Dienstag, 22. April 2025

C. S. Harris: Die Verbrechen von Morton House (Rezension)

London, 1813. Sebastian St. Cyr, Viscount Devlin kennt die dunklen Seiten der Stadt besser als jeder andere, doch von dem Leichenfund in einem behelfsmäßigem Grab bei einer verlassenen Fabrik ist sogar er schockiert. Es handelt sich um einen 15-jährigen Jungen, der vor seinem Tod brutal gefoltert wurde. Benji Thatcher war eines der vielen obdachlosen Kinder in London und seine einzige Angehörige, die jüngere Schwester, wird ebenfalls vermisst. Niemand in der Stadt scheint sich für das Schicksal von zwei Straßenkindern zu interessieren, doch Sebastian ist fest entschlossen, den grausamen Mörder nicht ungestraft davonkommen zu lassen.
Als der adelige Detektiv zu ermitteln beginnt, stößt er schnell auf eine ganze Reihe von verschwundenen Kindern und Sebastian wird in eine mysteriöse, sadistische Welt hineingezogen. Er verfolgt die düstere Spur von den Schatten der Londoner Straßen bis in die glitzernden Vergnügungsstätten der Aristokratie und kommt zu dem erschreckenden Schluss, dass jemand aus der Oberschicht Jagd auf die Schwächsten der Gesellschaft macht. Verdächtigungen gibt es genug, die zum Teil sogar in Sebastians eigene Familie führen. Kann er es unter Einsatz seines guten Rufs und seines Lebens schaffen, weitere Unschuldige zu schützen und den Täter zu stellen?

Der 12. Teil der Sebastian St. Cyr-Reihe ist ein sehr gut geschriebener Regency Krimi, wie ihn Fans der Reihe erwarten dürfen. Eine düstere Geschichte über Elend und Hoffnungslosigkeit mit starken Charakteren und sonderbaren Verbindungen. Diese kann man allerdings nur verstehen, wenn man die vorangegangenen Bände kennt, aber ich kann sagen: Man wird es nicht bereuen. Im Nachhinein sind diese sogar sehr witzig, wenn man sich auf die aktuelle Situation bezieht. Heros starke Rolle ist seit sie Mutter wurde etwas in den Hintergrund getreten, was ich schade finde, aber es scheint, dass sie langsam wieder zu ihren Ursprüngen zurück findet. Ihr Vater ist nach wie vor undurchsichtig und ihre Mutter eine tragische Gestalt. Sebastians Familiengeschichte bleibt nach wie vor verworren, spielt aber keine große Rolle in DIE VERBRECHEN VON MORTON HOUSE. Nur die aktuelle Situation wird erschwert durch die Tatsache, dass einer der Verdächtigen in Sebastians Familie einheiraten will. Aber er ist der letzte der das verhindern kann, ein hoher Titel scheint mehr wert als ein mieser Charakter. Wobei das sogar noch nett ausgedrückt ist.
Die Abgründe, in die Autorin C. S. Harris ihre Leserschaft blicken lässt, sind tief, aber nicht wirklich neu. Es gelingt der Autorin sehr trefflich die damaligen Standesunterschiede darzustellen.
C.S. Harris überzeugt wie immer. Sie zieht ihre Leser bis zur letzten Seite in ihren Bann, Spannung bis zur letzten Seite wird geboten, auch wenn das Ende doch etwas plötzlich kommt und noch viele Fragen offen bleiben. Von einem klassischen Cliffhanger kann man da nicht sprechen. Aber ... wer die anderen 11 Teile kennt wird nicht enttäuscht werden und wer Interesse an Krimis in der Regency Zeit hat, die alles andere als romantisierend sind, der sollte der Serie eine Chance geben.
Auch nach dem 12. Band ist die Luft noch nicht raus, und das Niveau und die erzählten Geschichten haben noch nicht nachgelassen

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