Freitag, 27. August 2021

Siegfried G. Schäfer: Die Dosis macht das Gift (Rezension)

„Die Dosis macht das Gift“. Diese Erkenntnis des Theophrastus Bombast von Hohenheim, besser bekannt unter dem Namen „Paracelsus“, führte im 16. Jahrhundert zu tiefgreifenden Veränderungen in der Medizin, da man seinerzeit auf den Einsatz von Naturstoffen – überwiegend auf pflanzlicher Basis – angewiesen war. Und bis heute lässt sich die Frage: „Welche Pflanze ist eine Heilpflanze und welche ist giftig?“ nicht immer leicht und eindeutig beantworten. Genau dort setzt Siegfried G. Schäfer, promovierter Pharmakologe und Toxikologe, mit diesem Buch an: Angereichert mit zahlreichen Anekdoten, nimmt er vom „Alpenveilchen“ bis zur „Zaunrübe“ 31 Pflanzen genau unter die Lupe, beschreibt sie mit allen Inhaltsstoffen und deren Wirkung und lässt die Leserschaft an vielfältigen historischen Beobachtungen teilhaben. Ein wichtiges Buch also, welches die heutigen Perspektiven der Pflanzenmedizin auf der Grundlage ihrer jahrhundertealten Geschichte aufzeigt und unverzichtbare Hintergrundinformationen für diejenigen bereithält, die sich aufgrund ihrer Ausbildung, der beruflichen Praxis oder aus persönlichem Interesse heraus intensiv mit Natur- und Pflanzenheilkunde beschäftigen.
Wer sich für Heilpflanzen interessiert, der wird an diesem Buch nicht vorbeikommen. Vor allem weil es sich bei DIE DOSIS MACHT DAS GIFT nicht um ein Buch handelt, das lieblos Heilpflanze über Heilpflanze und ihre Wirkungsweise auflistet. Es geht weit darüber hinaus. 31 Pflanzen (und Pilze) werden nach dem gleichen Schema vorgestellt: Einer kleinen Einleitung in der der Pflanzenname erklärt wird und auch einige regionale Namen genannt werden folgt eine Auswahl an historischen Belegen (die manchmal durchaus erheiternd sind) und natürlich wird auch auf Inhaltsstoffe und Wirkungsweise eingegangen. Und man mag es nicht glauben, aber es ist ein leicht verständliches Buch, das zudem auch historische Abbildungen aufweist.
Adressen von deutschen Vergiftungszentralen, sowie die von Wien und Zürich fehlen nicht (man weiß ja nie).
DIE DOSIS MACHT DAS GIFT erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es ist auch kein medizinisches Buch mit Rezepten zur Selbstmedikation.
Für Interessenten von Heil- und Giftpflanzen ist das Buch ans Herz gelegt. Ich mag die Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und althergebrachtem Wissen (und Aberglaube), sowie den Mix aus historischen Abbildungen und Fotografien.

Ich habe viel gelernt und sehe jetzt auch die Alraune mit anderen Augen. Ich habe noch nie Blüten gesehen (abgesehen davon, dass ich auch noch nie eine Alraune in natura gesehen habe), aber dank dieses Buchs weiß ich wie hübsch sie sind.

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