Donnerstag, 14. August 2025

Hans Pleschinski/Henriette Campan: Das kurze und verschwenderische Glück der Königin Marie Antoinette (Rezension)

Marie-Antoinette, kurz für Marie-Antoinette von Österreich-Lothringen (* 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris), war aufgrund ihrer Ehe mit Ludwig XVI. vom 10. Mai 1774 bis zum 10. August 1792 Königin von Frankreich und Navarra, seit dem 4. September 1791 unter dem Titel Königin der Franzosen.
Die als Erzherzogin Maria Antonia von Österreich geborene Tochter von Kaiserin Maria Theresia heiratete am 16. Mai 1770 den Dauphin Ludwig-August, der vier Jahre später den französischen Thron bestieg. Anfänglich beliebt, wurde sie schon unter dem Ancien Régime zum Ziel massiver, teils polemischer Kritik. Im Verlauf der Französischen Revolution wurde sie entmachtet und neun Monate nach ihrem Ehemann auf der Guillotine hingerichtet. 

Hans Pleschinski (* 23. Mai 1956 in Celle) ist ein deutscher Schriftsteller, der vor allem mit seinen Romanen Bildnis eines Unsichtbaren und Königsallee bekannt wurde. Er ist außerdem als Autor von Essays, Erzählungen, Novellen, Hörspielen und Herausgeber französischsprachiger Quellen tätig.
Hans Pleschinskis intensives Interesse an Geschichte und Kulturgeschichte, den Wechselwirkungen zwischen „Geist und Macht“, an der französischen Kultur, die er als Inbegriff von Stil, Esprit und Eleganz sieht, wird an seinen Übersetzungen deutlich. So widmete er sich dem Briefwechsel zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire (1992), den Briefen der Madame de Pompadour (1999) und dem geheimen Tagebuch des Herzogs von Croÿ (2011). Außerdem hat Pleschinski ausgewählte Erzählungen des romantischen Dichters E. T. A. Hoffmanns und die Lebenserinnerungen von Else Sohn-Rethel herausgegeben. 

Jeanne Louise Henriette Campan, geborene Genet (* 2. Oktober 1752 in Paris; † 16. März 1822 in Mantes-la-Jolie), war die erste Kammerfrau (französisch première femme de chambre) Marie-Antoinettes.
Sie war die Tochter von Edme-Jacques Genet, einem hochrangigen Dolmetscher im königlichen Außenbüro. Im Alter von fünfzehn Jahren konnte sie fließend Französisch, Englisch und Italienisch sprechen. Sie wurde zur Vorleserin der drei Töchter von Ludwig XV. Wenige Jahre später wurde sie die engste Vertraute von Marie-Antoinette, als diese nach Versailles kam. 
1792 beschützte sie die Königin während des Tuileriensturms vor dem Volkszorn und verließ Paris nach deren Gefangennahme. Nach dem Sturz Robespierres kehrte sie zurück und gründete eine Schule in Saint- Germain-en-Laye, 1807 wurde sie von Napoleon zur Leiterin der Internatsschule in Écouen berufen.

Das kurze Leben der schönen und tragischen Königin
Was wir über Marie Antoinette, Tochter Kaiserin Maria Theresias und Königin von Frankreich, wissen, wissen wir aus den Memoiren ihrer Kammerfrau Henriette Campan. Sie blieb der schillernd-schönen und tragischen Königin bis an ihr Lebensende treu. Ihre Erinnerungen erzählen von einer versunkenen Epoche und Welt, von einer der radikalsten Umbruchzeiten der Weltgeschichte. Der preisgekrönte Romancier und Übersetzer Hans Pleschinski legt Henriette Campans einzigartige Memoiren in neuer Übersetzung vor. Genial kommentiert und mit einem klugen Vor- und Nachwort versehen.
Im Oktober 1768 trat Henriette Genet, spätere Campan, ein Amt an, das ihr Leben prägen und ihr mehr als einmal fast den Tod bringen sollte. Henriette war in eine der radikalsten Umbruchzeiten der Weltgeschichte hineingeboren worden, die Zeit der französischen Revolution und des Aufstiegs von Napoleon zum Kaiser der Franzosen. Im hohen Alter gab sie in ihren Erinnerungen Auskunft über eine versunkene Epoche und Welt, über bedeutsame Affären, über todbringende Missgeschicke und immer wieder aufkeimende Hoffnungen.

1823 erschienen die berühmten Memoiren Mémoires sur la vie privée de Marie-Antoinette, suivis de souvenirs et anecdotes historiques sur les règnes de Louis XIV, de Louis XV et de Louis XVI, von Henriette Champan, die einen aufschlussreichen Einblick in das Leben des französischen Adels vor der Revolution, insbesondere zur Halsbandaffäre, geben. Hans Pleschinski hat diese überarbeitet, neu übersetzt und kommentiert, so dass hier nun ein interessantes Werk über das Leben Marie-Antoinettes vorliegt. 
Wer glaubt die berühmte Königin zu kennen, wird hier eines anderen belehrt. Hier lernt man sie von einer anderen Seite kennen, die nicht an ihrem Mythos kratzt, hier aber eine sehr menschliche Seite zeigt, mit der man sogar Mitleid haben kann. 
Gut geschrieben/übersetzt und ergänzt legt Pleschinski ein Werk für jeden vor, sowohl der Laie als auch der Experte werden den Wert dieses Buchs erkennen, da es sehr lebendig geschrieben/übersetzt ist und alles andere als trocken. Die Zeit vor und nach der Französischen Revolution wird heraufbeschworen und dem Leser nahe gebracht. 

Tatsächlich muss ich aber sagen, dass es mir hier eine Person besonders angetan hat, die hier erwähnt wird, aber weder Marie Antoinette noch ihrer Familie angehört, aber für die damalige Zeit und vielleicht heute noch, als ungewöhnlich betrachtet werden muss: Charles d’Éon de Beaumont.
Berühmt wurde Chevalier d’Éon, weil er weite Teile seines Lebens als Frau lebte, weshalb er, bzw. sie auch Chevalière d'Éon bzw. Madame d'Éon genannt wurde. Erst eine Leichenschau räumte die Zweifel über ihr tatsächliches körperliches Geschlecht endgültig aus: Sie war biologisch ein Mann. Allerdings verstummten auch danach die Gerüchte nicht, dass sie eine Frau gewesen sei. Auch über ihn/sie berichtet Champan, wie auch über andere Personen ihrer Zeit. 
Und auch wenn Marie Antoinette eine interessante Person war, sie war nicht die einzige und bei weitem nicht die ungewöhnlichste. Marie Antoinette aus den Augen einer Zeitzeugin, die auch noch das Glück/Vergnügen hatte, sehr nah bei ihr zu sein. Und so bekommt auch der Leser Einblicke in das höfische leben einer Königin, hautnah und sehr persönlich und emotional ezählt von ihrer Kammerfrau, von einem Meister des Worts in die Neuzeit übertragen.

Das kurze und verschwenderische Glück der Königin Marie Antoinette bei amazon (AffiliateLink)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite werden automatisch über Google personenbezogene Daten erhoben. Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung. Mit dem Abschicken eines Kommentars wird die Datenschutzerklärung akzeptiert.