Mittwoch, 3. Juli 2024

Jim Butcher: Friedensgespräche (Rezension)

Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin der Repräsentant des Weißen Rats der Magier in Chicago. Als solcher war ich natürlich skeptisch, als die Friedensgespräche mit den Fomori ausgerechnet in meiner Stadt stattfinden sollten. Nennen Sie mich zynisch, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Meereswesen an echtem Frieden interessiert waren. Und ich ahnte, dass auch jede der anderen Parteien ihr eigenes Süppchen kochte. Meine Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass wenigstens die Verhandlungen gesittet abliefen. Ich erwartete Intrigen, Verrat und brutale Gewalt. Dass aber ausgerechnet mein eigener Bruder dort eine Bombe zündete, überraschte mich schon …
FRIEDENSGESPRÄCHE ist der 16. Teil der Harry Dresden-Reihe. Augenscheinlich der kürzeste und irgendwie anders als die Vorgänger, da weniger actionreich, so wird zum einen geboten was der Titel verspricht, auf der anderen Seite wird der Harry Dresden-Fan nicht enttäuscht. Aber natürlich stellt sich eine berechtigte Frage: Ist die Person des Magiers überhaupt mit diplomatischen Missionen vereinbar, oder arten diese nicht sowieso in Gemetzel aus. Zumindest hier kann man sagen: Das gemetzel bleibt aus, aber da ich bereits den Nachfolger gelesen habe, bevor ich diese Rezension geschrieben habe, sei zumindest soviel verraten: FRIEDENSGESPRÄCHE ist nur die Ruhe vor dem Sturm.
Aber auch wenn das große Gefecht ausbleibt ist diese Vorbereitung auf eine wahrlich epische Schlacht (soviel erlaube ich mir zu spoilern) eine unterhaltsame, überraschende HD-Lektüre, bei der all das zu finden ist, was man von Jim Butcher bzw. Harry Dresden erwarten kann: Sarkasmus, witzige Wortgefechte, peinliche Szenen, Überraschungen und unerwartete Enthüllungen ...
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und muss fast sagen, dass Jim Butcher immer besser wird und jedem neuen Harry Dresden Band ein weiteres Highlight hinzufügt. Langweilig wird es nie und auch wenn die meisten Bücher doch sehr actionlastig sind ... die Charakterentwicklung kommt nicht zu kurz und manche Protagonisten, wie wichtig oder unwichtig sie auch sein mögen, wachsen einem doch ans Herz).
Auch nach dem 16. Band kann ich sagen. dass Harry Dresden zu den besten Reihen gehört, die das Urban Fantasy Genre zu bieten hat .... sofern man nicht auf Romantik steht.

Dienstag, 2. Juli 2024

Anthony Horowitz: Mord in Highgate (Rezension)

Ein elegantes Haus am Rande von Hampstead Heath. Ein toter Scheidungsanwalt. Eine rätselhafte Botschaft in grüner Farbe. Eine unglaublich teure Weinflasche als Tatwaffe… Zweifellos ein Fall für Daniel Hawthorne, Ex-Polizist und Privatdetektiv, und Scotland Yard immer einen Schritt voraus.
Als der smarte Prominentenanwalt Richard Pryce tot in seinem Haus gefunden wird, erschlagen mit einer Flasche 1982 Chateau Lafite Rothschild im Wert von 2000 £, scheint schnell klar, wer es war: Nur wenige Tage zuvor hat die berühmte feministische Autorin Akira Anno ihm genau diesen Tod angedroht – und ihm ein Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet. Aber ist es wirklich so einfach? Denn jeder hat hier Dreck am Stecken, und als ein weiterer Toter gefunden wird, muss Hawthorne gemeinsam mit seinem Assistenten und Stichwortgeber Anthony Horowitz tief in die Vergangenheit der Opfer eintauchen, um die Lösung des Rätsels zu finden.

