Meike Stoverock: Female Choice (Rezension)

Wie Männer sich die Macht über Frauen nahmen und warum das jetzt aufhört
In der Natur kontrollieren Weibchen den Zugang zu Sex. Die Biologie nennt das FEMALE CHOICE. Bis zur Sesshaftwerdung galt das auch für den Menschen. Doch dann schufen die Männer eine Zivilisation unter Ausschluss der Frauen. Aber die finden langsam zu ihrer natürlichen Stärke zurück. Uralte Geschlechterverhältnisse sind endlich in Bewegung. Die Zeit ist reif, das Zusammenleben von Frauen und Männern neu zu denken.
FEMALE CHOICE ist ein Fachterminus aus der Biologie, der die Fortpflanzungsstrategie der allermeisten Lebewesen beschreibt. Hierbei müssen Männchen eine Leistung erbringen, um sich mit einem Weibchen zu paaren. Denn für das Weibchen ist Fortpflanzung viel aufwändiger. Sie ist wählerisch, er anspruchslos. Er geht auf Masse, sie auf Klasse. Er konkurriert, sie entscheidet. Doch im Laufe der Geschichte unserer Zivilisation hatten die Frauen bisher kaum eine Wahl. Mit der Landwirtschaft wurden die Menschen sesshaft und die Frauen aus der Öffentlichkeit ins private Heim gedrängt. Erst seit – evolutionsbiologisch – sehr kurzer Zeit können Frauen die Welt mitgestalten. Und nun gerät die männliche Ordnung ins Wanken. Überall formiert sich männlicher, zum Teil gewaltbereiter Widerstand. Was nun? Klug, provokant und anschaulich beschreibt Meike Stoverock nicht nur, wo die Menschheit vor über 10 000 Jahren falsch abgebogen ist, sondern auch, was sich ändern muss, damit Männer und Frauen eine gemeinsame Zukunft haben.
Kann ein Mann ein Buch über die Befreiung der Frau (in jeder Hinsicht) lesen?
Kann ein Mann ein Buch lesen, dass klar dazu aufruft, dass Frauen die Macht an sich reißen sollen, weil ... sie es schon immer getan haben?
Kann ein Mann das Buch lesen ohne sich danach schämen zu müssen, ein Mann zu sein? MUSS ein Mann dieses Buch überhaupt lesen?
Oder sollte man die geniale Erfindung der Bücherverbrennung (hey, Schulbücher brennen besonders gut ...) wieder einführen und dieses Buch verbrennen (dürfte schwer sein, wenn man ein ebook vor sich hat)
Also Spaß beiseite. FEMALE CHOICE ist ein Buch für jeden. Und es vermittelt in gewisser Weise auch eine eher biologische Sicht der Dinge, denn mit offenen Augen muss man erkennen, dass in der Tierwelt (wenn man sich auf männlich und weiblich beschränkt und eine eher heteronormnative Denkweise berücksichtigt) die Weibchen die Wahl treffen und die Männchen sich ins Zeug legen. Nur der Mensch, bzw. der männliche Mensch, hat versucht, der Female Choice einen Riegel vorzuschieben und wenn man die Vergangenheit betrachtet, so haben, auch wenn es Ausnahmen gibt, immer die Männer das sagen, bis weit in die Gegenwart hinein. Man muss tatsächlich nicht sehr weit zurück gehen, um zu sehen welche Stellung die Frau gegenüber dem Mann hat und Benachteiligungen gibt es heutzutage immer noch. Meike Stoverock erhebt nicht den erhobenen Zeigefinger, oder schreibt ein Manifest zur Verbesserung der Welt und der Stellung der Frau. Sie zeigt was Sache ist, und wie man damit umgehen kann, um die Welt zu verbessern.
Man mag der Autorin oberflächlich betrachtet Feminismus vorwerfen, aber das trifft meiner Meinung nach nicht zu. Denkt man etwas nach, ist es wirklich so, dass die Frauen die Wahl haben und es die Männer sind, die das verhindern. Ein hoch auf das Alphatier, das natürlich immer ein Mann sein muss.
FEMALE CHOICE will aber mehr, und so hilft eine Aufweichung der männerbestimmten Zivilisation auch Randgruppen (die nicht in das von vielen immer noch als normal angesehene heterosexuell männlich und heterosexuell weiblich), ihre Identität zu finden und zu festigen. Ob durch diese Lektüre die Welt eine bessere wird? Zum Skandalbuch hat es nicht gereicht, von daher ist es schade, dass die Meinung der Autorin eher eine leise ist. Das liegt vielleicht an der Zeit des Überflusses, in der das Medium Buch fast unterzugehen scheint, oder auch am sachlichen Tonfall. FEMALE CHOICE polarisiert nicht und ist nicht extrem genug, um zum Skandal zu werden.
Ein Buch, das jeder lesen sollte, der die Welt verändern will, unabhängig von allem (Alter, Herkunft, Geschlecht ...).

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