Samstag, 14. August 2021

Wolf Wondratschek: Dante, Homer und die Köchin (Rezension)

Schon der erste Satz in Wolf Wondratscheks neuem Buch widerlegt die Annahme, beide Dichter seien tot. Sind sie nicht! Sie leben, und das auf dem Land irgendwo in Italien, im Haus einer Frau, die weder lesen noch schreiben, dafür aber sehr gut kochen kann. Endlich Ruhe! Endlich ein Leben ohne Ruhm, allem Denken und Erklären entkommen! Bis sie eines Tages auffliegen, festgenommen und verhört werden. Die Nachricht schlägt weltweit ein wie eine Bombe. Mit angeblich Toten aber ist nicht zu spaßen. Soll die Welt sehen, wie sie mit Wundern klarkommt. Homer und Dante, die Jahrhunderte auf dem Buckel haben, nehmen alles gelassen. Sie telefonieren mit Shakespeare, werfen Katzen in die Luft, spielen Klavier und bauen weiter an ihrem Vermächtnis, dem "Haus des Schweigens".
Unsterblichkeit ist auch keine Lösung ...
Dante und Homer philosophieren über alles, über Gott und die Welt könnte man sagen. Dabei wechseln sie, wie man es von Gesprächen kennt, von einem Thema zum anderen und der Leser bekommt das Gefühl direkt dabei zu sein.
Aber natürlich geben sich die beiden berühmten Autoren auch tiefgründigen Themen hin, ohne jedoch in ermüdende Überlegungen zu verfallen.
Den Gegensatz zur Hochgeistigkeit bildet die Köchin, deren Reich die Küche ist und deren Ansichten sehr bodenständig sind. Sie kann nicht lesen und die beiden Herren wollen an diesem Handicap nichts ändern.
Leicht und flockig führt Wondratschek den Leser von Thema zu Thema, wirft hier einen Gedanken in den Raum, der wenige Zeilen später wieder vergessen wird. Er zeigt Rückblicke der Hauptpersonen und gibt ihre Meinung über das Leben und dessen Bequemlichkeit wieder. Und am Ende des Buches hat der Leser das Gefühl, das Gespräch ist beendet und trotz der angenehmen vergangenen Zeit bleibt wenig hängen.
Was will mir dieses Buch also sagen? Ich weiß es nicht. Ansatzweise fand ich es wirklich gut und unterhaltsam, aber auf wenigen Seiten wird man mit vielen Ideen und Gedanken konfrontiert, die sich bald jedoch in Einheitsbrei ergießen und die anfängliche Faszination, welche der Stil des Buchs auslöst, geht verloren.
Dante, Homer und die Köchin ist eine Komödie, die man sich gut auf der Theaterbühne vorstellen kann und die dann vielleicht auch Eindruck macht. Als Buch ... konnte es mich nicht ganz überzeugen.
Ein Buch, das man leider schnell wieder vergisst.

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