Dienstag, 17. Mai 2022

Tao Wong: Ein Tausend Li - Der erste Schritt (Rezension)

Long Wu Ying hatte sich nie vorstellen können, einer Sekte beizutreten oder ein richtiger Kultivator zu werden. Er verbrachte seine Tage mit Lernen, dem Reisanbau auf den Feldern seiner Eltern und mit seinen Freunden. Das Schicksal jedoch hat andere Pläne für Wu Ying und als die Armee in seinem Dorf eintrifft, werden er und viele andere Dorfbewohner rekrutiert.
Als er die Möglichkeit erhält, der Sekte des Sattgrünen Wassers beizutreten, muss Wu Ying sich zwischen seinem Leben als gewöhnlicher Bürger und dem aufregenden, blutbefleckten Leben eines Kultivators entscheiden.
Begleitet Wu Ying bei seinen ersten Schritten seiner Reise über ein Tausend Li, um ein unsterblicher Kultivator zu werden.

Innerhalb weniger Wochen ist EIN TAUSEND LI - DER ERSTE SCHRITT bereits der zweite Wuxia-Roman, den ich lese. Ich hätte auch nicht gedacht, dass das, was auf der Leinwand gut funktioniert auch in Romanform faszinierend sein kann. Aber tatsächlich habe ich die bisherigen Kampfbeschreibungen in den von mir gelesenen Büchern sehr genossen, fast so, als würde ich sie im Kino sehen. Wunderbares Kopfkino. Aber ich muss sagen, dass die Kampfszenen in EIN TAUSEND LI tatsächlich die Stärke des Romans ist. Wer über die Schwächen hinwegsehen kann wird gut unterhalten. Nur ... für mich muss auch die Handlung stimmen, um mich vollkommen gut unterhalten zu fühlen. Manchmal genügen auch gut beschriebene Protagonisten, dann sehe ich auch über eine abstruse Handlung hinweg. Abstrus ist die Handlung in EIN TAUSEND LI zwar nicht, aber wirklich spannend ist sie auch nicht. Von wegen aufregendes, blutbeflecktes Kultistenleben ... obwohl, Blut fließt einiges. Allerdings ist die Handlung sehr geradlinig, wenig spannend und abgesehen von dem einen oder anderen Kampf auch sehr entspannt. Tatsächlich bekommt man den Eindruck, dass sich Wu Ying nur von A nach B bewegt, mit Reissack oder ohne ... oder mit mehr als einem Sack, kämpft und sich danach in die Kultivierungsphase zum Erholen begibt. Da bleibt kaum Zeit den Charakter zu entwickeln und so bleibt die Hauptperson auch sehr oberflächlich und scheint austauschbar zu sein (zumal die Namen für den europäischen Leser gewöhnungsbedürftig sind). Der Schreibstil ist sehr distanziert und gefühlskalt, als Leser ist man Beobachter, mehr nicht.
Es ist schade, dass EIN TAUSEND LI nicht das Potential nutzt, welche das Wuxia-Genre bietet. Es muss nicht eine Aneinanderreihung von Kämpfen sein, die sich zwar nett lesen lassen und auch unterhalten, nur ist ein Wettkampf eher sinnlos, wenn man als Leser keinen Grund hat Partei für die Hauptperson zu ergreifen, weil der Charakter genauso blass und austauschbar wie die Gegner beschrieben wurde.

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