Robert führt ein ruhiges Leben in London – bis er zufällig eine neue Fernsehserie entdeckt. Sie zeigt zwei Jungen, die in einem Baumhaus ein Mädchen vergiften. Die Dialoge. Die Details. Alles kommt ihm schrecklich bekannt vor.
Denn genau das ist vor über zwanzig Jahren geschehen. Mit ihm. Und seinem Bruder Kieran. In einem abgelegenen Dorf in Cornwall.
Damals haben sie geschwiegen. Haben verdrängt. Haben weitergelebt.
Doch jetzt kennt jemand die Wahrheit – und hat ihre Geschichte verfilmt. Wer steckt hinter der Serie? Und wie lange wird es dauern, bis die ganze Welt weiß, was die Brüder getan haben?
Natürlich hat mich der Klappentext sofort fasziniert und ich wollte mehr lesen. Leider habe ich nicht bekommen was ich erwartet habe. Oder anders gesagt: ich hatte andere Vorstellungen von der Geschichte. Aber ... manchmal wird man angenehm überrascht, manchmal nicht. In diesem Fall ...
Die Stimmung ist von Anfang an bedrückend und zieht den Leser hinein. Früh erzeugt Walter ein Gefühl von klaustrophobischer Bedrohung. Teilweise muss man auch mit heftigen Szenen rechnen, der Roman enthält Darstellungen von Tierquälerei und Gewalt (zum Teil sehr drastisch dargestellt). Fast könnte man einen harten Psychothriller erwarten, und ich hätte mit das auch gewünscht. Das Potential wäre vorhanden gewesen, aber leider wird dieser Weg nicht eingeschlagen. Und die Richtung die Walter einschlägt ist in meinen Augen weniger interessant. Trotz der Vorlagen ...
Es fällt schwer, sich mit jemandem zu identifizieren, die Charaktere sind in ihrer Moral verkommen, opportunistisch oder emotional gestört, aber nicht immer nachvollziehbar in ihren Handlungen. Das erschwert den Zugang zur Handlung. Auch die Erzählweise ist gewöhnungsbedürftig, beziehungsweise hält nicht was versprochen (oder erwartet) wird. Der Handlungsstrang mit der Serie kommt mir etwas zu kurz und die Rückblenden wirken doch etwas langatmig, vor allem wenn es um den Vorfall geht, der Hauptteil der Serie ist. Das ist dann eher langweilig als spannend. Und der Schluss? Dieser ist überraschend und wendungsreich, und ... leider stark konstruiert. Fast bekommt man den Anschein, dass Walter zu viel in diesen Thriller packen wollte: Dunkle Kulte, verdrehte Weltanschauungen, abstruses Reality-TV, Familiengeheimnisse. Weniger wäre mehr gewesen.
THE TREE HOUSE bietet eine verstörende, beklemmende Geschichte mit zahlreichen Tabus, aber leider funktioniert sie in meinen Augen nicht. Das vorhandene Potential wird nicht vollständig genutzt und so verstreicht die Möglichkeit für einen düsteren atmosphärisch dichten Thriller. Das Ende versucht sich in Spannung, die man vorher vermisst hat, will aber zu viel. Eine Überraschung jagt die andere ... und schnell ist man dessen überdrüssig.
Schade eigentlich, es hätte so ein spannender Roman werden können. Empfehlenswert für ... keine Ahnung. Irgendjemand der sich nach dieser Rezension ein eigenes Bild machen möchte.
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