Dienstag, 20. August 2024

Silja Behre: Ephraim Kishon (Rezension)

Ephraim Kishon, geboren als Ferenc Hoffmann (* 23. August 1924 in Budapest, Ungarn; † 29. Januar 2005 in Meistersrüte, Appenzell Innerrhoden, Schweiz), war ein israelischer Schriftsteller, Theater- und Filmregisseur ungarischer Herkunft. Er gilt als einer der erfolgreichsten Satiriker des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum.
Im Bücherregal meiner Eltern befanden sich einige Kishon-Bücher: Die beste Ehefrau von allen, Drehn Sie sich um Frau Lot und Nicht so laut vor Jericho. Und so kam ich früh auf den Autor, von dem ich mehr über Juden und Israel erfuhr und der mir auch zeigte was ein Kibbuz ist. Vielleicht war ich ein sehr junger Fan und habe nicht viel von dem verstanden was Kishon eigentlich sagte, aber ich wurde gut unterhalten. Der Trauschein und Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht habe ich im Fernsehen gesehen. Aber in den letzten Jahrzehnten habe ich kein einziges Kishonbuch mehr gelesen, obwohl mir das eine oder andere Buch in öffentlichen Bücherschränken über den Weg läuft. Und wie wenig ich eigentlich über den Autor wusste wurde mir erst bewusst, nachdem ich das Buch von Silja ehre gelesen habe. Und ihr Buch kommt genau richtig. Auch wenn Kishon mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist, so wäre er am 23. August 100 Jahre geworden. Grund genug an diesen großen Autoren, Satiriker und Regisseur zu erinnern. Und Silja Behre ist das gut gelungen. Ihr Buch stellt keine gewöhnliche Biografie dar, tatsächlich bleibt das Privatleben des Satirikers eher im Hintergrund, was irgendwie erstaunlich ist, bedenkt man, wie wichtig die beste Ehefrau von allen und seine Kinder in den Büchern waren, aber wer kann schon sagen was Wahrheit und was Fiktion ist. Silja Behre befasst sich eher mit dem Phänomen Ephraim Kishon und wie es dazu kam, dass ein aus Budapest stammender Israeli mit seinen humoristischen Geschichten ausgerechnet beim deutschen Publikum seinen größten Erfolg hatte? EPHRAIM KISHON geht dem internationalen Erfolg des Autors nach und zeigt, wie er zum Symbol einer Bestseller-Kultur avancierte und dabei zugleich von seinen Kritikern zerrissen wurde. Silja Behre folgt Kishons Werdegang nach Israel und nach Deutschland, lässt Zeitzeugen, Freunde und Familie zu Wort kommen und hat mir vieles gezeigt, das mir unbekannt war (wobei ich auch zugeben muss, dass mein Interesse an Kishon irgendwann versiegte, aber da war ich wohl nicht der einzige). Die politische Seite des Satirikers ist mir als Kind entgangen, auch wenn ich gezwungen war mich über den Sextagekrieg und Ben Gurion zu informieren um zu verstehen worüber Kishon sprach, aber so ganz habe ich die politischen Aussagen nicht verstanden. Um so interessanter, darüber jetzt als Erwachsener zu lesen.
Silja Behre ehrt Kishon in diesem Buch, spart aber auch nicht mit Kritik und zerstört damit den verklärten Blick, den ich von Kishon hatte (was mir aber bis zum Lesen dieses Buches gar nicht bewusst war), aber das macht den Satiriker auch menschlich. Interessant entwickelte sich die Zusammenarbeit mit Übersetzer Friedrich Torberg, der maßgeblich an Kishons Erfolg in Deutschland beigetragen hat und so zeigt die Autorin auch Aspekte die vielleicht weniger im Vordergrund standen oder weniger bekannt waren. Man kann Kishon auch neu entdecken und verstehen und so wird das Buch in keiner Weise langatmig. Keine Biografie im herkömmlichen Sinne, wie gesagt, dafür ein Buch das viele Aspekte des Autors mehr oder weniger ausführlich beschreibt. Und man bekommt Lust darauf doch mal wieder zu einem Kishonband zu greifen.

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