Dienstag, 19. September 2023

Jørn Lier Horst: Wisting und die Tote am Wegesrand (Rezension)


William Wisting muss erstmals für einen Fall in die moderne Welt des World Wide Web eintauchen: Die Rucksacktouristin Ruby wurde ermordet. Auf einer sogenannten Crowdsolving-Plattform beteiligen sich Hobby-Ermittler an der Suche nach dem Mörder und liefern zahlreiche – mal mehr, mal weniger hilfreiche – Hinweise. Eine Userin, »Astria«, behauptet sogar, sie stünde kurz vor der Lösung des Falls, doch dann verschwindet auch sie. Widerwillig lässt sich Wisting auf diese unkonventionelle Art der Ermittlung ein, löst den Fall aber letztendlich mit seiner bewährt professionellen und akribischen Art.

Wisting scheint den Autoren Jørn Lier Horst nicht loszulassen und so scheint es mehrere Reihen mit dem durchaus sympathischen Ermittler (und seiner Tochter) zu geben. WISTING UND DIE TOTE AM WEGESRAND stellt den ersten Teil der neuen Reihe WISTINGS SCHWIERIGSTE FÄLLE dar, aber ich habe keinen großen Unterschied zu seinen COLD CASES gesehen ... was aber nicht negativ aufgefasst werden soll, zumal es auch hier um eine Art COLD CASE geht.
Jørn Lier Horst legt auf gewohnte Weise einen ruhigen und gut recherchierten Krimi vor. Wisting und seine Tochter werden gut charakterisiert und auch der Rest des Casts ist glaubwürdig. Erzählt wird aus mehreren Sichtweisen. Spannung kommt durch die Ermittlungsarbeit auf, nicht durch unnötige Actionszenen (was aber nicht heißt, dass es am Ende keinen Showdown gibt). Horst schreibt detailreich ohne zu langweilen, seitenlange Beschreibungen der Umgebung fehlen, aber für den Fall wichtige Dinge werden gut erklärt.
Hin und wieder werden falsche Fährten gelegt und ich fand es sehr interessant wie sich Amateure kriminalistisch betätigten, im Vergleich zur Polizei, bei der es auch länderspezifische Unterschiede gab.
Jørn Lier Horst ist ein kleines kurzweiliges Meisterwerk gelungen, für mich der bisher beste Wisting, den ich gelesen habe (was vielleicht nicht unbedingt etwas zu bedeuten hat).

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