Mittwoch, 26. Juni 2019

Jan Lindner: Romeo und Julia - reanimiert (Rezension)



Welche Geschütze fährt der anstößige Para-Graf Eifelturm auf, um bei der gerade mal 13-jährigen Julia zu landen? Mit welch psychoaktivem Cocktail will Pharma-Pfarrer Florenzo das handysüchtige Mädchen vor jenem Eifelturm bewahren? Und hätte Romeo das Zeitliche gesegnet, wenn er regelmäßig seine Nachrichten gecheckt hätte? „Romeo & Julia: Reanimiert“ haucht dem Klassiker von William Shakespeare neues Leben ein, indem sich die Herren via „Prügel-App“ die Köpfe einschlagen und die neugierige, sächselnde Amme nicht einmal vor den Menstruationsspuren in Julias Höschen Halt macht. Ein modernes Theaterstück - im lockeren Gewand einer aberwitzigen Liebesgeschichte.
Liest man den Titel könnte man an Zombies denken... vor allem, weil diese ja seit einiger Zeit sowohl TV-Serien/Filme und auch Bücher (Stolz und Vorurteil und Zombies) dominieren.
Aber ich schweife ab, denn das Buch hat so gar nichts mit Zombies zu tun.
Die reanimierte Version ist eine moderne Fassung des bekannten Stücks, weshalb das Ende bekannt ist (und auch nicht verändert wurde ...). Und trotz des tragischen Endes ist es eher eine Komödie, die durch Wortwitz und Absurdität überzeugt und unterhält.
Das Original von Shakespeare ist das einzige Drama das ich von ihm mag, ein Klassiker, der bereits vielfach mutierte, mal mehr oder weniger gelungen.
In diesem Fall muss ich sagen, dass es fast gelungen ist.
Ich liebe die Sprache, die Situationen, die nervige Amme und ihren Dialekt (die armen Sachsen...). Womit ich mich allerdings nicht anfreunden konnte waren die Änderungen der Namen. Warum hätte man sie nicht beibehalten können, denn auch wenn sie witzig gemeint sind, so fand ich sie eher stören.
Paragraf Eifelturm, Prototybalt, Cabriolet, Monumentague ...
Aber darüber kann man hinwegsehen (und ich habe teilweise die Namen gedanklich in die Originale gewandelt).
Wer ein modernes, leicht absurdes, skurriles Theaterstück mag, der wird seine Freude haben.
Und ja, ich liebe die Szenen mit der Prügel-App ..
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Jetzt müsste sich nur noch ein Theater finden, das den Mut hat das Stück auch aufzuführen.

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