Freitag, 13. September 2024

Ursula Poznanski: Scandor (Rezension)

Die Wahrheit kann dich reich machen.
Die Lüge lässt deine schlimmsten Albträume wahr werden.
Es ist eine Challenge der besonderen Art, auf die Philipp und Tessa sich einlassen: Hundert Menschen treten an, um einen einzigartigen, unfehlbaren Lügendetektor zu testen: Scandor. Er begleitet die Kandidaten rund um die Uhr, wittert jede Ausflucht, jede Schwindelei. Wer lügt, fliegt aus dem Rennen und muss sich seinen tiefsten Ängsten stellen. Die Person hingegen, die am Ende übrigbleibt, erhält ein Preisgeld von fünf Millionen Euro.
Doch nicht alle spielen fair. Und es gibt jemanden, der sich auf die Suche nach einer ganz besonderen Wahrheit gemacht hat.

Wie oft am Tag lügen wir? Bestsellerautorin Ursula Poznanski macht diese spannende Frage zum Kern einer dramatischen Battle Royale in einer Welt, in der Wahrheit und Lüge die Menschen an ihre Grenzen bringen. Tatsächlich regt Poznanskis neuester Jugendthriller zum Nachdenken an. Und selbst die ehrlichste Haut wird sich gestehen müssen, dass sie hin und wieder lügt. Denn, manchmal tut die Wahrheit weh oder man bedient sich Floskeln, die nicht unbedingt eine Lüge sind, aber von der Wahrheit weit entfernt. Und natürlich will man auch nicht auf jede Frage eine Antwort geben ...
Fünf Millionen Euro sind ein interessanter Anreiz die Wahrheit zu sagen, aber nur einer von hundert wird das Preisgeld bekommen... die anderen werden vorher scheitern und sich ihren schlimmsten Ängsten stellen müssen. Die Autorin beschränkt sich aber auf die Schicksale von Tessa und Philipp und lässt den Leser an ihrem Alltag teilnehmen, der mehr oder weniger schwer zu meistern ist.
Poznanskis Schreibstil ist flüssig und Spannung entsteht durch die entsprechenden Situationen wenn man hofft, dass weder Tessa noch Philipp aus dem Wettbewerb fliegen, weil man beide als sympathisch erachtet. Und natürlich bleibt die Frage nach der Seriosität der Aufgabe. SCANDOR bleibt über Seiten spannend, obwohl man den Protagonisten bei mehr oder weniger langweiligen Alltagsbegebenheiten begegnet. Aber wie gesagt: Die Wahrheit sagen ist schwer. Nach und nach ergibt sich aber noch ein anderes Bild und man erfährt mehr über die Hintergründe Scandors und natürlich auch die Vergangenheit der Protagonisten. Und dann ... gelingt es Poznanski leider nicht die Geschichte zu einem befriedigenden Ende zu führen. Ein bisschen an den Haaren herbeigezogen fand ich es schon, und ohne viel zu verraten: Die Spannung wird durch die Wahrheit aufrecht erhalten, nicht durch die Hintergrundgeschichte Scandors. Fast könnte man sagen (und ja, man könnte auch das Wort fast streichen), dass sich die Geschichte in Wohlgefalle auflöst und am Ende Friede, Freude, Eierkuchen vorherrschen (jedenfalls soweit es entsprechende Personen betrifft).
Poznanski weiß, wie sie ihre jugendlichen (und nicht mehr ganz so jugendlichen) Leser bei Laune hält, auch wenn sie den Spannungsbogen nicht bis zum Ende durchhält. Aber, die Autorin hat schon weniger gute Bücher geschrieben, aber auch bessere. Und so kann man sagen, dass es sich bei SCANDOR um spannende Unterhaltung handelt, die zum Nachdenken anregt, aber am Ende doch enttäuscht.

4 Kommentare:

  1. Hi Martin!

    Es scheint so, dass es wieder ähnlich ist wie bei ihren anderen Jugendthriller: die Spannung kann sie super hoch halten, aber das Ende gelingt ihr wieder nicht so - das ist echt schade, dass ihr da dann oft wohl nichts mehr einfällt, dass es zum Schluss nochmal so einen gewissen Kick gibt.
    Lesen möchte ich dieses Buch aber schon, weil ich das Thema super interessant finde! Dass Leute "Lügen" oder ich würde es schwindeln nennen, weiß man eigentlich, zumindest mir ist das immer bewusst und es geht ja eigentlich schon los mit der Frage: Wie gehts dir?
    Oft will man andere nicht verletzen, oder sich selbst schützen, oder ist auch mal zu feig, direkt die Wahrheit zu sagen :D Gründe gibts wirklich viele und deshalb interessiert mich, wie sie das alles hier in die Handlung eingebaut hat.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      im Großen und Ganzen gefallen mir die Poznanski-Bücher, auch wenn das Ende oft nicht das hält was der Rest verspricht (aber ein gutes Ende zu schreiben, scheint das Problem von vielen Autoren zu sein, oder sie erfüllen einfach meine Erwartungen nicht). Poznanski benutzt für ihre Jugendbücher immer sehr interessante Themen, da wird man einfach neugierig. Ich habe noch einige ihrer Bücher auf meinem SuB, vor allem auch Bücher für Erwachsene, da möchte ich auch mal wieder mehr lesen.
      Liebe Grüße
      Martin

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    2. Bisher ist mir das mit dem etwas missglückenden Enden vor allem bei ihr aufgefallen, andere Autoren hab ich da gar nicht so im Kopf...
      Ihre Bücher für Erwachsene sind ja hauptsächlich die Krimireihen oder? Einzelbände oder Thriller hab ich ansonsten tatsächlich nicht auf dem Schirm

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    3. Bei PHANTASTIK-Autoren habe ich oft das Gefühl... nicht unbedingt bei Reihen, aber bei Einzelbänden scheint das Ende entweder auf eine (nicht geplante aber erhoffte) Fortsetzung hinauslaufen oder (zumindest in meinen Augen) etwas unbefriedigend zu sein. Vielleicht habe ich aber auch einfach andere Erwartungen.
      Und ja... Poznanski schreibt Thriller/Krimis für Erwachsene, aber bei Krimis ein gutes Ende zu finden scheint leichter zu sein.

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