Freitag, 11. Oktober 2024

Michael Weithmann: Xanthippe und Sokrates (Rezension)

»Xanthippe war ein böses Weib, haut Sokrates zum Zeitvertreib« –Mythos und Wahrheit über eine weithin bekannte Gestalt.
Der Vers aus einem Studentenlied der letzten Jahrhundertwende zeigt, wie dauerhaft Klatsch sein kann. Noch heute gilt die Frau des großen Philosophen als zänkisches Weib par excellence. Die einzige zeitgenössische Quelle für diese Diffarmierung geht auf den griechischen Geschichtsschreiber Xenophon zurück, demzufolge ein Diskussionsgegner des Sokrates Xanthippe die »Unverträgliche« genannt haben soll.
Doch schon in der antiken Literatur wurde eifrig am Xanthippe-Mythos gesponnen, und jede Epoche der Kulturgeschichte trug das Ihre bei – mit unterschiedlichem Tenor, wie Michael Weithmann nachweist. Seine historiographische Annäherung an die reale Xanthippe entwirft ein Bild der weiblichen Welt in der männerdominierten Gesellschaft der athenischen Demokratie sowie eine Vorstellung davon, wie das zwölfjährige Eheleben von Xanthippe und Sokrates ausgesehen haben kann.

Ich gebe zu, dass mein Wissen über Sokrates und Xanthippe sehr beschränkt war und ich bis zum Lesen des Buchs XANTHIPPE UND SOKRATES nicht wusste (oder verdrängt habe) wer Xanthippe eigentlich war. Für mich war das ein Name mit X. Außer der Frau des Sokrates gibt es noch zwei bekannte Xanthippen aus der griechischen Mythologie (eine Tochter des Doros und eine Tochter des Mykon). Nun, weiß ich jetzt mehr über Xanthippe und Sokrates? Nein. Gut, etwas mehr als am Anfang der Lektüre weiß ich schon, aber etwas mehr habe ich mir dann doch erwartet.
Weithmann rekonstruiert anhand "historischer" Quellen (deren Fragwürdigkeit er selbst auch in Frage stellt) die Biographien von Sokrates und Xanthippe, wobei der Philosoph eine bedeutendere Rolle spielt als seine Frau. Allerdings verständlich, sind über ihn mehr Quellen bekannt. Xanthippes Ruf einer furchtbaren Ehefrau wird jedoch widerlegt.
Ein Beitrag zu höherem historischem Klatsch, wie es der Untertitel verspricht wird nicht geboten. Eher kühle Fakten, die verhindern, dass aus Sokrates Leben eine spannende Nacherzählung mit kriminalistischem Einschlag wird... Wikipedia bietet mehr.

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