Ich bin katholisch erzogen (was in diesem Fall bedeutet, dass ich getauft bin und katholischen Religionsunterricht hatte), bin aber ein Mensch, der seinem eigenen Glauben anhängt (was auch immer das bedeuten mag) und sich keiner Religion zugehörig fühlt. Aber ich bin offen für vieles und die Weltreligionen gehören dazu, zumal man immer wieder sieht wie missverstanden sie werden und wie einfach, wenn man sich einfachen Gedanken und dem Friedensbedürfnis hingibt. In gewisser Weise schafft das Mouhanad Khorchide, der nicht nur Muslim ist sondern Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster und dort Leiter des Zentrums für Islamische Theologie. Jemand der den Islam also kennt. Und jemand, der sehr offen ist und sich auf den Jakobsweg begibt. Aber wer nun einen Selbstfindungstrip erwartet, eine Reise zu sich selbst, der wird eines anderen belehrt. Der Autor versucht die Faszination des Jakobsweges zu begreifen und führt mit Pilgern mehr oder weniger tiefgreifende interessante Gespräche. Es liegen Welten zwischen den Ritualen der Mekka-Reise und dem Jakobsweg, für den Autor ein kleiner Kulturschock. Aber auf unterhaltsame Weise lässt er den Leser an seinen Erfahrungen und Fehlern teilhaben und bietet Einblicke in den Islam und eine andere Sicht auf den Jakobsweg.
EIN MUSLIM AUF DEM JAKOBSWEG ist ein religiöses Buch, das Vergleiche zwischen Christentum und Islam anstellt, aber keine Wertung darstellt. Khorchide will nicht missionieren, weder während seiner Wanderung, noch durch das Buch und das macht das Lesen sehr angenehm. Es ist ein philosophisches Buch, das zum Nachdenken anregt (abseits jeglicher Religion), es ist ein theologisches Buch, aber es ist auch ein Buch, das zu unterhalten weiß.
Für all jene, die den Jakobsweg mit anderen Augen sehen möchten.
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