Ein Like für die Liebe
Micah hatte noch nie ein echtes Date, dafür ist er viel zu schüchtern. Stattdessen zeichnet er seine Traumtypen und postet sie auf Instagram. 99 imaginäre Jungs später bringt ein Fremder in der U-Bahn sein Herz gewaltig zum Stolpern: unwiderstehliches Lächeln, Wuschellocken, sprühend vor Charme. Ganz klar, das ist Schwarm 100! Die Luft knistert, doch bevor beiden Nummern tauschen können, ist der Fremde wieder verschwunden. Zurück bleibt nur seine Jacke und Micahs Entschluss, seinen Crush zu finden. Die Suche führt in quer durch Chicago – doch manchmal ist die wahre Liebe näher, als man denkt.
The 99 Boyfriends of Micah Summers ist eine moderne, schwule Neuinterpretation von „Cinderella“, auf ein jüngeres Publikum (also definitiv nicht für meine Altersklasse) zugeschnitten. Und wenn ich dieses Buch vor 30/35 Jahren gelesen hätte (bzw. jetzt 30/35 Jahre jünger wäre) dann würde mir das Buch vielleicht auch gefallen. Aber jetzt (mit etwas Erfahrung und nicht unbedingt ein Fan von romantischen Geschichten, die einfach nur das sind: Romantisch) sieht das anders aus. Und so kann mich das Buch auch nicht so begeistern wie es bei anderen der Fall ist. Schon am Anfang habe ich ein Problem mit Micah, den ich ziemlich nervig finde, aber auch sehr realistisch. Das mag vielleicht etwas merkwürdig klingen, aber der eine oder andere junge Mensch mag sich in einer ähnlichen Situation befinden. Von daher gibt das Buch Mut über den eigenen Schatten zu springen. Aber wenn man sich auf die Geschichte konzentriert bleibt nicht viel: Die Geschichte eines jungen Mannes, der einen anderen sucht, weil er glaubt in ihm seine große Liebe gefunden zu haben. Und statt einem gläsernen Schuh hat er eine Jacke. Was nun zu einem amüsanten Trip durch Chicago führen könnte, wird ziemlich schnell und auch unspektakulär abgearbeitet und dann beginnt eine fast perfekte Liebesgeschichte.
Tja, ganz nett. Mehr aber auch nicht. Tatsächlich ist sie weniger überraschend als angekündigt und nicht wirklich witzig, auch wenn ich zugeben muss, dass mir die Charaktere, mit Ausnahme von Micah gut gefallen. Aber ... mich haben die 99 Boyfriends nicht unterhalten, Micah war da etwas zu oberflächlich, bzw. blass in der Skizzierung. Und irgendwie gab es zu viele Stereotypen und der Kitschfaktor ... nun man muss das mögen, aber es ist wohl definitiv nicht mein Genre (wie man so schön sagt).
Da fragt man sich auch, warum ich das Buch gelesen habe, aber man weiß ja nie ... es gibt schöne Liebesgeschichten, die mich begeistern können, aber diese gehörte nicht dazu. Da war kaum etwas, das mich zu Begeisterungsstürmen hinreißen hätte können.
Romantiker mögen ihre Freude haben und sich am Kitsch (und den Gastauftritten diverser Disneycharaktere) erfreuen, aber da wäre mehr gegangen.
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