Ich mag die Bücher von Andreas Suchanek, jedenfalls die meisten, weil er zwar keine großartige Literatur schafft, aber Charaktere und Welten mit hohem Unterhaltungswert. Nichts, was man für einen Pullitzer, Bachmann oder Nobelpreis belohnen würde, aber für denjenigen, der etwas Ablenkung benötigt, genau das richtige. Sofern man, wie in diesem Fall, UrbanFantasy mag. Und auch wenn ich den Beginn dieser neuen Serie etwas anders empfand als andere mir bekannte Suchaneks, so wird am Ende doch ein typischer Suchanek geboten. Und nicht mehr und nicht weniger will ich.
Der Einstieg gelingt schnell, und der Stil ist solide: Suchanek schreibt gewohnt klar und direkt. Die Grundidee, Magie in privaten Museen, Artefakte mit Kräften, ein „normaler“ Typ als Einstieg in eine verborgene Welt, ist reizvoll und bietet viel Potenzial. Und natürlich hat Suchanek mit Liam und Harry mindestens zwei Protagonisten geschaffen, die man einfach mögen muss. Aber auch die wichtigen Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet und glaubwürdig. Und was den Gegner anbelangt: Nun, natürlich muss es eine übermächtige Gesellschaft sein, denn auch das bietet viel Potential für weitere Geschichten. Ganz abgesehen von den bekannten und noch im dunklen liegenden Dingen der Museen. Untypisch für mich war, dass Suchanek nicht gleich ein großes Ensemble an Charakteren aufwarten ließ, die mit Liam das Böse bekämpft. So sind es bisher nur wenige Charaktere, die erst im Laufe der Geschichte eine Rolle spielen. Typisch Suchanek dagegen war das rasante Tempo und die zahlreich ineinander verwobenen Ideen, die nicht unbedingt neu waren, aber so ein stimmiges ungewohntes Bild ergeben. Bekanntes so zu verändern, dass es zur Geschichte passt, das ist typisch Suchanek. Er bedient viele Genre-Konventionen, ohne sie umfassend zu durchbrechen oder neu zu interpretieren, aber er macht sich das so zunutze, dass man sich nicht langweilt und immer gut unterhalten wird. Manchmal ist das Tempo sehr rasant, teilweise etwas zu sehr, so dass der Showdown etwas unübersichtlich und abgehakt wirkt. Das ist ein bisschen schade, denn das Hin und Her durch die Zeiten macht schon sehr viel Spaß ... und könnte noch viel spaßiger sein.
Der Roman besitzt genug Spannung, magische Elemente und Atmosphäre, um für die richtige Spannung zu sorgen. Gleichzeitig fehlt ihm aus meiner Sicht der letzte Schritt zur echten Besonderheit: Die Idee ist gut, die Umsetzung funktioniert, aber sie hebt sich nicht dramatisch vom Genre-Mittelfeld ab und wirkt ein bisschen so, als würde sich Suchanek selbst kopieren. Aber .. das funktioniert gut und lieber eine gute Eigenkopie als ein schlechter Abklatsch eines Bestsellers. Aber wenn man Suchanek mag wird man das bekommen, was man kennt, was nicht schlecht ist und was man weiter lesen möchte.
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