Zum ersten Mal erzählt Papst Franziskus die Geschichte seines Lebens anhand der Ereignisse, die die Menschheit in den letzten achtzig Jahren geprägt haben.
Und er teilt mit uns die Ursprünge seiner Ideen, die sein Pontifikat auszeichnen und die viele als gewagt ansehen: seine Appelle gegen Armut und Umweltzerstörung, seine Ermahnungen führender Politiker, in Fragen der Völkerverständigung, der Ungleichheit und der Rüstungspolitik einen Kurswechsel einzuschlagen.
Vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939, als der zukünftige Papst knapp drei Jahre alt war, bis zum heutigen Tag nimmt Jorge Mario Bergoglio uns an die Hand und führt uns anhand seiner Erinnerungen durch die wichtigsten historischen Ereignisse unserer Zeit. Die Stimme des Papstes wechselt sich ab mit der eines Erzählers, der Momente aus dem Alltag des zukünftigen Papstes schildert und in den jeweiligen historischen Kontext einbettet.
Mit den Worten des Papstes: »LEBEN möchte Hoffnung schenken, damit die Menschen, vor allem die jüngeren, die Stimme eines älteren Menschen hören und darüber nachdenken können, was unser Planet durchgemacht hat, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Wenn wir ein gewisses Alter erreicht haben, ist es wichtig, das Buch der Erinnerungen von Zeit zu Zeit wieder aufzuschlagen: um uns an die schlechten Dinge zu erinnern, an die toxischen, die wir erlebt haben, an die Sünden, die wir begangen haben, aber auch an all das Gute, das Gott uns geschenkt hat. Das ist eine Übung, der wir uns alle widmen sollten, bevor es zu spät ist!«
Muss man ein gläubiger Katholik sein, um dieses Buch lesen und verstehen zu können? Nein, denn das Buch beginnt zu einer Zeit als Papst Franziskus noch ein gewöhnlicher Argentinier war, der, geboren 1939, als Zeitzeuge einiger interessanter Ereignisse der jüngeren Geschichte gelten kann. Natürlich zählt seine eigene Papstwahl dazu, die er hier aus eigener Sicht erwählt und die für mich (als nichtgläubiger Christ) trotzdem ein Highlight des Buchs darstellte. Aber auch jenseits jeglicher religiöser Erfahrungen lernt man den Papst von einer auch unterhaltenen Seite kennen. Und so mag es amüsieren, dass ein wichtiger Punkt in diesem Buch das Jahr 1986 darstellt, das Jahr, in dem Argentinien die Fußball-WM gewann. Das amüsiert, aber auch ernste Momente zeigen die Reaktion des Jorge Mario Bergolio.
Es sind nicht nur die Gedanken und Worte des Papstes die den Zugang zu diesem Buch auch dem Nichtchristen ermöglichen. Als Erzähler fungiert Fabio Marchese Ragona, Journalist und Vatikanexperte, der den historischen Kontext beschreibt, in dem der Papst gelebt hat. Beide wechseln sich dabei fließend ab so dass eine informative Erzählung entsteht, die auch persönliches über den Papst verrät, ebenso wie seine Meinung zu aktuellen Kirchenthemen, die jedoch im Gesamtbild wenig Raum einnehmen, aber auch nicht Thema des Buches sind.
LEBEN - MEIN LEBEN IN DER GESCHICHTE ist ein Buch für jeden der Papst Franziskus von einer anderen Seite erleben möchte. Theologische Themen werden angesprochen, sind aber nicht unbedingt als ausschließlich katholisch zu betrachten.
Ich fand das Buch sehr interessant, denn es macht einen schon sehr menschlichen Papst noch menschlicher.
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