Ein unheilvolles Zittern durchläuft den Rhein. Der erfahrene Geologe Gerhard Böhm bemerkt die Anzeichen zuerst: ungewöhnliche Bewegungen im Erdreich und das seltsame Verhalten der Waldameisen. Trotz des frühen Wintereinbruchs sind die Ameisen noch aktiv, und die Beben häufen sich. Steht ein Vulkanausbruch bevor? Und was hat die Befürchtung mit den Ameisen zu tun?
Böhm ist mehr als beunruhigt und sucht fieberhaft nach verbindlichen Indikatoren. Zu spät.
In der Silvesternacht geschieht das Unfassbare: Mit einer heftigen Eruption bricht zum ersten Mal nach über 10.000 Jahren in Deutschland ein Vulkan aus.
In Koblenz und den Orten am Mittelrhein herrscht Panik. Die eruptive Gewalt stürzt den Rhein ins Chaos, Lava versperrt den Fluss, und riesige Wassermassen drohen, Städte wie Mainz und Frankfurt zu überschwemmen. Die Lage scheint aussichtslos…
Dass es auch in Deutschland Vulkane gibt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Da muss man nicht nach Island oder Italien sehen, auch wenn unsere Eifelvulkane sich eher ruhig verhalten, so ist doch das Potential für eine große Katastrophe gegeben. Und eine solche Katastrophe versucht Geologe Ulrich C. Schreiber seinen Lesern nahezubringen. Leider gelingt ihm das nicht, denn so spannend man sich das Szenario vorstellen kann und wie erschreckend ein echter Vulkanausbruch sein kann, der Schrecken des Ausbruchs berührt den Leser wenig. Und das ist nicht alles, was das Buch nicht unbedingt zu einem Highlight macht: Die Dialoge sind hölzern, die Charaktere bleiben farblos und austauschbar, nur Gerhard Böhm scheint eine Art geologischer Superheld zu sein. Der Vulkanausbruch selbst wirkt nur als Beiwerk und auch wenn die geologischen Tatsachen interessant sind, so können sie nicht darüber hinwegsehen, dass der Roman seine Schwächen hat. Spannung findet man nicht, das lässt der Schreibstil des Autors gar nicht zu, dazu ist er zu oberflächlich, bzw. zu sachlich wenn es um Fakten geht. Auch wäre weniger mehr gewesen. Es vergeht viel Zeit, was den Roman entschleunigt und der Spannung nicht zuträglich ist. Und während dieser Zeit muss sich der Leser mit dem Privatleben Böhms und einer Schatzsuche auseinandersetzen. Das hat nur am Rande mit dem Vulkanausbruch zu tun und lenkt vom eigentlichen Thema ab. Die Schatzsuche an sich wäre aber ein Thema für sich gewesen, es ist schade, dass es hier nur nebenbei abgearbeitet wurde. Was allerdings zur Oberflächlichkeit des Romans passt.
DIE FLUCHT DER AMEISEN ist kein neues Buch, es erschien bereits 2006 und liegt nun in einer Neuauflage vor. In der Gesellschaft hat sich aber in den letzten Jahren einiges getan und so wird hier ein fast reines Männerbuch vorgelegt in dem Frauen nur unterstützendes Beiwerk darstellen. Irgendwie befremdlich ... Frau, Geliebte, Töchter, Reporterinnen ... aber keine Politikerinnen oder Wissenschaftlerinnen.
Und die Ameisen ... deren Rolle ist weniger bedeutsam als es der Titel erwarten lässt.
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