Donnerstag, 20. Juli 2023

Edmund Crispin: Mit Freuden begraben (Rezension)

»Im Grunde bin ich ein Naturwissenschaftler, den es reizt, Abstecher in die trügerische Literaturwissenschaft zu unternehmen. Das erkennen Sie auch an meinem klaren und präzisen Verstand.«
England Ende der 40er Jahre. Oxford-Professor und Exzentriker Gervase Fen, wie er selbst betont, der einzige Literaturwissenschaftler der Kriminalliteratur, der je Detektiv wurde, hat es sich in den Kopf gesetzt, Lokalpolitiker zu werden. Das Dörfchen Sanford, in das es ihn für seinen Wahlkampf verschlägt, erscheint zunächst ruhig und friedlich. Doch der Schein trügt. Der Ort verbirgt ein Geheimnis und wer der Wahrheit zu nahekommt, bereut es schnell. So ergeht es auch Fens unglücklichem Bekannten D.I. Bussy, der während geheimer Ermittlungen erstochen wird. Jetzt hat der Amateurdetektiv gleich zwei Probleme: Er muss nicht nur den Mörder finden, sondern ist obendrein auch noch zum aussichtsreichsten Kandidaten der anstehenden Wahl avanciert ...

Der fünfte Fall von Gervase Fen ... Ich hatte die mir bisher bekannten Bücher gut in Erinnerung, und dachte, dass ich es mit einem unterhaltsamen Krimi zu tun bekomme. Irgendwie wurden meine Erwartungen übertroffen. Gervase Fen ist nicht wirklich ein liebenswerter Ermittler (was man von Poirot auch sagen könnte, allerdings hat dieser zumindest auch seine guten Seiten, während Fen ... nun ja ... sehr auf sich bezogen ist), aber das macht vielleicht auch den Reiz der Reihe aus. Diesmal geht es um Wahlkampf (warum auch immer) und natürlich wäre es kein Krimi wenn Fen nicht in einen Kriminalfall verwickelt werden würde (oder sich darin verwickeln lässt). Obwohl der Wahlkampf damit so gar nichts zu tun hat, aber dafür für die eine oder andere humorvolle Szene sorgt (ebenso wie der Poltergeist, der allerdings in einer anderen Liga spielt und nicht weiter erwähnt werden wird... jedenfalls nicht von mir).
MIT FREUDEN BEGRABEN bietet Freunden klassischer WHODUNIT-Krimis spannende Unterhaltung, interessante (manchmal etwas unrealistische oder sehr kitschige) Personen und Situationen. Es wird viel geboten, langweilig wird es nie und das Ende ist dann auch ... überraschend, aber nachvollziehbar.
Geschrieben 1948 ist Crispin ein zeitloser Krimi gelungen, wobei ... Gervase Fen ist ein zeitloser Charakter, dessen "Abenteuer" man auch heute noch mit Augenzwinkern lesen kann und dessen Erfinder sich nicht hinter anderen großen Krimiautoren und - autorinnen verstecken muss.

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