Dienstag, 24. Oktober 2023

Sin Blaché/Helen Macdonald: Prophet (Rezension)

Im ländlichen England taucht ein amerikanisches Diner auf, hell, warm, einladend – aber ohne Strom, ohne Anschluss an die echte Welt. Als in der Nähe eine Leiche gefunden wird, werden zwei ungleiche Ermittler hinzugezogen: Dem zugeknöpften Adam Rubenstein widerstrebt alles an seinem chaotischen Partner Sunil Rao. Doch im Kampf gegen eine neue, bedrohliche Realität entwickelt sich zwischen den beiden eine unentrinnbare Anziehungskraft. Ein spektakulär spannender Roman über die beängstigende Macht nostalgischer Verklärung. Ein brillantes Spiel mit unseren Gewissheiten, ein messerscharfer Blick auf unsere Gegenwart und die mitreißende Liebesgeschichte zwischen zwei Geheimagenten.
Helen MacDonald hat eher durch andere Bücher Berühmtheit erlangt (Abendflüge, H wie Habicht) und PROPHET ist ihr erster Roman, den sie zusammen mit Sin Blaché geschrieben hat (deren erster Roman dies ebenfalls ist). Ich war einfach nur neugierig und ich wurde angenehm überrascht. PROPHET erinnert an die X-Akten oder ähnliche Serien, wirkt dabei aber nicht wie ein Abklatsch. Etwas abgeschreckt hat mich die angedeutete Liebesgeschichte, aber diese fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein, so dass den Autorinnen ein interessanter und sehr ungewöhnlicher Roman gelungen ist.
Die Ausgangssituation ist seltsam, ebenso wie die Protagonisten, die aber trotzdem glaubwürdig dargestellt werden und mir sehr gut gefallen haben. Auch die Antagonisten (sofern man davon sprechen kann) sind authentisch. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, passt aber gut zum Setting und hat so zu einem fast perfekten Roman geführt. Mystisch und Geheimnisvoll, Medizinische Versuche, Geheimagenten ... wer Akte X mochte wird hier gut bedient.
PROPHET ist genreübergreifend und vereinigt Agenten- bzw. Spionagethriller mit mysteriösen Vorfällen und einem Hauch von außerirdisch erscheinenden Phänomenen. Auch ein paar Horrorelemente wurden eingeflochten und alles wird sehr bildlich und gut vorstellbar beschrieben. Die Liebesgeschichte der beiden Agenten ist zwar irgendwie ständig präsent, man könnte sagen es knistert, aber nie übernimmt sie die Hauptrolle, was ich als sehr angenehm empfand. Der Erzählstil hat mir gefallen, auch wenn ich zugeben muss, dass die Story teilweise doch sehr spannungsarm ist, wobei der Showdown wieder sehr nervenaufreibend ist. Allerdings ist das was danach kam eher der größte Schwachpunkt, da aus mir unerfindlichen Gründen alles doch leicht kitschig angehaucht wird. Das wäre nicht nötig gewesen, zumal das Ende doch irgendwie vorhersehbar ist (und ich mir lediglich den Hinweis auf ein berühmtes Lovecraft-Zitat erlauben darf, und damit schon genug gesagt habe ... ohne wirklich zu spoilern ... oder doch?)
Aber ich kann über diese Schwächen hinwegsehen, denn ich gebe zu dass mir Rao und Adam gut gefallen haben, mich die Story fasziniert hat und ich weiter gelesen habe, selbst wenn es nicht gerade spannend zugegangen ist... langweilig wurde es deswegen nicht. Und Helen MacDonald hat gezeigt, dass sie nicht nur über Vögel schreiben kann sondern sich auch in der Welt der Romane wohlfühlt. ich bin gespannt was demnächst von ihr zu erwarten ist.

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