Montag, 7. Oktober 2024

Luci van Org: Wir Fünf und ich und die Toten (Rezension)

In Luci van Orgs stark biographisch gefärbter Novelle wird die Hauptfigur Vera nach dem Fund dreier Leichen in einem Spind in zahlreiche Ungereimtheiten und Wirklichkeitsverschiebungen verstrickt. Vera wird des Mordes verdächtigt, aber sie kann sich an nichts erinnern. Als sie selbst nach der Wahrheit zu suchen beginnt, begegnet sie einem ganzen Reigen seltsamer Charaktere, der Stalkerin mit dem Kindergesicht, dem evangelikalen Punkermädchen, dem feuerphobischen Mörderkind mit der Eisenstange, der Frau mit dem Muttersack... Wie sehr sie dabei immer mehr in Gefahr gerät, bemerkt Vera erst, als es fast zu spät ist. Nur der Friedensschluss mit sich selbst kann sie jetzt noch retten, aber der ist viel schwerer als gedacht. Denn Vera ist tatsächlich eine Mörderin - und das ist auch verdammt gut so. Ein Buch für alle von schlechten Eltern - und für alle, die sie überlebt haben.
Luci van Org war mir bisher nur als Sängerin von Lucilectric (mit dem Ohrwurm "Mädchen") bekannt, andere mögen sie auch als Frontfrau von ÜBERMUTTER kennen (ich allerdings nicht, ich habe von der Band und einiges mehr von Luci van Orgs Werdegang erst beim Schreiben dieser Rezension gehört). Aber neben der Arbeit als Musikerin ist Luci auch Autorin.
WIR FÜNF UND ICH UND DIE TOTEN ist nicht ihr erstes Buch, auch wenn mir das, was sie vorher geschrieben hat (auch wenn es sich dabei um so klangvolle Titel VAGINA DENTATA handelt) bisher unbekannt war.
WIR FÜNF UND ICH UND DIE TOTEN ist ein sehr eigenwilliges Buch, das zwar eine durchgehende Handlung aufweist, man das Buch trotz seiner Kürze nicht nebenbei lesen kann, da die Sprünge der Autorin (bzw. der Protagonistin) in der Erzählung kaum wahrnehmbar sind und man nie sicher sein kann was gedankliche Illusion oder Tatsache ist. Man muss sich darauf einlassen, dann wird man einen Selbstfindungstrip der anderen Art finden. Das muss man mögen und ich muss sagen: Ich mochte es nicht. Ich hätte es gerne gemocht, denn vieles was Luci van Org schreibt ist durchaus originell und in der Umsetzung ungewohnt, aber die Gesamtheit ihrer Erzählung hat mich, trotz des ernsten Hintergrunds, nicht berührt.

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