Dienstag, 20. November 2018

Georges Simenon: Hotel "Zurück zur Natur"

Und wieder ein Buch zur Galapagos-Affäre.
Keine Angst, es wird auch wieder Rezensionen zu anderen Büchern geben, aber im Moment lese ich vermehrt Bücher zu diesem Thema, auch wenn ich langsam zugeben muss, dass es auf Dauer etwas langweilig wird...es ist ja doch immer wieder das Gleiche.
Und wirklich neue Erkenntnisse bekommt man nicht, nur weitere Vermutungen und Verdächtigungen.
Simenon hat aus der Affäre einen Roman geschaffen, der sich zwar an den Ereignissen auf Floreana orientiert, aber durchaus auch künstlerische Freiheiten enthält.
Außerdem hat er die Personen umbenannt.

Georges Simenon war von den Geschehnissen auf Floreana derart beeindruckt, dass er unmittelbar darauf, im März 1935, im Zuge seiner Weltreise einen Zwischenaufenthalt auf Tahiti einlegte und diesen dazu nutzte, die Geschehnisse in seinem Roman Ceux de la soif (der Titel ist eine Anspielung auf die Bergpredigt, Mt 5,6 BDS) zu verarbeiten – das Buch erschien jedoch erst drei Jahre später, im Jahre 1938.
Die Figuren der Handlung sind darin eng den realen Personen nachempfunden, soweit Simenon die Geschehnisse rekonstruieren konnte; viele Details der realen Vorgänge waren Simenon jedoch unbekannt, andere wurden von ihm frei erfunden. Die Personen der Handlung treten unter veränderten Namen auf, und es bleibt offen, ob die Baronin (im Buch: Gräfin) und Philippson (im Buch: Arenson) Selbstmord verübt haben oder ob sie von Dr. Ritter (im Buch: Dr. Müller) ermordet wurden. Lorenz (im Buch: Kraus) kommt in Simenons Version nicht als Täter in Frage), der Tod Ritters/Müllers wird auf einen Schlaganfall zurückgeführt. Das Buch erschien unter dem Titel Die da dürstet erst im Jahre 1989 erstmals in deutscher Übersetzung; seit 2006 ist es unter dem veränderten Titel Hotel „Zurück zur Natur“ in einer überarbeiteten Übersetzung lieferbar.

Georges Simenon ist vor allem durch seine Büchern über Kommissar Maigret bekannt geworden, aber ich muss gestehen, dass ich bisher noch keines seiner Bücher gelesen habe. Hotel "Zurück zur Natur" war mein erstes.
Und es hat mir sehr gefallen. Ich weiß nicht, ob man unbedingt die Hintergründe der Galapagos-Affäre kennen muss, vielleicht ist es hilfreich, vielleicht auch nicht. Kennt man die Affäre hat man immer die realen Personen vor Augen, wodurch es eine leichte Vermischung gibt. Ob diese vom Autoren beabsichtigt ist, kann ich allerdings nicht sagen.
Wie ich auf den Roman ohne Kenntnis der Affäre reagiert hätte kann ich auch nicht sagen (vermutlich hätte ich es aber auch nicht gelesen).
Hotel "Zurück zur Natur" ist spannend geschrieben, weist eine Menge skurriler Charaktere auf (die es auf Floreana anscheinend in großen Mengen gab) und langweilt auf keiner Seite. Manchmal muss man den Kopf über bestimmte Verhaltensweisen schütteln, aber das musste ich auch, nachdem ich mich näher mit der Galapagos-Affäre auseinander gesetzt hatte.
 Hotel "Zurück zur Natur" ist kurzweilige Unterhaltung und auch wenn Mord und Totschlag durchaus eine Rolle spielen, kein echter Krimi.
Freunde mysteriöser (auf realen begebenheiten basierender) Geschichten werden aber auf ihre Kosten kommen.
Die Beschreibung der Galapagos-Inseln kommt jedoch zu kurz (die Geschichte könnte an sich auch auf jeder anderen einsamen Insel spielen und ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum Deutsche ausgerechnet auf die Galapagos-Inseln ziehen ...)

In Anlehnung an den Roman sendete das ZDF am 14. August 1990 einen Kriminalfilm mit dem Titel Das verratene Paradies (französischer TV-Spielfilm, 1989). Bruno Crémer spielt darin die Rolle des Dr. Ritter nachempfundenen Professors Franck Sarnave, der mit seiner Gefährtin Rita auf einer einsamen Insel lebt. Der Traum vom beschaulichen Leben wird durch die Ankunft einer exzentrischen Comtessa von Kleber und ihrer beiden Liebhaber beendet.
Den Film kenne ich allerdings nicht.

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