Donnerstag, 29. August 2024

James A. Sullivan: Schlangen und Stein (Rezension)

Was, wenn Medusa nie das Monster war?
Mit »Schlangen und Stein« hat James A. Sullivan eine eindrucksvolle Neuinterpretation der Medusen-Sage geschaffen, die den antiken Stoff über die Themen Verfolgung, Unterdrückung und Gemeinschaft in die heutige Zeit transportiert: Medusa wurde von Perseus getötet, ist jedoch in Form von neun Schwestern wiederauferstanden. Im Verborgenen haben sie überlebt, doch ihr Ziel ist es, eines Tages wieder eins zu werden. Sema und Elena, eine Medusenschwester und eine Gargoyle, setzen alles daran, dies Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Weg, auf dem sie alles gewinnen, aber auch alles verlieren könnten.

Medusa scheint im Moment ein kleines Revival zu erleben, bei dem sie jedoch besser wegkommt als in der griechischen Sage und Perseus nicht der strahlende Held. Aber warum sollte man alte Mythen nicht in die Neuzeig übertragen. Das kann durchaus amüsant sein. James A. Sullivans SCHLANGEN UND STEIN versucht sich an einer Weiterführung des Mythos in die Moderne, ein durchaus interessant zu nennender Schachzug, der ein vielversprechendes Potential in sich trägt. Dabei bleibt die Handlung verhältnismäßig einfach: Die Medusenschwestern sind auf der Suche nach Medusas Kopf, um mit dessen Hilfe zu Medusa zu verschmelzen. Die Söhne Perseus' verfolgen sie und versuchen, dies zu verhindern. Unterstützt werden die Medusenschwestern von Gargylen, Kreaturen, die sich in Stein verwandeln können und auch noch einige andere Dinge.  Gut, klingt nicht wie die Neuerfindung des Rads und auch der Fantasy wird dadurch nicht viel Neues hinzugefügt, aber das, was unterhaltsam sein könnte ... ist es nicht. Erzählt wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven (wobei es vielleicht nicht geschadet hätte auch die Ansichten der Söhne des Perseus mehr Tiefe zu geben).
James A. Sullivan ist hochmotiviert und wirft seine Protagonistinnen in eine Welt der vielfältigen sexuellen Neigungen und des Rassismus. Letzterer ist aber eher latent und hätte es verdient etwas stärker im Vordergrund zu stehen, als die Liebschaften der Gargylen. Zu bemüht sind die Absichten des Autors den Mythos in die Gegenwart zu bringen.
Das hätte funktionieren können, aber so nicht.
Die Protagonisten und in größerem Maße die Antagonisten wirken flach und unpersönlich. Auf den Leser wirkt das Geschehen als würde er es aus großer Distanz beobachten. Spannung sucht man vergeblich, dazu ist die Geschichte selbst zu hektisch und vorhersehbar erzählt. Vor allem die vielen Beziehungen der Personen untereinander, wie sie sich im Laufe des Romans ergeben hätten besser ausgearbeitet werden können, bzw. müssen. So ist es unmöglich zu den Charakteren eine Bindung aufzubauen. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass das Schicksal der Medusenschwestern und ihrer Verbündeten den Leser nicht berührt. 
Eine vielversprechende Idee in den Sand gesetzt. Schade.

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