Dienstag, 12. Juli 2022

Volker Dützer: Seeleneis (Rezension)

Jeden Tag kämpft die junge Unfallchirurgin Lisa Wenger in ihren Schichten gegen den Tod. Als sie sich wieder einmal zu viel zumutet, kommt es zu einem schrecklichen Unglück, das ihr Leben von Grund auf verändert. Sie wird entlassen und gerät in den Fokus der polizeilichen Ermittlungen. Ihr Leben zerbricht unter ihren Händen. Nur der charismatische Wissenschaftler Vincent van Dyck steht Lisa noch zur Seite und sie verliebt sich in ihren Retter. Doch der ehrgeizige Wissenschaftler ist besessen von dem Ziel, den Tod zu besiegen und Lisa erkennt zu spät, dass sie nur eine Figur in seinem grausamen Spiel ist …
SEELENEIS ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Jenseits der Nacht (2019).
Bisher habe ich von Volker Dützer einige sehr außergewöhnliche und spannende Thriller gelesen, dementsprechend hoch war meine Erwartung. Leider wurde ich dann doch etwas enttäuscht. Der erste Teil liest sich ganz nett und erinnert in Zügen an ein sich anbahnendes Ehedrama. Leider (aber vielleicht auch beabsichtigt) ist die Handlung vorhersehbar und dadurch auch eher spannungsarm. Alles wirkt sehr glatt und ganz kann ich Lisas Verhalten nicht nachvollziehen (auch wenn ich selbst noch nicht in ihrer Lage war und es sich so auch leichter reden lässt). Aus einer starken selbstsicheren Frau wird innerhalb kurzer Zeit eine Frau, die sich aufgegeben hat und andere bestimmen lässt). Erst am Ende des zweiten Akts ändert sich das, aber in vielen Belangen kann ich Lisas Verhalten nicht nachvollziehen, was sie für mich eine wenig glaubwürdige Protagonistin macht.
Der zweite Teil ist dann ganz anders als der Anfang. Es wird spannend, aber auch etwas seltsam und hierbei zeigt auch Volker Dützer die Stärke, die ich an seinen mir bisher bekannten Roman mag: Das Spiel mit dem Übernatürlichen/Phantastischen. Fast würde man ihm abnehmen, dass es Vampire und Zombies wirklich gibt. Leider wirken viele Behauptungen und Ereignisse sehr unglaubwürdig und Lisas Gegner wirkt zu unbesiegbar ... was wieder zu Lasten der Glaubwürdigkeit des Romans geht. Vor allem Vincents wissenschaftliche Forschungen, in Bezug auf die Kryonik waren mir dann doch teilweise zu schwammig, zu weit fortgeschritten oder nicht greifbar genug. Damit hatte ich echt meine Probleme, denn ich hatte nicht den Eindruck, dass die Forschung bereits so weit ist und ich keine Hinweise auf einen SF-Roman. Und auch wenn der zweite Teil um Längen spannender und wenig vorhersehbar ist als der erste Teil so bekommt man immer wieder den Eindruck, dass das Ende künstlich in die Länge gezogen wird. Auch die Glaubwürdigkeit der Charaktere bleibt dabei auf der Strecke, einzig Jan Wolzow wirkt für mich auch nach Beendigung des Romans authentisch. Die Nebenhandlung seiner Frau hätte gerne mehr Platz in Anspruch nehmen können als die Geschichte um den wahnsinnigen Wissenschaftler.
Seeleneis ist ein enttäuschender Thriller, der einige gute Momente hat, aber im Großen und Ganzen weder den Technik-, noch den Wissenschaftsnerd überzeugen kann ... und was den Krimi anbelangt, so kommt dieser oft sehr langatmig daher und bleibt, trotz aller unvorhersehbarer Wendungen, eher einfach.
Volker Dützer kann es besser.

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