Ich bin etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite ist der Schreibstil gut und auch der wissenschaftliche Hintergrund und die technologische Entwicklung ist nachvollziehbar. Auch die philosophische Fragestellung, die sich mit den Werten des Menschen auseinandersetzt ist greifbar und nicht zu abstrus. Allerdings auch nicht ganz neu. Aber niemand muss das Rad neu erfinden und wenn man gut unterhalten wird liest man auch ein altbekanntes Thema immer wieder. Wobei ich etwas abschweife, denn auch wenn die Thematik an sich hin und wieder in der ScienceFiction zu finden ist, so wird der Markt damit auch nicht überschwemmt.
Der Roman liest sich gut, die wissenschaftlichen Grundlagen der Utopie sind gut nachvollziehbar. Die menschliche Existenz hat sich von allem irdischem gelöst und existiert zunächst so, dass das Bewusstsein der Menschen auf Rechnern gespeichert wird. Später sind selbst diese nicht mehr nötig und ein Wesen, welches aus vielen menschlichen "Seelen" besteht, bewegt sich durchs Weltall. Die philosophischen Ideen, die im Roman verarbeitet sind, auch in Bezug auf ewiges Leben, haben mich zum großen Teil angesprochen und regen zum nachdenken an. Wohin werden wir uns entwickeln? Zurück zum einfachen Leben, aber auf einer höheren Bewusstseinsebene? Interessante Utopie, auf jeden Fall!
Das Kalanos-Projekt bietet eine interessante Grundidee, viel Stoff zum Nachdenken, einen nachvollziehbaren Hintergrund ... aber so perfekt das alles klingt, so bleibt es das auch auf einer kühlen, distanzierten Art. Es klingt fast wie die Erschaffung einer perfekten Welt und die handelnden Personen bleiben farblos und weniger greifbar als die Idee hinter der Story. Und das ist der Schwachpunkt, der das Lesevergnügen stört. Die Protagonisten sind austauschbar, ich konnte keinen Bezug zu ihnen erstellen und mir waren ihre Handlungen egal. Das wirkt sich auch auf die Spannung aus, denn interessant zu lesen war es, aber ... eine virtuelle Welt der Zukunft (die durchaus nicht perfekt ist und in einiger Hinsicht, zum Beispiel in Bezug auf die Stellung der Frau, ein bisschen archaisch anmutet) sollte mehr Potential für Spannung aufweisen und auch Platz für interessante Charaktere bieten. Fast wünschte ich, dass es sich um ein Sachbuch über eine Utopie handelt, ohne störende menschliche Komponente.
Eine interessante Idee, die in der Umsetzung nicht ganz überzeugen kann.
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