Donnerstag, 16. Mai 2024

Andrea Maria Schenkel: Finsterau (Rezension)

Ein Dorf im Bayerischen Wald. 1944 kehrt die schwangere Afra Zauner dorthin zurück, in die Enge ihres Elternhauses, das sie Jahre zuvor verlassen hat, um ihr Glück anderswo zu versuchen. Im Sommer 1947 ist sie tot, liegt blutüberströmt in der kargen Wohnstube ... Auch Johann Zauner hat es nicht leicht gehabt in seinem Leben: Der Erste Weltkrieg, die harte Arbeit als Tagelöhner, die Ehe mit Theres, an der er stets zweifelte und die lange kinderlos blieb, dann Afras Geburt. Mit dieser Tochter wollte der Herr sie vom ersten Tag an einer Prüfung unterziehen, glaubt Zauner, hatte Afra doch immer ihren eigenen Kopf, log, war von klein auf widerspenstig und störrisch. Nur der Glaube gab Zauner immer Halt, auch als die Nazis an die Macht kamen, die er verachtete. Hat er, der strenggläubige Katholik, seine eigene Tochter erschlagen, die mit einem unehelichen Kind Schande über seine Familie gebracht hat? 
In den 80erJahren des letzten Jahrhunderts durfte ich eine Woche (glaube ich, kann aber auch kürzer gewesen sein) lang mit meiner Klasse (welche das war weiß ich auch nicht mehr, aber es muss in der 6. oder 7. gewesen sein ... was hier eigentlich überhaupt keine Rolle spielt) im Schullandheim in Finsterau verbringen ... meine erste Berührung mit dem Bayerischen Wald, auch wenn nur noch das Freilichtmuseum und das Tierfreigelände in Erinnerung geblieben ist ... und der Name ... Finsterau. Und dann entdeckt man ein Buch, das den Titel des Ortes hat und diesen als Schauplatz.
Geschrieben von Andrea Maria Schenkel, die mit TANNÖD einen Überraschungserfolg abgelegt hatte. TANNÖD habe ich nie gelesen, eigentlich merkwürdig, das Buch hatte ich sogar mehrmals in Händen, aber ich habe den Film gesehen, der mir gut gefallen hat. FINSTERAU ist Andrea Maria Schenkels vierter Roman und thematisiert einen historischen Mordfall aus der Nachkriegszeit, den Schenkel nach Finsterau verlegt. Tatsächlicher Schauplatz des Verbrechens war jedoch Landshut.
Schenkel erzählt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, auf verschiedenen Zeitebenen und in mehreren Handlungssträngen. In einem nüchtern-präzisen Erzählstil rekonsturiert die Autorin das Verbrechen, erzeugt jedoch dadurch beim Leser keine Spannung. Nicht hilfreich sind auch langatmige Dialoge, die das kurze Buch nicht unbedingt zu einer leichten Kost machen. Vielleicht hätte sich FINSTERAU eher als ein Pseudo-Sachbuch geeignet, so aber wirkt es etwas sehr steril und zu sachlich für einen Roman, obwohl der Stil der Autorin durchaus faszinieren könnte, anders umgesetzt.
Mich hat das Buch nicht berührt und ich bin mir nicht sicher ob ich TANNÖD, obwohl es besser sein soll, noch lesen soll.

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