Donnerstag, 4. Dezember 2025

Lizzie Pook: Die glorreiche Rache der Maude Horton (Rezension)

Vom viktorianischen London in die Arktis: eine Abenteuerinnengeschichte über das unzertrennliche Band der Schwesternschaft
London, 1850: Constance Horton ist verschwunden. Maude, ihre ältere Schwester, weiß nur, dass Constance als Junge verkleidet an Bord eines Schiffes gegangen ist, das auf den Spuren des verschollenen Sir John Franklin und seiner Mannschaft unterwegs in die Arktis war. Danach verlieren sich ihre Spuren. Der Kapitän erwähnt einen tragischen Unfall. Doch Maude entdeckt im Tagebuch ihrer Schwester Hinweise, die etwas anderes vermuten lassen. Um Antworten zu finden, muss Maude in die dunkle Unterwelt Londons vordringen und sich mächtigen Männern in den Weg stellen. Es ist eine lebensgefährliche Mission. Aber Maude hat ihre eigenen geheimen Fähigkeiten und stellt sich ihren Widersachern ...

DIE GLORREICHE RACHE DER MAUDE HORTON ist ein historischer Roman, der das viktorianische London mit all seinem Schmutz, Lärm und moralischen Verfall zum Leben erweckt. Gleichzeitig wird der Leser auf eine Reise in die Arktis mitgenommen. Maude, in London, versucht das Schicksal ihrer Schwester, die als Schiffsjunge an Bord eines Schiffes ist. Was Maude weiß entnimmt sie einem Tagebuch und ihren eigenen Nachforschungen. Lizzie Pook schreibt bildhaft und detailreich, was leider nicht immer so funktioniert wie es soll. Gerade das Tagebuch von Constance/Jack wirkt weniger wie ein Tagebuch als ein Sachbuch, das Inhalte vermittelt, die man in einem Tagebuch nicht erwartet. Auf der Strecke bleibt dabei etwas die persönliche Note. Ein bisschen enttäuschend, da ich ein ganz anderes Buch erwartet habe und die Reise in die Arktis im letzten Drittel keine große Rolle mehr spielt (bedingt durch die Tatsache, dass sich die Handlung mehr auf London und Maudes Nachforschungen beschränken).
Die Grundidee, eine junge Frau, die den Tod ihrer Schwester aufklären und Vergeltung üben will, hat großes Potenzial. Doch gerade hier zeigt der Roman auch Schwächen: Maude bleibt über lange Strecken erstaunlich passiv, und ihre „glorreiche Rache“ wirkt weniger kraftvoll, als der Titel verspricht. Ein Spannungsbogen ist kaum erkennbar, und auch die Geschehnisse in der Arktis sind weniger interessant als sie sein könnten. Da erwartet man einen Abenteuerroman in der Frauen eine (Haupt)Rolle spielen (ist ja eigentlich eher unüblich, zumindest wenn man an die Abenteuerromane von Jules Verne, Edgar Rice Burroughs und Henry Rider Haggard denkt).
Zudem ist die Brutalität mancher Szenen unnötig ausgedehnt, als wolle der Roman seine Wirkung erzwingen. Atmosphärisch kann das Buch nicht überzeugen. Die interessante Grundidee wird leider nicht vertieft und der Titel ist auch irreführend. Manche Szenen sind zwar durchaus als nett zu bezeichnen (vor allem im Wachsfigurenkabinett), aber so ganz überzeugt hat mich das Buch nicht. Da war mir zu wenig Arktis (bei Büchern dieser Thematik kann ich schwer widerstehen), zu wenig glorreiches Verhalten und zu wenig interessante Frauengestalten. Da hätte ich mehr Unterschiede zwischen Maude und Constanze/Jack erwartet. Zu unspektakulär ist die Geschichte, deren Ende zwar gut zum Rest des Buchs passt, aber eben auch nicht wirklich als glorreich zu bezeichnen ist. Ein Abenteuerroman mit starken Frauengestalten? Weit gefehlt. Kann man lesen, muss man aber nicht ... und ich tendiere eher dazu, vom Lesen abzuraten. Abenteuergeschichten mit Frauen mag es wenig geben, aber ich bin mir sicher, dass sich andere finden werden, in denen man mehr von den Protagonistinnen hat und mit diesen mitfiebern kann. Hier ist das eher nicht der Fall.

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