Mittwoch, 18. Dezember 2024

T. Kingfisher: Was die Toten bewegt (Rezension)

Eine packende und atmosphärische Neuerzählung von Edgar Allan Poes Klassiker Der Untergang des Hauses Usher. Auf die Nachricht hin, dass Madeline Usher – eine alte Jugendfreundin – im Sterben liegt, eilt Alex Easton augenblicklich zum entlegenen Stammsitz der Ushers im ländlichen Ruravien, um ihr beizustehen. Was Alex dort vorfindet, ist ein albtraumhafter, düsterer See, umgeben von wild wuchernden Pilzen und einer Fauna, die vom Teufel besessen zu sein scheint. Madeline schlafwandelt nachts und spricht mit seltsam veränderter Stimme, und ihr Bruder Roderick wird von einer mysteriösen Nervenkrankheit heimgesucht. Mithilfe einer bemerkenswerten britischen Mykologin und eines ratlosen amerikanischen Arztes muss Alex das Geheimnis des Hauses Usher lüften, ehe sie ihm alle zum Opfer fallen.
Eine Neuerzählung des berühmten Romans DER UNTERGANG DES HAUSES USHER von Edgar Allen Poe. Ist das nötig? Müssen Klassiker jetzt nicht nur in Filmen immer wieder neuinterpretiert werden sondern auch in moderner wirkenden Büchern? Nun, man kann es so sehen oder so, aber ich denke nicht, dass es das genraucht hätte. T. Kingfisher schreibt anders, und zumindest kann man ihr zugute halten, dass sie sich den sperrigen Schreibstil von Poe angeeignet hat, der es etwas erschwert den Zugang zum Original zu finden. Kingfisher beschränkt sich auch nicht auf eine bloße Neubeschreibung, sie fügt Namen, Personen und Handlungsstränge ein, welche die Geschichte interessanter gestalten sollen. WAS DIE TOTEN BEWEGT spricht Dinge an, die Poe nur angedeutet hat, oder die für seine Novelle nicht von Bedeutung waren. Und auch hier muss ich sagen, dass es das Problem der Kürze ist, die einige Dinge einfach nicht die Geltung verleihen lässt, wie es bei einem seitenstärkeren Werk der Fall war. Die Charaktere bleiben eindimensional, aber der Leser erfährt viel über Gallazien, auch was die zahlreichen Pronomen anbelangt, welche die Sprache des Landes hat (was auf der einen Seite ziemlich witzig ist, bedenkt man das Pronomengewusel, das wir versuchen in der deutschen Sprache zu bändigen, auf der anderen Seite ist es für die Geschichte nicht weiter von Belang).
Die Geschichte selbst hat mich nicht beeindruckt (das hat sie bei Poe schon nicht), aber es sind die Dinge zwischen den Zeilen, die dem Buch von T. Kingfisher einen gewissen Reiz verleihen, was auch dazu verleitet sich über das Geschlecht von Alex Eaton Gedanken zu machen ...
Meiner Meinung hätte man aus der Geschichte weitaus mehr machen können, denn die Ergänzungen der Autorin sind im Großen und Ganzen interessant und hätten eine genauere Betrachtung verdient. Bei nicht einmal 200 Seiten wirken sie aber deplatziert.

Muss man DER UNTERGANG DES HAUSES USHERS kennen um WAS DIE TOTEN BEWEGT zu verstehen? Nein. So einfach ist das. Es muss jeder selbst entscheiden ob er sich auf einen Klassiker einlässt, der teilweise aus der Zeit gefallen scheint, zumindest für einen Leser der heutigen Zeit.
Ich bin aber der Meinung, dass man zumindest ein paar Klassiker gelesen haben muss, damit man sich auch an den Neuinterpretationen erfreuen kann. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite werden automatisch über Google personenbezogene Daten erhoben. Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung. Mit dem Abschicken eines Kommentars wird die Datenschutzerklärung akzeptiert.