Hans Joachim Franzke/Rainer Müller/Firouz Vladi: Südharz und Kyffhäuser (Rezension)

Der Harz - unser nördlichstes Mittelgebirge - ist geologisch und landschaftlich ausgesprochen vielfältig. Während sich der Nordrand schroff aus seiner Umgebung heraushebt, geht der Harz im Süden sanfter, manchmal fast unmerklich in sein hügeliges Vorland über und erstreckt sich bis zum Kyffhäuser, der deshalb auch als "Kleiner Harz" bezeichnet wird. In dem vorliegenden Band werden Wanderungen vorgeschlagen, die dem natur- und erdgeschichtlich Interessierten einen umfassenden Einblick in die Geologie dieses Raumes vermitteln. Dazu gehören u. a. die gefalteten variszischen Gesteine des Harzes, vulkanischen Vorkommen im Ilfelder Becken, Zechstein-Abfolgen am Südrand und die geologische Struktur am Kyffhäuser. Ein eigenes Kapitel ist der Gips-Karst-Landschaft und ihren Erscheinungsformen zwischen Osterode und Mansfeld gewidmet.
(Süd)Harz und Kyffhäuser waren und sind beliebte und auch lohnenswerte touristische Ziele. Barbarossadenkmal, Barbarossahöhle oder Bad Frankenhausen mit schiefer Kirche und Panoramamuseum. Es gibt viel zu sehen und wer sich einen Wanderführer zur Hand nimmt wird überrascht sein was man alles entdecken kann: Höhlen, Berge und sogar Riffe. STREIFZÜGE DURCH DIE ERDGESCHICHTE ist mehr als ein Wanderführer oder weniger, je nachdem was sich der Leser erhofft. Es gibt keine Karten mit Wanderrouten, aber es gibt Tipps für Routen, die sich jedoch eher an den geologischen Beschaffenheiten der Umgebung richten. Und so stellt der Band SÜDHARZ UND KFFHÄUSER diese Region vor, wobei die Bezeichnung Südharz weit gefächert ist und auch andere Teile des Harzes bzw. Thüringer und Sangerhäuser Mulde.
Eine Karte und eine Auflistung im vorderen, aufklappbaren Einbanddeckel veranschaulichen die Lage der 93 vorgestellten Exkursionspunkte, mit Verweis auf die zugehörigen Seitenzahlen. Das erste Kapitel stellt Landschaft, Morphologie, Klima, Gewässernetz, Flora und Fauna vor. Diesem folgt ein Überblick über die geologische Entwicklung des Großraumes, der den Leser teilweise etwas überfordert, wenn er nicht bereits Grundkenntnisse in der Geologie hat (und ich gebe zu, dass Geologie nur bedingt zu meinen Interessengebieten gehört). Unterstützt werden die Beschreibungen durch Karten, die jedoch meist um 90° zur Leserichtung gedreht sind, was das Lesen bzw. die Handhabung des Buchs etwas erschwert.
Danach werden die geologischen Regionen inklusive einiger Exkursionsorte vorgestellt. Im Anhang sind Adressen von Schaubergwerken, Museen und geologisch-archäologisch-kulturhistorisch interessanter Objekten aufgelistet. Auch ein Literaturverzeichnis fehlt nicht.
SÜDHARZ UND KYFFHÄUSER bietet wirkliche Streifzüge durch die Erdgeschichte, bietet dazu aber nicht nur Besuchstipps sondern auch eine Beschreibung der Regionen. Der geologisch interessierte Wanderer wird seine Freude haben, wenn er auf bekannten Wegen mit neuem Blick spannendes Entdecken kann. Und auch wenn ich selbst nicht so geologisch bewandert bin, so hat mich die Barbarosahöhle vor Ehrfurcht erschlagen und Fossilien im Gestein sind auch eine unerwartete Entdeckung.
Auch wenn das Buch einige geologische Kenntnisse voraussetzt und es einige kleine redaktionelle Fehlerchen gibt (unscharfe Abbildungen, Vorstellung nicht besuchbarer Exkursionspunkte ...) so ist es doch eine interessante Ergänzung zu jedem Wander- oder Reiseführer und lässt einen die Gegend mit anderen Augen sehen.