Donnerstag, 30. Juni 2022

Tharah Meester: Colfax (Rezension)

Seit nunmehr acht Monaten beugt Albertien de Medici sich pflichtbewusst dem Willen seines Vaters und des Königs, indem er der Öffentlichkeit eine glückliche Ehe vorspielt, obwohl seine Liebe einem anderen Mann gebührt. Nach einer verhängnisvollen Nacht, die für Dante und ihn im Desaster endet, lassen sich jedoch all die sorgsam unterdrückten Gefühle nicht länger seiner eisern geglaubten Selbstbeherrschung unterwerfen. Während Bertie beginnt, gegen die Gitterstäbe seines goldenen Käfigs zu hämmern, bröckelt auch die mühsam aufrechterhaltene Fassade des legendärsten Dandys der Stadt. Kein Wunder, wo sie doch gewaltsam mit Hammer und Meißel bearbeitet wird. Irgendwann ist sogar die Engelsgeduld des Teufels erschöpft.
COLFAX ist der dritte von vier Teilen der Cœur Trouvé à Venice-Reihe. Es ist hilfreich auf jeden Fall St. Sycamore gelesen zu haben und ein Bonus auch St. Garner zu kennen, aber letzter ist nicht so bedeutungsvoll, zumal wichtige Ereignisse daraus immer wieder erklärt werden, so dass man nicht das Gefühl hat etwas zu verpassen (abgesehen von einer guten Geschichte, die meiner Meinung nach immer noch die beste der vier Teile darstellt). Wer die Reihe kennt (was ja Voraussetzung ist) weiß, was ihn erwartet und tatsächlich unterscheidet sich COLFAX nicht von seinen Vorgängern: Eine kitschige Liebesgeschichte mit allen üblichen Auf und Abs ... eine Geschichte voller Missverständnisse. Erzählt in einer ruhigen Art, die trotz der sich scheinbar wiederholenden Folgen von Verfehlungen, die nicht unbedingt als solche gelten können, nie langweilig wird.
Normalerweise lese ich diese Art von Geschichten nicht (aus dem einfachen grund, weil ich sie langweilig finde), aber die Cœur Trouvé à Venice-Reihe hat mich in ihren Bann geschlagen. Ja, es gibt sehr viel Romantik ... zu viel um realistisch zu sein und doch ist es genau diese Art von Kitsch, die zur Welt, zu den Charakteren und irgendwie auch zur Autorin passen (wobei man das nicht allzu ernst nehmen sollte).
Eine schöne Welt (die allerdings fast im Hintergrund bleibt, wie auch viele der Charaktere, die man von den beiden Vorgänger-Bänden kennt. Dies ist fast ein Alleingang für Bertie und Jackie, was auch ein bisschen schade ist. Dass Frauen kaum eine Rolle spielen (und man manchmal tatsächlich überrascht ist wenn doch mal eine auftaucht ...), ist man allerdings schon gewohnt.
Was mich dann auch etwas verwundert hat: Das Ende. Ja, es gibt einen Cliffhanger, aber dabei stellte sich mir die Frage: Was soll jetzt noch kommen? Eigentlich hätte man ein passendes Ende finden können, dass dabei nicht einmal überraschend gekommen wäre. Aber so ... auf jeden Fall macht es neugierig auf den nächsten und letzten Teil.

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