Dienstag, 19. Juli 2022

Anne Bandel: Von oben fällt man tiefer (Rezension)

Verdammte Drecks-Mist-Wanderung, verdammte!
Theophil Kornmaier ist ein komischer Typ – schräg, einsilbig und geplagt von einem unverarbeiteten Trauma: Als er selbst noch ein Kind war, ist sein Bruder bei einer Alpenüberquerung abgestürzt. Er beschließt, sich seiner Vergangenheit zu stellen: mit einer Alpenüberquerung. Weil er in puncto Wandern allerdings komplett unerfahren ist, schließt er sich einer Wandergruppe an: die schlechteste Idee seines Lebens. Denn nicht nur ein verbissener Hochleistungs-Opa, eine verführerische Alpen-Lolita und der wenig motivierte Wanderführer Josef bringen Kornmaier über seine Grenzen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, treibt ein skrupelloser Mörder in der Einsamkeit steiniger Pfade und heimeliger Berghütten sein Unwesen …
Von oben fällt man tiefer - Ein Wanderkrimi klingt auf den ersten Blick höchst unterhaltsam und nach einer Ansammlung von eigenwilligen Charakteren. Vielleicht waren deswegen auch die Erwartungen hoch, da ich einen großen Spaß erwartete ... eine Alpenkomödie mit skurrilen Charakteren und einer abgedrehten Handlung. Schuld daran ist auch das nette Cover, dass nicht wirklich nach verbrechen aussieht.
Um es kurz zu machen: Ich wurde enttäuscht. Die Charaktere hatten zwar durchaus einige merkwürdige Anwandlungen, allerdings waren ihre Probleme mit sich und der Welt nicht unbedingt komödientauglich. Das ganze wirkte eher wie ein sich langsam zuspitzendes Drama. Wenig passend dann das Klischee des männerverführenden Vamps und die entsprechende Reaktion der Männer auf sie. Der Mord an sich macht aus diesem Drama noch keinen wirklichen Krimi, da zu wenig für die Aufklärung getan wird und er auch verhältnismäßig spät passiert, davor wird gewandert, was ich wenig interessant finde (weil ich selbst kein Wanderer bin und ich auch nicht sagen kann, dass mir einer der Charaktere sympathisch ist und sie mir sozusagen vollkommen egal sind). Von Humor ist nichts zu spüren, Spannung wird auch nicht aufgebaut. Streckenweise ist der Bergführer unterhaltsam, er hätte das Potential gehabt etwas Humor in die Geschichte zu bringen, aber das Potential wurde nicht genutzt.
Für einen Krimi wenig aufregend.
Für ein echtes Drama zuviel des Guten.
Für eine Komödie nicht lustig.
Und das Ende ... unpassend zum Rest der Geschichte.
Von oben fällt man tiefer hat Erwartungen geweckt, die sich leider nicht erfüllt haben. Nichts für Krimifans und schon gar nicht für solche, die auch dem Humor nicht abgeneigt sind.

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