Mittwoch, 13. Juli 2022

Thomas Imre: Der Himmel über den Menschen (Rezension)

Warum sind wir hier? Der Astrophysiker Steven Thaillor entdeckt eines Tages ein mysteriöses Objekt, das sich aus der Tiefe des Weltalls in Richtung Erde bewegt. Um mehr über das Schicksal der Erde beim Eintreffen des Objekts herauszufinden, begibt er sich mithilfe einer neuen Technik immer öfter auf virtuelle Reisen und gerät in einen Zwiespalt zwischen realer und virtueller Welt. Doch es lohnt sich, denn Thaillor kommt nicht nur dem herannahenden Objekt auf die Spur, sondern erhält auch Antworten auf Fragen nach dem Grund der menschlichen Existenz. Die Ereignisse überschlagen sich, als das Objekt die Erde erreicht und die Menschheit vor neue Herausforderungen stellt. Die Grundidee des Buches macht neugierig und anhand des Klappentextes wird ein spannender, vielleicht etwas philosophischer SF-Roman versprochen. Leider hat mir die Umsetzung der Geschichte nicht gefallen. Dabei sind es nicht einmal die technischen Belange, die stören. Sie passen gut zur Thematik und kommen mir teilweise sogar etwas zu kurz. Was mich an DER HIMMEL ÜBER DEN MENSCHEN stört, ist die oberflächliche Schreibweise. Dadurch kann ich weder Bezug zu den Personen, noch zur Handlung aufbauen. Die Geschichte wird erzählt, so als ob sie mir direkt gegenüber sitzt, ein alter Mann, der seine Autobiografie erzählt. Aber es gelingt nicht eine Beziehung zum Erzähler aufzubauen. Alles geht viel zu schnell, unwichtige Nebenhandlungen lenken ab und das tatsächliche Problem gerät gerne und oft in Vergessenheit. Auch wirkt der Roman in anderen Dingen wie etwa Klimawandel, Umweltverschmutzung, sozialer Ungleichheit zu überfrachtet. Manchmal wirkt diese Vision wie ein Schreckenszenario, das auf uns zukommen könnte (mysteriöse Objekte hin oder her), aber dann wird alles wieder durch eine Fernsehshow aufgelockert und alles wirkt nicht mehr so schlimm. Und der Zusammenhang zur Haupthandlung ist nicht ersichtlich.
Es scheint als ob der Autor seine Fantasie nicht in den Griff bekommen hat und viele Dinge in seinen Roman packen wollte. Leider geht dadurch auch vieles verloren, was diesen Roman vielleicht lesenswert machen würde, aber diese Überfrachtung an Themen und die dadurch resultierende oberflächliche Abhandlung, schadet mehr als dass sie nutzt. Weniger interessante Themen, die auch einen Bezug zur Story hätten, wären besser gewesen (aber ich merke selbst, dass ich mich wiederhole, nur um eines nicht schreiben zu müssen: DER HIMMEL ÜBER DEN MENSCHEN ist NICHT lesenswert).
Manchmal wäre (viel) weniger mehr. Und auch am Schreibstil muss der Autor noch feilen. Mich hat das Buch in allen Aspekten nicht überzeugen können. Mir fehlte der Zugriff zu den Protagonisten und von allen Problemen der Welt waren das zu viele.
Aber vielleicht lese ich auch zu wenig SF-Romane, um mich auch auf diesen einlassen zu können.

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