Dienstag, 19. August 2025

Marc H. Muelle: Wer hat den Alten kalt gemacht (Rezension)

Ein Münchner Medienmogul sitzt erstochen in seinem Wagen und die Polizei macht es sich verdächtig einfach. Das lässt den schwulen Druckerei-Chef Sepp Upphoff nicht kalt, denn ausgerechnet sein Partner Christian ist der Hauptverdächtige. Zusammen mit seinen schwulen und lesbischen FreundInnen macht er das, was die Kripo anscheinend nicht will: den wirklichen Mörder suchen. Und dann kommt es zum ungewollten 'Unfall': Domino betritt einen Laufsteg auf dem Marienplatz und bekommt einen Jahresvertrag als Top-Modell. Anschließend stolpert die Vollrahm-Fummeltrine durch die Fashion-Szene und über noch mehr Ungereimtheiten im Mordfall. Als dann auch noch internationale Pädophile einen Kindermarkt veranstalten, schaltet sich endlich die Polizei ein. Das rasante Finale nimmt seine Fahrt auf und findet seinen Höhepunkt im Münchner Christopher Street Day. Das neue Dream-Team könnte kurioser nicht besetzt sein: ein Azubi mit eigenem Lamborghini, ein Mathematiker mit Hetero-Vergangenheit, eine Hetera mit eigener Grappa-Ablage im Schreibtisch und die wohl saftigste Lesbe der Anwaltswelt sorgen für Spannung und beste Unterhaltung; gepaart mit einer gehörigen Portion Humor.
Der Klappentext ist vielversprechend und mit der Erwartung auf einen trashigen aber unterhaltsamen Gaykrimi habe ich mich dran gemacht. Allerdings wurde ich schon sehr schnell desillusioniert. Da wird mir zu viel gesäuselt und geätzt, Vorurteile und Klischees werden zu oft und zu überdeutlich bedient, dass alles eher flach wirkt und der Humor. Also damit konnte ich mich gar nicht abfinden. Lustig war das nicht und auch wenn die Charaktere (wenn man die ganzen Beschreibungen und Umschreibungen beiseite lässt) durchaus interessant erscheinen, die Handlung auch spannend sein könnte, so macht der Schreibstil alles zunichte.
Vielleicht ist das auch einfach nicht mein Humor. Ja, Marc H. Muelle kennt sich aus in der Münchner Szene, aber für eine Persiflage oder Satire ist es dann doch des Guten zu viel. Und auch wenn die Schattenseiten der Szene (und Themen wie Pädophilie und HIV) angesprochen werden, so werden die ernsten Themen auch mit unpassender Flapsigkeit niedergesäuselt. Vielleicht hätte mich das amüsiert wenn ich jünger wäre und die Münchner Szene erkunden würde ... und mich an ätzenden und säuselnden Lesben und Schwulen erfreuen könnte. Aber so ... nicht mein Humor. Und der Stil auch nicht meins, ich habe mehrmals überlegt abzubrechen, wenn es mir zu viel wurde (oder von Wan Tans und ähnlichem gesprochen wurde und damit nicht das Gericht gemeint war).
'Wer hat den Alten kalt gemacht' bietet High-Speed Spannung und hochkarätige Unterhaltung. ... mir wurde beides nicht geboten, da der Stil sehr viel zerstört hat. WER HAT DEN ALTEN KALT GEMACHT hat mir nicht das geboten, was ich erwartet habe... nur Enttäuschung...

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