MORD IN HIGHGATE ist der zweite Teil der HAWTHORNE ERMITTELT Reihe in der neben Detektiv Hawthorne auch Autor Horowitz selbst eine Rolle spielt. Und da beide sehr unterschiedliche (und nicht unbedingt sympathische) Charaktere sind wird ein unterhaltsamer Krimi geboten, der den Leser oft zum Schmunzeln animiert. Man muss den Vorgänger nicht kennen, aber es schadet nicht ein bisschen mit Horowitz' Werk vertraut zu sein, denn es gibt zahlreiche Anspielungen, die man auch als Werbung sehen könnte, aber ... wenn der Autor schon selbst eine Rolle spielt warum sollte er nicht auch Werbung für sich machen...
Das Buch macht mit diversen Plot-Twists und einer überraschenden Auflösung sehr viel Spaß. Man darf zwar nicht mit viel Action (eigentlich gar keiner) rechnen, aber den Reiz dieses Romans (und eigentlich der Reihe) ist die Ermittlerarbeit des Duos (wobei man wohl nicht zu viel verrät wenn man sagt: Hawthorne ermittelt und Horowitz liegt meistens falsch, hat aber einige lustige Ideen).
Amüsant und spannend ... ein Krimi, der nicht so ganz Cosy ist, aber bei weitem kein Thriller. Klassische Unterhaltung, die Spaß macht. Und Lust auf mehr (und das gab es ja dann auch).

Montag, 1. Juli 2024

Markus Heitz: Die Traumgänger - Aufbruch nach Deseo (Hörbuch) (Rezension)

Finn hat eine besondere Gabe: Er kann seine Träume beeinflussen. Doch eines Nachts taucht ein fremdes Mädchen in seinem Traum auf: Sanja. Sie sucht nach ihren Eltern. Vermutlich hält sie Mrak, der böse Herrscher des Albtraumlandes, gefangen. Ihre Suche führt Sanja und Finn ins Traumland Deseo. Dort stellt sich heraus, dass Sanja wegen mehrerer Diebstähle gesucht wird. Gehört sie zu den Bösen? Als Finns Gabe im Traumland versagt, kann er nicht mehr zurück – er ist gezwungen, Sanja zu vertrauen.
Dass Simon Jäger ein guter Hörbuchsprecher ist beweist er immer wieder und so kann ich auch an den ersten Teil der TRAUMGÄNGER-Reihe nichts an ihm aussetzen. Er haucht der Geschichte leben ein und es macht Spaß ihm zuzuhören. Dass Markus Heitz ein guter Autor ist, der seine Leser (unter anderem mich) immer wieder begeistern kann, ist nichts Neues. Neu hingegen ist wohl sein Ausflug in den Kinderbuchsektor. Zumindest war mir bisher kein Buch des Autors bekannt, das man in diesen Sektor stecken könnte. Aber manche Autoren, die gute Bücher für Erwachsene schreiben müssen nicht unbedingt ebenso gute Kinderbücher schreiben. Umgekehrt gilt das auch und natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. AUFBRUCH NACH DESEO hat durchaus interessante Ansätze und der Autor lässt seine Kreativität viel freien Raum. Nur ... dieser Auftakt wirkt etwas oberflächlich und ich erkenne wenig von dem was ich von Heitz kenne und liebe. Bei allen Ideen ... die Handlung ist nicht wirklich originell, die Protagonisten bleiben farblos. Da gibt es spannendere Reiheneinstiege. Aber vielleicht liegt das auch an der Kürze. Nicht einmal zweieinhalb Stunden dauert das Hörbuch. Da passt wirklich nicht viel hinein um die vielen Ideen etwas ausführlicher zu beschreiben.
Ich verbeuge mich vor dem Ideenreichtum des Autors, aber ich halte mich dann doch lieber an seine Erwachsenenbücher.
Ganz nett, aber begeistern kann mich das (Hör)Buch nicht. Ob ich der Reihe noch eine zweite Chance gebe? Ich weiß es nicht.