wird sie per Hypnose in ein solches Leben zurückgeschleudert. In das Jahr 1594. In den Körper eines Mannes. Der sich gerade duelliert. Und der William Shakespeare heißt! Mit einem Male muss sich Rosa im London des 16. Jahrhunderts nicht nur mit Shakespeares Feinden herumschlagen, sie wird als Mann auch noch mit völlig neuen Fragen konfrontiert. Unter anderem: «Wie hält man sich liebestolle Verehrerinnen vom Leib?» oder «Wie geht man als Mann eigentlich auf Toilette?» Und dann gibt es da ja auch noch Shakespeare, dessen Geist in seinem Körper gefangen ist. Und so quasselt er Rosa bei ihrem Versuch, das Leben zu meistern, ständig verärgert dazwischen. Denn von der Tatsache, dass Rosa seinen Körper kontrolliert, ist er «not at all amused».
"Dieses Buch ist in historischer Hinsicht beeindruckend unfundiert." Mit diesem Hinweis kann man sich schon denken was man als Leser zu erwarten hat. Und man wird schnell in die Handlung hineingeworfen, die erfrischend originell und etwas abstrus ist. Am Anfang fand ich Rosas Geschmachte für ihren Verflossenen Jan etwas ermüdend, aber das zieht sich nicht durch das ganze Buch, auch wenn Jan auch dann noch bedeutend bleibt wenn Rosa nicht ständig an ihn denkt. Aber das könnte man schon fast als einzigen negativen Punkt sehen, denn der Rest ist durchgehend komisch (und tatsächlich vollkommen an den Haaren herbeigezogen). Es geht um die Liebe, aber es wird nie schwülstig, es geht um Poesie, aber es wird nicht episch gedichtet. Eine Frau im Männerkörper (bzw. umgekehrt) mag nicht neu sein und in vielen Serien und Filmen bereits zu Genüge breitgetreten worden sein, aber Safier erschafft hier eine erfrischende, unterhaltsame Geschichte, deren Sinn vielleicht ausschließlich daran liegen mag, den Leser zu unterhalten, aber so ganz ohne tieferen Sinn geht, der sich aber auch aus der Handlung ergibt.
Es gibt Bücher von David Safier, die mir gefallen, und andere nicht, und so ist es immer wieder spannend zu sehen, was ich zu lesen bekomme. Und hier habe ich, trotz anfänglicher Bedenken, ein höchst amüsantes Buch bekommen, das vielleicht nicht immer zum Lachen animiert, aber mehr als einmal doch zum Schmunzeln (und ja, es ist gut zu wissen dass PLÖTZLICH SHAKESPEARE historisch vollkommen unkorrekt ist)

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